Funkamateur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Funkamateur aus Sri Lanka mit seiner tragbaren Amateurfunkstelle
Bharathi Prasad, VU4RBI, einige Tage vor dem Erdbeben vom 26. Dezember 2004

Als Funkamateur (kurz: Ham von engl. ham radio operator fur amateur radio operator ) bezeichnet man eine Person, die sich mit Amateurfunk befasst. Zum Senden auf dafur freigegebenen Frequenzen ist in den meisten Landern eine Prufungsbescheinigung erforderlich, z. B. ein Amateurfunkzeugnis oder eine Lizenz (siehe auch Amateurfunkklasse ).

Ende 2022 betrug die Anzahl der zur Teilnahme am Amateurfunkdienst berechtigten deutschen Funkamateure 61.139. [1] Bezogen auf die Einwohnerzahl sind dies etwa 0,8  . In Osterreich gibt es etwa 7.400 Funkrufzeichen [2] , also etwa 0,8 ‰ bezogen auf die Einwohneranzahl. Die meisten Funkamateure gibt es in den Vereinigten Staaten mit etwa 779.000 [3] oder 2,4 ‰. Den weltweit hochsten Anteil von Funkamateuren an der Gesamtbevolkerung hat Japan mit 3,6 ‰ bei rund 436.000 Funkamateuren [4] bezogen auf seine rund 120 Millionen Einwohner. Weltweit gibt es knapp drei Millionen Funkamateure.

Der Besitz der zum Funken benotigten Gerate kann je nach Land gesetzlich eingeschrankt sein.

Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst fur die Klasse A

Fur Deutschland definiert das Amateurfunkgesetz von 1997:

?Funkamateur ist der Inhaber eines Amateurfunkzeugnisses oder einer harmonisierten Amateurfunk-Prufungsbescheinigung auf Grund der Verfugung 9/1995 des Bundesministeriums fur Post und Telekommunikation vom 11. Januar 1995 (Amtsblatt S. 21), der sich mit dem Amateurfunkdienst aus personlicher Neigung und nicht aus gewerblich-wirtschaftlichem Interesse befasst.“

Im Sinne des Gesetzes ist man in Deutschland bereits ein ?Funkamateur“, selbst wenn man (noch) kein Rufzeichen besitzt, wohl aber, nach bestandener Amateurfunkprufung , ein Amateurfunkzeugnis . Aktiv am Amateurfunk beteiligen, also ?auf Sendung gehen“, darf man allerdings erst dann, wenn man daruber hinaus (auf separaten Antrag) die ? Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst “ und damit auch das personengebundene Amateurfunkrufzeichen erteilt bekommen hat.

Das osterreichische Telekommunikationsgesetz 2021 [5] definiert in §4 (40.), dass der Funkamateur eine naturliche Person ist, welcher eine Amateurfunkbewilligung erteilt wurde. Das Amateurfunkzeugnis alleine reicht also nicht aus.

Der aus dem Englischen entlehnte Spitzname Ham fur einen Funkamateur war zur Zeit seiner Entstehung um 1900 ursprunglich abwertend gemeint. Er hat nichts mit der wortlichen Ubersetzung ?Schinken“ zu tun. Abgeleitet war er vielmehr von englisch ham actor , deutsch ?Schmierenkomodiant“ . So wird jemand bezeichnet, der mit theatralischem Gebaren auf billige, abgeschmackte Weise auf andere zu wirken versucht. Dies bezog sich auf die oft ungeschickte Art und Weise, wie sich manche Amateure damals an der Morsetaste gebardeten und ihre Morsezeichen sendeten. Aus Sicht vieler Berufsfunker, die sich selbst als ?Funk-Profis“ sahen, waren diese ?Funk-Amateure“ ein Argernis und mussten deshalb abfallig so bezeichnet werden. [6] [7] Heute wird der Begriff neutral, fast schon positiv verwendet und ist nicht mehr abwertend gemeint. So nennt sich beispielsweise die großte europaische, jahrlich in Friedrichshafen stattfindende, internationale Messe fur Amateurfunk die Ham Radio .

Amerikanische YL

Zu den vielfaltigen von Funkamateuren verwendeten Abkurzungen gehort insbesondere der Doppelbuchstabe YL als Abkurzung fur englisch Young Lady (?Junge Dame“). Damit wird, unabhangig vom Lebensalter, eine Funkamateurin angeredet und auch bezeichnet.

Italienischer OM

Als mannliches Pendant zu YL wird OM verwendet. Dieser Doppelbuchstabe leitet sich von englisch Old Man (?Alter Herr“) ab und dient als Anrede und auch zur Bezeichnung von mannlichen Funkamateuren. Wie YL wird auch OM unabhangig vom Lebensalter benutzt.

Wenn jemand ausschließlich Ubertragungen empfangt, also nicht sendet, bezeichnet man ihn als Empfangsamateur oder schlicht als Kurzwellenhorer , englisch shortwave listener , abgekurzt SWL . Der Reiz liegt oft darin, moglichst weit entfernte DX-Stationen (von englisch distance fur ?Entfernung“, abgekurzt DX ) zu empfangen. Hierzu muss keine Prufung abgelegt werden.

In Deutschland kann man jedoch auch als Kurzwellenhorer eine Prufung ablegen und zwar beim Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC). [8] Danach erhalt man, ahnlich wie ein Funkamateur, ein eigenes, personengebundenes, weltweit einzigartiges Kennzeichen mit dem exklusiven Prafix DE . [9]

Das DE-Kennzeichen fur Empfangsamateure ahnelt einem Amateurfunkrufzeichen, ist aber am Buchstaben E an zweiter Position als Empfangskennzeichen zu erkennen. (An deutsche Funkamateure werden keine Rufzeichen vergeben, deren zweiter Buchstabe ein E ist.) Der Schwierigkeitsgrad der Prufung fur Empfangsamateure ist deutlich geringer als der fur Sendeamateure.

Eine Funkamateur-Sende-Empfangsanlage mit einer 1-kW-Rohren-Endstufe der Firma Drake .

Das Hobby eines Funkamateurs ist es, eine Amateurfunkstation (Amateurfunkstelle) inklusive der notwendigen Antenne (n) zu errichten und zu betreiben. Der Betrieb von Funksendeanlagen ist genehmigungspflichtig. Jeder Funkamateur muss seine Sachkunde (auf den Gebieten Technik, Betriebstechnik und Vorschriften) in einer schriftlichen Prufung nachweisen. Diese Prufung wird meist bei der zustandigen Behorde abgenommen (in Deutschland ist es die BNetzA , in der Schweiz das BAKOM ), selten auch direkt von Amateurfunkverbanden ( ARRL in den USA).

Nach erfolgreicher Prufung erhalt der angehende Funkamateur sein Amateurfunkzeugnis ausgestellt. Mit dem Amateurfunkzeugnis kann die Zulassung zum Amateurfunkdienst beantragt werden. Durch die Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst , mit der dem Funkamateur gleichzeitig sein weltweit eindeutiges Amateurfunkrufzeichen zugeteilt wird, erwirbt der Funkamateur insbesondere das Recht, abweichend vom ublicherweise festgelegten Konformitatsbewertungsverfahren, die Funkgerate seiner Amateurfunkstelle selbst zu fertigen, sowie im Handel erhaltliche Sendeanlagen, die auf Amateurfunkbander umgebaut wurden, zu betreiben.

Mit diesem Rufzeichen darf er die dem Amateurfunk zugeteilten Amateurbander benutzen. Dazu stellt er sich mit einem oder mehreren (eventuell auch selbst gebauten) Funkgeraten seine eigene Amateurfunkstelle zusammen. Durch die bei der Prufung bewiesene Sachkunde sind Funkamateure die Einzigen, die das Recht haben, ihre Sender selbst zu bauen. Als Sendebetreiber gelten auch fur Funkamateure die gleichen Pflichten wie bei allen kommerziellen Frequenznutzern. So sind jahrlich Beitrage fur beispielsweise die Frequenzzuteilung oder fur die Arbeit der Behorde auf dem Gebiet der elektromagnetischen Vertraglichkeit zu zahlen und auch die generelle Pflicht des Nachweises der Unbedenklichkeit der elektromagnetischen Emissionen gilt fur Funkamateure. In einigen Landern gibt es fur Funkamateure vereinfachte Verfahren fur diesen Nachweis. So konnen Funkamateure als geprufte Fachleute ihre Anlage oft selbst dokumentieren.

Mit ihrer Funkstation pflegen Funkamateure Kontakte zu anderen Funkamateuren in der ganzen Welt. Dabei stellt auch der Funksport ( englisch Radio sport , auch Radiosport ) eine mogliche Betatigung dar, die die beiden Aspekte Amateurfunk und Wettkampf miteinander verbindet. Nicht selten wird er auch als Betatigung im Freien, also als Natursport , durchgefuhrt. Zu den Funksportarten zahlt man das Amateurfunkpeilen (ARDF), das DXen sowie diverse Amateurfunkwettbewerbe inklusive des Erwerbs von Amateurfunkdiplomen . Funksport in all seinen Spielarten wird von der International Amateur Radio Union (IARU), dem Dachverband der nationalen Amateurfunkverbande der Welt, gefordert und unterstutzt.

Der Funkamateur darf nur mit anderen Amateurfunkstellen Funkverkehr abwickeln. Er darf Nachrichten, die nicht den Amateurfunkdienst betreffen, fur und an Dritte nicht ubermitteln (Ausnahme: Notfalle).

Funkamateure sind bei ausgefallenen Kommunikationsnetzen oft die einzige Verbindung zur Außenwelt, da sie mit einfachsten Mitteln interkontinentale Funkverbindungen aufbauen konnen. Diesen Funkverkehr nennt man Notfunk . [10]

Prominente Funkamateure

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Physiker James Clerk Maxwell (1831?1879) und Heinrich Hertz (1857?1894) waren zwei wichtige Wegbereiter der Funktechnik . Zu ihrer Zeit existierte der Begriff ?Funkamateur“ aber noch nicht. Ihnen folgten Funkpioniere wie Alexander Stepanowitsch Popow (1859?1906), Roberto Landell de Moura (1861?1928) und Guglielmo Marconi (1874?1937). Sie gehoren zu den Ersten, die sich auch aus personlichen Neigungen und Interesse heraus mit ?Funken“ beschaftigten, also mit der Erzeugung, der Ausbreitung und dem Empfang von elektromagnetischen Wellen . [11] [12]

Zu den zumeist aus anderen Grunden oder auf anderen Gebieten Prominenten , die auch Funkamateure sind oder waren, zahlen die folgenden Personen:

Doug Wheelock, KF5BOC, beim QSO an Bord der Weltraumstation ISS (2010).
Commons : Funkamateure  ? Sammlung von Bildern
Wiktionary: Funkamateur  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Amateurfunk in Deutschland ? Teilnehmerzahlen 2022. (PDF) Bundesnetzagentur, abgerufen am 6. Februar 2023 .
  2. Rufzeichenliste Osterreich. (PDF) Fernmeldebehorde, abgerufen am 1. Mai 2024 .
  3. FCC License Counts (englisch), abgerufen am 10. April 2021.
  4. Information vom Mai 2015 (japanisch), abgerufen am 10. April 2021.
  5. Telekommunikationsgesetz 2021 , Rechtsinformationssystem des Bundes
  6. Ham Radio History (englisch), abgerufen am 6. Mai 2024.
  7. United States Early Radio History (englisch), abgerufen am 12. Oktober 2020.
  8. DARC: Informationen fur Kurzwellenhorer (SWL). Oktober 2019, S. 7. PDF; 1,4 MB , abgerufen am 29. Mai 2021.
  9. Informationen fur Kurzwellenhorer (SWL) ? Das SWL-Kennzeichen , abgerufen am 29. Mai 2021.
  10. Hans Schwarz: Jahrbuch fur den Funkamateur 2009 . In: DARC Buchreihe Amateurfunk-Ratgeber . Band   24 . DARC Verlag GmbH, Baunatal 2008, ISBN 3-88692-057-7 , 3.2 Andere Abkurzungen, S.   21?36 .
  11. Famous Hams and ex-Hams. www.qsl.net, abgerufen am 28. Mai 2011 (englisch).
  12. License Search. wireless2.fcc.gov, abgerufen am 28. Mai 2011 (englisch).
  13. HS1A Silent Key. In: dxnews.com. 14. Oktober 2016, abgerufen am 2. November 2016 (englisch).