Graf
Fredrik Axel von Fersen
, meist
Axel von Fersen der Altere
genannt (*
5. April
1719
; †
24. April
1794
) war ein
schwedischer
General und Staatsmann
deutsch-baltischer
Abstammung.
Er war ein Sohn des Generalleutnants
Hans Reinhold von Fersen
(* 2. Marz 1683 in
Tallinn
; † 25. Mai 1736) und dessen Frau, der Grafin Eleonora Margareta
Wachtmeister
. Sein Bruder war der Staatsmann
Carl Reinhold von Fersen
(1716?1786). Die Vorfahren waren ein seit dem 16. Jahrhundert in
Estland
etablierter Zweig einer ursprunglich norddeutschen Familie. Wahrend der schwedischen Herrschaft in Estland zeichneten sich mehrere Mitglieder der Familie im Dienste der Krone aus. Hans Fersen war 1617?1624 und Hans Heinrich von Fersen von 1720 bis 1723
Hauptmann der Estlandischen Ritterschaft
. Fersens Großvater, Reinhold Johan von Fersen, wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts in den Grafenstand erhoben und siedelte mit seiner Familie nach Schweden uber, als Estland im Jahre 1720 unter russische Hoheit kam.
Fersen trat 1740 in die
Koniglich-Schwedische Leibgarde
ein. Von 1743 bis 1748 stand er als Offizier des
Regiment Royal-Suedois
in franzosischen Diensten, wo er bis zum
Brigadier des armees du roi
aufstieg.
Als General zeichnete er sich im
Siebenjahrigen Krieg
1759 bei den Operationen gegen
Preußen
im Jahre 1759 auf
Usedom
und
Wollin
aus. Seinen Namen machte er sich aber als Politiker.
Auf dem
Standereichstag
(Standsriksdag) von 1755?1756 wurde er zum
Landmarschall
(lantmarskalk) gewahlt, ein Amt, das er noch zwei weitere Mal innehatte: 1760?1762 und 1769?1770. Bis zum
Staatsstreich
des neuen Konigs
Gustav III.
im Oktober 1772 war er Fuhrer der
aristokratischen
Partei der
Hute
, die eine merkantilistische Wirtschaftspolitik mit aktiver Forderung von
Manufakturen
und des Exports sowie eine revanchistische Außenpolitik gegen
Russland
mit Unterstutzung
Frankreichs
verfolgte. Ihre politischen Gegenspieler, die
Mutzen
, waren eher antiaristokratisch, stutzten die Interessen der
Landwirtschaft
und betrieben eine vorsichtige Außenpolitik, die einen Ausgleich mit Russland und eine Annaherung an
England
suchte.
Im Jahre 1756 vereitelte er einen in letzter Minute aufgedeckten Staatsstreichversuch der sogenannten
Hofpartei
, die dem Konigshaus auf Kosten des Reichsrats und des Standereichstags zu wesentlich mehr Macht verhelfen wollte. Eine Anzahl der Radelsfuhrer wurde hingerichtet, andere flohen ins Ausland. Nach den Misserfolgen im Siebenjahrigen Krieg neigte er jedoch in seiner Politik wieder zunehmend dem Hofe zu, womit es ihm gelang, die Hutepartei noch einige Jahre lang an der Macht zu halten.
Als die Mutzen 1766 die Mehrheit im Standereichstag und die Regierungsgewalt errangen, unterstutzte Fersen den Hof in dessen Machtkampf mit den Mutzen. Als Konig Adolf Friedrich als Antwort auf die extremen Forderungen der Mutzen offentlich abdankte, weigerte sich Fersen, die Leibgarde wahrend des daraus resultierenden 7-Tage-
Interregnums
zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Stockholm einzusetzen. Beim nachsten Standereichstag, 1769, als die Hute wieder an die Macht kamen, wurde Fersen erneut zum Landmarschall gewahlt, machte dann aber keine Anstalten, seine im Vorfeld der Wahl dem Kronprinzen
Gustav
gegenuber gemachten Versprechungen hinsichtlich einer Verfassungsreform einzuhalten. Dies war wohl mit ein Grund, warum Gustav nach seiner Thronbesteigung seinen
absolutistischen
Staatsstreich von 1772 durchfuhrte.
Fersen war auch einer der reichsten Manner Schwedens. Er besaß vier große Schlosser (
Lofstad
,
Steninge
,
Ljung
und
Malsaker
), ausgedehnte Guter und Walder, Bergwerke und Eisenhutten in Schweden und Finnland, sowie erhebliche Anteile an der
Schwedischen Ostindien-Kompanie
. In Stockholm gehorten ihm mehrere reprasentative Stadthauser, darunter ein Palais gegenuber dem koniglichen Schloss.
Bei der Grundung der
Schwedischen Akademie
durch Konig Gustav III. im Marz 1786 wurde Fersen der erste Inhaber des
Stuhls 7
.
1752 heiratete er Hedvig Catharina de la Gardie (* 30. Mai 1732; † 22. April 1800), eine Tochter des Grafen Magnus Julius de la Gardie (* 14. April 1669?; † 28. April 1741) und dessen Frau Hedvig Catharina Lillie (* 20. September 1695; † 13. Oktober 1745). Die beiden hatten vier Kinder:
- Fredrik Axel von Fersen
. In: Herman Hofberg, Frithiof Heurlin, Viktor Millqvist, Olof Rubenson (Hrsg.):
Svenskt biografiskt handlexikon
. 2. Auflage.
Band
1
:
A?K
. Albert Bonniers Verlag, Stockholm 1906,
S.
333
(schwedisch,
runeberg.org
).