Die
gemaßigte Klimazone
? meist nur
gemaßigte Zone
genannt (zudem in
unterschiedlicher Bedeutung
:
Mittelbreiten
) ? ist in erster Linie eine der
erdumspannenden
Klimazonen
, die durch bestimmte
solare
oder
thermische
Schwellenwerte abgegrenzt werden. Die
beiden
gemaßigten Zonen ? die haufig nochmals in eine
kuhl-/nemorale
und
kaltgemaßigte/boreale (Sub-)Zone
unterteilt werden ? erstrecken sich parallel zu den
Breitenkreisen
in Ost-West-Richtung; nach der
solaren Definition
vom 45.
Breitengrad
bis zu den
Polarkreisen
um die gesamte Erde.
[1]
Polwarts
schließen sich die
polaren Zonen
an und
aquatorwarts
die
Subtropen
an. Nach
thermischen Parametern
kommt es je nach
Klimaklassifikation
und Autor zu erheblichen Abweichungen von den solaren Grenzen.
Die herausragenden Merkmale
aller
klimatisch
gemaßigter Gebiete
sind die uberall vorherrschenden ganzjahrigen
Westwinde
in Verbindung mit vier deutlich ausgepragten thermischen
Jahreszeiten
, die vor allem am
Laubfall
der Laubbaume und anschließender Winterkahlheit erkennbar sind. Im Ubergangsraum zwischen kuhl und kaltgemaßigter Zone dauern alle Jahreszeiten annahernd gleich lang. Im Winter tritt uberall regelmaßig Frost auf.
Im weiteren Sinne steht der Begriff
Gemaßigte Zone
uber die klimatische Betrachtung hinaus fur den globalen,
geozonalen
Naturraum
mit seinen weiteren Eigenarten.
Durch die
globale Erwarmung
kommt es zu einer
Verschiebung der Klimazonen
mit weitreichenden Auswirkungen fur die Mittelbreiten
(siehe etwa
Klimafolgen fur Europa
)
. Fur den gesamten Zonenraum werden vermehrte Waldbrande, Insektenbefall (u. a.
Forstschadlinge
) sowie Krankheiten fur alle Lebewesen
[2]
? vor allem die Ausbreitung von
Infektionskrankheiten
[3]
erwartet. Das ohnehin wechselhafte Wetter wird noch unberechenbarer werden und die Haufigkeit und Intensitat von
Unwettern
wird deutlich zunehmen. (Weitere Folgen werden bei den beiden Subzonen beschrieben.)
Haufig wird im Allgemeinen
(sowie in diesem Artikel)
auch die Bezeichnung
Mittelbreiten
oder
mittlere Breiten
fur die
gesamte
gemaßigte Zone verwendet. Im weiteren Sinne ist damit ebenso die
solare Klimazone
zwischen den Wendekreisen und den Polarkreisen beziehungsweise zwischen
Tropen
und
Polargebieten
gemeint ? insofern
einschließlich
der
subtropischen
Klimazone. Im engen Sinne steht
Mittelbreiten
auch nur fur die
kuhlgemaßigte Zone
und schließt das kaltgemaßigte Klima aus.
In einigen Publikationen wird das Mittelmeerklima als
warmgemaßigte Zone
bezeichnet, das ublicherweise den Subtropen zugeordnet wird.
[4]
Uberdies reichen die sogenannten
warmgemaßigten Regenklimate
der
Klimaklassifikation nach Koppen und Geiger
mit den
Seeklimaten
Cfb
und
Cwb
in die kuhlgemaßigte
Zone
. Hier besteht Verwechslungsgefahr zwischen
Klimazonen
und
Klimaten
.
Gemaßigte Klimazone(n) nach drei bekannten Klassifikationen
Maximale Ausdehnung der Zonengrenzen nach
Troll & Paffen
(1964),
Lauer, Rafiqpoor & Frankenberg
(1996) und
Siegmund & Frankenberg
(1999/2006). Uberschneidungen der drei Modelle am Rand schwarz schraffiert, zwischen den beiden Subzonen farbig schraffiert.
Kaltgemaßigte Zone
|
Kuhlgemaßigte Zone
|
(Die mogliche Untergliederung nach
Makroklimaten
wird bei den beiden Subzonen behandelt)
Die typischen jahrlichen
?Sonnenlaufe“
in den Mittelbreiten bedingen das Phanomen ausgepragter thermischer Jahreszeiten (
Fruhling
,
Sommer
,
Herbst
und
Winter
) von den Polarkreisen aquatorwarts, sodass diese ? die genau bei 66° 33′ 55″ nordlicher und sudlicher
Breite
verlaufen ? seit jeher als ?naturliche Grenze“ zwischen Mittelbreiten und Polargebieten angesehen werden. Die Abgrenzung Richtung
Aquator
ist hingegen ?kunstlich“ bei 45° nordlicher und sudlicher Breite gezogen: Dies entspricht genau der halben Entfernung zwischen den Polar- und
Wendekreisen
. Die dann anschließenden
Subtropen
bilden zusammen mit den gemaßigten Zonen die
solaren Mittelbreiten
.
Die hochsten Sonnenstande der Klimazone liegen von den Polarkreisen bis zum 45. Breitengrad zwischen 0 und 23° zur Wintersonnenwende und zwischen 47 und 69° zur Sommersonnenwende. Diese Bedingungen liegen bestimmungsgemaß im Mittel zwischen den lichtarmen Polarzonen und der sonnenreichen subtropisch-tropischen Zone.
[5]
Dies fuhrt zu einer mittleren jahrlichen
Globalstrahlung
von 800 bis 1500 kWh/m² in den Mittelbreiten.
[6]
Die Tageslangen bewegen sich im Jahreslauf zwischen rund 8,5 und 15,5 Stunden am 45. Breitengrad und 0 bis 24 Stunden an den Polarkreisen; das entspricht jahrlichen Schwankungen von 7 bis 24 Stunden.
[7]
[5]
Wahrend der
Vegetationsperiode
liegen die Tageslangen im Mittel bei 12 bis 20 Stunden.
[8]
Der
UV-Index
(sonnenbrandwirksame Intensitat der
Ultraviolettstrahlung
)
ist im Jahresmittel um 12:00 Uhr Mittags mit 2 bis unter 6 niedrig bis maßig.
[9]
Durch diverse Faktoren (insbesondere Luft- und
Meeresstromungen
) wird die durch die eingestrahlte
Sonnenenergie
entstehende
Warme
unregelmaßig nach Norden oder Suden transportiert. In den gemaßigten Zonen findet der Luftmassenaustausch zwischen den stabilen
Hochdruckgebieten
der Subtropen und der Polargebiete statt. Nirgends auf der Erde sind
Wind
und
Wetter
so wechselhaft
(siehe Abschnitt:
Wettersysteme
)
. Die thermischen Grenzen der Mittelbreiten weichen daher mehr oder weniger von den solaren Grenzen ab. Vor diesem Hintergrund haben diese Gebiete einen hohen maximalen Energieeintrag mit hoher Variationsbreite an Land und einen mittleren Input mit mittlerer Variation uber Meeresgebieten.
[10]
Bis auf sehr wenige Ausnahmen in
hochmaritimen Klimaten
erfahren die gesamten Mittelbreiten regelmaßig winterlichen Frost, der (auch im
Tiefland
) fast uberall bis unter −10 °C reicht.
[11]
Nach Untersuchungen von 2019 fallt die Grenze zwischen kalt- und kuhlgemaßigter Zone auf der Nordhalbkugel ziemlich genau mit dem sudlichsten Vorkommen von (isolierten) Permafrostboden zusammen, die eine durchschnittliche Bodentemperatur von hochstens 4 bis 5 °C aufweisen. Im Ubergang zur Polarzone liegt sie (vor allem in Zentral- und Ostsibirien) minimal um rund −10 °C.
[12]
Die reale durchschnittliche
Jahresmitteltemperatur
der bodennahen Luftschichten wird fur den gesamten Zonenraum mit −7 °C angegeben.
[13]
Das Oberflachenwasser gemaßigter Meeresgebiete ist im Schnitt 3 bis 5 °C kalt.
[14]
Vergleicht man verschiedene Karten der Klimazonen (oder vergleichbarer
geozonaler
Modelle), so fallen erhebliche Abweichungen der Zonengrenzen auf, wie man bereits an den drei Modellen der hier veroffentlichten Karte erkennen kann.
[Anmerkung 1]
Etliche Wissenschaftler haben versucht, die Grenzen der Klimazonen grundlegend zu definieren oder ihre Ansatze ermoglichen die Ableitung entsprechender Schwellenwerte. Fur die gesamten Mittelbreiten gibt es allerdings nur wenige explizite Festlegungen, da die meisten Autoren die beiden kuhlen und kalten Subzonen im Sinne eigenstandiger Klimazonen behandeln. Eine Zusammenfassung ist zum Teil nicht sinnvoll (etwa fur
Troll & Paffen
[15]
oder
Muller-Hohenstein
[16]
) oder fuhrt zu wenig aussagekraftigen Wertespannen (s. u.). Einige Beispiele:
Autor(en)
|
von
|
Ziel / Hintergrunde
|
Benennung
|
Faktoren
|
Wertebereiche
|
Koppen
, auf der Grundlage von
Supan
[17]
|
1884
|
Festlegung der funf Klimazonen
|
Boreale und
Nemorale Zone
|
Andauer der Mitteltemperaturen
|
unter 4 bis 11 Monate unter 10 °C
1 bis 12 Monate 10 bis 20 °C
0 bis weniger als 4 Monate uber 20 °C
|
FAO
, auf der Grundlage
von
Koppen
&
Trewartha
[18]
|
1968 / 2000
|
?Ecological zones“
Level 1 - Domain
: Ubergeordnete thermische Klimazonen
im System der Okozonen; internationale Verwendung
|
Boreal und
Temperate
|
Thermische Andauer- u. Schwellenwerte
|
1 bis 8 Monate uber 10 °C
|
Schultz
[8]
|
1988
|
?
Die Okozonen der Erde
“
Klimazonen nach Troll & Paffen auf der ersten Ebene der Okozonen
|
Boreale Zone und
Mittelbreiten
|
(u. a.) Thermische Wachstumsbedingungen
in Klammern = regional
|
(1) 2 bis 7 Monate uber 10 °C
(0) 1 bis unter 4 (5) Monate uber 18 °C
|
Lauer
,
Frankenberg
und
Rafiqpoor
[19]
|
1996
|
?
Die Klimate der Erde
“
?Okophysiologische Klimaklassifikation“: Wechselwirkungen des
Systems ?Klima?Pflanze?Boden“ als Reaktion der Pflanzendecke
auf das Klima mit Quantifizierung der Grenzlinien
|
Mittelbreiten-Zone
|
mittlere
Bestrahlungsstarke
(BS)
und thermische Vegetationsperiode (VP)
|
BS: 100 bis 150 W/m²
VP: 2 bis 6 Monate
|
Siegmund
&
Frankenberg
[20]
|
1999 / 2006
|
?
Klimate der Erde
“
Thermische Klimazonen
als erster Klimaschlussel im ?Baukastensystem“
|
Warme u. heiße Zone
|
Jahresmitteltemperatur
|
−10 bis 12 °C
|
Zur Bestimmung eines Klimatyps sind neben den verschiedenen Temperaturen ebenso Messwerte zur
Wasserversorgung
erforderlich. Da jede Klimazone
verschiedene Klimatypen
hat, sind diese
hygrischen
Werte fur die gesamte Zone nur wenig aussagekraftig:
Die
Niederschlage
sind in den
ozeanischen Bereichen
ganzjahrig ausgeglichen und nehmen zu den
kontinentalen Gebieten
hin ab. Die Mittelwerte liegen von den Polarkreisen Richtung Aquator in den nordlichen Mittelbreiten bei moderaten 600 bis 900 mm und in der Sudhalfte bei niedrigen 300 bis relativ hohen 1300 mm. Im Suden fallt die Steigerung pro Breitengrad wesentlich hoher aus als im Norden.
[21]
Regen und Schnee sind auf die gesamte Zone bezogen etwa gleich haufig. Etwa die Halfte bis zu zwei Dritteln der Niederschlage
verdunsten
wieder. Diese Kombination fuhrt zu einer allgemein mittleren
Luftfeuchtigkeit
(in
ozeanisch beeinflussten
Klimaten hoher, in
kontinentalen
geringer). Der Himmel in den gemaßigten Breiten ist im Mittel
bewolkt
bis stark bewolkt, wobei der Bedeckungsgrad in der Sudhalfte etwas hoher liegt.
[22]
Das Klima der mittleren Breiten wird im Rahmen der
planetarischen Zirkulation
von den instabilen und sehr veranderlichen
Ferrel-Zellen
bestimmt, die in der Hohe zwischen den schmalen Bandern des
(ganzjahrigen) Polarfront- und des (oft nur winterlichen) Subtropenjetstreams
liegen, die standig sehr hohe Windgeschwindigkeiten aufweisen. Aufgrund des permanent hohen Druckunterschiedes zwischen den warmen tropisch/subtropischen Drucksystemen und der polaren Kaltluft ? genannt
Planetarische Frontalzone
? entsteht in der Ubergangszone ein
Gradientwind
von Sud nach Nord, der von unterschiedlich warmen, bodennahen Luftmassen in meist instabilen Luftdrucksystemen begleitet wird. Durch die
ablenkende Erddrehung
entstehen dabei ? sowohl bodennah als auch in der Hohe ? die ganzjahrig vorherrschenden Westwinde. Bei rund 60° bis 70° geographischer Breite ? jedoch haufig weit in Richtung der Wendekreise ausgreifend ? treffen die polaren und tropischen Luftmassen an der
Polarfront
aufeinander. Diese ?Verwirbelungszone“ ist das Ursprungsgebiet der in den kaltgemaßigten Mittelbreiten das Wettergeschehen stark bestimmenden dynamischen
Tiefdruckgebiete
der
subpolaren
Tiefdruckrinnen
. Nirgends ist das
Wetter
so haufig wechselhaft wie in den Mittelbreiten.
[23]
Allein die Zugehorigkeit zu einer Klimazone ermoglicht noch keine Aussagen uber die tatsachlichen
Klimate
innerhalb
der Zone. Dazu bedarf es der Festlegung von
Klimatypen
aus dem Vergleich der ?elementaren“
Makroklimate
aller Kontinente mit Hilfe weiterer Parameter (siehe
Klimazone: Abschnitt
Moglichkeiten der Zonen-Untergliederung
): Das konnen regionale thermische Bedingungen sein ? etwa die
Kontinentalitat
?, doch vor allem
hygrische Merkmale
wie die Summe der
Niederschlage
im Jahr, die Dauer von
Regen-
und
Trockenzeiten
oder das Verhaltnis von Niederschlags- und
Verdunstungsrate
(
Humiditat
/
Ariditat
)
. Dies fuhrt zu komplexen Klimaschlusseln, die im Kartenbild zwangslaufig noch großere Abweichungen zwischen den verschiedenen Modellen aufweisen!
Wie an der
Karte
erkennbar, hebt sich der weltumspannende Gurtel der
nordischen (borealen) Nadelwalder
(als
Subzone
, die uber Land nur in der Nordhemisphare ausgebildet ist) deutlich von den kuhlgemaßigten
Laubmischwald-
,
Steppen-
und
Wustenklimaten
ab, die im Gegensatz dazu ein wesentlich unruhigeres Bild wechselnder Landschaften erzeugen. Dies legt eine Teilung der Zone nahe. Fast alle Autoren folgen diesem Gedanken.
In den mittleren Breiten entspricht die Vegetation und das jeweilige
Artenspektrum
der
Hohenstufen
in den
Hochgebirgen
im Wesentlichen der geozonalen Abfolge: Auf die Laubwalder der (untersten)
planar-kollinen Hohenstufe
in der kuhlgemaßigten Zone folgen polwarts die borealen und hohenwarts die
montanen
Nadelwalder bei sehr ahnlichen Klimabedingungen. Die klimatische und okologische Ahnlichkeit setzt sich in den polaren
Tundren
beziehungsweise der
alpinen Matten und Heiden
und schließlich in den polaren beziehungsweise
nivalen
Kaltewusten
fort, obwohl insbesondere die solaren Bedingungen und die Niederschlagsverhaltnisse nicht identisch sind. Insbesondere die in
Luv und Lee
sehr unterschiedlichen Niederschlage in Gebirgen fuhren ? meistens kleinraumig ? zu deutlich feuchteren Matten- und Nadelwaldtypen auf der Westseite (Luv in der Westwindzone) und zu wesentlich trockeneren auf der Ostseite (Lee), fur die es keine Entsprechung in den
hohen Breiten
gibt. Je naher ein Gebirge an den Polen liegt, desto geringer sind die Unterschiede zu den geozonalen Bedingungen des Tieflandes.
Die Ubereinstimmungen der Gebirgs
flora
selbst weit voneinander entfernter Berge der Mittelbreiten liegt vor allem daran, dass sie alle nach der
Eiszeit
Ruckzugsgebiete
fur die gleichen Lebensformen der eiszeitlichen
Biome
waren, die sich im Tiefland zwischen den Gebirgen erstreckten: Sie haben demnach den gleichen Ursprung und sind noch nicht lange genug
isoliert
, um sich in der
Evolution
deutlich auseinanderentwickelt zu haben.
Die großten Gebirge, die sich komplett durch die gemaßigten Zonen ziehen, sind etwa die
pazifischen Kustengebirge in Nordamerika
und das
Sudsibirische Gebirge
in Ostasien. Bedingt kann man die
Sud-Anden
Sudamerikas nennen, auch wenn eine kaltgemaßigte Subzone auf der Sudhalbkugel umstritten ist.
Nach okologischen Kriterien gliedert sich die gemaßigte Zone in die
Boreale Zone
? die auf die Nordhalbkugel begrenzt ist ? sowie die
feuchten
und
trockenen Mittelbreiten
. Typisch fur die gesamte Zone sind an den Wechsel der Jahreszeiten angepasste Pflanzen, etwa
sommergrune Laubgeholze
.
Auf die
solare Abgrenzung
bezogen betragt der Abstand von den Polarkreisen bis zum 45. Breitengrad rund 2400 km. Der Umfang der Erde betragt in der Mitte der Zone ? die Grenze zwischen solaren kalten und kuhlen Mittelbreiten etwa beim 56. Breitengrad ? uber 22.000 km.
[24]
Beide gemaßigte Zonen bedecken in diesem Sinne jeweils uber 50 Mio. km²: das sind insgesamt etwa 20 % der
Erdoberflache
. Berucksichtigt man die thermischen Verschiebungen, sind es mit 22 % etwas mehr.
Rund 30 % der gemaßigte Zonen sind Landmassen. 34 % der irdischen Landoberflache liegen in dieser Zone, wovon 31 % auf die nordliche und nur 3 % auf die sudliche gemaßigte Zone entfallen.
[8]
Die gemaßigte Zone der Nordhalbkugel zieht sich durch circa 25 Lander: Die großten Teile
Kanadas
und die nordliche
USA
, die gesamte
EU
? beziehungsweise ganz
West-
und
Mitteleuropa
sowie der weitaus großte Teil
Nord-
und
Osteuropas
?, fast ganz
Russland
und die gesamte
Mongolei
, gesamt
Kasachstan
und die Nordhalften von
China
, der
koreanischen Halbinsel
und
Japan
gehoren dazu (um die wichtigsten Staaten zu nennen). Die Klimazone erstreckt sich in einem zwischen 2600 und 5000 Kilometer breiten Gurtel um die gesamte Erde.
Die großten Abweichungen vom Polarkreis als solarer Nordgrenze entstehen nach Norden durch den Einfluss des warmen
Nordatlantikstroms
in
Fennoskandien
, der das gemaßigte Klima bis uber 800 km in die
Gronlandsee
(bis uber den 70. Breitengrad) ausdehnt; sowie nach Suden bis zu 1000 km (etwa zum 58. Breitengrad) im Bereich des
Beringmeeres
und vor allem an der
Hudson Bay
, die beide außerhalb der
globalen Warmwasser-Zirkulation
liegen; und des kalten
Labradorstroms
, der Wasser aus dem
Nordpolarmeer
durch die
Davisstraße
zwischen Kanada und Gronland nach Suden pumpt.
Die Grenze zu den Subtropen liegt fast uberall vom 45. Breitengrad um bis zu 1200 km weiter aquatorwarts; mit der großten Ausbuchtung in China (etwa beim 34. Breitengrad).
Alle Sudverschiebungen werden im Wesentlichen durch das
Kontinentalklima
und den ungehinderten klimatischen Einfluss aus dem Norden verursacht.
Die gemaßigte Zone der Sudhalbkugel nimmt etwa ganz
Patagonien
in Sud-
Chile
und
Argentinien
sowie die
Falklandinseln
, die nordlichsten
subantarktischen Inseln
(mit unterschiedlicher Zuordnung kalt- oder kuhlgemaßigt) sowie ganz
Tasmanien
und den großten Teil der
Sudinsel Neuseelands
ein. Die Klimazone erstreckt sich in einem zwischen 1200 und 2500 Kilometer breiten Gurtel um die gesamte Erde.
Die großten Abweichungen von den solaren Grenzen zur Polarzone liegen in einer Nordverschiebung gen Aquator von maximal 1200 km zwischen den Falkland-Inseln und dem sudlichen Indischen Ozean im Bereich Ost-Australiens.
Die thermische Grenze zu den Subtropen liegt rund um den Erdball zwischen rund 200 bis 800 km nordlich des 45. Breitengrades. Durch den kalten
Humboldtstrom
liegt der nordlichste Bereich bei fast 38° sudlicher Breite an der chilenischen
Anden
-Westabdachung.
Alle Nordverschiebungen haben ihre eigentliche Ursache im kalten
antarktischen Zirkumpolarstrom
.
Die
Biodiversitat
verdoppelt sich ? stark vereinfacht ? von den Grenzen der Polargebiete (mit beispielsweise 200
Gefaßpflanzenarten
pro 10.000 km²) bis zur Subtropengrenze (mit bis zu 1000 Arten in trockenen und 2000 Arten in feuchten Raumen) pro 5 bis 10 Breitengrade. Damit ist die biologische Vielfalt in den Mittelbreiten sehr unterschiedlich von ?gering“ bis ?hoch“,
[Werte 1]
[25]
sodass es bei den meisten Pflanzen- und Tiergruppen sinnvoller ist, sich die Werte fur die beiden Teilzonen anzuschauen. Lediglich die
Artenvielfalt
bei den
Amphibien
[Werte 2]
[26]
und
Reptilien
[Werte 3]
[27]
ist im Schnitt
uberall
?sehr gering“.
Die Vegetation in der gemaßigten Zone besteht hauptsachlich aus
Nadel-
,
Misch-
und
Laubwaldern
. Im Inneren der
Kontinente
liegen zudem
Steppen
und
Wusten
(Halbwusten und Vollwusten).
Allgemein bekannt sind die großen
Saugetiere
Elch
,
Braunbar
,
Wolf
und
Nordluchs
/
Kanadischer Luchs
, die (ursprunglich) von der Nadelwald- bis zur Mischwaldzone heimisch sind. Fur die Steppenregionen kann man ? von etlichen Ausnahmen in subtropischen Trockenraumen abgesehen ? zumindest die sehr zahlreichen, koloniebildenden
Erdhornchenarten
(beispielsweise
Prariehund
und
Ziesel
) typisch fur gemaßigten Steppen betrachten. Wie in tropisch/subtropischen Savannen waren fur die Steppen große Herden an
Huftieren
typisch: Hier etwa
Amerikanischer Bison
und
Gabelbock
in Nordamerika,
Tarpan
und
Saigaantilope
in Eurasien sowie
Guanako
und
Pampashirsch
in Patagonien. Fur viele
Zugvogel
aus den Tundren sind die Mittelbreiten Winterquartier.
Sowohl alle Pflanzen- als auch alle Tierarten der nordlichen Mittelbreiten werden
stammesgeschichtlich
der
Holarktis
zugerechnet. Die sudamerikanischen Gebiete gehoren zur
Neotropis
und die australischen zur
Australis
.
Noch etwa 60 Prozent der Mittelbreiten sind in einem
naturlichen Zustand
, davon liegt allerdings der allergroßte Teil in der kaltgemaßigten Zone, wahrend die
Landschaften
der kuhlgemaßigten Breiten stark
anthropogen
gepragte
Kultur-
,
Agrar-
Stadt-
,
Urbane-
,
Wirtschaftslandschaften
und
Forste
sind.
- ↑
Auf der
Nordhalbkugel
bei
Spitzbergen
liegt die thermische Grenze zur Arktis durch den warmen Golfstrom bis zu 1400 km polnaher, wahrend sie in der Hudson Bay und im Beringmeer durch die kalten Meeresstromungen des
arktischen Ozeans
jeweils uber 1500 km weiter sudlich liegt. Im Schutz der
Kaskadenkette
in Nordamerika erstreckt sich die Grenze zu den Subtropen etwa 500 km weiter nordlich als der 45te Breitengrad, wahrend sie in Korea durch den Einfluss aus Sibirien (je nach Modell) rund 500 bis 1000 km sudlicher liegt.
Durch die kalten Stromungen des
Humboldtstroms
vor Sud-Chiles Kuste verschiebt sich die Grenze zu den Subtropen dort mindestens 600 km gen Aquator, wahrend der 45te sudliche Breitengrad ansonsten sowohl auch ungefahr die thermische Grenze markiert. Auf der
Sudhalbkugel
fuhrt die riesige eisbedeckte Landmasse des antarktischen Kontinentes fast uberall zu einer Verschiebung der polaren Zonengrenze in Richtung Mittelbreiten, die sudlich von Afrika an die 2000 km betragt (obgleich die Verlaufe uber dem Meer keine valide Grundlage haben).
(Abgeleitet aus
commons-Karte Klimazonen (3 Modelle) und Makroklimate.png
, Entfernungen per Messwerkzeug auf der Karte
Die großten Gebirge der Erde (fur Wikipedia)
,
Google Maps
, abgerufen am 6. November 2022.)
- ↑
Artenvielfalt Gefaßpflanzen
auf 100 × 100 km
< 200 = sehr gering
200?1000 = gering
1000?2000 = mittel
2000?4000 = hoch
4000?>5000 = sehr hoch
- ↑
Artenvielfalt Amphibien
auf 50 × 50 km
1?27 = sehr gering
28?54 = gering
55?81 = mittel
82?108 = hoch
109?136 = sehr hoch
- ↑
Artenvielfalt Reptilien
auf 10 km²
1?44 = sehr gering
45?88 = gering
89?132 = mittel
133?176 = hoch
177?221 = sehr hoch
- ↑
Wilhelm Lauer
,
Daud Rafiqpoor
,
Peter Frankenberg
:
Die Klimate der Erde. Eine Klassifikation auf okophysiologischer Grundlage der realen Vegetation.
In
Erdkunde
, Band 50, Heft 4, Boss, Kleve 1996,
PDF; 4,5 MB
, abgerufen am 22. Dezember 2021, S. 276?277, 288, 291, 292 (Grenze solare Subtropen), 294?295, sowie Beilage V (10 Kartenseiten).
- ↑
Artikel: ?Walder im Klimawandel“
auf dem Hamburger Bildungsserver, abgerufen im Januar 2013
- ↑
Homepage von Martin R. Textor, Institut fur Padagogik und Zukunftsforschung (IPZF), Wurzburg
, abgefragt im Januar 2013
- ↑
Burkhard Hofmeister:
Die gemaßigten Breiten: insbesondere die kuhlgemaßigten Waldlander
(=
Geographisches Seminar Zonal.
Band 2). Westermann, Braunschweig 1985,
ISBN 3-89057-313-4
, S. 14 (
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- ↑
a
b
Ermittelt uber Online-Rechner:
Sonnenstand an einem gegebenen Tag. Azimut- und Elevationstabelle.
Online
, abgerufen am 9. November 2022.
- ↑
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Mittlere jahrliche Globalstrahlung
, RRE 03/2006,
PDF
, abgerufen am 17. Marz 2023. S. 26 von 40 (nach RWE).
- ↑
Heinz Nolzen (Hrsg.):
Handbuch des Geographieunterrichts.
Bd. 12/II, Geozonen, Aulis Verlag Deubner & Co. KG, Koln 1996,
ISBN 3-7614-1619-9
, S. 6.
- ↑
a
b
c
Jurgen Schultz:
Die Okozonen der Erde.
4., vollig neu bearbeitete Auflage, Ulmer UTB, Stuttgart 2008,
ISBN 978-3-8252-1514-9
, S. 26, Abb. 0.3:
Vergleich der Okozonen nach ausgewahlten quantifizierbaren Merkmalen,
S. 30, Tab. 1.1:
Flachengroßen der Okozonen
(Werte aufgeteilt nach Flachenberechnungen uber die
Karte ?Klimazonen (3 Modelle) und Makroklimate“
), S. 35. Tab. 2.1.:
Hygrothermische Wachstumsbedingungen in den einzelnen Okozonen
(nach Klimazonen zusammengefasst, z. T. gemittelt), S. 79, Grafik: ‘‘Mittlere jahrliche Biotemperatur‘‘, S. 352?353 Abb. B
Bodenzonen der Erde
.
- ↑
Abgeleitet aus
commons-Karte ?GOME.uviecclimyear lr.gif“
,
basierend auf GOME-Spektrometerdaten des ESA-Satelliten ERS-2, wie vom KNMI (Konigliches Niederlandisches Meteorologisches Institut) veroffentlicht.
- ↑
Werner H. Terjung, Stella S-F. Louie:
Energy Input-Output Climates of the World: A Preliminary Attemp.
Los Angeles 1971,
PDF; 1,75 MB
, abgerufen am 3. Juli 2022, S. 136, 148, 152, 157, 158, 159, 164.
- ↑
Abgeleitet aus
Frostverteilung nach Larcher bzw. Larcher & Bauer
in Jorg S. Pfadenhauer, Frank A. Klotzli:
Vegetation der Erde.
Springer Spektrum, Berlin/Heidelberg 2014,
ISBN 978-3-642-41949-2
, S. 46, Abb. 1?24 -sowie- Jurgen Schultz:
Die Okozonen der Erde.
4., vollig neu bearbeitete Auflage, Ulmer UTB, Stuttgart 2008,
ISBN 978-3-8252-1514-9
. S. 247, Abb. 12.3.
- ↑
Jaroslav Obu et al.:
Northern Hemisphere permafrost map based on TTOP modelling for 2000?2016 at 1 km2 scale
, in Earth-Science Reviews, Ausgabe 193, Juni 2019, Seiten 299?316,
Doi:10.1016/j.earscirev.2019.04.023
, abgerufen am 12. Oktober 2022, S. 304: Fig. 3, 306: Fig. 5.
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H. Kehl:
Vegetationsokologie. Tropischer & Subtropischer Klimate / LV-TWK (B.8).
tu-berlin.de ?
Vorbemerkungen zu Klimazonen.
abgerufen am 25. Dezember 2021.
- ↑
Abgeleitet aus Kailin Liu, Bingzhang Chen, Hongbin Liu:
Global map with annual mean sea surface temperature (SST, C).
Fig. 2 in
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cos
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