Gabriel
(Deutsch ?Mann/Kraft/Held Gottes“ als Ubersetzung von hebr. ??????????? (Gavri-El, ?Mein(e) Mann/Held/Kraft ist Gott“)) gilt als einer der
Erzengel
(auch wenn er in der Bibel nirgends als Erzengel genannt wird) und wird in der
Bibel
im
Buch Daniel
(
Dan
8,16
ELB
,
Dan
9,21
ELB
) sowie im
Evangelium nach Lukas
(
Lk
1,19
ELB
und
Lk
1,26
ELB
) erwahnt. Er gilt als Erklarer von
Visionen
und als
Bote
Gottes
. Nach christlicher und judischer Auffassung kann er auch den
Cherubim
und
Seraphim
ubergeordnet gedeutet werden. In der Theologie der
Mormonen
hat sich der Erzengel Gabriel in
Noah
, dem Erbauer der
Arche
, verkorpert.
[1]
[2]
Gabriel (arab.
?????
,
DMG
?ibr?l
) nimmt auch im
Islam
eine wichtige Rolle ein, indem er die Offenbarungen an
Mohammed
ubermittelt.
In der Bibel erscheint sein Name zuerst im
Buch Daniel
, wo er die Vision von Widder und Ziegenbock deutet (
Dan
8,16
ELB
) und die Weissagung uber Dauer und Ende des
Exils
verkundet (
Dan
9,21
ELB
). Seine Rolle ist die eines Botschafters Gottes, außerlich wird er allerdings erst spater beschrieben:
- ?Und ich erhob meine Augen, und sah: und siehe, da war ein Mann, in Leinen gekleidet, und seine Huften waren umgurtet mit Gold von Ufas. Und sein Leib war wie ein Turkis und sein Gesicht wie das Aussehen eines Blitzes. Und seine Augen waren wie Feuerfackeln und seine Arme waren wie der Anblick von glatter Bronze. Und der Klang seiner Worte war wie der Klang einer Volksmenge. Aber nur ich, Daniel, allein sah die Erscheinung. Und es blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe veranderte sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft. Und ich horte den Klang seiner Worte. Und als ich den Klang seiner Worte horte, lag ich betaubt auf meinem Gesicht, mit meinem Gesicht zur Erde.“ (
Daniel
10,5?9
EU
)
Gabriel wird als der Engel beschrieben, der fur das Volk Israel gegen die Engel kampft, denen die anderen Volker unterstellt sind:
- ?Hast du erkannt, warum ich zu dir gekommen bin? Nun aber kehre ich zuruck, um gegen den Fursten von Persien zu kampfen. Und wenn ich mit ihm fertig bin, siehe, dann wird der Konig von Griechenland kommen.“ (Daniel 10,20)
Im Neuen Testament berichtet das Lukasevangelium von der Verkundigung des Johannes:
- ?Ihm erschien aber ein Engel des Herrn, und stand zur Rechten des Raucheraltars. Und als Zacharias ihn sah, wurde er besturzt, und Furcht uberkam ihn. Der Engel aber sprach zu ihm: Furchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Flehen ist erhort, und Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebaren, und du sollst seinen Namen Johannes nennen. (
Lukas
1,11?13
EU
) (…) der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir die gute Botschaft zu verkundigen.“ (Luk 1,19)
Ebenso wird die Geburt Jesu von Gabriel angekundigt:
- ?Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt von Galiaa, mit Namen Nazareth gesandt, zu einer Jungfrau, die einem Mann namens Josef, aus dem Haus Davids, verlobt war, und der Name der Jungfrau war Maria. Und er kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrußt, Begnadete. Der Herr ist mit dir. Sie aber wurde besturzt uber dieses Wort und uberlegte, was das fur ein Gruß sei. Und der Engel sprach zu ihr: Furchte dich nicht, Maria! denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebaren, und du sollst seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Hochsten genannt werden, und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Und er wird uber das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit und seines Konigreichs wird kein Ende sein.“ (Luk 1,26?33)
In der Kunst wurde Gabriel oft androgyn, als Mann mit weiblichen Zugen und Merkmalen dargestellt. Sein Attribut ist die
Lilie
, mit der er bei der
Verkundigung
der Geburt
Jesu
an
Maria
dargestellt wird. Die Lilie wird dabei als das Symbol fur die Jungfraulichkeit Mariens gedeutet (Madonnenlilie). Gelegentlich wird er aber auch mit einer Schriftrolle, einer Posaune oder lediglich mit erhobenem Zeigefinger als
angelus interpres
dargestellt.
Sein Gedenktag ist der
29. September
(rom.-kath.: ?Erzengel-Fest hl. Michael, hl. Gabriel, hl. Rafael“; evangelisch: ?Tag des Erzengels Michael und aller Engel“). Bis 1970 hatte Gabriel in der katholischen Kirche ein eigenes Fest am
24. Marz
.
Der Erzengel Gabriel ist unter anderem
Schutzpatron
der
Post
, der
Philatelie
, des Fernmeldewesens, der
Zusteller
,
Mullmanner
,
Diplomaten
,
Radiosprecher
und der
Fernmeldetruppe
des
deutschen Heeres
.
Im Athiopischen
Buch Henoch
wird Gabriel in Kapitel 20,7 neben
Uriel
(20,2),
Raphael
(20,3),
Raguel
(20,4),
Michael
(20,5) und
Sarakael
(20,6) ? in einigen Handschriften wird noch Remiel (20,8) genannt ? zu den (sieben) hochsten Engeln gezahlt. Dort heißt es uber ihn: ?Gabriel heißt ein sechster der heiligen Engel, der uber das Paradies, die Schlangen und die Kerube gesetzt ist.“ (
1. Henoch 20,7
). Die Siebenzahl der hochsten Engel ist fur das Athiopische Buch Henoch in Kapitel 90,21 f. verburgt.
In
rabbinischen
Quellen heißt es von Gabriel, er bestehe ganz aus Feuer, wahrend Michael ganz aus Schnee bestehe. Entsprechend werden darin Gabriel und Michael die Metalle Gold und Silber zugeordnet. Die ihnen im Judentum zugesprochenen
Attribute
unterscheiden sich also von jenen, die ihnen die spatere christliche
Mythologie
zuordnet, in der teilweise Michael mit der Sonne und Gabriel mit dem Mond verbunden wird. Wobei die Verknupfung von Gold und Sonne sowie von Mond und Silber zum astrologischen Grundwissen gehorte und seit der Antike bekannt war.
In der judischen Uberlieferung waren die beiden Engel, die nach
Sodom und Gomorra
gingen, Michael und Gabriel (
Genesis
19
EU
): Michael, um
Lot
zu retten, Gabriel, um die Stadt zu zerstoren.
Im
Talmud
gilt er nach
Michael
als der Großte der ?Engelsfursten“, das Urteil Gottes aufzeichnend und vollziehend,
Israel
verteidigend und beschutzend.
Im Islam spielt Gabriel, arabisch Dschibr?l (
?????
,
DMG
?ibr?l
) oder auch Dschabr???l (
???????
,
DMG
?abr???l
), eine zentrale Rolle als Ubermittler der
Offenbarung
an den Propheten
Mohammed
.
Im Koran wird Gabriel nur in drei Versen (
Sure 2
:97, 98 und
Sure 66
:4) explizit erwahnt. Auffallig ist, dass sie alle der medinischen Zeit
zugeordnet
werden. Hieraus schloss Abraham Katsh, dass erst in dieser Zeit die Vorstellung von Gabriel als Ubermittler des
Korans
in den Islam eingefuhrt wurde. Als Grund dafur, dass ausgerechnet Gabriel ausgewahlt wurde, vermutete er, dass dieser in den judischen Uberlieferungen uber
Abraham
und
Mose
eine herausgehobene Rolle spielte.
[3]
An den beiden Versen 2:97, 98 lasst sich allerdings erkennen, dass die Einfuhrung der Figur Gabriels auf Opposition stieß. Sie lauten in der Ubersetzung
Hartmut Bobzins
folgendermaßen: ?Sprich: Wer Gabriel feindlich gesinnt ist ? denn siehe,
er
ist es, der ihn in dein Herz hinabgesandt, mit Erlaubnis Gottes, bestatigend, was vor ihm war, als rechte Leitung und als frohe Botschaft fur die Glaubigen. Wenn jemand Gott feindlich gesinnt ist und seinen Engeln, seinen Boten, Gabriel und Michael, dann ist auch Gott den Unglaubigen feindlich gesinnt.“ In den
Korankommentaren
wird erklart, dass diese Verse im Zusammenhang mit Mohammeds Auseinandersetzung mit den Juden in
Medina
offenbart worden seien. Diese sollen Mohammed gefragt haben, wer der Engel sei, der ihm die Offenbarungen brachte. Als Mohammed antwortete, dass dies Gabriel sei, der Freund (
Wal?
) eines jeden Propheten, sagten die Juden, dass sie ihn dann nicht anerkennen konnten, weil ihr Freund der Engel
Michael
sei, Gabriel dagegen ihr Feind. Der Prophet soll daraufhin geantwortet haben, dass beide Engel Diener Gottes seien und deswegen keine Feinde sein konnten. Schließlich wurden Sure 2:97 f. geoffenbart.
[4]
Nach einer anderen Version der Erzahlung war es
Umar ibn al-Chattab
, der beim Besuch einer
Synagoge
in Medina von den judischen Auffassungen uber Gabriel erfuhr.
[5]
Nach der spateren islamischen Uberlieferung wurde Gabriel allerdings nicht erst in medinischer Zeit eingefuhrt, sondern war vielmehr von Anfang an der Ubermittler der Offenbarung an Mohammed. Dementsprechend wurden auch viele andere Aussagen im Koran auf Gabriel bezogen. So soll er zum Beispiel mit dem ?zuverlassigen Geist“ (
????? ??????
/
ar-r?? al-am?n
) identisch sein, der dem Herzen Mohammeds die koranische Offenbarung in deutlicher arabischer Sprache eingegeben hat (
Sure 26
:193?195), sowie mit dem ?Geist der Heiligkeit“ bzw. ?
Heiligen Geist
“ (
??? ?????
/
R?? al-Qudus
), der den Koran von Gott mit der Wahrheit herabgesandt hat (
Sure 16
:102). Außerdem soll er Mohammed auf seiner
Himmelsreise
durch Paradies und Holle geleitet haben. Schließlich spielt fur die islamische Pflichtenlehre der sogenannte
Gabriel-Hadith
eine zentrale Rolle. Auf ihm beruht namlich die Lehre von den
Funf Saulen des Islam
.
Nach schiitischer Auffassung war Gabriel derjenige, der zum
Imam Ali
gesagt haben soll:
L? saifa ill? dh? l-faq?r wa-l? fat? ill? ?Al?yun.
Das bedeutet so viel wie: ?Es gibt keinen heldenreicheren außer Ali und kein Schwert außer
Dh? l-faq?r
.“ Er soll auf seinem Pferd
Haizum
die Engel in die
Schlacht von Badr
gefuhrt haben.
Im Film
Constantine
wird Gabriel von der Schauspielerin
Tilda Swinton
dargestellt. Im Film
God’s Army ? Die letzte Schlacht
(engl. Originaltitel:
The Prophecy
) und den beiden Fortsetzungen wird Gabriel durch den Schauspieler
Christopher Walken
dargestellt. In diesem Film werden der Erzengel Gabriel und diverse andere Engel gezeigt, die einen epischen letzten Kampf um das Himmelreich fuhren.
In der Serie
Supernatural
fallt Gabriel, dargestellt von
Richard Speight Jr.
, vom Himmel. Im Roman
Die satanischen Verse
von
Salman Rushdie
spielt Gabriel ebenfalls eine zentrale Rolle. In der
Miniserie
Good Omens
wird Gabriel von Schauspieler
Jon Hamm
verkorpert. Als
Hommage
an der opulenten Musik des Barocks nennt Ennio Morricone mit Absicht seine Komposition fur 'Die Mission' 'Gabriel's Oboe', da Gabriel der Uberbringer der Botschaft ist.
- Allgemein
- Gerhard Bellinger
:
Knaurs Lexikon der Mythologie
. Droemer Knaur, Munchen 2000. 157, 327, 346, 485?487,
ISBN 3-426-66415-1
.
- John J. Collins:
Gabriel
, in: K. van der Toorn; B. Becking; Pieter W. van der Horst (Hrsg.):
Dictionary of Deities and Demons in the Bible.
Leiden, Boston, Koln,
2
1999, 338?339,
ISBN 0-8028-2491-9
.
- Heinrich Krauss:
Kleines Lexikon der Engel. Von Ariel bis Zebaoth.
Beck, Munchen, 2004, S. 73 f., 119?121,
ISBN 978-3-406-45951-1
.
- Islam
- J. Pedersen:
Dj
abr???l In:
The Encyclopaedia of Islam. New Edition
. Vol. II, S. 362b-364a.
- Abraham Katsh:
Judaism in Islam. Biblical and Talmudic Backgrounds of the Koran and its commentaries.
New York 1954, S. 85?90.
- Gisela Webb:
Gabriel.
In:
Encyclopedia of the Qur'an. E-I.
Brill Publishers, Leiden 2002,
ISBN 90-04-12035-1
.
- ↑
Adam’s Religion.
denversnuffer.com, 21. Dezember 2015,
abgerufen am 26. August 2017
(englisch).
- ↑
Elias und Elijah im Kirtland Tempel.
www.fairmormon.org, 2017,
abgerufen am 26. August 2017
.
- ↑
Vgl. Katsh 87?89.
- ↑
Vgl. Pedersen 363a.
- ↑
Vgl. Katsh 85 f.