Der
Friede von Stralsund
wurde am
24. Mai
1370
in
Stralsund
zwischen dem Bundnis der
Hansestadte
und dem
danischen
Konig
Waldemar IV.
geschlossen.
Er beendete den
Zweiten Waldemarkrieg
zwischen den beiden Parteien und damit einen Konflikt, der mit dem
Ersten Waldemarkrieg
nach der danischen Eroberung der Hansestadt
Visby
auf der Insel
Gotland
im August 1361 begonnen hatte und nur durch eine kurze Friedensphase von 1365 bis 1367 unterbrochen wurde.
Der danische Konig Waldemar IV. hatte sein Land von der Fremdherrschaft durch
Holstein
,
Mecklenburg
und
Schweden
befreit und damit auch den Handel auf der Ostsee wieder sicherer gemacht. Mit der Eroberung
Schonens
und der Brandschatzung Visbys und dem Entzug bedeutender Privilegien waren die Hansestadte in ihrem Handel stark eingeschrankt. Sie erklarten in Verhandlungen in
Greifswald
unter Leitung des Lubecker Burgermeisters
Johann Wittenborg
, an denen auch der
Deutsche Ritterorden
sowie Gesandte Schwedens und
Norwegens
teilnahmen, den Danen im September 1361 den Krieg.
Zur Vorbereitung erhoben die beteiligten Stadte einen
Pfundzoll
zur Finanzierung des Krieges. Die Hansen und die Konige sollten jeweils Schiffe und 2000 bewaffnete Manner stellen. Vertraglich fixiert waren auch die Ziele der Kampfhandlungen: Schonen und Gotland sollten an Schweden fallen, die hansischen Privilegien wiederhergestellt und den Stadten Pfandbesitz in den eroberten Gebieten geboten werden. Johann Wittenborg fuhrte die Flotte von 48 Schiffen (darunter 27
Koggen
) mit 2240 Bewaffneten im April 1362 vor dem
Hiddenseer
Dornbusch zusammen. Lubeck stellte 600 Bewaffnete, Stralsund und
Rostock
jeweils 400, je 200
Wismar
, Greifswald und
Stettin
, 100
Kolberg
, je 50
Stargard
und
Anklam
und 40
Kiel
. Weitere 300 kamen jeweils aus
Bremen
und
Hamburg
. Zwolf Wochen lang belagerte Johann Wittenborg
Helsingborg
, ohne dass die versprochene Hilfe aus Schweden oder Norwegen kam. Dann wurde er durch einen Ausfall Waldemars geschlagen. Ein
Waffenstillstand
wurde vereinbart und im November 1362 in Rostock bis zum 6. Januar 1364 verlangert, wobei sich die Bedingungen fur die Hansestadte verbesserten. Der 1365 geschlossene
Frieden von Vordingborg
blieb wertlos, da die Danen weiterhin den Handel der Hanse stark behinderten.
Auf dem
Hansetag
am 19. November 1367 in
Koln
fand sich ein Bundnis zusammen, die
Kolner Konfoderation
, die aus bis zu 57 Hansestadten bestand. Am 2. Februar 1368 schlossen sie in Lubeck ein Kriegsbundnis mit Konig
Albrecht von Schweden
und norddeutschen und danischen Adligen. Parallel zu einer Kriegserklarung an Danemark versandte die Hanse Schreiben an 27 norddeutsche Herrscher, die Konige von England und Polen sowie an den Kaiser und den Papst, in denen sie ihr Handeln erklarten.
Im April 1368 fuhr die hansische Flotte mit 37 Schiffen und 2000 Bewaffneten nach Danemark und nahm am 2. Mai 1368
Kopenhagen
ein und zerstorte es. Schwedische und hansische Truppen nahmen im Juli des Jahres Schonen ein, auch Sud
jutland
und Norwegen wurden schnell besiegt. Konig Waldemar floh. Allein Helsingborg hielt noch den Angriffen der Hansen stand, so dass die bewaffneten Belagerer unter Fuhrung
Brun Warendorps
hier uberwintern mussten. Im Fruhjahr 1369 griffen sie erneut an, konnten allerdings erst am 8. September 1369 die Stadt einnehmen. Ende November 1369 schlossen Danemark und die Hansen einen Waffenstillstand.
Am 1. Mai 1370 trafen sich in
Stralsund
die Vertreter von 23 Stadten (Burgermeister oder Ratsherren von
Lubeck
, Stralsund,
Greifswald
,
Stettin
,
Kolberg
,
Stargard
,
Kulm
,
Thorn
,
Elbing
,
Danzig
,
Riga
,
Reval
,
Dorpat
,
Kampen
,
Zuidersee
,
Briel
,
Harderwijk
,
Zutphen
,
Elburg
,
Stavoren
,
Deventer
,
Dordrecht
und
Amsterdam
) mit den danischen Gesandten unter Leitung
Hennings von Putbus
, Hauptmann des Konigreichs Danemark, des
Erzbischofs von Lund
sowie der Bischofe von
Roskilde
und
Odense
. Der danische Konig hatte nach der Niederlage sein Reich verlassen.
Stralsunds Rolle im Wendischen Quartier der Hanse war zu dieser Zeit zweifellos gleich hinter Lubeck anzusetzen. Die beiden herausragenden außenpolitischen Fuhrungspersonlichkeiten der Hanse in dieser Zeit waren
Jakob Pleskow
,
Lubecker Burgermeister
, sowie
Bertram Wulflam
.
Burgermeister Stralsunds
. In beiden Kriegen gegen Danemark hatte Stralsund eine bedeutende Rolle gespielt und auch große finanzielle und materielle Beitrage geleistet. Auch politisch war Stralsunds Rolle offenbar stark: Zwischen 1358 und 1370 wurden 20 Hansetage hier abgehalten, dagegen 18 in Lubeck, 14 in
Rostock
und je sechs in
Wismar
und
Greifswald
. Diese politische Rolle fand ihren Ausdruck daher zu Recht in der Wahl Stralsunds fur die Besiegelung der Ergebnisse der Verhandlungen mit dem danischen Rat.
Da den Hansestadten im Gegensatz zu ihren Kriegsverbundeten nicht der Sinn nach Herrschaftsgebieten, sondern hauptsachlich nach Vorteilen fur den Handel stand, konnten sie dem ohnehin nachgiebigen Gegner Danemark die eroberten Gebiete in Schonen uberlassen und sicherten sich ihre fruheren Privilegien wieder. Sie erhielten die Festungen
Helsingborg
,
Malmo
,
Skanør und Falsterbo
fur 15 Jahre, auszulosen gegen 12.000 Mark reinen Silbers. Damit kam der Zoll am
Øresund
von Danemark in die Kasse der Hanse. Außerdem durfte der danische Reichsrat kunftig keinen Konig ohne vorherige Zustimmung der Hanse wahlen. Der Friede wurde ohne den Herzog
Albrecht II.
von Mecklenburg geschlossen, so dass dieser sich ubergangen fuhlte und einen eigenen Separatfrieden schloss, in dem er festlegte, dass sein Enkel
Albrecht IV.
von Mecklenburg Konig werden sollte.
Am 24. Mai 1370 besiegelten die Vertreter des Reichsrates des Konigreichs Danemark unter
Henning Podebusk
und die in der Kolner Konfoderation vereinigten Stadte den Stralsunder Frieden, welcher fur lange Zeit die starke Rolle der Stadte festschrieb. Im Vertrag wurde die Freiheit Visbys wiederhergestellt, außerdem hatte Danemark der Hanse den freien Handel auf der
Ostsee
, auch gegen die
Umlandfahrer
zu garantieren. Die Hanse konnte sich daraufhin das Monopol im okonomisch uberaus bedeutenden
Heringshandel
auf der
Schonischen Messe
in
Falsterbo
sichern.
Der Friede von Stralsund markiert den Hohepunkt der Macht des hansischen
Stadtebunds
im
Ostseeraum
. Außerdem erreichte er, dass Waldemars Nachfolger nur mit vorheriger Zustimmung der Hanse gewahlt werden durfte.
Im Mai 2023 wurden die Urkunden zum Friedensschluss in das
Weltdokumentenerbe in Deutschland
aufgenommen.
[1]
- ↑
Ostseezeitung, ?Friedensurkunden von 1370 jetzt Unesco-Weltdokumentenerbe“, 22. Mai 2023