Fridolin von Spaun

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Fridolin von Spaun (* 4. Juli 1901 in Anacapri , Italien ; † 20. Marz 2004 in Geretsried , Deutschland ) war ein deutscher rechtsextremistischer Aktivist und Reprasentant nationalsozialistischer Traditionspflege. Er war Mitglied im Freikorps Oberland , Mitglied der NSDAP , Funktionar der HIAG , Archivgrunder und Familienforscher.

Spaun kam als Sohn von Stella geb. Diefenbach (1882?1971), die eine Tochter des Malers Karl Wilhelm Diefenbach war, sowie des Diefenbach-Jungers und Malers Paul von Spaun [1] auf der neapolitanischen Insel Capri zur Welt und hatte zwei Schwestern (Vera, * 1899 und Genovefa, * 1906) und drei jungere Bruder, Wahnfried (* 1904), Siegfried Friedrich (* 1908) und Wieland (* 1911). Er wuchs wegen des rastlosen Lebens seiner Eltern aufgrund innerfamiliarer Konflikte und kaum durchschaubarer Beziehungsgeflechte der Eltern und Großeltern in Italien, Osterreich ( Gratwein , Boheimkirchen ) und Bayern auf, wobei er seinen Großvater Karl Wilhelm Diefenbach und zahlreiche Mitglieder von dessen Kommune noch kennenlernte. Sein Urgroßvater vaterlicherseits war Max Gandolf von Spaun (1797?1844) aus dem Adelsgeschlecht von Spaun .

Fridolin von Spaun schloss sich zunachst dem Wandervogel an und war 1920 Teilnehmer des Zugs der Neuen Schar mit Gustav Graser und Friedrich Muck-Lamberty . Als das Freikorps Oberland in Oberschlesien nach der Volksabstimmung uber einen Verbleib beim Deutschen Reich oder dem Anschluss an Polen 1921 gegen die Polen kampfte, nahm Spaun am ? Sturm auf den Annaberg “ teil und erbeutete dort die polnische Fahne. [2] Beim Hitler-Ludendorff-Putsch 1923 hielt sich Spaun in Munchen auf und sah dort zum ersten Mal Adolf Hitler , dessen Bewegung er sich bald ruckhaltlos anschloss. Zum zweiten Mal begegnete er Hitler 1933 bei einem Abendessen fur zahlreiche seiner Sympathisanten in Berlin, woruber er in einem Dokumentarfilm-Interview der BBC noch 1996 begeistert berichtete. [3]

An einem zwischenzeitlichen Standort der Kunstlerkolonie seines Großvaters in Dorfen bei Wolfratshausen begrundete Spaun nach 1945 die Spaun-Stiftung fur Familienforschung und trug den uber Jahrzehnte hinweg als unzuganglich geltenden Nachlass Diefenbachs († 1913), der wahrend der zwei Weltkriege nicht nach konservatorischen Kriterien verwahrt wurde, wieder zusammen und legte auch ein Paul-von-Spaun-Archiv an. Von Spaun erkannte schon fruh durch seine Herkunft, die Kindheitserlebnisse mit Diefenbach, die Begegnungen mit verschiedensten Propagandisten der Lebensreform sowie die Teilnahme an der Wandervogelbewegung die kulturhistorische Bedeutung seines Großvaters. Er unterstutzte nachhaltig die Entstehung der offentlichen Museen fur Diefenbachs Werke in dessen Heimatstadt Hadamar und auf Capri. Uber Spaun gelangte Diefenbachs schriftlicher Nachlass in das Archiv der deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein in Hessen.

Zeitlebens hielt Spaun Kontakt zu Netzwerken der Jugendbewegung , NS-Traditionsverbande und Vertriebenenverbande . Spaun war ferner ein bekannter Funktionar der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehorigen der ehemaligen Waffen-SS (HIAG) und von 1978 bis 1990 ?Kameradschaftsfuhrer“ der ?Kameradschaft Freikorps und Bund Oberland“. [4] Als solcher ließ er noch 1981 die Todesanzeige fur die beruchtigte Nationalsozialistin Eleonore Baur (?Schwester Pia“) im Munchner Merkur abdrucken. [5]

  • Max von Beveren: Erinnerung, Ehrung, Leugnung. Kontinuitaten rechter Traditionspflege in Oberbayern . Books on Demand, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7519-7048-8 .
  • Werner Hartl: Das Oberland-Gedenken am Schliersee als umkampfter Erinnerungsort , hrsg. v. Gemeinnutzige Respekt! Kein Platz fur Rassismus GmbH , Frankfurt und Munchen 2019, S. 25; Online (PDF) unter igmetall-schliersee.de .
  • Genealogisches Handbuch des Adels , Adelslexikon Band XIII, Band 128 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2002, ISSN   0435-2408
  • Erich Mende : Der Annaberg und das deutsch-polnische Verhaltnis . Bund der Vertriebenen, Bonn 1991, ISBN 3-925103-48-1 .
  • Robert Thoms: Der Sturm auf den Annaberg 1921 in historischen Dokumenten. Dokumente zur Geschichte der deutschen Freikorps . Books on Demand, Hamburg 2001, ISBN 3-8311-1792-6 .
  • Marita Krauss : Rechte Karrieren in Munchen: von der Weimarer Zeit bis in die Nachkriegsjahre . Volk Verlag, 2010. 416 S.
  • Laurence Rees: The Dark Charisma of Adolf Hitler: Leading Millions into the Abyss . Ebury Press. 2012. ISBN 978-0-09-191763-0 .

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Auch von Spauns Bruder Friedrich von Spaun (1870?1950) kommt als leiblicher Vater von Fridolin und seinen Geschwistern in Betracht.
  2. Reinhold Friedrich: Spuren des Nationalsozialismus im bayerischen Oberland: Schliersee und Hausham zwischen 1933 und 1945 , Norderstedt 2011, S. 99.
  3. Laurence Rees : The Nazis: A Warning from History , zehnteilige Dokumentarfilm-Serie, Film 1: Helped into Power , BBC 1997; gleichnamiges Begleitbuch: London 1997, ISBN 978-0-563-38704-6 ; ferner Laurence Rees: The dark charisma of Adolf Hitler. Leading millions into the abyss , Ebury Press, London 2012, S. 117; Transkription: Max von Beveren: Erinnerung, Ehrung, Leugnung. Kontinuitaten rechter Traditionspflege in Oberbayern . Books on Demand, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7519-7048-8 , S. 54; Online.
  4. Werner Hartl: Das Oberland-Gedenken am Schliersee als umkampfter Erinnerungsort , hrsg. v. Gemeinnutzige Respekt! Kein Platz fur Rassismus GmbH , Frankfurt und Munchen 2019, S. 25; Online (PDF) unter igmetall-schliersee.de .
  5. Max von Beveren: Erinnerung, Ehrung, Leugnung. Kontinuitaten rechter Traditionspflege in Oberbayern . Books on Demand, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7519-7048-8 , S. 53; Online .