Friedrich Klingner

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Friedrich Klingner

Friedrich Klingner (* 7. Juli 1894 in Dresden ; † 26. Januar 1968 in Munchen ) war ein deutscher klassischer Philologe , der als Professor an den Universitaten Hamburg (1925?1930), Leipzig (1930?1947) und Munchen (1947?1963) wirkte. Als einer der fuhrenden Latinisten seiner Zeit trieb er die Beschaftigung mit der lateinischen Literatur voran und legte Untersuchungen zu Sallust , Vergil , Horaz und Tibull vor, die bis heute grundlegend sind.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Friedrich Klingner war der Sohn des Lehrers Albrecht Klingner (1865?1939) und dessen Ehefrau Martha Klingner, geborene Ponitz (1865?1941). Er begann im Sommersemester 1914 sein Studium, musste es aber bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrechen. Nach der Ruckkehr von der Front setzte er sein Studium in Berlin fort. Hier hatten besonders der Grazist Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und der Latinist Paul Friedlander auf ihn Einfluss: Methodisch wurde Klingner von Wilamowitz gepragt, Themen und Perspektiven empfing er auf Anregung Friedlanders. Mit ihm wechselte er 1920 nach Marburg . Dort wurde er 1921 mit einer Dissertation uber die Schrift De consolatione philosophiae des Boethius promoviert, die in der Reihe Philologische Untersuchungen erschien. 1923 kehrte Klingner als Assistent und Bibliothekar nach Berlin zuruck und schloss sich dem Kreis um Werner Jaeger an, wo er unter anderem Otto Regenbogen kennenlernte.

Schon nach zwei Jahren in Berlin erhielt Klingner einen Ruf der noch jungen Universitat Hamburg auf eine ordentliche Professur, die mit dem Tod des ersten Lehrstuhlinhabers Otto Plasberg vakant geworden war. In Hamburg wirkte Klingner funf Jahre lang, bis er 1930 als Nachfolger des verstorbenen Richard Heinze nach Leipzig wechselte. Hier lehrte er bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Im November 1933 gehorte er zu den Unterzeichnern des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitaten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat . 1947 wechselte er an die Ludwig-Maximilians-Universitat Munchen , wo er bis an sein Lebensende lehrte und forschte (seit 1963 als Emeritus ). Im akademischen Jahr 1957/1958 war er Rektor der Munchner Universitat.

Er war Ordentliches (1935?1947) und Korrespondierendes (1947?1968) Mitglied der Philologisch-Historischen Klasse der Sachsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig , Korrespondierendes Mitglied der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften zu Wien (1956?1968), auswartiges Mitglied der Koniglich Schwedischen Akademie der Wissenschaften zu Stockholm (1957?1968) sowie Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu Munchen (1947?1968).

Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Friedrich Klingner war einer der fuhrenden Latinisten seiner Zeit und trug wie Eduard Fraenkel zum Aufschwung der Latinistik im 20. Jahrhundert bei. Er beschaftigte sich in seiner Forschung mit der klassischen und nachklassischen lateinischen Literatur; griechische und altlateinische Pratexte zog er heran, wenn es die Untersuchung erforderte.

Schon in seiner Habilitationsschrift uber Boethius ("Amore doctus Dantis ...") wies Klingner auf zahlreiche Mangel der verbreiteten These Useners hin, das Werk sei großtenteils auf den Protreptikos des Aristoteles zuruckzufuhren. Klingner trennte und erlauterte im Werk die Einflusse kynischer , stoischer , neuplatonischer und christlicher Weltanschauung.

Bedeutender waren Klingners Forschungen uber die romischen Historiker, Epiker und Lyriker. Er wies nach, dass Sallust ein eigenes Geschichtsbild hatte und damit das des Poseidonios uberwunden hatte; außerdem widerlegte er ? wie auch Hans Drexler ? die These, dass Sallusts Geschichtsschreibung von einer bestimmten Partei eingenommen sei. Seit 1930 beschaftigte er sich mit dem Lebenswerk des Dichters Vergil , in dem er eine werkubergreifende Einheit erkannte. Die Werke des Lyrikers Horaz gab er nach sorgfaltiger Auswertung der Handschriften und Klarung der Uberlieferungslage in einer neuen kritischen Ausgabe heraus, die noch heute grundlegend ist.

Mit der griechischen Literatur beschaftigte sich Klingner ebenfalls. Bei den Epen Ilias und Odyssee stellte er fest, dass nach stilistischen Gesichtspunkten nur die Dolonie und die Telemachie als spatere Einschube anzusehen seien.

Schriften (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Q. Horatius Flaccus: Opera. Teubner, Leipzig 1939. Dritte Auflage, Teubner, Leipzig 1959 (Nachdruck 1970, 1982, 2008).
  • Romische Geisteswelt: Essays uber Schrifttum und geistiges Leben im alten Rom. Dieterich, Leipzig 1943. Funfte vermehrte Auflage, Ellermann, Munchen 1965 (Nachdruck 1972, 1979)
  • Studien zur griechischen und romischen Literatur. Artemis, Zurich/Stuttgart 1964 (mit Bild und Schriftenverzeichnis).
  • Virgil: Bucolica, Georgica, Aeneis. Artemis, Zurich/Stuttgart 1967.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]