Franz Hofer (Gauleiter)

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Franz Hofer
Franz Hofer (rechts) mit Wilhelm Frick und Kurt Daluege bei den Großdeutschen Skimeisterschaften im Februar 1939 in Kitzbuhel

Franz Hofer (* 27. November 1902 [1] in Hofgastein ; † 18. Februar 1975 in Mulheim an der Ruhr ) war ein osterreichisch -deutscher Politiker. In der Zeit des Nationalsozialismus amtierte er als NSDAP-Gauleiter von Tirol-Vorarlberg , spater war er zudem Reichsverteidigungskommissar der ? Operationszone Alpenvorland “.

Der Sohn eines Hofgasteiner Hotelbesitzers besuchte zwischen 1909 und 1919 die Volks- und Realschule in Innsbruck und begann 1922 die berufliche Laufbahn als selbstandiger Kaufmann . Im September 1931 trat er in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 610.451) [2] [3] und machte in dieser im Jahr darauf rasch Karriere: Im April 1932 wurde er Kreisleiter und im Juli stellvertretender Gauleiter von Tirol. Am 27. November 1932 wurde er zum Gauleiter von Tirol befordert.

Wegen Betatigung fur die in Osterreich verbotene NSDAP wurde Hofer im Juni 1933 verhaftet und vor einem Tiroler Gericht zu zwei Jahren Haft verurteilt. Am 30. August 1933 brachen vier bewaffnete SA -Manner gewaltsam in seine Gefangniszelle ein und befreiten ihn. Auf der Flucht wurde er angeschossen. Er entkam nach Italien und hielt wenige Wochen spater auf dem Nurnberger Reichsparteitag von seiner Trage aus eine Rede. 1935 nahm er die deutsche Staatsangehorigkeit an. [4] Bei der Reichstagswahl am 29. Marz 1936 kandidierte er erfolglos in Munchen.

Anfang 1937 wurde er zum Leiter der ? Politischen Leiter - und Mitgliedersammelstelle fur Osterreicher in Deutschland“ mit Arbeitsplatz in Berlin .

Nach dem ? Anschluss Osterreichs “ an das Deutsche Reich erhielt er am 24. Mai 1938 erneut die Gauleitung von Tirol-Vorarlberg . Im selben Jahr erhielt er die Funktion Ministerialrat und den Rang eines NSKK -Obergruppenfuhrers. Am 1. September 1940 wurde Hofer zusatzlich zum Reichsstatthalter von Tirol-Vorarlberg ernannt.

Nach dem Abfall Italiens von der Achse wurde Hofer am 10. September 1943 zum Obersten Kommissar in der ? Operationszone Alpenvorland “ (bestehend aus dem Gau Tirol-Vorarlberg und den benachbarten italienischen Provinzen Bozen , Trient und Belluno ) ernannt.

Im November 1944 schlug Hofer in einem Memorandum an Adolf Hitler vor, ein Kerngebiet in den Alpen zur letzten Bastion des Reiches, zur Alpenfestung , auszubauen und das ?Bergland Tirol“ zur ?Reichsfestung“ und zum ?sudliche[n] Bollwerk des germanischen Lebensraumes“ zu machen. [5] Unter anderem war geplant, eine große Zahl englischer und amerikanischer Kriegsgefangener zusammenzuziehen, um alliierte Bombardements zu verhindern (tatsachlich wurden am 30. April 1945 prominente KZ-Haftlinge am Pragser Wildsee in Sudtirol zu diesem Zweck inhaftiert). Vermutlich legte Hitlers Sekretar Martin Bormann seinem ?Fuhrer“ dieses Schreiben erst im Fruhjahr 1945 vor, so dass Hofer erst am 12. April 1945 zum Vortrag in den Berliner Fuhrerbunker geladen wurde. Hitler ? 18 Tage vor seinem Suizid noch immer vom Endsieg uberzeugt ? billigte Hofers Vorschlag und ernannte ihn einen Tag vor seinem Tod am 29. April 1945 zum Reichsverteidigungskommissar der Alpenfestung.

Die Alpenfestung blieb ein Phantom. Hofer ubergab ? auf Betreiben des gefangenen deutschamerikanischen Geheimdienstagenten Friedrich (Fred) Mayer ? Innsbruck den Amerikanern als offene, unverteidigte Stadt. Am 6. Mai 1945 wurde er von der US-Armee in Hall in Tirol verhaftet und in einem Internierungslager inhaftiert. 1948 gelang ihm die Flucht nach Deutschland . Hier setzte er seine gelernte Arbeit als Kaufmann ab 1949 in Mulheim an der Ruhr fort, zunachst unter falschem, ab 1954 unter seinem richtigen Namen. Nach seinem naturlichen Tod wurde er auf dem Mulheimer Hauptfriedhof begraben.

In Osterreich wurde Hofer im Juni 1949 in Abwesenheit zum Tod verurteilt; eine Munchner Berufungsspruchskammer bestatigte im Juli 1953 das Urteil von 3 Jahren und 5 Monaten Arbeitslager. In einem Presseinterview aus dieser Zeit hatte sich Hofer als ungebrochener Nationalsozialist zu erkennen gegeben.

Am 6. Juni 1950 wurde vom Landesgericht Innsbruck als Volksgericht das gesamte Vermogen Franz Hofers zugunsten der Republik Osterreich fur verfallen erklart. Begrundet wurde dies mit dem Vorwurf des Hochverrats , der darin erblickt wurde, dass Hofer als fuhrendes Mitglied der NSDAP den Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich befurwortet und betrieben hatte.

Ein Ermittlungsverfahren wegen seiner Beteiligung am Krankenmord ( Aktion T4 ) wurde zwar eingeleitet, aber 1963 eingestellt. [4]

1964 wurde die Klage der Kinder Hofers auf Ruckgabe des Lachhofs bei Hall von einem osterreichischen Gericht zuruckgewiesen. Dieser war ursprunglich durch die Deutsche Umsiedlungs-Treuhand-Ges.m.b.H. als Ersatzliegenschaft fur Sudtirol-Umsiedler von Lanfranco Graf Sforza und dessen Frau Maria Antoinette angekauft worden; Hofer hatte ihn seinerseits im Oktober 1943 von der Deutschen Umsiedlungs Ges.m.b.H. erworben und mit seiner Familie bis Kriegsende dort gewohnt.

Personliche Bereicherung

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Nach der britisch-osterreichischen Juristin und Buchautorin Meriel Schindler hatte sich Hofer durch Arisierung die große Familienvilla der judischen Familie Schindler angeeignet. [6] Nach erfolgter gerichtlicher Restitution erwirkte Kurt Schindler ? durch personliche Vorsprache bei Hofer ? ohne dass dieser dazu gerichtlich verhalten worden war, ruckwirkende Mietzahlungen fur die Jahre 1938 bis 1945. [7]

Commons : Franz Hofer  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Taufbuch - TFBXI | Bad Hofgastein | Salzburg, rk. Diozese | Osterreich | Matricula Online. Abgerufen am 19. Dezember 2018 .
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/11700139
  3. Henrik Eberle , Matthias Uhl (Hrsg.): Das Buch Hitler . Bastei Lubbe, 2015, ISBN 978-3-7325-1373-4 ( google.de [abgerufen am 2. Marz 2023]).
  4. a b Ernst Klee : Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 . Zweite aktualisierte Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8 , S. 264.
  5. So schon im Bozner Tagblatt , Ausgabe vom 13. September 1944, S. 3 ( PDF ).
  6. Meriel Schindler: Cafe Schindler. Meine judische Familie, zwei Kriege und die Suche nach Wahrheit . Piper Verlag, Berlin/Munchen 1922, S.   254 .
  7. Meriel Schindler: Cafe Schindler. Meine judische Familie, zwei Kriege und die Suche nach Wahrheit . Piper Verlag, Berlin/Munchen 1922, S.   423 .