Genesis Suite

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Skizzierung seines Bible Albums in einem Schreiben Nathaniel Shilkrets an seinen Sohn Arthur Shilkret vom 9. Februar 1944

Die Genesis Suite (1945) ist eine Gemeinschaftskomposition in sieben Satzen zu Rezitationen aus den Urgeschichten der Bibel (1. Mose 1?11). Sie entstand auf Initiative des US-amerikanischen Musikers und Komponisten Nathaniel Shilkret unter Mitarbeit von Arnold Schonberg , Alexandre Tansman , Darius Milhaud , Mario Castelnuovo-Tedesco , Ernst Toch und Igor Strawinsky .

Uberblick [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Arnold Schonberg (1874?1951) Prelude op. 44 fur Chor und Orchester
Nathaniel Shilkret (1889?1982) Creation fur Sprecher, Chor und Orchester 1. Mose 1,1 ? 2,3 i. A.
Alexandre Tansman (1897?1986) Adam and Eve fur Sprecher und Orchester 1. Mose 2,4b ? 3,19 i. A.
Darius Milhaud (1892?1974) Cain and Abel op. 241 fur Sprecher und Orchester 1. Mose 4, 1?16a
Mario Castelnuovo-Tedesco (1895?1968) The Flood (Noah’s Ark) fur Sprecher, Chor und Orchester 1. Mose 6,5 ? 8,13 i. A.
Ernst Toch (1887?1964) The Covenant (The Rainbow) fur Sprecher und Orchester 1. Mose 8,15 ? 9,17 i. A.
Igor Strawinsky (1882?1971) Babel fur Sprecher, zweistimmigen Mannerchor und Orchester 1. Mose 11, 1?9

Entstehung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nathaniel Shilkrets Ziel war die Komposition und Aufnahme eines Bible Album , weil er sich von der Kombination aus Bibelrezitation und eingangiger Musik hohe Verkaufszahlen erhoffte. Die Besetzung der Binnensatze stand bereits im Februar 1944 fest, mit Strawinsky stand Shilkret zu diesem Zeitpunkt in Verhandlung, und fur den Eingangssatz nahm er Kontakt mit Bela Bartok auf. [1] Fur Bartok sprang im September 1945 Schonberg ein, so dass die Suite im November 1945 zu Urauffuhrung kommen konnte.

Fur die Komposition weiterer Satze hatte Shilkret auch Komponisten wie Paul Hindemith , Manuel de Falla und Richard Strauss im Blick, doch die Genesis Suite fand keine Fortsetzung.

Auffuhrungen und Aufnahmen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die erste Auffuhrung der Genesis Suite fand am 18. November 1945 im Wilshire Ebell Theatre Los Angeles durch das Janssen Symphony Orchestra unter der Leitung von Werner Janssen statt. Sie wurde in der gleichen Besetzung aufgenommen und erschien 1946 mit Rezitationen von Edward Arnold bei Artist Records. Janssen dirigierte 1947 weitere Auffuhrungen in Salt Lake City und Portland/Oreg., im gleichen Jahr wurde die Aufnahme vom Radiosender KFAC Los Angeles ausgestrahlt. [2]

1951 wurden die Restexemplare der Erstaufnahme eingestampft und ein Remix mit Rezitationen von Ted Osborne erschien bei Capital Records. Remastered erschien diese Edition 2001 bei Angel Records / EMI. [3]

Das Auffuhrungsmaterial der Genesis Suite galt (mit Ausnahme der separat publizierten Beitrage von Schonberg und Strawinsky) seit einem Brand in Shilkrets Haus 1973 als verloren. Eine Rekonstruktion der 1998 aufgefundenen Partiturauszuge besorgte Patrick Russ im Auftrag des Milken Archive of Jewish Music, und so konnte Gerard Schwarz 2000 die rekonstruierte Fassung mit dem Ernst Senff Chor und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin aufnehmen. Sie erschien mit Rezitationen von Barbara Feldon , Tovah Feldshuh , David Margulies , Isaiah Sheffer und Fritz Weaver 2004 im Milken Archive / Naxos. [4] Schwarz sorgte Ende Mai 2008 auch fur die erste offentliche Auffuhrung der rekonstruierten Fassung in Seattle. [5]

Wirkung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Genesis Suite ist ein Pasticcio unterschiedlichster Personalstile ? von Partituren im Hollywood-Sound (Shilkret, Castelnuovo-Tedesco) bis zur musikalischen Avantgarde (Schonberg, Strawinsky) und keineswegs ein einheitlich konzipiertes Werk. Entsprechend geteilt war die Reaktion des Publikums.

Schonbergs Prelude galt sogar Shilkret als unverstandlich. An seine Frau schrieb er nach der Urauffuhrung: ?… even you with all your experience will think that the cat is just jumping all over the piano …“. [6] Ein anderer wunder Punkt war der ?offene Schluss“ von Strawinskys Babel . Von Arnold Schonberg ist der bissige Kommentar uberliefert: ?it didn’t end, it just stopped.“ [7] Doch dies mag auch ein Reflex auf die Rivalitat der Komponisten sein ? Shilkret jedenfalls hatte Sorge, sie bei den Proben moglichst nicht aufeinandertreffen zu lassen.

So entschieden sich Shilkret und Janssen, den Beitrag von Schonberg auf der Erstaufnahme als Postlude ans Ende zu setzen. Bei der Neuausgabe 1951 kam er wieder an die erste Stelle, erhielt aber den (nicht von Schonberg stammenden und sachlich vollig unzutreffenden) Untertitel Earth was without form . Dafur wurde nun Tochs The Covenant ans Ende verschoben, um die Suite versohnlich ausklingen zu lassen. Die Aufnahme der rekonstruierten Fassung von 2004 bringt erstmals die originale Reihenfolge.

Gerade in ihrer Vielfarbigkeit ist die Genesis Suite aber ein einzigartiges Zeitdokument der Emigrantengesellschaft im kalifornischen Exil der 1940er Jahre, das Alexandre Tansman geradezu als ?Weimar contemporain“ [8] bezeichnete.

Literatur und Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Genesis Suite  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Briefe/Briefentwurfe von N. Shilkret in der Commons Category
  2. Nathaniel Shilkret, Barbara Shilkret, Niel Shell: Feast or Famine: Sixty Years in the Music Business . archival edition of Shilkret autobiography, 2001
  3. Genesis Suite (1945). Naxos Records, abgerufen am 25. Januar 2023 (englisch).
  4. Katalog-Eintrag 8.559442 auf naxos.com, abgerufen am 15. Januar 2021 (englisch)
  5. Ankundigung der Auffuhrung der Genesis Suite ( Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive ) auf seattlesymphony.org (englisch)
  6. Brief von N. Shilkret an seine Frau Anne Shilkret vom 26. November 1945, S. 2
  7. Zitiert bei Schwendener (s. u.), S. 4
  8. Zitiert bei Gerald Hugon, Art. Alexandre Tansman , auf musimem.com