Ein
Geldbeutel
, auch
Geldborse
,
Portemonnaie
/
p?rtm??neː
/,
Portmonee
/
p?rtmo?neː
/,
Geldtasche
oder
Geldsack
, ist eine kleine
Tasche
oder ein
Beutel
, in dem in erster Linie
Bargeld
aufbewahrt wird.
Agyptische Hieroglyphen
bilden taschenartige, um die Taille getragene Geldbeutel ab. Eine mit Hundezahnen verzierte Ledergeldborse wurde nahe Leipzig in einem Grab gefunden und wird auf 2500 bis 2200 v. Chr. datiert.
[1]
[2]
In Grabern koniglicher
Angelsachsen
fand man reich verzierte Metallhullen, 600 n. Chr. datiert, die ursprunglich Lederborsen bedeckt hatten. Die stadtischen Handelszentren des
Romischen Reiches
schließlich bedienten sich diverser Munzeinheiten als Zahlungsmittel. Uberregionaler Handel sorgte fur seine Verbreitung uber Rom hinaus: So wertet die Wissenschaft der
Numismatik
fortlaufend historische Munzfunde wie Kleingeld aus Kupferlegierungen oder Silber aus, z. B. aus dem romischen Hafen von
Gelduba
. Solche spatromischen Geldstucke sind
Munzen
des Klein- und Straßenhandels ? sie wurden, anders als die wertvolleren Goldmunzen, im Geldbeutel mitgefuhrt.
[2]
Alternativen zur Geldborse stellen
Brieftaschen
,
Geldklammern
,
Geldgurtel
,
Brustbeutel
,
Almosenbeutel
(franz.
Aumoniere
) oder
Bauchtaschen
dar.
Der
Almosenbeutel
war ein kleiner, sichtbar getragener Geldbeutel fur die
Almosen
(franzosisch
Aumoniere
, von
aumone
? Almosen), wahrend man die wertvollen Munzen woanders und verborgen aufbewahrte. Im Gegensatz zum meist geringen Wert des Inhalts handelte es sich dabei in der Regel um aufwendig verzierte, kleine Beutel aus kostbaren Materialien, die spatestens ab der
Hochgotik
in Mitteleuropa ein wichtiges Kleidungsaccessoire bildeten und zugleich der Reprasentation dienten.
[3]
Ende des 19. Jahrhunderts wurden kleine Geldborsen aus miteinander verflochtenen Silberringen beliebt, die bis in das 20. Jahrhundert hinein in Mode blieben.
Geldborsen werden meist aus
Leder
oder
Kunststoff
hergestellt. Entsprechend den unterschiedlichen Anforderungen gibt es heute verschiedene Formen. Am weitesten verbreitet sind folgende:
- Hoch- oder querformatige sog.
Herrengeldborsen
sind zusammenklappbar und messen im geschlossenen Zustand rund 12,5 cm × 10 cm. Geoffnet bieten sie auf ihrer gesamten Lange Platz fur Geldscheine und enthalten weitere, eventuell ausklappbare Facher fur
Kreditkarten
,
Visitenkarten
und
Ausweise
. In Europa gehort (im Gegensatz zu den USA) ein Fach fur
Munzen
zur ublichen Ausstattung. Manche Modelle enthalten anstatt des Faches fur Banknoten eine
Geldklammer
. Solche Geldborsen werden haufig in der
Gesaßtasche
der
Hose
getragen (die Gesaßtaschen von Hosen sind auf diese Maße abgestimmt), manchmal auch in einer
Sakko
-,
Jacken
- oder
Manteltasche
.
- Unter den sog.
Damengeldborsen
existiert eine große Formen- und Farbenvielfalt. Viele Modelle ahneln in der Form den vorher beschriebenen Herrengeldborsen, es gibt aber auch wesentlich großere Exemplare mit einem deutlich hoheren Platzangebot. Auch die sogenannte
Wiener Schachtel
gehort zu den Damengeldborsen und wird wie alle anderen meist in der
Handtasche
getragen.
- Eine
Kellnergeldborse
oder
Bedienungsgeldborse
ist ca. 20 cm × 12 cm groß und besitzt ublicherweise funf bis acht Facher fur ungefaltete Geldscheine und ein sehr geraumiges Munzfach. Meist sind weitere Facher fur Notizblock, Ausweise und Ahnliches vorhanden. Die Kellnergeldborse eignet sich vor allem fur Personen, die großere Mengen von Geldscheinen und Munzen mit sich fuhren und darauf schnellen Zugriff benotigen (zum Beispiel Kellner, Taxifahrer oder Kurierfahrer). Die Kellnergeldborse wird bei beruflichem Einsatz meist in einer Gurteltasche (einem speziellen
Holster
), von Mannern auch in der Gesaßtasche der Hose getragen.
- Den Vorteil der Kellnergeldborse, Papiergeld
ungefaltet
aufnehmen zu konnen, bieten auch die aus den USA stammenden
Trucker wallets
. Sie besitzen meist nur ein bis drei Scheinfacher und kein Munzfach, wodurch sie bei ahnlicher Große wesentlich dunner sind als Kellnergeldborsen. Trucker wallets sind zum Tragen in der Gesaßtasche der Hose bestimmt, zu ihrer Ausstattung gehort immer eine
Kette
zur Befestigung am
Gurtel
.
- Kleinformatige
Kartenetuis
, die in erster Linie zur Aufnahme von Kreditkarten und anderen Karten im sogenannten ?Scheckkartenformat“ ausgelegt sind und moglichst klein und leicht sein sollen. Einige dieser Modelle verfugen zusatzlich uber ein Munzfach, eine Geldklammer und einen
RFID
-Schutz
[4]
, der die hinterlegten Karten vor einem unbefugten Auslesen schutzen soll.
Der Handwerksberuf ist der
Feintaschner
.
[5]
Die Begriffe, die fur ein
Portemonnaie
verwendet werden, sind regional gepragt. Wahrend die meisten Teile Deutschlands und der deutschsprachigen Schweiz
Portemonnaie
verwenden, ist
Geldbeutel
ein nur in Suddeutschland gebrauchlicher Ausdruck.
Geldborse
wird hauptsachlich in
Ostosterreich
verwendet,
Brieftasche
im
Karntener
und
Tiroler
Raum; im ubrigen Osterreich ist
Geldtasche
der haufigste Begriff.
In der Umgangssprache ist
Geldsack
ein abwertender Begriff fur eine
sehr wohlhabende Person
.
In der
Studentensprache
des 19. Jahrhunderts wurde der Ausdruck
Munzkabinett
als
Synonym
fur einen Geldbeutel gebraucht.
[6]
Der Geldbeutel ist heute das beliebteste
Diebesgut
bei Taschendieben (ein
Beutelschneider
ist ein Taschendieb, der sich auf die Entfernung von Geldbeuteln spezialisiert hat). Das vor allem bei Mannern verbreitete Tragen der Geldborse in der Gesaßtasche der Hose erleichtert Dieben ihre Arbeit sehr. Zur Vorbeugung vor
Diebstahl
konnen manche Herrengeldborsen mit einer metallenen Kette an der Hose oder dem Gurtel befestigt werden, was insbesondere bei großen Exemplaren empfehlenswert ist, die ein Stuck weit aus der Hosentasche herausstehen. Sicherer ist es, die Geldborse in einer
vorderen
Hosentasche zu tragen, was allerdings haufig an zu wenig Platz oder an optischen Bedenken (deutliche Sichtbarkeit der Geldborse von vorne) scheitert. In besonders gefahrlichen Regionen kann das Tragen des Geldbeutels unter der Kleidung angebracht sein (z. B. Brusttasche).
Durch die
Euroumstellung
mussten sich viele
Osterreicher
neue Brieftaschen beschaffen, da die Euroscheine großer sind als die fruheren
Schillingscheine
. Auch die Munzfacher mancher Geldborsen eigneten sich wegen zu geringer Festigkeit nicht fur den Euro: Die sehr klein ausgefuhrten Munzen (Werte bis 10 Cent) fielen haufig aus dem geschlossenen Fach heraus, wahrend die großeren Munzen (ab 50 Cent) wegen ihres hohen Gewichtes zu Beschadigungen der Geldborse fuhrten.
- ↑
National Geographic:
World's Oldest Purse Found?Studded With a Hundred Dog Teeth?
, abgerufen 27. Juni 2013.
- ↑
a
b
Rafael Gierlatta:
Von der Geldkatze zum Portemonnaie ? die Geschichte der Geldborse
(
Memento
vom 1. Mai 2016 im
Internet Archive
), abgerufen am 10. Marz 2015.
- ↑
Aumoniere
in:
Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann
.
- ↑
Ratgeber zu Kartenetui, Slim Wallet, RFID-Geldborse & Co.
Abgerufen am 30. November 2020
.
- ↑
Wolfgang Durr:
Handwerkskunst! Wie man eine Geldborse macht
,
SWR Fernsehen
?
Landesschau
Rheinland-Pfalz
vom 9. Marz 2018
(YouTube vom 23. Juli 2018)
- ↑
Friedrich Kluge
/Werner Rust:
Deutsche Studentensprache
. Trubner, Straßburg 1895 (Neuausgabe Band 2: Studentengeschichtliche Vereinigung des Coburger Convents, Nurnberg 1985), S. 54.