Flitterwochen im Fertighaus
(Originaltitel:
One Week
; Alternativtitel:
Buster Keatons erste Flitterwoche
) ist eine
US-amerikanische
Stummfilmkomodie aus dem Jahre 1920 von
Edward F. Cline
und
Buster Keaton
. Es war der erste veroffentlichte Solofilm des spateren Starkomikers Keaton, nachdem dieser zuvor nur als Nebendarsteller von
Roscoe Arbuckle
gearbeitet hatte.
Montag: Zu ihrer Hochzeit erhalten Buster und Sybil von einem Onkel als Geschenk ein in Kisten verpacktes Haus zum Selberbauen (zuvor wurden sie noch vom Fahrer daran gehindert ihr Grundstuck zu erreichen), das sich angeblich ohne Handwerker innerhalb einer Woche errichten lassen soll. Das Paar geht mit Feuereifer ans Werk, doch Busters eifersuchtiger Rivale Hank, der beim Werben um Sybil der Unterlegene war, andert die Nummerierung der Bauteile, was zusatzlich zur Tollpatschigkeit der jungen Eheleute den Bau des Hauses erschwert.
Nachdem das Paar wahrend der Woche mit viel Hingabe, Improvisationstalent und Akrobatik gezimmert hat, kommt noch vor Ablauf der Bauzeit am Freitag, dem 13., ein wundersames, furchtbar schiefes Bauwerk dabei heraus, das sich als wind-, wetter- und auch recht wohnuntauglich erweist: Ausgerechnet wahrend der Einweihungsfeier regnet es in Stromen durchs Dach, und bei einem aufziehenden Sturm beginnt das Haus sich wie ein Karussell zu drehen. Eine im ersten Stockwerk an falscher Stelle ins Freie fuhrende Ture kommt Buster jedoch sehr gelegen, um sich an Hank fur dessen Sabotageakt zu rachen. Am Samstag erhalten die Eheleute nun zu allem Ubel noch die Mitteilung, dass sie das Haus durch einen Zahlendreher auf der falschen Seite der Bahnschienen errichtet haben und sie mit dem ohnehin wackeligen Bretterbau noch umziehen mussen. Und so verklemmt sich das Machwerk am Sonntag beim Transport mitten auf den Gleisen. Panisch will das Paar sein Haus vor einem ankommenden Zug retten, der aber fahrt, fur alle uberraschend, auf dem Nachbargleis vorbei. Ein aus der Gegenrichtung kommender Zug jedoch erfasst das Gebaude und zerstort es doch noch. Buster stellt neben der Ruine ein ?Zu verkaufen“-Schild auf und hinterlasst die Bauanleitung des Hauses, dann gehen er und Sybil davon.
Buster Keaton hatte sich Ende der 1910er-Jahre einen Namen als Komiker gemacht, vor allem durch seine regelmaßigen Nebenrollen in den Filmen des Starkomikers
Roscoe Arbuckle
. Die Idee zum Film bekam Keaton, nachdem er die Industrie-Dokumentation
Home Made
(1919) uber
Fertighauser
gesehen hatte. In
Home Made
baut ein junges Paar ebenfalls ein Fertighaus (hier aber erfolgreicher als in
One Week
), Keaton legte den Film bewusst als Parodie auf
Home Made
an.
[1]
[2]
One Week
war der erste Solofilm von Buster Keaton als eigenstandiger Komiker, der in den Kinos veroffentlicht wurde. Zwar hatte Keaton bereits vorher schon mit
The High Sign
einen Solofilm abgedreht, jedoch empfand man
The High Sign
als schwacher im Vergleich zu diesem Film. Weil Keaton seine Solokarriere als Komiker unbedingt mit einem Erfolg starten wollte, wurde deshalb der ?bessere“
One Week
bereits am 1. September 1920 in den Kinos veroffentlicht ? sieben Monate vor der Premiere von
The High Sign
im April 1921.
Die weibliche Hauptrolle neben Keaton spielte
Sybil Seely
, die noch in vier weiteren Kurzfilmen als seine
Leading Lady
fungieren sollte. In einer kleinen Rolle als vierschrotiger Klavierlieferant machte der schwergewichtige Buhnenkomiker
Joe Roberts
sein Filmdebut. Zwischen Keaton und Roberts entspann sich eine fruchtbare Zusammenarbeit, beide sollten bis zu Roberts Tod im Jahre 1923 insgesamt 18 Filme miteinander drehen. Der Rest der Besetzung, darunter auch der eifersuchtige Liebesrivale, kann heute nicht mehr ermittelt werden.
Bereits in diesem fruhen Film legte Keaton auf viele Dinge Wert, die seine spateren Filme auszeichneten: Die Echtheit der Stunts und Tricks, technische Spielereien und Innovationen, das Spielen mit Erwartungshaltungen des Zuschauers und spektakularer Slapstick. Auch seine Leinwandfigur des
Stoneface
mit den entsprechenden Verhaltensweisen war bereits mit
One Week
voll entwickelt.
[2]
Das Fertighaus wurde fur den Film auf eine Drehscheibe gesetzt, weshalb auch Szenen wie das sich im Wind drehende Gebaude oder die heftige Kollision mit dem Zug am Ende des Filmes authentisch sind und so abgedreht wurden. Auch die Stunts waren echt, so zog sich Keaton beim Sturz aus der Badezimmertur im Film heftige Prellungen zu, die seinen Rucken und seine Arme zeitweise anschwellen ließen.
[3]
One Week
gilt als erstaunlich gutes Fruhwerk des Neuregisseurs Buster Keaton sowie als Klassiker der stummen Kurzfilm-Komodie. Schon beim damaligen Publikum wurde der Film trotz seiner Kurze zu einem der großeren Erfolge des Jahres 1920.
[4]
Auch die
New York Times
hob in ihrer Kritik vom 25. Oktober 1920 hervor, dass
One Week
eindeutig witziger als die meisten vergleichbaren Slapstick-Komodien sei.
[5]
Der Film erlebte seine deutsche Erstauffuhrung am 18. Februar 1925 unter dem Titel
Buster Keatons erste Flitterwoche
.
[6]
2000 wurde
One Week
ins
National Film Registry
als ?kulturell, historisch oder asthetisch bedeutsam“ aufgenommen.
- ↑
Keaton, Eleanor, und Vance, Jeffrey (2001):
Buster Keaton Remembered
; S. 69.
- ↑
a
b
One Week
bei
Turner Classic Movies
(englisch, derzeit von Deutschland aus nicht zuganglich)
- ↑
Keaton, Eleanor, und Vance, Jeffrey (2001):
Buster Keaton Remembered
; S. 69.
- ↑
One Week
bei
AllMovie
, abgerufen am 1. Marz 2022 (englisch)
- ↑
The Screen
, New York Times, 25. Oktober 1920, S. 22
- ↑
Michael Hanisch:
Uber sie lach(t)en Millionen
, Henschelverlag, Berlin, 1976, S. 207