Franz Hofer
(*
27. November
1902
[1]
in
Hofgastein
; †
18. Februar
1975
in
Mulheim an der Ruhr
) war ein
osterreichisch
-deutscher Politiker. In der
Zeit des Nationalsozialismus
amtierte er als
NSDAP-Gauleiter
von
Tirol-Vorarlberg
, spater war er zudem Reichsverteidigungskommissar der ?
Operationszone Alpenvorland
“.
Der Sohn eines Hofgasteiner Hotelbesitzers besuchte zwischen 1909 und 1919 die
Volks-
und
Realschule
in
Innsbruck
und begann 1922 die berufliche Laufbahn als selbstandiger
Kaufmann
. Im September 1931 trat er in die
NSDAP
ein (Mitgliedsnummer 610.451)
[2]
[3]
und machte in dieser im Jahr darauf rasch Karriere: Im April 1932 wurde er Kreisleiter und im Juli stellvertretender Gauleiter von Tirol. Am 27. November 1932 wurde er zum Gauleiter von Tirol befordert.
Wegen Betatigung fur die in
Osterreich
verbotene NSDAP
wurde Hofer im Juni 1933 verhaftet und vor einem Tiroler Gericht zu zwei Jahren Haft verurteilt. Am 30. August 1933 brachen vier bewaffnete
SA
-Manner gewaltsam in seine Gefangniszelle ein und befreiten ihn. Auf der Flucht wurde er angeschossen. Er entkam nach
Italien
und hielt wenige Wochen spater auf dem
Nurnberger
Reichsparteitag
von seiner Trage aus eine Rede. 1935 nahm er die
deutsche Staatsangehorigkeit
an.
[4]
Bei der
Reichstagswahl
am 29. Marz 1936 kandidierte er erfolglos in Munchen.
Anfang 1937 wurde er zum Leiter der ?
Politischen Leiter
- und Mitgliedersammelstelle fur Osterreicher in Deutschland“ mit Arbeitsplatz in
Berlin
.
Nach dem ?
Anschluss Osterreichs
“ an das
Deutsche Reich
erhielt er am 24. Mai 1938 erneut die Gauleitung von
Tirol-Vorarlberg
. Im selben Jahr erhielt er die Funktion
Ministerialrat
und den Rang eines
NSKK
-Obergruppenfuhrers. Am 1. September 1940 wurde Hofer zusatzlich zum
Reichsstatthalter
von Tirol-Vorarlberg ernannt.
Nach dem
Abfall Italiens
von der
Achse
wurde Hofer am 10. September 1943 zum Obersten Kommissar in der ?
Operationszone Alpenvorland
“ (bestehend aus dem Gau Tirol-Vorarlberg und den benachbarten italienischen Provinzen
Bozen
,
Trient
und
Belluno
) ernannt.
Im November 1944 schlug Hofer in einem
Memorandum
an
Adolf Hitler
vor, ein Kerngebiet in den
Alpen
zur letzten Bastion des Reiches, zur
Alpenfestung
, auszubauen und das ?Bergland Tirol“ zur ?Reichsfestung“ und zum ?sudliche[n] Bollwerk des germanischen Lebensraumes“ zu machen.
[5]
Unter anderem war geplant, eine große Zahl englischer und amerikanischer Kriegsgefangener zusammenzuziehen, um alliierte Bombardements zu verhindern (tatsachlich wurden am 30. April 1945 prominente KZ-Haftlinge am
Pragser Wildsee
in Sudtirol zu diesem Zweck inhaftiert). Vermutlich legte Hitlers Sekretar
Martin Bormann
seinem ?Fuhrer“ dieses Schreiben erst im Fruhjahr 1945 vor, so dass Hofer erst am 12. April 1945 zum Vortrag in den Berliner
Fuhrerbunker
geladen wurde. Hitler ? 18 Tage vor seinem
Suizid
noch immer vom
Endsieg
uberzeugt ? billigte Hofers Vorschlag und ernannte ihn einen Tag vor seinem Tod am 29. April 1945 zum
Reichsverteidigungskommissar
der Alpenfestung.
Die Alpenfestung blieb ein Phantom. Hofer ubergab ? auf Betreiben des gefangenen deutschamerikanischen Geheimdienstagenten
Friedrich (Fred) Mayer
? Innsbruck den Amerikanern als offene, unverteidigte Stadt. Am 6. Mai 1945 wurde er von der US-Armee in
Hall in Tirol
verhaftet und in einem
Internierungslager
inhaftiert. 1948 gelang ihm die Flucht nach
Deutschland
. Hier setzte er seine gelernte Arbeit als Kaufmann ab 1949 in
Mulheim an der Ruhr
fort, zunachst unter falschem, ab 1954 unter seinem richtigen Namen. Nach seinem naturlichen Tod wurde er auf dem
Mulheimer Hauptfriedhof
begraben.
In Osterreich wurde Hofer im Juni 1949 in Abwesenheit zum Tod verurteilt; eine
Munchner
Berufungsspruchskammer bestatigte im Juli 1953 das Urteil von 3 Jahren und 5 Monaten Arbeitslager. In einem Presseinterview aus dieser Zeit hatte sich Hofer als ungebrochener
Nationalsozialist
zu erkennen gegeben.
Am 6. Juni 1950 wurde vom Landesgericht Innsbruck als
Volksgericht
das gesamte Vermogen Franz Hofers zugunsten der Republik Osterreich fur verfallen erklart. Begrundet wurde dies mit dem Vorwurf des
Hochverrats
, der darin erblickt wurde, dass Hofer als fuhrendes Mitglied der NSDAP den Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich befurwortet und betrieben hatte.
Ein Ermittlungsverfahren wegen seiner Beteiligung am Krankenmord (
Aktion T4
) wurde zwar eingeleitet, aber 1963 eingestellt.
[4]
1964 wurde die Klage der Kinder Hofers auf Ruckgabe des Lachhofs bei
Hall
von einem osterreichischen Gericht zuruckgewiesen. Dieser war ursprunglich durch die
Deutsche Umsiedlungs-Treuhand-Ges.m.b.H.
als Ersatzliegenschaft fur
Sudtirol-Umsiedler
von
Lanfranco Graf Sforza
und dessen Frau Maria Antoinette angekauft worden; Hofer hatte ihn seinerseits im Oktober 1943 von der
Deutschen Umsiedlungs Ges.m.b.H.
erworben und mit seiner Familie bis Kriegsende dort gewohnt.
Nach der britisch-osterreichischen Juristin und Buchautorin Meriel Schindler hatte sich Hofer durch
Arisierung
die große Familienvilla der judischen Familie Schindler angeeignet.
[6]
Nach erfolgter gerichtlicher Restitution erwirkte Kurt Schindler ? durch personliche Vorsprache bei Hofer ? ohne dass dieser dazu gerichtlich verhalten worden war, ruckwirkende Mietzahlungen fur die Jahre 1938 bis 1945.
[7]
- ↑
Taufbuch - TFBXI | Bad Hofgastein | Salzburg, rk. Diozese | Osterreich | Matricula Online.
Abgerufen am 19. Dezember 2018
.
- ↑
Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/11700139
- ↑
Henrik Eberle
,
Matthias Uhl
(Hrsg.):
Das Buch Hitler
. Bastei Lubbe, 2015,
ISBN 978-3-7325-1373-4
(
google.de
[abgerufen am 2. Marz 2023]).
- ↑
a
b
Ernst Klee
:
Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945
. Zweite aktualisierte Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005,
ISBN 978-3-596-16048-8
, S. 264.
- ↑
So schon im
Bozner Tagblatt
, Ausgabe vom 13. September 1944, S. 3 (
PDF
).
- ↑
Meriel Schindler:
Cafe Schindler. Meine judische Familie, zwei Kriege und die Suche nach Wahrheit
. Piper Verlag, Berlin/Munchen 1922,
S.
254
.
- ↑
Meriel Schindler:
Cafe Schindler. Meine judische Familie, zwei Kriege und die Suche nach Wahrheit
. Piper Verlag, Berlin/Munchen 1922,
S.
423
.