Franti?ek Toma?ek

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Franti?ek Kardinal Toma?ek
Gedenktafel fur Franti?ek Toma?ek in ?t?panov bei Olmutz

Franti?ek Kardinal Toma?ek (* 30. Juni 1899 in Studenka , Mahren ; † 4. August 1992 in Prag ) war Weihbischof in Olmutz , Apostolischer Administrator und spater Erzbischof von Prag .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Herkunft und Werdegang [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Franti?ek Toma?ek entstammte einer kinderreichen Familie. Sein gleichnamiger Vater war Oberlehrer und Organist. Seine Mutter war Zdenka Toma?kova geb. Vavre?kova. Mit sieben Jahren wurde Franti?ek Halbwaise, da der Vater 1906 starb.

Nach der Matura am Slawischen Gymnasium in Olmutz trat Franti?ek Toma?ek 1918 in das Olmutzer Priesterseminar ein und studierte Katholische Theologie . Am 5. Juli 1922 empfing er durch den Olmutzer Erzbischof Anton Cyril Stojan die Priesterweihe . Anschließend wirkte er als Gemeindeseelsorger und Religionslehrer. 1934 wurde er Assistent an der Theologischen Fakultat in Olmutz, wo er 1938 zum Dr. theol. promoviert wurde. Nach der Bildung des Reichsprotektorats Bohmen und Mahren wurden die tschechischen Hochschulen durch die deutsche Besatzungsmacht geschlossen. Dadurch konnte Toma?ek die Hochschultatigkeit nicht weiter ausuben. Wahrend des Zweiten Weltkriegs war er neben seelsorglichen Aufgaben wieder als Religionslehrer tatig.

Nachdem die Hochschulen nach Kriegsende ihren Betrieb wieder aufnehmen konnten, wurde Toma?ek 1946 Dozent und 1947 Professor fur Religionspadagogik an der Theologischen Fakultat in Olmutz. Wie alle Theologischen Fakultaten wurde sie nach der Machtubernahme der Tschechoslowakei 1948 durch die Kommunisten wieder geschlossen.

Weihbischof in Olmutz [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nachdem Papst Pius XII. die Bischofe der kommunistischen Lander aufgefordert hatte, fur den Fall ihrer Verhaftung vorsorglich mogliche Bischofsnachfolger zu weihen, spendete ihm am 14. Oktober 1949 der Olmutzer Bischof Josef Karel Matocha geheim die Bischofsweihe . Gleichzeitig ernannte ihn Papst Pius XII. zum Titularbischof von Butus .

Am 23. Juli 1951 wurde Toma?ek von den kommunistischen Machthabern verhaftet und im staatlichen Internierungslager fur Priester im von den Kommunisten geschlossenen Kloster ?eliv gefangen gehalten. Wahrend dieser Zeit musste er Zwangsarbeit in einem Steinbruch verrichten.

Nach dem Ende des Stalinismus und der anschließenden vorubergehenden politischen Liberalisierung wurde Toma?ek am 28. April 1954 aus der Haft entlassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Priesterkollegen wurde ihm erlaubt, als Pfarradministrator in Moravska Huzova seelsorglich tatig zu sein. Obwohl ihm staatlicherseits die Ausubung seiner bischoflichen Funktionen nicht gestattet war, durfte er 1962?1965 am Zweiten Vatikanischen Konzil teilnehmen. Wahrend er offenbar von den staatlichen Behorden als politisch zuverlassig eingestuft wurde, galt er im Vatikan als zutiefst glaubiger und zuverlassiger Katholik. Zu seinen Konzilsbegleitern gehorten auch Spitzel der Staatssicherheit .

Administrator von Prag [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nachdem Kardinal Josef Beran 1965 von einer Reise nach Rom nicht wieder nach Prag zuruckkehren durfte, ernannte Papst Paul VI. Franti?ek Toma?ek zum Apostolischen Administrator des Erzbistums Prag. Dieses Amt behielt er auch nach Berans Tod 1969. In den 1970er Jahren soll er sich mit einer Unterschrift zur Zusammenarbeit mit den staatlichen Behorden verpflichtet haben. Eine konkrete Mitarbeit konnte ihm allerdings bis heute nicht nachgewiesen werden. Und auch die Tatsache, dass ihn der Papst am 24. Mai 1976 als Kardinal In pectore in das Kardinalskollegium aufnahm, spricht gegen eine Zusammenarbeit mit der Geheimpolizei. Die offentliche Bekanntgabe der Kardinalsernennung erfolgte 1977. Seine Titelkirche war Santi Vitale, Valeria, Gervasio e Protasio .

Erzbischof von Prag [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wappen von Kardinal Toma?ek

Schließlich wurde Franti?ek Toma?ek im Alter von 78 Jahren am 30. Dezember 1977 zum Erzbischof von Prag ernannt. Da er sich fur die demokratische Erneuerung und die Religionsfreiheit in der Tschechoslowakei einsetzte und die herrschenden Verhaltnisse anprangerte, wurde er weiterhin in seiner Amtsausubung behindert und stand unter Beobachtung der Sicherheitsbehorden, die gleichzeitig versuchten, ihn fur ihre Zwecke einzuspannen.

Anfang der 1980er Jahre forderte er die Priester auf, jede Zusammenarbeit mit den staatlich unterstutzten, regimefreundlichen Priesterorganisationen abzulehnen. Außerdem warnte er vor der Lekture der offiziellen katholischen Kirchenzeitung, die ebenfalls als Sprachrohr des Staates galt. Anfang 1988 uberreichte er der Prager Regierung eine Petition , die von 600.000 Glaubigen unterzeichnet war, und mit der Verbesserungen im politischen und religiosen Leben gefordert wurden. Anlasslich des 20. Todestages von Jan Palach im Januar 1989 kritisierte Toma?ek in einem offenen Brief das Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten. Schon vorher forderte er die Regierung auf, die Vorgaben der Menschenrechtserklarung der KSZE einzuhalten.

Große Verdienste erwarb sich Toma?ek um die Heiligsprechung der hl. Agnes von Bohmen , die am 12. November 1989 erfolgte. Am 21. November 1989 rief er zur Unterstutzung der Samtenen Revolution auf und stellte sich selbst unmissverstandlich auf die Seite der Demonstranten.

Zu den positiven Hohepunkten seiner Amtszeit gehorte 1990 der Pastoralbesuch von Papst Johannes Paul II. in Tschechien. Im Marz 1991 trat der nunmehr 92-jahrige Toma?ek aus gesundheitlichen Grunden von seinem Amt zuruck. Nach seinem Tod im Jahr darauf wurde er im Veitsdom bestattet.

1997 wurde ihm posthum der internationale Adalbert-Preis verliehen.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Jan Hartmann: Kardinal Toma?ek. Zeugnisse uber einen behutsamen Bischof und einen tapferen Kardinal. Leipzig 1994, ISBN 3-89543-023-4 .
  • Ludvik Drimal: Il cardinale Frantisek Tomasek: la ricostruzione della sua figura di catechista e di catecheta. Rom 1997.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Franti?ek Toma?ek  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Vorganger Amt Nachfolger
Josef Kardinal Beran Erzbischof von Prag
1977?1991
Miloslav Kardinal Vlk