Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit
Belegen
(beispielsweise
Einzelnachweisen
) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und
gute Belege einfugst.
Als
Fußballkultur
wird die kunstlerische Auseinandersetzung mit Themen rund um den
Fußball
bezeichnet.
Kulturwissenschaftliche
gepragte, kulturelle Phanomene, die mit Fußball und Fanwesen in Verbindung stehen, seien es Rituale, Fangesange, Popsongs, Fußballfotografie,
Fußballfilme
oder Fußballliteratur werden ebenfalls dazugerechnet. Die Fußballkultur kann der
Popkultur
zugeordnet werden.
Der Anfang dieses Abschnitts bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung:
Bitte hilf mit, ihn zu
verbessern
, und entferne anschließend diese Markierung.
Fußball wurde lange Zeit von Vertretern einer elitaren
Hochkultur
als primitiver Zeitvertreib der Ungebildeten belachelt oder auch ?von unten“ aus politischen Grunden kritisiert, z. B. als
Brot und Spiele
, das heißt als banaler Zeitvertreib, der Unterprivilegierte von politischem Engagement ablenke. Auch die (oft linken) politischen Schriftsteller der 1920er Jahre, von denen sich nicht wenige mit Sport beschaftigten, und die haufig
Sujets
aus dem Sport in ihre Werke einbauten, bevorzugten wie
Brecht
oder
Walter Mehring
den Box- und Radsport.
Die eigentliche Entstehung der Fußballkultur setzte in den 1980er Jahren ein, als einerseits Kulturschaffende, Linke und in der Folge Journalisten damit begannen, Fußball als ein Phanomen jenseits platter Ideologien, jenseits banaler
Sportberichterstattung
in seiner ganzen alltaglichen Vielfalt zu entdecken und, wie auch in der Musik, unabhangige Fußball-
Fanzines
entstanden. Zum Durchbruch in Deutschland verhalfen der Fußballkultur u. a. der Schriftsteller
Ror Wolf
mit seinen Fußballtexten, Autoren der
Neuen Frankfurter Schule
, Poptheoretiker aus dem Umfeld der Zeitschrift
Spex
sowie der Journalist
Helmut Bottiger
. Den endgultigen Durchbruch in den Mainstream bedeutete der Roman
Fever Pitch
von
Nick Hornby
.
In Deutschland hat die Erforschung der Fußballkultur relativ spat begonnen. Der Landeshistoriker Gehrmann war der Erste, der sich 1988 im Rahmen seiner Habilitation im Rahmen der Geschichte des
Ruhrgebiets
mit der kulturellen Bedeutung des Fußballs auseinandersetzte.
[1]
Der Erste, der Fußballfans als ein eigenes kulturelles Phanomen behandelte war (wahrscheinlich) der amerikanische Historiker Charles P. Korr (1978) mit seiner Analyse der Fußballkultur bei
West Ham United
.
[2]
In der Folge engagierten sich Kulturhistoriker und Kultursoziologen in der Analyse einzelner Vereine,
[3]
spezieller kultureller Phanomene wie der
Fußballfans
im Ausland.
[4]
Die Besonderheiten der Fußballfans, die einerseits der internationalsten mit einer Vielzahl von Spielern auslandischer Herkunft durchsetzten Sportart huldigen und andererseits einen
Rassismus
verherrlichen pragt die jungeren Analysen.
[5]
Auch die Besonderheiten einer lokalen Kultur in einer
globalen
Sportart hat zu Analysen angeregt.
[6]
Das Aufkommen von Pop- wie auch Fußballkultur als intellektuelles Phanomen wird immer wieder mit dem Niedergang des Politischen in Zusammenhang gebracht. Da Links und Rechts die Welt nicht mehr erklaren konnten, versuchte man hier, wie schon
Roland Barthes
und andere es vorgefuhrt hatten, aus kleinen Dingen, dem Alltaglichen, Banalen, Erklarungen fur die Welt zu ziehen. Typisch hierfur die Analyse von
Klaus Theweleit
(2004): ?Wo ist der Zusammenhang zwischen 50 % Wahlbeteiligung und 100 % Fußballgequassel? (…) mit dem Einreißen der Berliner Mauer und dem Untergang der alten Ostblockgesellschaften [wurde] vielen Menschen hier ein geistiges Betatigungsfeld oder auch theoretisches Spielfeld genommen (…), das, aus welchen merkwurdigen Grunden auch immer, durch eine ungeheure Menge offentlichen Fußballs ersetzt wird. (…) Er stopft offensichtlich gewisse Locher. Die unubersehbare Intellektualisierung der Fußballzuwendung wurde fur diese These sprechen. Kannten sich die Leute vor drei Jahrzehnten noch bestens in den diversen chinesischen Wegen zur Revolution aus, kommentieren sie heute versiert die Verschiebungen der fußballerischen Gemengelage. Zidane ware dann so etwas wie der aktualisierte Lenin, ein unverfanglicherer zumal. Die Diskussion uber Pressing und Verschieben waren die Diskussionen des ?richtigen Moments“ des richtigen politischen Handelns. (Wahrend man die Politiker ihren Murks, an dem man doch nichts andern kann, machen lasst.)“
Autoren wie
Christoph Biermann
und
Dirk Schumer
haben die intellektuelle Beschaftigung mit Fußball seit einiger Zeit auch in Qualitatszeitungen wie der
Suddeutschen
und der
FAZ
durchgesetzt. Fuhrende Theoretiker wie Klaus Theweleit beschaftigen sich mit dem Phanomen, und im Fahrwasser des Erfolgs der Zeitschriften
Der todliche Pass
und
11 Freunde
sind weitere Fußballmagazine ?mit Anspruch“ gegrundet worden. Auch in Film, Literatur, selbst im Theater ist es inzwischen gang und gabe, sich ernsthaft mit Fußball zu beschaftigen ? ebenso im akademischen Betrieb. Umstritten ist dabei, gerade auch in der Fanszene, inwieweit diese kulturelle Wende der Beschaftigung mit Fußball nicht auch zu einer
Gentrifizierung
des Sports fuhrt, einer Entwicklung, die einher geht mit auf andere Zielgruppen zielenden, erhohten Eintrittspreisen in den Stadien, die Fans aus einkommensarmen Schichten aus den Stadien verdrangt.
Hiermit in Verbindung steht die zunehmende politische Auseinandersetzung innerhalb der Fußballstadien und der Fankultur. Dies hat einerseits zu einem positiven Imagewandel hin zu einem freundlichen Gesicht Deutschlands mit einem bunten, Fahnen schwenkendem Nationalismus gefuhrt,
[7]
zu Massenbegeisterung beim Public Viewing,
[8]
andererseits aber auch einzelnen rassistischen Formen z. B. in der
Borussenfront
.
Seit 2004 gibt es als Forum fur Beschaftigung mit Fragen der Verbindungslinien zwischen Fußball und Kultur die
Deutsche Akademie fur Fußball-Kultur
mit Sitz in
Nurnberg
.
[9]
- Dieter Bott,
Marvin Chlada
,
Gerd Dembowski
:
Ball & Birne. Zur Kritik der herrschenden Fußballkultur
. VSA, Hamburg 1998,
ISBN 978-3879757114
.
- Helmut Bottiger:
Kein Mann, kein Schuß, kein Tor.
C.H.Beck, Munchen 1993.
- Dirk Schumer:
Gott ist rund. Die Kultur des Fußballs.
Berlin Verlag, Berlin 1996.
- Reinhard Kopiez / Guido Brink:
Fußball-Fangesange: eine Fanomenologie.
Konigshausen & Neumann, 1999,
ISBN 978-3-8260-1495-6
- Klaus Theweleit:
Tor zur Welt. Fußball als Realitatsmodell.
Kiepenheuer & Witsch, Koln 2004.
- ↑
Siegfried Gehrmann:
Fußball, Vereine, Politik: zur Sportgeschichte des Reviers 1900 ? 1940.
Essen : Hobbing, 1988,
ISBN 3-920460-36-7
.
- ↑
Charles P. Korr:
West Ham United Football Club and the Beginnings of Professional Football in East London, 1895?1914.
Journal of Contemporary History 13(1978), 2, Special Issue:
Workers' Culture,
S. 211?232 (englisch).
- ↑
Bill Murray:
The old firm: sectarianism, sport and society in Scotland.
Glasgow: John Donald Publishers Ltd, 1984 (englisch).
- ↑
Richard Giulianotti:
Scotland's tartan army in Italy: the case for the carnivalesque.
The Sociological Review 39(1991), 3, S. 503?527 (englisch).
- ↑
Back, Les, Tim Crabbe und John Solomos:
Beyond the racist/hooligan couplet: race, social theory and football culture.
The British journal of sociology 50 (1999), 3, S. 419?442; Podaliri, Carlo, and Carlo Balestri:
The Ultras, racism and football culture in Italy.
Fanatics (1998): S. 88?100 (englisch).
- ↑
Finn, Gerry PT und Richard Giulianotti:
Football culture: Local contests, global visions.
London. Psychology Press, 2000.
- ↑
Arnd Kruger
:
Sport and identity in Germany since reunification.
In: Philip Dine, Sean Crosson (Hrsg.):
Sport, representation and evolving identities in Europe.
Peter Lang, London 2010,
ISBN 978-3-922654-45-2
, S. 289?316 (englisch).
- ↑
Britta Ufer:
Emotionen und Erlebnisse beim Public Viewing.
Sowi Diss. Uni. Gottingen 2010 (
online
).
- ↑
Deutsche Akademie fur Fußball-Kultur.
Deutsche Akademie fur Fußball-Kultur
, 2019,
abgerufen am 30. Oktober 2019
.