Physische Weltkarte
Die
Geographie
bzw.
Geografie
(von
altgriechisch
γεωγραφ?α
ge?graphia
?Erdbeschreibung“;
[1]
abgeleitet von
γ?
g?
?Erde“ und
-graphie
) oder
Erdkunde
ist die sich mit der
Erdoberflache
befassende
Wissenschaft
, sowohl in ihrer physischen Beschaffenheit wie auch als Raum und Ort des menschlichen Lebens und Handelns.
[2]
[3]
Sie bewegt sich dabei an der Schnittstelle zwischen den
Naturwissenschaften
,
Geistes-
und
Sozialwissenschaften
.
Gegenstand der Geographie ist die Erfassung, Beschreibung und Erklarung der Strukturen, Prozesse und Wechselwirkungen in der
Geosphare
. Die physikalische, chemische und biologische Erforschung ihrer Einzelerscheinungen ist Gegenstand spezialisierter
Geowissenschaften
.
Bis zur amtlichen Neuregelung der deutschen Rechtschreibung war ausschließlich die Schreibweise
Geographie
richtig. Ab 1996 war auch
Geografie
zulassig, wobei
Geographie
im amtlichen Worterverzeichnis zunachst als Hauptvariante verzeichnet war und seit 2004 keine der Schreibweisen als zu bevorzugen angegeben ist (die Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenvarianten ist im amtlichen Worterverzeichnis generell fallen gelassen worden). Im amtlichen Regelteil wird vom
Rat fur deutsche Rechtschreibung
jedoch ausschließlich die Variante "Geografie" benutzt
[4]
. Im
Duden
(27. Auflage) ist die Variante
Geografie
als ?Dudenempfehlung“ gekennzeichnet. Traditionell wird in wissenschaftlichen Texten und unter Fachleuten weiterhin haufig die alte Schreibweise genutzt. So empfahl das Prasidium der
Deutschen Gesellschaft fur Geographie
im Jahr 2003 einstimmig, die Schreibweise
Geographie
beizubehalten.
[5]
Der Hinweis auf die Empfehlung wurde jedoch 2017 kommentarlos von der Website entfernt.
Die Bedeutung geographischen Wissens wurde, soweit historisch uberliefert, erstmals in der
Antike
von den
Griechen
erkannt. Vom Naturphilosophen
Anaximander
aus
Milet
wird berichtet, dass er als erster um 550 v. Chr. eine
Karte der Erde
und der
Meere
skizzierte.
Herodot
von
Halikarnassos
(484?424 v. Chr.) verfasste eine Vielzahl geographischer Berichte. Die Eroberungen
Alexander des Großen
offneten den Blick der griechischen Gelehrten bis weit nach
Asien
hinein. Es entstanden
Itinerarien
, also Beschreibungen der Straßen und Verzeichnisse der Stationen auf Reisen, sowie
Periploi
, praktische Reisehandbucher fur
Seefahrer
und
Kaufleute
, die oft auf persischen oder
parthischen
Quellen fußten.
Mit zunehmender Fernreisetatigkeit nahmen auch die Versuche der Erkundung der Gesamtgestalt der Welt zu. Neben der physikalischen Geographie und der
Kulturgeographie
entwickelten sich Anfange einer
mathematischen Geographie
. Eine
Berechnung des Erdumfangs
gelang erstmals
Eratosthenes
(ca. 273?194 v. Chr.), wahrend der um die Zeitenwende lebende
Strabon
eines der heute am besten erhaltenen geographischen Werke der Antike verfasste. Der Astronom
Claudius Ptolemaus
(ca. 100?170) sammelte
topografisches
Wissen von
Seefahrern
und gab Anleitungen fur das Zeichnen von
Landkarten
. Die Erkenntnisse der
Griechen
nutzten die
Romer
weiter. Wahrend des
Mittelalters
geriet die Geographie, wie andere Wissenschaftszweige auch, in
Europa
weitgehend in Vergessenheit. Neue Impulse kamen jedoch aus dem
Kaiserreich China
und der aufstrebenden
Geographie und Kartographie im mittelalterlichen Islam
.
Fruhe theoretische Ansatze lieferte
Albertus Magnus
: In seiner Abhandlung
De natura locorum
beschrieb er die Abhangigkeit der Eigenschaften eines Ortes von seiner geographischen Lage. Im Anschluss daran fuhrte der Wiener Astronom
Georg Tannstetter
die physikalische Geographie in den Kreis der universitaren Lehrgegenstande ein (1514).
[6]
Jan Vermeer:
Der Geograph
Die neuzeitliche Geographie wurde von
Bartholomaus Keckermann
(1572?1608) und
Bernhard Varenius
(1622?1650) begrundet. Sie entwickelten ein Begriffssystem, unterschieden ?Allgemeine Geographie“
(geographia generalis)
und die ?Regionale Geographie“ beziehungsweise
Landerkunde
(geographia specialis)
. Sie sahen Volker, Staaten und Orte in einem raumlichen,
historischen
und auch
religiosen
Kontext. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts beforderten in
Deutschland
vor allem
Johann Hubner
(1668?1731) und
Johann Gottfried Gregorii
alias
Melissantes
(1685?1770) durch ihre Lehrbucher, thematischen
Lexika
und
Atlanten
die Verbreitung der Geographie in weite Teile der
bildungsnahen
Bevolkerung
.
Das Zeitalter der
Aufklarung
forderte Erklarungsversuche von Naturerscheinungen durch
Wissenschaftler
wie
Johann Gottfried Herder
(1744?1803) und
Georg Forster
(1754?1794).
Anton Friedrich Busching
(1724?1793) verfasste die elfbandige
Neue Erdbeschreibung
mit Beschreibungen der
Lander
und deren
Wirtschaft
.
Alexander von Humboldt
Alexander von Humboldt
(1769?1859) und
Carl Ritter
(1779?1859) begrundeten schließlich die moderne wissenschaftliche Geographie, deren ursprungliches lander- und landschaftskundliches Forschungsprogramm auf Herders Kulturtheorie basiert.
[7]
Im Laufe des 19. Jahrhunderts grundeten sich zunachst vielerorts ?geographische Gesellschaften“, wahrend die universitare Institutionalisierung des Fachs vor allem mit der Grundung des
Deutschen Reichs
vorangetrieben wurde.
Ferdinand von Richthofen
(1833?1905)
[8]
definierte die Geographie zu jener Zeit als ?Wissenschaft von der
Erdoberflache
und den mit ihr in ursachlichem Zusammenhang stehenden Dingen und Erscheinungen“.
[9]
Dieser
geodeterministische
Betrachtung standen das von
Paul Vidal de la Blache
(1845?1918) gepragte Konzept des
Possibilismus
sowie die von
Alfred Hettner
(1859?1941) formulierte
Chorologie
gegenuber.
[10]
Einzelne Fachvertreter wie
Elisee Reclus
(1830?1905) knupften fruh Verbindungen zur aufkommenden
Soziologie
. Auch belegt etwa das Entstehen der ersten
Nationalparks
, dass der pragende Einfluss des Menschen auf seine
Umwelt
nicht nur bekannt, sondern auch von
politischer
Bedeutung war.
Insbesondere die deutsche Geographie war aber letztendlich von
sozialdarwinistisch
und volkisch argumentierenden Vertretern wie
Alfred Kirchhoff
(1838?1907), dem als Begrunder der
Humangeographie
geltenden
Friedrich Ratzel
(1844?1904)
[11]
und dem Geomorphologen
Albrecht Penck
(1859?1945)
[12]
bestimmt. Anwendung fanden diese Ansichten schließlich vor allem durch die
Geopolitik
, wie sie insbesondere durch
Halford Mackinder
(1861?1947) und
Karl Haushofer
(1869?1946) formuliert worden war.
Nach dem
Zweiten Weltkrieg
wandte sich die geographische Forschung im
deutschsprachigen
Raum zunachst Themengebieten von relativ geringer politischer Brisanz zu.
Carl Troll
(1899?1975),
Karlheinz Paffen
(1914?1983),
Ernst Neef
(1908?1984) und
Josef Schmithusen
(1909?1984) entwickelten die
Landschaftsokologie
,
Hans Bobek
(1903?1990) und
Wolfgang Hartke
(1908?1997) die Sozialgeographie weiter. Eine starker an den Erfordernissen der
Raumplanung
orientierte, nicht zuletzt auf den Werken von
Walter Christaller
(1893?1969) aufbauende Geographie wurde dagegen zunachst in
Schweden
durch
Torsten Hagerstrand
(1916?2004) und im
anglo-amerikanischen
Raum etabliert.
Seit Ende der 1960er Jahre (
Quantitative Revolution
) versteht sich auch die deutschsprachige Geographie zunehmend als angewandte
Wissenschaft
und sucht ihre Themen im Zusammenhang mit
Stadtebau
, Entwicklung des landlichen Raumes, Raumplanung oder dem
Umweltschutz
.
[13]
Gleichzeitig tragt die Entstehung einer sich als
kritisch verstehenden Geographie
dieser neuerlich ubernommenen gesellschaftspolitischen Verantwortung Rechnung. Durch die wachsende Spezialisierung im 20. Jahrhundert entstand die Vielfalt der heutigen Teildisziplinen und die Aufteilung zwischen
Physischer Geographie
und
Humangeographie
.
Es existieren verschiedene Versuche, die Geographie schematisch zu ordnen. Die im heutigen Wissenschaftsbetrieb bedeutsamste ist die Einteilung in die beiden großen Teilgebiete der
Physischen Geographie
und der
Humangeographie
nebst einem interdisziplinaren Bereich als dritter ?Saule“.
[14]
Es lassen sich jeweils diverse Unterdisziplinen identifizieren, wobei die Teilbereiche der physischen Geographie insgesamt relativ stark in die ubergeordneten naturwissenschaftlichen Disziplinen integriert sind, wahrend diejenigen der Humangeographie wiederum untereinander eng vernetzt sind.
Klimageographie:
Klimaklassifikation
nach Koppen und Geiger
Die
Physische Geographie
(oder
Physiogeographie
) beschaftigt sich in erster Linie mit den naturlichen Bestandteilen und Strukturen der Erdoberflache. Dabei wird die Tatigkeit des Menschen zur Erklarung der Landschaftsgenese auch behandelt.
Teilgebiete der Physischen Geographie sind unter anderem:
Die
Daseinsgrundfunktionen
der
Munchner Schule der Sozialgeographie
Die
Humangeographie
(auch
Anthropogeographie
, selten
Kulturgeographie
) beschaftigt sich sowohl mit dem Einfluss des
Menschen
auf den
geographischen Raum
, als auch mit dem Einfluss des Raums auf den Menschen ? beispielsweise im Zusammenhang mit der raumlichen Verteilung von Bevolkerung oder Wirtschaftsgutern. Ehemals als Teil der Geisteswissenschaften aufgefasst, hat sie sich insbesondere seit den 1980er Jahren
(
spatial turn
)
den
Gesellschaftswissenschaften
angenahert.
Hartmut Leser
(2001) definiert die Humangeographie als denjenigen ?Teilbereich der Allgemeinen Geographie, der sich mit der Raumwirksamkeit des Menschen und mit der von ihm gestalteten
Kulturlandschaft
und ihren Elementen in ihrer raumlichen Differenzierung und Entwicklung befasst.“
Die
Sozialgeographie
und die
Kulturgeographie
gelten dabei als ?Kerngebiete“ der Humangeographie, da sie alle weiteren Unterdisziplinen beruhren. Teilweise werden diese Begriffe auch als Synonym fur die Humangeographie im Ganzen verwendet.
[Anm. 1]
Auch die
politische Geographie
, zumal in ihrer damaligen Anwendung als
Geopolitik
und
Militargeographie
, ist eng in die Grundungsgeschichte der Humangeographie verwoben, bildet heute aber eine eigenstandige Fachrichtung. Weitere sozialwissenschaftlich orientierte Bereiche der Geographie stellen die
Bevolkerungsgeographie
, die
Bildungsgeographie
und die
Religionsgeographie
dar. Einige andere Unterdisziplinen, die diesem Facherspektrum zugerechnet werden konnen, werden im deutschen Sprachraum allerdings nur in geringem Maß oder als Teil anderer sozialwissenschaftlicher Fachrichtungen betrieben. Dazu gehoren unter anderem die
Kriminalgeographie
, die
Sprachgeographie
mit der Dialektgeographie und die
Wahlgeographie
.
Zu den klassischen Teilgebieten der Humangeographie zahlen jene Unterdisziplinen, die sich mit der vom Menschen errichteten
gebauten Umwelt
befassen, also die
Siedlungsgeographie
, die
Geographie des landlichen Raumes
, die
Stadtgeographie
und die
Verkehrsgeographie
. Letztere wird teilweise auch zur
Wirtschaftsgeographie
gerechnet, die außerdem die Geographie des primaren (
Agrargeographie
), sekundaren (
Industriegeographie
) und tertiaren Wirtschaftssektors (
Handelsgeographie
,
Tourismusgeographie
) umfasst.
Eine Sonderstellung nimmt die
Historische Geographie
ein. Ursprunglich vor allem mit
genetischer
Siedlungsforschung beschaftigt und damit humangeographisch orientiert, ist das Fach inzwischen relativ stark interdisziplinar integriert und insbesondere eng mit der
Umweltgeschichte
verbunden. Klassische Anwendungsbereiche sind die Kulturlandschaftsforschung, Waldgeschichte, Wustenbildungsforschung oder Flusslaufdokumentation. Die
raum-zeitliche
Ausbreitung von Phanomenen ist Gegenstand der geographischen
Diffusionsforschung
.
Auch wenn sich natur- und geistes- bzw. sozialwissenschaftlich orientierte Ansatze der Geographie inzwischen in ihrer methodischen Vorgehensweise stark voneinander unterscheiden, ergeben sich hinsichtlich der Fragestellungen weiterhin Uberschneidungen. Da diese vor allem die Folgen menschlichen Handelns auf die Natur und deren Ruckwirkung auf die Gesellschaft betreffen, wurde dieser der
Humanokologie
nahestehende Teilbereich teilweise als
physische Anthropogeographie
bezeichnet, ein Begriff von allgemeiner Verwendung existiert jedoch nicht. Eng eingebunden ist die Geographie auch in die interdisziplinare Erforschung von spezifischen Mensch-Umwelt-Systemen wie die
Gebirgs-
,
Kusten-
,
Polar-
,
Tropen-
und
Wustenforschung
.
Unterteilung der Geosphare
Eine traditionelle Einteilung hingegen ist jene in die
Allgemeine Geographie
und die
Regionale Geographie
, wie sie etwa im landerkundlichen Schema von
Alfred Hettner
modellhaft dargestellt wurde. Die
Allgemeine Geographie
ist demnach der Teil der Geographie, welcher sich
nomothetisch
mit den
Geofaktoren
der Erdoberflache (
Geosphare
) beschaftigt. Im Mittelpunkt stehen zumeist ein Geofaktor (z. B. Wasser, Boden, Klima etc.) und dessen Wechselwirkungen mit anderen Geofaktoren. Die allgemeine Geographie beschaftigt sich somit mit allgemeinen Gesetzmaßigkeiten in der gesamten Geosphare. Physische Geographie und Humangeographie sind dann lediglich Teile der Allgemeinen Geographie.
Regionalgeographie
oder Regionale Geographie (Spezielle Geographie) wird gemaß dieser Unterteilung als jener Teil der Geographie verstanden, welcher sich
idiographisch
oder
typologisch
mit bestimmten Teilgebieten der Erdoberflache (Geosphare) beschaftigt. Im Mittelpunkt steht somit eine
Region
, z. B. ein
Land
oder eine
Landschaft
, die wissenschaftlich in Bezug auf Raum und Zeit, abiotische und biotische Faktoren, den Menschen und Wechselwirkungen untersucht wird. Raumliche Elemente, Strukturen, Prozesse und Funktionsweisen (Wechselwirkungen zwischen den Geofaktoren) werden erfasst, klassiert und erklart. Die Regionalgeographie lasst sich unterteilen in die einzelnen Fachrichtungen der Geographie (z. B. Bevolkerungsgeographie, Siedlungs- und Stadtgeographie, Biogeographie) und zudem in die
Landerkunde
, also die idiographische Untersuchung von Raumindividuen, und die
Landschaftskunde
, die typologische Untersuchung von Raumtypen.
Kritik: Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein galten Lander- und Landschaftskunde als der eigentliche ?Kern“ der Geographie, der dem Fach eine gewisse Identitat gab. Werke mit entsprechender Thematik werden weiterhin produziert und die Regionalgeographie ist auch weiterhin wesentlicher selbstverstandlicher Forschungsgegenstand an bedeutenden Universitaten, doch gibt es vereinzelt auch kritische Stimmen, welche die Regionalgeographie und ihre wissenschaftliche Bedeutung in Bezug auf die Begriffe Landerkunde und Landschaftskunde nachrangig sehen.
[14]
Die
Regionale Geographie
erfuhr demnach einen Bedeutungswandel und beschaftigt sich, statt Regionen als Forschungsgegenstand vorauszusetzen, mit dem Regionalisierungsvorgang an sich. Damit ist sie heute Teil von Sozial- und Wirtschaftsgeographie sowie des interdisziplinaren Felds der
Regionalwissenschaft
.
[15]
[16]
[Anm. 2]
Die
Angewandte Geographie
, die in der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts in Abgrenzung zur
Theoretischen Geographie
entstand, stellt eine
normative
Form der geographischen Forschung dar, die sich in allen ihren Fachgebieten wiederfindet. Gegenstand der Angewandten Geographie ist die Analyse und Planung raumlicher Strukturen und Prozesse sowie die Losung raumbezogener Probleme. Praktische Anwendungsgebiete sind die
Raumplanung
oder der
Umweltschutz
. Insbesondere einige Forschungsbereiche der physischen Anthropogeographie sind normativ etwa auf die Paradigmen der
Nachhaltigkeit
und der
Gesundheit
hin ausgerichtet. Beispiele hierfur sind die
Geographische Entwicklungsforschung
, die
Geographische Risikoforschung
und die
Medizinische Geographie
.
Unter
Schulgeographie
versteht man das
Schulfach Geographie
, auch
Erdkunde
genannt (in Osterreich
Geographie und Wirtschaftskunde
), und die dazugehorige Ausbildung fur das
Lehramt
. Zentrales Anliegen dieses Zweiges ist ? wie in jeder Disziplin ?
Wissenschaftsdidaktik
in ihrer speziellen Auspragung als
Geographiedidaktik
. Daher umfasst die Schulgeographie auch die Methodologie der systematischen Reduzierung, Paradigmenbildung und
didaktischen
Aufbau des Fachgebiets in den verschiedenen Schultypen (Erstellung von
Lehrplanen
und
Lerninhalten
). Innerhalb der Geographiedidaktik greift die Lehre und das Lernen im Fach auf sechs verschiedene
Basiskonzepte
zuruck, die als Strukturhilfen und Leitideen fungieren. Das ubergeordnete (?großte“) Basiskonzept der Geographie ist das ?(Mensch-Umwelt-)System“. Dieses System kann mit den Konzepten ?Struktur-Funktion-Prozess“, den ?
Maßstabsebenen
“, den ?Raumkonzepten“, dem ?
Nachhaltigkeitsviereck
“ sowie den ?Zeithorizonten“ untersucht werden.
[17]
Im weiteren Sinne kann die Geographiedidaktik auch in die
hochschulische Lehre
selbst eingreifen und auch
Schulkartografie
,
Weiterbildung
,
Beratung
und Information umfassen, und so zum Tatigkeitsfeld eines angewandten Geographen werden (Erstellung etwa von
Lehrbuchern
,
Lehrsendungen
, geographischen
Dokumentationen
,
Kartenwerken
, bzw. Fachberatung bei denselben.
[18]
und Offentlichkeitsarbeit.
[19]
)
Als ?Bruckenfach“ zwischen natur-, geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen besteht in der Geographie generell eine große methodische Vielfalt, die die Bandbreite an moglichen Forschungsobjekten reflektiert. Wahrend die Erstellung von
Karten
und die Nutzung
geographischer Informationssysteme
(GIS) als wichtige Darstellungs- und Forschungsmethoden in allen Teilbereichen zu finden sind, kommen außerdem den jeweiligen Nachbardisziplinen entlehnte Verfahren zur Anwendung.
Die
Vergleichende Geographie
wurde schon im 19. Jahrhundert von
Carl Ritter
und
Oskar Peschel
begrundet.
[20]
Sie ist eine Vorgehensweise, die zwei typologische Kategorien in Bezug setzt.
Ein aktueller methodischer Teilbereich, der zunehmend Bedeutung in der Geographie erlangt und auch der
Mathematischen Geographie
zugerechnet werden kann, ist die
Geoinformatik
. Sie verwendet Methoden der Informatik bei der Bearbeitung geographischer Fragestellungen. Aufgabenfelder der Geoinformatik sind:
- Entwicklung, Erstellung und Pflege von
geographischen Informationssystemen
(GIS): Mit ihnen werden raumliche Daten gesammelt, verarbeitet, ausgewertet und kartografisch dargestellt.
- digitale
Kartografie
: Dieser Bereich beschrankt sich nur auf die Visualisierung raumlicher Daten.
- Fernerkundung
: Satelliten- oder luftfahrtgestutzte Beobachtung der Erde mit Hilfe
elektromagnetischer Strahlung
, die von Sensoren erfasst wird.
- Modellierung
: Idealisierte Nachbildung realer Phanomene, um Prognosen zu erstellen (z. B. Klima- oder Abflussmodelle).
- Statistik
: Verwendung von Software-Werkzeugen, um Datensatze mit statistischen Methoden auszuwerten
(siehe auch:
Geostatistik
)
.
Der kritische Geograph
Gerhard Hard
argumentierte nach 1968, dass der Landschaftsgeographie, die seit Alexander von Humboldt den Kern der klassischen Geographie bildet, Wahrnehmungsmuster zugrunde liegen, die aus der
Landschaftsmalerei
stammen. Daher bestimmten jene Forschungsrichtungen, die sich auf
Landschaft
beziehen wie z. B. die
Landschaftsokologie
, ihren Gegenstand primar auf asthetischer Weise, der erst sekundar mit einem szientistischen Methodendesign versehen werde. Dieses fuhre wiederum dazu, dass die asthetischen Implikationen innerhalb der Profession nicht bewusst reflektiert werden.
[21]
Obwohl sich die Geographie immer wieder neu verstanden und ausgerichtet hat, sieht
Gabor Paal
ein kontinuierliches Merkmal in der asthetischen Grundlage, die der Wissenschaft zugrunde liegt.
[22]
Demnach ist es immer ein zentrales Motiv von Geographen gewesen, raumliche Muster zu erkunden und zu verstehen, und zwar insbesondere solche Muster, die sich in ihrer Großenordnung innerhalb des menschlichen Aktionsradius bewegen: Sie befasst sich mit Mustern ?von der Großenordnung dessen, was das menschliche Augen ohne große Anstrengung noch erkennen kann bis zur gesamten Erdoberflache.“
[23]
Ansatze, die sich explizit mit Umweltwahrnehmungen auseinandersetzen, werden unter der
Wahrnehmungsgeographie
gefasst.
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- ↑
Insbesondere uber sprachliche, kulturelle und zeitliche Grenzen hinweg ergeben sich große Definitionsunterschiede. So entspricht die niederlandische
sociale geografie
der deutschen Human- oder Anthropogeographie.
- ↑
Gemeint ist hier eine Regionalwissenschaft im weiteren Sinne. Von der
spatial analysis
und der mit ihr verbundenen
regional science
hingegen grenzt sich die
New Regional Geography
bewusst ab (vgl.
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- ↑
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- ↑
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In: Nitz, Bernhard, Hans-Dietrich Schultz & Marlies Schulz (Hrsg.):
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