Selbstwahrnehmung

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Selbstwahrnehmung oder Eigenwahrnehmung ist die Wahrnehmung des Selbst , der eigenen Person . Sie ist zusammen mit der Selbstbeobachtung fur die eigene Bewusstseinsbildung und das Selbstbewusstsein unentbehrlich. Der Gegenbegriff zur Selbstwahrnehmung ist die Fremdwahrnehmung , also die Wahrnehmung einer Person durch Andere.

Dabei ist Selbstwahrnehmung keine Eigenschaft, die nur bei Menschen auftritt, wie u. a. durch den sogenannten Spiegeltest nachgewiesen wurde, sind auch zahlreiche Tiere dazu in der Lage.

Das Selbstbild wird in der Psychologie durch die Summe der Selbstwahrnehmungen geformt, erganzt durch Mitteilungen aus Fremdwahrnehmung. Selbstwahrnehmung geschieht durch nach außen gerichtete Wahrnehmung durch die Exterorezeptoren , also von Gesichts-, Gehor-, Geruchssinn u. a., und nach innen gerichtete Wahrnehmung durch die Propriozeptoren , also Schmerz- und Muskelsinn usw., zusammen mit Informationen der Selbstbeobachtung und -bewertung.

Man unterscheidet grundsatzlich zwischen Korperschema und Korperbild (nach Sandra und Matthew Blakeslee). Das Korperschema ist ein neurophysiologisches Konstrukt, das aus der Integration der taktilen, propriozeptiven, vestibularen, visuellen und akustischen Informationen entsteht. Es hangt mit Lernerfahrung zusammen und setzt sich aus Eigenschaften wie Korperorientierung, Korperausdehnung (Große) und Korperkenntnis (Bau und Funktion) zusammen. Das Korperbild ist ein psychologisch-phanomenologisches Konstrukt, das sich vor allem auf die mentalen Einstellungen bezieht. Es besteht aus Eigenschaften wie Korperbewusstsein, Korperausgrenzung (Grenzen des eigenen Korpers), Korpereinstellung (zum Beispiel Attraktivitat/Aussehen, Bewertung durch andere) und Uberzeugungen.

Durch Diskrepanzen zwischen Korperschema und Korperbild konnen Storungen der Selbstwahrnehmung und des Korpererlebens entstehen. Es kann zu Verzerrung, Verleugnung oder Verdrangung kommen, welche zu Selbstzweifeln und Selbsttauschungen fuhren. Beispiele dafur sind die nach ICD-10 klassifizierten Storungen Depersonalisation und Magersucht . Ursachen fur solche Storungen sind unter anderem unerreichte eigene (oder zu eigen gemachte fremde) Wunschbilder daruber, wie man gerne sein mochte, dazu die Angst dabei entdeckt zu werden und das Schamgefuhl daruber nicht so zu sein, wie man selbst gerne sein mochte ? oder die Furcht davor, den Erwartungen anderer nicht oder zu wenig zu genugen. Ein entsprechend nach außen getragenes verzerrtes Selbstbild kann bei gleichzeitig dazu unpassendem Verhalten zu sozialen Problemen fuhren.

Nach Ansicht des Philosophen Rene Descartes (? Cogito ergo sum .“) ist Selbstgewissheit nicht eine Sache der Selbstwahrnehmung, sondern Ergebnis eines rationalen Denkakts. Das heißt: dass ich bin, weiß ich nicht daher, dass ich mich selbst wahrnehme, sondern das folgt unzweifelhaft aus meiner Feststellung, dass ich denke .

In der Sinnesphysiologie wird mit Tiefensensibilitat oder Propriozeption die eigene Korperwahrnehmung bezeichnet.

Illusionen der Selbstwahrnehmung

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Die Integration verschiedener, paralleler Sinneseindrucke kann bei einer Tauschung zu einer verfalschten bzw. nicht der Realitat entsprechenden Selbstwahrnehmung fuhren. Ein Beispiel fur eine Illusion der Selbstwahrnehmung ist die Marmorhand-Illusion. Hierbei wird mit einem kleinen Hammer auf die Hand einer Versuchsperson geklopft. Dabei hort sie uber Kopfhorer, synchron zum sichtbaren und spurbaren Klopfen, ein Klopfgerausch auf Marmor. Dies induziert bei der Versuchsperson eine veranderte Wahrnehmung ihrer Hand. Die Hand wird bereits nach kurzer Zeit als steifer, harter und unempfindlicher wahrgenommen. In der Spiegeltherapie wird eine ahnliche Form der Selbsttauschung therapeutisch genutzt.