Flugplatz Templin/Groß Dolln

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Flugplatz Templin/Groß Dolln
Groß Dölln (Brandenburg)
Groß Dolln (Brandenburg)
Groß Dolln
Lokalisierung von Brandenburg in Deutschland
Kenndaten
ICAO-Code EDUT
Flugplatztyp Sonderlandeplatz
Koordinaten

53° 1′ 44″  N , 13° 30′ 59″  O Koordinaten: 53° 1′ 44″  N , 13° 30′ 59″  O

Hohe uber MSL 62 m  (203  ft )
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 4,5 km nordlich von Groß Dolln
Basisdaten
Betreiber Flugplatzver-
waltungsgesellschaft Groß Dolln AG
Start- und Landebahn
09/27 1000 m × 30 m Beton
Zustand 2018

Der Flugplatz Templin/Groß Dolln ( ICAO-Code : EDUT ) war ein Sonderlandeplatz im Landkreis Uckermark in Brandenburg . Betreiber war die Flugplatz Verwaltungsgesellschaft Groß Dolln AG. Zur Zeit seiner militarischen Nutzung von 1955 bis 1994 durch die sowjetischen Luftstreitkrafte war Templin der großte Militarflugplatz auf dem Gebiet der DDR . Der Flugplatz ist seit dem 8. Marz 2012 geschlossen.

Der Flugplatz liegt 10 km (5,4 NM ) sudlich der Stadt Templin , 4,5 km (2,4 NM) nordlich der Ortschaft Groß Dolln .

Zwei Su-17 des 20. Gw APIB beim Start in Templin (1994)

Der Flugplatz Templin wurde ab Herbst 1952 errichtet, die Kernbauphase dauerte von 1953 bis 1954 und wurde durch deutsche Arbeitskrafte durchgefuhrt. Dazu entstanden ebenfalls vollig neu die architektonisch auffallige Kaserne mit angeschlossener Wohnzone und davon raumlich getrennten Flugbetriebsflachen. Dort wurden in Deutschland einmalige Wohngebaude errichtet, zweigeschossige Wohngebaude in Holzbauweise auf gemauerten Kellergeschossen. Der Abriss dieser Gebaude erfolgte in den neunziger Jahren bzw. 2012.

Die erste Belegung erfolgte vom April bis September 1955 durch Il-28 -Frontbomber. Von 1956 bis 1970 waren in Templin Jagdfliegerkrafte des 787. Jagdfliegerregiments mit MiG-17 / 19 / 21 und Jak-25 , von 1970 bis 1994 Jagdbomberfliegerkrafte des 20. Garde-Jagdbombenfliegerregiments ( MiG-15 / 17 , Su-7 / 17 und Schulflugzeuge L-29 ) und ab 1969 auch Hubschrauberfliegerkrafte ( Mi-2 / 8 / 9 / 24 ) der GSSD dauerhaft stationiert. Fur die sowjetischen Jagdbomber soll in Templin ein mit Atomwaffen bestucktes ?Sonderlager“ zum Einsatz gegen Ziele in Westdeutschland existiert haben. [1] Andere Lager waren auf den Flugplatzen Larz , Brand, Finsterwalde und Großenhain angelegt. [2] In unregelmaßigen Abstanden waren in Templin kurzzeitig auch strategische Bomber vom Typ Tu-16 , Tu-22 und Tu-22M sowie Transporter An-12 und An-22 stationiert. Von 1985 bis 1986 lag in Templin das 787. Jagdfliegerregiment, ausgerustet mit MiG-23 und MiG-25 . Ab 1971 diente der Flugplatz als Zubringerflughafen zum Austausch der sowjetischen Armeeangehorigen in der DDR. Er wurde deshalb turnusmaßig im Mai und November des Jahres von Passagierflugzeugen der Aeroflot ( Il-18 / 62 / 76 , Tu-104 / 114 / 154 ) angeflogen. Die LSK der NVA erhielten uber den Flugplatz ihre MiG-21-Jagdflugzeuge zugeteilt, die vom Herstellerwerk hierher uberfuhrt wurden.

Der Flugplatz wurde 1987/1988 weitraumig ausgebaut, so entstanden drei neue Vorstartlinien fur bis zu 24 Flugzeuge und eine große, mit unterirdisch verlegten Strom- und Kraftstoffleitungen versorgte Stellflache fur den Betrieb von bis zu 48 Flugzeugen. Im Juni 1994 erfolgten im Zuge des Abzugs der sowjetischen Streitkrafte die letzten Transportfluge und die Ubergabe des Platzes an die deutschen Behorden. Danach scheiterte die Umwandlung in einen Frachtflughafen . Es folgte eine Phase partieller Nutzungen, die durch mehrjahrige (z. B. Bauschuttrecyclingunternehmen), kurzlebige (z. B. Dragster -Rennstrecke) oder in der Planung steckengebliebene (z. B. Holzhausbau -Anbieter oder Cargolifter -Station) Nutzungen gepragt war. [3]

Derzeitige Nutzung

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Autotestgelande auf dem Flugplatzgelande

Auf dem Gelande befindet sich die Driving Center Groß Dolln GmbH, die etwa 113 Hektar der vormaligen Flugbetriebsflachen nutzt [4] . Im Driving Center werden Fahrsicherheitstrainings fur Privatpersonen und Firmen veranstaltet, teils auf speziellen Fahrbahnbelagen, die bei Bedarf bewassert werden konnen, um so einen glatten Untergrund zu erzeugen. Das BKA und die Bundeswehr nutzen teilweise auch diese Moglichkeiten. Verschiedene Pkw-Hersteller nutzen die Anlage zu Test- und/oder Schulungszwecken. Audi, Volkswagen und Mercedes bieten dort ihre jeweiligen Fahrertrainings an. Zurzeit (09/2018) unterhalt Siemens auf dem Gelande eine eigene Teststrecke fur Tests von alternativen Antrieben fur Lkw, insbesondere fur elektrisch betriebene Fahrzeuge mit Energiezufuhrung uber eine zweidrahtige Oberleitung ( Oberleitungslastkraftwagen ). [5]

Solaranlage Templin/Groß Dolln

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Auf 214 Hektar des Flughafengelandes entstand im Zeitraum vom 5. Juni bis 30. September 2012 einer der zur Entstehungszeit großten Solarparks Deutschlands mit 128 MWp. [6] Der Netzanschluss wurde im April 2013 realisiert.

Flugplatzanlage

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Die Start-/Landebahnen hatten folgende Daten:

  • Landebahn 1: 089°/269° rwN (09/27), Lange etwa 3 600 m, Breite 80 m,
  • Landebahn 2: 014/ 194° rwN (01/19), Lange etwa 2 500 m, Breite: 60 m
  • Belag: Beton

Zugelassene Luftfahrzeugarten

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Der Sonderlandeplatz Templin/Groß Dolln war nach der Wende fur Starts und Landungen folgender Luftfahrzeuge zugelassen:

  • Flugzeuge bis 5,7 t maximale Abflugmasse ( MTOW )
  • Motorsegler
  • Drehflugler (Startmasse unbegrenzt)
  • Sonder- und Werksverkehr bei vorheriger Anmeldung beim Betreiber mit unbegrenzter Abflugmasse (MTOW)
  • Stefan Buttner: Rote Platze ? Russische Militarflugplatze Deutschland 1945?1994 , AeroLit, Berlin, 2007, ISBN 978-3-935525-11-4

Einzelnachweise

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  1. Walter Richter: Der nahe Atomkrieg . Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. August 2010, S. 6.
  2. Stefan Buttner: Sowjetische Atombomben in Europa - Ein Kapitel aus dem kalten Krieg in Flieger Revue Extra Nr. 22, Moller, Berlin, 2008, S. 30?53. Archiviert vom Original am 18. September 2008 ; abgerufen am 16. Marz 2023 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.fliegerrevue.de
  3. Corinna Schlag: Die wechselvolle Geschichte des Militarflugplatzes Groß Dolln . In: Berliner Morgenpost . 11. April 1999.
  4. Rennstrecken und Flachen. Driving Center Groß Dolln, abgerufen am 13. April 2020 .
  5. Martin Randelhoff: Siemens eHighway, Hybrid-NFZ, LNG: Fahrt der Straßenguterverkehr der Zukunft elektrisch? Auf: www.zukunft-mobilitæt.de, abgerufen am 18. Januar 2015.
  6. Altlasten weichen flink wachsendem Solarpark ( Memento vom 23. Juli 2012 im Internet Archive ), Nordkurier vom 21. Juli 2012