Dieser Artikel behandelt die Wurste aus Frankfurt. Zu den in Osterreich und anderen Landern als
Frankfurter
bekannten Wurstchen siehe
Wiener Wurstchen
.
Ein Paar Frankfurter auf Kartoffelsalat
Als
Frankfurter Wurstchen
(kurz ?Frankfurter“) bezeichnet man eine dunne
Bruhwurst
aus reinem
Schweinefleisch
im
Saitling
(
Dunndarm
vom
Schaf
). Ihr besonderes Aroma wird durch ein spezielles
Raucherverfahren
bei niedrigen Temperaturen erreicht.
Zum Verzehr werden Frankfurter Wurstchen nicht gekocht, sondern nur etwa acht Minuten in heißem Wasser erhitzt, da die Haut sonst schnell aufplatzt. Gegessen werden sie traditionell paarweise mit
Senf
oder
Meerrettich
und
Brot
oder
Kartoffelsalat
.
Frankfurter Wurstchen werden auch in der
Frankfurter Linsensuppe
serviert.
[1]
In historischen Quellen werden die schon seit dem
Mittelalter
als Spezialitat geruhmten Frankfurter Wurste durchweg als
Bratwurstchen
bezeichnet. Sie bildeten zum Beispiel ein wichtiges
Fullsel
fur den bei
Kaiserkronungen
auf dem
Romerberg
am Spieß gebratenen Ochsen. Ob sich der Name
Bratwurst
aus der Zubereitung oder der Herstellung aus
Brat
ableitete, ist unklar, da historische Rezepte nicht uberliefert sind. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Fullung der Wurste mit der fruher zur Verfugung stehenden Technik nicht so fein war wie heute. Spatestens seit dem fruhen 19. Jahrhundert ist belegt, dass die Wurste vor dem Verkauf gerauchert wurden.
Sicher ist, dass die Wurstchen ausschließlich Schweinefleisch enthielten, da die Frankfurter
Metzger
bis zur Einfuhrung der
Gewerbefreiheit
1864 immer nur eine Sorte Fleisch verarbeiten durften.
Die ursprunglichen Frankfurter Wurstchen wurden ohne
Nitritpokelsalz
hergestellt. Nach dem speziellen Reife- und Raucherverfahren legte man die goldgelb geraucherten und seidig matt schimmernden Wurstchen in Holzkistchen zwischen einzelne Lagen
Pergamentpapier
. Dadurch erhielten die original Frankfurter Wurstchen ihre typische Vierkantform.
Der Name ?Frankfurter Wurstchen“ ist in
Deutschland
seit etwa 1860 als geografische
Herkunftsbezeichnung
geschutzt und darf seit 1929 nur fur Wurstchen verwendet werden, die tatsachlich aus dem Raum
Frankfurt am Main
(in der Regel von spezialisierten
Metzgereien
aus
Neu-Isenburg
und
Dreieich
) kommen.
[2]
Eine Berliner Firma, die zu dieser Zeit
Frankfurter Wurstchen
herstellte, wurde von 13 Frankfurter Firmen verklagt und verlor den Prozess.
[3]
Außerhalb Deutschlands gilt
Frankfurter
als
Gattungsbezeichnung
und ist daher nicht geschutzt. Auch auf EU-Ebene besteht keine
geschutzte geografische Angabe
fur Frankfurter Wurstchen. Weltweit bekannt wurde der Name
Frankfurter
dabei vor allem fur Wurstchen, die in Deutschland und der Schweiz als
Wiener bzw. Wienerli
bezeichnet werden. Einer
Uberlieferung
nach verkaufte der von Frankfurt nach
Wien
ausgewanderte Metzgermeister
Johann Georg Lahner
dort 1805 erstmals Wurstchen, die er als
Frankfurter
bezeichnete und nach einem Rezept herstellte, das er in Frankfurt kennengelernt hatte.
[4]
Anders als in Frankfurt durften die
Fleischhauer
in Wien eine Mischung von Rind- und Schweinefleisch verwenden.
- Norbert Brieke:
Kostlichkeiten aus Frankfurts Kuche und Keller.
Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1991,
ISBN 3-7829-0409-5
.
- Konstantin Kalveram:
Frankfurter Wurstchen.
Verlag Henrich Editionen, 2012,
ISBN 978-3-943407-06-8
.
- Petra Foede:
Wie Bismarck auf den Hering kam. Kulinarische Legenden.
Verlag Kein & Aber, Zurich 2009,
ISBN 978-3-0369-5268-0
.
- ↑
Herrmann, F. Jurgen:
Lehrbuch fur Koche
. Handwerk und Technik, Hamburg 1999,
ISBN 3-582-40055-7
,
S.
153, 162, 425
.
- ↑
Grundlage ist ein Urteil des 10. Zivilsenat des Kammergerichts Berlin, das der Bundesgerichtshof 1955 bestatigte:
Frankfurter ? eine Isenburger Spezialitat
(
Memento
vom 2. Januar 2014 im
Internet Archive
).
- ↑
Hans Reimann
:
Das Buch von Frankfurt, Mainz, Wiesbaden.
R. Piper & Co., Munchen 1930,
DNB
362125724
.
- ↑
Georg Markus
: Wie die Frankfurter zu Wienern wurden, abgedruckt in der Zeitung 'Kurier' vom 28. September 2018, S. 24 (Link zum
Pressreader
), dabei handelt es sich um einen Auszug aus dem Buch: Georg Markus: Das gibt's nur bei uns, Amalthea Verlag, 304 Seiten.