Francisco Tarrega an der
Konzertgitarre
Francisco Tarrega von
Vicent Castell
(1904)
Francisco de Asis Tarrega y Eixea
(
katalanisch
Francesc d’Assis Tarrega i Eixea
), bekannt als
Francisco Tarrega
(*
21. November
1852
in
Villarreal
,
Spanien
; †
15. Dezember
1909
in
Barcelona
) war ein
spanischer
Gitarrist
, Gitarrenlehrer und
Komponist
. Er gilt als einer der Wegbereiter des modernen Gitarrenspiels.
Tarrega mit Freunden (v. l. n. r. Tonico Tello, Pascual Roch, Jose Orellana, Francisco Corell, Baldomero Cateura, Santacruz, Manuel Loscos, Francisco Tarrega und Vicente Puchol) im Museu de la Ciutat in Valencia, 1906
Francisco Tarrega stammte aus einer musikalischen Familie. Seinen ersten Gitarrenunterricht erhielt er als Achtjahriger. Da zu dieser Zeit das Klavier die Gitarre mehr und mehr verdrangte, empfahl ihm sein Vater, das Klavierspiel zu erlernen, so dass Tarrega bereits in jungen Jahren beide Instrumente weitgehend beherrschte. Angeblich wurde Tarrega 1862 Schuler des beruhmten Gitarristen
Julian Arcas
(1832?1882).
[1]
1869 erwarb Tarrega bei dem spanischen Gitarrenbauer
Antonio de Torres
(1817?1892) eine Gitarre, die sich von den bisherigen Instrumenten deutlich unterschied. Diese Gitarre war ungewohnlich laut und klangvoll und sollte fur Tarregas weiteres Gitarristenleben entscheidend sein.
1885 zog Tarrega mit seiner Frau Maria Josefa Rizo und dem Sohn Francisco nach Barcelona. Dort traf er auf die nationalspanischen Komponisten
Isaac Albeniz
(1860?1909) und
Enrique Granados
(1867?1916). Mit ihnen schloss er Freundschaft und
bearbeitete
als Erster viele der Werke von Albeniz fur die Gitarre.
Drei Jahre vor seinem Tod erlitt Tarrega einen
Schlaganfall
, der zu einer halbseitigen Lahmung fuhrte.
[2]
Das Schaffen und Wirken Tarregas bedeutet einen Markstein fur die Entwicklung der Gitarrentechnik. Er gilt als der profilierteste Gitarrist und Lehrer seiner Epoche und als der Begrunder einer neuen spanischen Gitarrenschule.
Zum charakteristischen klanglichen Merkmal dieser neuen Gitarristengeneration wurde der voluminose und tragfahige Ton, den Tarrega durch den bereits von
Fernando Sor
(1778?1839) und ? gemaß Tarrega ? von Julian Arcas beschriebenen
[3]
angelegten Anschlag
[4]
zu erzeugen vermochte. Ab 1902 musste er aufgrund einer Nagelbetterkrankung auf das Nagelspiel verzichten und zum Anschlag mit der Fingerkuppe wechseln. Seine bekannteste Komposition, das Tremolostuck
Recuerdos de la Alhambra
, erhielt dadurch eine neue Klangdimension. Sein letzter bedeutender Schuler, Emilio Pujol, hat Tarregas Kuppenspiel sogar zur asthetischen Norm erhoben und dem Nagelspiel aus klanglichen Grunden vorgezogen.
[5]
Tarregas bekannteste Schuler:
Andres Segovia
(1893?1987),
Miguel Llobet
(1878?1938),
Daniel Fortea
(1878?1953) und
Emilio Pujol
(1886?1980)
Unabhangig von spieltechnischen Neuerungen, darunter auch der zum Zeigefinger und Mittelfinger gleichberechtigte Einsatz des Ringfingers und das Verlassen des ublichen Aufstutzens des Kleinfingers auf der Gitarrendecke,
[6]
ging es Tarrega immer auch um die Erweiterung der kunstlerischen Ausdrucksmoglichkeiten der Gitarre. Seine Schuler, allen voran
Emilio Pujol
(1886?1980),
Miguel Llobet
(1878?1938) und
Daniel Fortea
(1878?1953) gaben Tarregas technische und asthetische Intentionen an die nachfolgenden Generationen weiter und hatten damit erheblichen Anteil an der Etablierung der Gitarre als Konzertinstrument im 20. Jahrhundert.
[7]
Die Stadt
Benicassim
richtet zu seinen Ehren seit 1967 jahrlich den Wettbewerb
Certamen Internacional de Guitarra Francesc Tarrega
aus.
Recuerdos de la Alhambra
Sein Werk fur Solo-Gitarre umfasst ca. 78 eigene Kompositionen (nicht alle sind veroffentlicht) und 120 Transkriptionen von Werken oder Werk-Fragmenten anderer Komponisten. Außerdem existieren 21 Transkriptionen fur 2 Gitarren.
[8]
Einige seiner Werke, darunter auch Transkriptionen, haben aufgrund ihrer Beliebtheit in Konzertprogrammen und bei Einspielungen besondere Bedeutung erlangt:
[9]
- Gran Vals (Großer
Walzer
, die Takte 13?16 werden vom Handy-Hersteller Nokia als
Audio-Logo
und
Klingelton
Nokia Tune
verwendet)
- Recuerdos de la Alhambra (Tremolo-Etude)
- Sueno [1] (
Mazurka
)
- Sueno [2] (Tremolo-Etude)
- Alborada (Studie fur
Flageoletttone
und Bindungen)
- Lagrima (Preludio)
- Capricho
arabe
- Danza mora
- Adelita (Mazurka)
- Marieta (Mazurka)
- Maria (Tango)
- Pavana
- Oremus (Preludio, geschrieben 15 Tage vor seinem Tod; Arrangement eines Fragments des ?Phantasietanz“ No. 5 op. 124 aus den Albumblattern fur Klavier von Robert Schumann)
- Ludwig van Beethoven
:
Adagio
und
Allegretto
aus der ?
Mondschein-Sonate
“ (Bearbeitung fur Gitarre)
[8]
Die Takte 13?16 seines Werkes
Gran Vals
sind seit ihrer Verwendung als Nokia-Klingelton eine der bekanntesten und am haufigsten gespielten Melodien der Welt.
- Wolf Moser
:
Francisco Tarrega. Werden und Wirkung. Die Gitarre in Spanien zwischen 1830 und 1960.
Edition Saint-Georges, Lyon 1996,
ISBN 3-00-012750-X
.
- Torge Braemer:
Sehr geehrter Herr Tarrega! Erinnerungen an die Familie.
BoD, Norderstedt 2009,
ISBN 978-3-8370-5966-3
.
- Francisco Tarrega Eixea/ Torge Braemer:
Francisco Tarrega Eixea. Tagebuch und Briefe ? diario y cartas.
BoD, Norderstedt 2011,
ISBN 978-3-8448-0033-3
.
- Emilio Pujol:
Tarrega. Ensayo biografico.
Ramos, Afonso & Moita, LDA., Lissabon 1960.
- Adrian Rius:
Francisco Tarrega 1852?2002. Biografia Oficial.
Guada Impresores, Vila-real 2002,
ISBN 84-88331-82-7
.
- Matanya Ophee:
Die Begunstigung von Francisco Tarrega. Teil I.
In:
Gitarre & Laute
3, 1981, Heft 6, S. 22?27.
- derselbe:
Worin besteht eigentlich die Tarrega-Schule.
In:
Gitarre & Laute
4, 1982, Heft 1, S. 38?41, und Heft 3, S. 160?162.
- ↑
Graham Wade:
A Concise History of the Classic Guitar.
Mel Bay, Pacific 2001, S. 96.
- ↑
Wolf Moser
:
Das Repertoire aus zweiter Hand. Die Geschichte der Ubertragung und ihrer Aufgaben.
In:
Gitarre & Laute
9, 1987, 3, S. 19?26; hier: S. 23
- ↑
Wolf Moser:
Die Lehrwerke Aguados. Teil 3.
In:
Gitarre & Laute
6, 1984, Heft 4, S. 43?48; hier: S. 45 f.
- ↑
Matanya Ophee:
Die Geschichte des Apoyando.
In:
Gitarre & Laute
4, 1982, 6, S. 354?365, insbesondere S. 365
- ↑
Matanya Ophee:
Worin besteht eigentlich die Tarrega-Schule.
In: Gitarre & Laute 4, 1982, 1, S. 38?41; hier: S. 40 f.
- ↑
Laurindo Almeida
:
Guitar Tutor. An Up-To-Date Classic Guitar Method. A Complete Method in Three Courses.
Englische Bearbeitung aus dem Amerikanischen durch Jack Duarte. Criterion Music Corp., New York 1957, S. 8 (
The Concert Guitar
).
- ↑
Mike Eulner:
Francisco Tarrega: Ausgewahlte Werke fur Gitarre.
In:
Gitarre & Laute.
Band 7, 1985, Heft 3, S. 48 f.
- ↑
a
b
Stanley Sadie (Hrsg.):
The New Grove Dictionary of Music and Musicians.
Macmillan Publisher, London 1980, Band 18, S. 583.
- ↑
Wolf Moser (1987), S. 22?24