Fritz Oellers
Fritz Oellers
(*
25. Juli
1903
in
Dusseldorf
; †
4. Dezember
1977
in
Straßlach
,
Oberbayern
) war ein
deutscher
Diplomat und
Politiker
der
FDP
.
Oellers studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften und ließ sich anschließend als Rechtsanwalt mit dem Arbeitsschwerpunkt Versicherungsrecht im heutigen
Sachsen-Anhalt
nieder. Von 1933 bis 1945 war er ohne Unterbrechung Vorstandsmitglied in dem Versicherungsbereich ?Deutsche Anwalt- und Notar-Versicherung“ (DANV) der
Hamburg-Mannheimer Versicherung
. Zur gleichen Zeit zwang die Versicherungsgesellschaft ihre judischen Aufsichtsratsmitglieder, darunter
Erich Warburg
aus der bekannten Hamburger Bankiersfamilie und den Politiker
Erich Koch-Weser
, zum Rucktritt.
[1]
Fritz Oellers (1956)
1946 floh Oellers vor Repressalien der sowjetischen Besatzungsmacht nach
Schleswig-Holstein
, wo er erneut als Rechtsanwalt tatig war. Er war von 1951 bis 1956 deutscher
Botschafter
in
Brasilien
und anschließend bis 1959 in der
Turkei
. 1959 wurde er in den vorlaufigen Ruhestand versetzt.
[2]
Oellers war seit 1922 Mitglied des
Corps Teutonia Halle
, das 1949 im
Corps Saxonia Frankfurt am Main
aufging.
[3]
Oellers begrundete 1945 die
LDPD
in
Halle
mit. Nach seiner Flucht in den Westen wurde er Mitglied der
FDP
, wo er mit
August-Martin Euler
in Hessen,
Friedrich Middelhauve
in Nordrhein-Westfalen und
Artur Stegner
in Niedersachsen den außersten rechten Parteiflugel bildete.
[4]
Vom 29. April 1947, als er den linksliberalen
Peter Christel Asmussen
abloste, bis 1951 war er
Landesvorsitzender der FDP
in
Schleswig-Holstein
. Am 12. Dezember 1948 wurde er in
Heppenheim
in den ersten
Bundesvorstand der FDP
gewahlt, scheiterte jedoch bei der Neuwahl des Vorstandes auf dem ersten ordentlichen Bundesparteitag im Juni 1949 in
Bremen
. Politisch sprach er sich schon fruh ? unter anderem auf dem
Bremer Parteitag 1949
? fur die Wiederbewaffnung aus, zu einem Zeitpunkt, als ein deutscher Wehrbeitrag auch in der FDP noch nicht mehrheitsfahig war. Ein Jahr spater, auf dem
Bundesparteitag am 29./30. April 1950
, gelang ihm dann die Ruckkehr in den engeren Bundesvorstand, dem er bis 1951 und dann erneut von 1970 bis 1972 angehorte. Von 1969 bis 1977 war er Mitglied des Beirats der
Friedrich-Naumann-Stiftung
.
Oellers war 1948/49 Mitglied des
Wirtschaftsrates der Bizone
. Er gehorte dem
Deutschen Bundestag
in dessen erster
Legislaturperiode
von 1949 bis zum 5. Juni 1951 an. Noch am 10. Januar 1951 wurde er zum Beisitzer im Fraktionsvorstand gewahlt. Oellers legte sein Mandat nieder, um
Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Brasilien
zu werden. Mit Euler, Middelhauve und Stegner sprach er sich fur eine Fraktionsgemeinschaft mit der
Deutschen Partei
im Bundestag aus, konnte sich jedoch nicht durchsetzen.
- ↑
Ingo Bohle:
?Juden konnen nicht Mitglieder der Kasse sein“: Versicherungswirtschaft und die judischen Versicherten im Nationalsozialismus am Beispiel Hamburg
. Hrsg.:
Landeszentrale fur politische Bildung Hamburg
. Lutcke & Wulff, Hamburg 2003,
ISBN 978-3-929728-72-9
(
hamburg.de
[PDF; abgerufen am 27. September 2021]).
- ↑
B 136/6170
- ↑
Kosener Corpslisten, 1960, 37/347, 29/135.
- ↑
Vgl. Marco Kirchhof:
Die Bedeutung des Liberalismus bei der Wiederbegrundung des deutschen Parteiensystems von 1945 bis 1953 (Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik)
(Diplomarbeit, Universitat Potsdam, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultat), Potsdam 2006, S. 73 f.