Geographische Entwicklungsforschung

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Fragmentierung und Marginalisierung in Comas, Lima
Verbrannter Urwald

Als Geographische Entwicklungsforschung (GEF) (veraltet auch Geographische Entwicklungslanderforschung ) bzw. development geography (im englischsprachigen Raum) wird eine Forschungsrichtung innerhalb der Geographie bezeichnet, welche sich mit dem Zusammenhang zwischen Entwicklung und raumlichen Strukturen, Prozessen und Funktionen beschaftigt. Sie stellt theoretisch-methodisch den Beitrag der Geographie zur Entwicklungsforschung dar und liefert als angewandter Zweig Erkenntnisse fur Entwicklungsplanung und Entwicklungszusammenarbeit . GEF befasst sich unter anderem mit Themenbereichen wie dem Phanomen raumlicher Fragmentierung , Fragen risikobehafteter Lebenslagen ( Verwundbarkeit , Geographische Risikoforschung ), krisenbehafteter Globalisierung und fragiler Mensch-Umwelt-Beziehungen ( Politische Okologie ) im globalen Suden. Wie die geographische Fachdisziplin an sich ist auch GEF durch einen ausgepragten Methodenpluralismus gekennzeichnet.

Die Anfange der GEF als Kolonialgeographie wie auch folgende Ansatze bis in die 1960er Jahre waren stark landerkundlich und deskriptiv gepragt, mit einem impliziten Fokus auf Modernisierung als Losung zur Uberwindung traditioneller Wachstumsbarrieren. Erst ab den 1970er Jahren kam es im deutschsprachigen Raum verstarkt zu einer theoretischen und erklarenden Auseinandersetzung mit Schlusselfragen von Entwicklung und Unterentwicklung. Diese etwa 40 Jahre dauernde Phase begann mit einem ?dependenztheoretischen Aufbruch“ gefolgt vom verflechtungsanalytischen Produktionsweisenansatz, einem Nachdenken uber Theorien mittlerer (statt globaler) Reichweite, der Adaption sozial- bzw. polit-okologischer, institutionenokonomischer, handlungstheoretischer und globalisierungskritischer Ansatze (aus dem englischsprachigen Raum) sowie der Aufarbeitung post/konstruktivistischer Betrachtungsweisen (aus dem franzosischsprachigen Raum). [1] GEF heute ist zunehmend mit der Herausforderung eines sog. Post-Developmentalismus konfrontiert. [2]

  • Jurgen Blenck: Geographische Entwicklungsforschung. In: Hottes, K.-H. (Ed.): Geographische Beitrage zur Entwicklungslanderforschung (DGFK-Hefte 12), Bonn, 1979.
  • Fred Scholz : Geographische Entwicklungsforschung ? Methoden und Theorien. Borntraeger, Stuttgart 2004, ISBN 3-443-07138-4 .

Einzelnachweise

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  1. T. Rauch: Vier Jahrzehnte deutschsprachige Geographische Entwicklungsforschung im Spannungsfeld zwischen dialektischem Lernprozess und Zeitgeist. In: Geographische Zeitschrift. 10(3), 2018, S. 175?204.
  2. M. Neuburger & T. Schmitt: Theorie der Entwicklung, Entwicklung der Theorie - Post-Development und Postkoloniale Theorien als Herausforderung fur eine Geographische Entwicklungsforschung. In: Geographica Helvetica. 67, 2012, 121?124 (Editorial).