Friedrich Schlie (
Luise Schmidt
, 1898)
Johann Heinrich Friedrich Gustav Schlie
(*
12. Dezember
1839
in
Bruel
; †
21. Juli
1902
in
Bad Kissingen
) war ein
deutscher
Archaologe
und
Kunsthistoriker
.
Friedrich Schlie, Sohn des namensgleichen Kantors und Lehrers (David Joachim) Friedrich Schlie (1814?1905) und dessen Frau (Helene Marie Sophie) Doris, geb. Schulz (1815?1899), verdiente sich bereits als 16-Jahriger seinen Lebensunterhalt als Haus- und Privatlehrer, bis er 1863 sein Abitur in
Rostock
ablegen konnte. Ab Ostern 1863 studierte er an der
Universitat Rostock
,
[1]
seit 1865 an der
Universitat Munchen
Klassische Philologie
,
Klassische Archaologie
und
Kunstgeschichte
. Dort war er Schuler des von Rom nach Munchen berufenen Archaologen
Heinrich Brunn
, der Schlies weiterem Weg die Richtung wies. Mit einer Doktorarbeit uber
Helena
auf etruskischen Aschenurnen wurde er 1867 in Munchen zum
Dr. phil.
promoviert.
[2]
Ab 1868 war er zwei Jahre Hilfssekretar am
Istituto Archeologico Germanico
in
Rom
.
Der Beginn seines Wirkens im Dienst des mecklenburgischen Kunst- und Kulturlebens nahm fur Schlie seinen Anfang in der Begegnung mit
Eduard Prosch
, dem damaligen Kabinettsrat und Intendanten der Schweriner Kunstsammlungen. Bei einem Besuch in Rom beauftragte Prosch Schlie mit der Abfassung einer Denkschrift uber die erwogene Einrichtung einer Schweriner Sammlung von Gipsabgussen antiker Skulpturen. Nach seiner Ruckkehr 1869 heiratete er am 27. Juli Mathilde (Conradine Ernestine Henriette) Kruger (1847?1920).
[3]
Schlie arbeitete bis 1877 als Lehrer am
Gymnasium
in
Waren
. Dort fuhrte er sich mit seinen zwei 1875 im Druck erschienenen Vortragen
Uber alte und neue Kunst
und
Uber die Einfuhrung der Kunstgeschichte in den Lehrplan der Gymnasien
als auf dem Gebiet der Kunstwissenschaft erfahrener Fachmann ein.
[4]
So berief man ihn 1877 an das
Fridericianum Schwerin
, um ihm gleichzeitig die provisorische Leitung der
Großherzoglichen Kunstsammlungen
zu ubertragen. Nach dem Tod des bisherigen Leiters Eduard Prosch 1878 wurde Schlie endgultig zu deren Direktor ernannt.
[4]
Sein Verdienst war es, die verstreuten großherzoglichen Kunstschatze zu katalogisieren und in dem 1882 von
Hermann Willebrand
fertiggestellten reprasentativen neuen Museumsgebaude am Schweriner
Alten Garten
zu vereinen.
Zu seinen weiteren Verdiensten gehort seine Arbeit im
Verein fur mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde
. Dort war Archivrat
Friedrich Lisch
, der 1852 zum
Conservator der Kunstdenkmaler
des Landes Mecklenburg-Schwerin ernannt wurde, Vorsitzender, erster Sekretar und Herausgeber der
Jahrbucher fur mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde
.
[5]
Friedrich Schlie war auch Freund und Forderer des beruhmten Archaologen
Heinrich Schliemann
.
Durch das Mecklenburg-Schwerinsche Großherzogliche Ministerium des Innern wurde er 1887 als Experte fur kunstlerische Fragen in die
Commission zur Erhaltung der Denkmaler
berufen. Mit der Berufung der Kommission war vom Ministerium des Innern der Beschluss der Herausgabe eines Inventarwerkes aller Kunst- und Geschichtsdenkmaler des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin verbunden worden. Schlie erhielt den Auftrag, die praktische Organisation der hierfur erforderlichen Erfassung der Denkmale, die Gesamtredaktion der daraus erwachsenden Manuskripte und schließlich die Herausgabe der Inventarbande zu ubernehmen. In den Jahren 1898 bis 1902 veroffentlichte er sein funf Bande umfassendes Werk
Die Kunst- und Geschichts-Denkmaler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin
.
Friedrich Schlie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, so wurde er 1882 zum Hofrat, 1891 zum Professor und 1899 zum Geheimen Hofrat ernannt. Er war korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts sowie standiges Mitglied des Ausschusses des Internationalen Kunsthistorischen Kongresses. Eine 1902 kurz nach seinem Tod entstandene Marmorbuste Schlies vom Bildhauer
Ludwig Brunow
und das 1898 von
Luise Schmidt
geschaffene Gemalde befinden sich im Fundus des
Staatlichen Museums Schwerin
. Friedrich Schlies Grabstatte befindet sich auf dem
Alten Friedhof
in Schwerin.
[6]
In seiner Geburtsstadt Bruel und im Schweriner Stadtteil Krebsforden sind Straßen nach ihm benannt.
Ihm zu Ehren verleiht der Schweriner Kunst- und Museumsverein e. V. seit 2013 einen
Friedrich-Schlie-Preis
.
- Die Darstellungen des troischen Sagenkreises auf etruskischen Aschenkisten.
Stuttgart 1868 (
Digitalisat
).
- Beschreibendes Verzeichniss der Werke alterer Meister in der Grossherzoglichen Gemalde-Gallerie zu Schwerin
. Druck der Barensprungschen Hofbuchdruckerei, Schwerin 1882 (
Textarchiv ? Internet Archive
).
- Beschreibendes Verzeichniss der Werke neuerer Meister in der Grossherzoglichen Gemalde-Gallerie zu Schwerin
. Druck der Barensprungschen Hofbuchdruckerei, Schwerin 1884 (
archive.org
).
- Gipsabgusse antiker Bildwerke im Großherzoglichen Museum zu Schwerin. In kunstgeschichtlicher Folge beschrieben und erklart.
Schwerin 1887
- Die Kunst- und Geschichts-Denkmaler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin
. 5 Bande (1896?1902; Nachdruck: Stock & Stein-Verlag, Schwerin 1992?2003).
- I. Band:
Die Amtsgerichtsbezirke Rostock, Ribnitz, Sulze-Marlow, Tessin, Laage, Gnoien, Dargun, Neukalen.
Schwerin, 1896 (
Textarchiv ? Internet Archive
).
- II. Band:
Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmuhlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin.
Schwerin, 1898 (
Textarchiv ? Internet Archive
).
- III. Band:
Die Amtsgerichtsbezirke Hagenow, Wittenburg, Boizenburg, Lubtheen, Domitz, Grabow, Ludwigslust, Neustadt, Crivitz, Bruel, Warin, Neubukow, Kropelin und Doberan.
Schwerin, 1899 (
Textarchiv ? Internet Archive
).
- IV. Band:
Die Amtsgerichtsbezirke Schwaan, Butzow, Sternberg, Gustrow, Krakow, Goldberg, Parchim Lubz und Plau.
Schwerin, 1901 (
Textarchiv ? Internet Archive
).
- V. Band:
Die Amtsgerichtsbezirke Teterow, Malchin, Stavenhagen, Penzlin, Waren, Malchow und Robel.
Schwerin, 1902 (
Textarchiv ? Internet Archive
).
- C. Beyer:
Friedrich Schlie.
In:
Kunstchronik. Wochenschrift fur Kunst und Kunstgewerbe.
NF Band 14, 1902/03, Nr. 1/2, Sp. 3?7 (
Digitalisat
).
- Gerd Beyer:
Friedrich Schlie (1839?1902) und die Denkmalpflege in Mecklenburg.
In:
Mitteilungen des Instituts fur Denkmalpflege, Arbeitsstelle Schwerin
33, 1989, S. 785?796.
- Grete Grewolls
:
Der Schlie ist unubertroffen
. In:
Mecklenburg-Magazin
1991, Nr. 10, S. 12.
- Hans-Gunter Buchholz
:
Die Archaologenfreundschaft zwischen Heinrich Schliemann und Friedrich Schlie. Der Briefwechsel zweier bedeutender Archaologen
(=
Mitteilungen aus dem Heinrich-Schliemann-Museum Ankershagen
3). Schliemann-Museum, Ankershagen 1995.
- Grete Grewolls:
Schlie (Johann Heinrich) Friedrich (Gustav)
. In:
Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern.
2011.
- ↑
Siehe dazu den Eintrag der
Immatrikulation von Friedrich Schlie
im
Rostocker Matrikelportal
.
- ↑
Dissertation:
Die Fortfuhrung der Helena auf etruskischen Aschenkisten
. Munchen 1867 (
Digitalisat
).
- ↑
Kirchenbuch der Pfarrkirche Gustrow, Eintrag vom 27. Juli 1869, S. 382?383. Ebenfalls eingetragen im Kirchenbuch der Evangelischen Kirche Waren, Eintrag vom 27. Juli 1869, S. 280?281. Schlies Vater war zu der Zeit Kantor zu Toitenwinkel. - Lebensdaten auf dem Grabstein, Alter Friedhof Schwerin.
- ↑
a
b
Gerd Baier:
Friedrich Schlie und die Denkmalpflege.
1989, S. 786.
- ↑
Gerd Baier:
Friedrich Lisch und die Anfange der staatlichen Denkmalpflege in Mecklenburg.
In:
Mitteilungen des Instituts fur Denkmalpflege, Arbeitsstelle Schwerin
, 26, 1981, S. 432?441.
- ↑
Historische Grabanlagen ? Alter Friedhof Lageplan.
(
Memento
vom 24. September 2015 im
Internet Archive
) Stadtwirtschaftliche Dienstleistungen Schwerin (SDS)