Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum deutschen Maler siehe
Fritz Flinte
.
Als
Flinte
(auch
Schrotflinte
) wird eine
Handfeuerwaffe
mit glatter
Laufbohrung
bezeichnet. Sie ist von der
Buchse
mit gezogenem Lauf zu unterscheiden. Heutzutage sind Flinten in erster Linie fur das Verfeuern von
Schrotkugeln
auf kurze Distanzen ausgelegt. Sie kommen als
Jagd
-,
Sport
- und Dienst-
Gewehre
zum Einsatz.
[1]
[2]
Je nach Munition ergeben sich realistische Einsatzreichweiten von 50 bis 100 Metern. Ein Uberschreiten dieser Reichweiten ist mit dafur ausgelegten Patronen moglich. Neben Schrot konnen auch massive
Flintenlaufgeschosse
verschossen werden.
Ursprunglich wurde als
Flinte
das um 1620 aufkommende glattlaufige
Steinschlossgewehr
bezeichnet, weil es mit Hilfe eines
Flintsteins
(Feuerstein) zundete.
[1]
[3]
Der Begriff Flinte stammt vom Flintschloss (Feuersteinschloss) und ist dem althochdeutschen Begriff
flins
(Steinsplitter) entlehnt.
[4]
[5]
Das wahrscheinlich zwischen 1620 und 1630 in Frankreich entwickelte
Steinschloss
nutzt einen
Feuerstein
(genannt auch Flinsstein und Flintenstein
[6]
) zur Erzeugung von Funken. Dabei ist der Stein im Hahn befestigt und schlagt bei Betatigung des Abzugs gegen den Pfannendeckel der
Batterie
. Dieser offnet sich dadurch und der Funke entzundet das darunter liegende ?Zundkraut“ (
Schwarzpulver
), welches uber eine Bohrung im Lauf die Treibladung entzundet.
[7]
Die Steinschlossflinte verdrangte bis etwa 1700 die glattlaufige schwere
Muskete
und leichte
Arkebuse
mit
Luntenschloss
als bis dahin ubliche Militarwaffen. Die Steinschlossflinte blieb bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts in militarischem Gebrauch, bevor sie durch die Flinte mit
Perkussionsschloss
abgelost wurde. Aufgrund ihrer mangelnden Prazision taugte die Flinte im Rahmen der
Lineartaktik
nur fur den gemeinsamen
Salvenschuss
; dagegen war die prazisere, aber umstandlicher zu ladende
Radschloss
-, Steinschloss- oder Perkussionsschlossbuchse die bevorzugte Waffe fur den gezielten Einzel- und Fernschuss (bis ca. 650 m) des militarischen
Scharfschutzen
oder auf der privaten Jagd. Die mit der Steinschlossflinte bewaffneten neu aufgestellten Einheiten der
Linieninfanterie
hießen
Fusiliere
, wahrend die bisherigen
Musketiere
und
Grenadiere
, selbst nach Einfuhrung der Flinte auch bei ihnen, ihre traditionelle Benennung meist beibehielten. Die dagegen mit Buchsen ausgestatteten Soldaten der
leichten Infanterie
nannte man
Schutzen
,
Jager
,
Voltigeure
oder
Karabiniers
. Mit der Ablosung der bisherigen
Vorderladerwaffen
durch moderne
Hinterlader
in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts verschwanden glattlaufige Schusswaffen, von der Flinte bis zum Glattrohrgeschutz, nahezu vollstandig aus den Armeearsenalen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, bilden seitdem Waffen mit gezogenem Lauf den militarischen Standard.
Im ubrigen unterscheidet man seit Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen der schweren Militarflinte und der leichten, zivil verwendeten Jagdflinte.
[8]
Einlaufige, einschussige Flinten sind gunstig, leicht und robust.
[9]
In der Regel handelt es sich um Waffen mit Kipplaufverschluss, Modelle mit Zylinderverschluss sind eher selten. Doppelflinten (mit zwei nebeneinander liegenden Laufen, auch
Querflinten
genannt) und Bockflinten (mit zwei ubereinander liegenden Laufen) sind schwerer, haben jedoch den Vorteil, ohne Verzug einen zweiten Schuss abgeben zu konnen.
[9]
Mehrlaufige Gewehre, oft Drillinge, bei denen glatte und gezogene Laufe installiert sind, nennt man
kombinierte Waffen
.
Die haufig verwendete Bezeichnung ?Bockdoppelflinte“ stellt eigentlich eine Art
Pleonasmus
dar. Die Bezeichnung ?Bock…“ beschreibt die ubereinander liegende (aufgebockte) Anordnung der Laufe. Die Bezeichnung ?Bockdoppelflinte“ fur zwei ubereinander liegende Schrotlaufe wird aber verwendet, um eine Verwechslung mit ?Bockbuchsflinte“, also einen uber einem Kugellauf liegenden Schrotlauf, zu verhindern. Als Abkurzung in Kleinanzeigen wird jedoch fast immer ?BDF“ (Bockdoppelflinte) verwendet.
Auch zwischen den Querflinten und Bockflinten gibt es wichtige Unterschiede. So bietet die Bockflinte zu den Seiten ein besseres Gesichtsfeld. Durch die uber und nicht zwischen den Laufen liegende Visierschiene wird bei heißgeschossenen Laufen die Sicht auf das Ziel weniger durch aufsteigende Warmluftschlieren beeintrachtigt. Ebenso wird der Ruckstoß des unteren Laufs als geringer empfunden, da er geradliniger in die Schulter geleitet wird. Bei beiden Waffen hebt der Ruckstoß die Mundung an, bei der Querflinte wird sie jedoch auch zur Seite bewegt, da hier die Achse der Waffe zwischen den Laufachsen liegt.
Die funf Hauptteile eines Schlosses sind der Spannarm, das Spannstuck, der Zundstift, der Hahn und die Abzugsstange. Diese Teile werden gebraucht, um einen Schuss abzufeuern.
Hahnflinten verfugen uber einen bzw. zwei außen liegende Hahne, die von Hand ge- oder entspannt werden konnen und bei Betatigung des Abzugs auf den Schlagbolzen treffen, wodurch dieser gegen das Zundhutchen der Patrone geschlagen wird.
[9]
Gute Waffen dieser Art verfugen uber ein sogenanntes Ruckspringschloss, bei dem der Hahn nach dem Abschlagen in einer Sicherungsrast ruht.
[9]
Selbstspanner sind einfach zu bedienen und bei Bockflinten eine Notwendigkeit, da sich sonst ein Hahn an der Seite oder unter der Waffe befinden wurde. Aktuell stellen sie die Mehrzahl der Kipplaufflinten.
Bei hahnlosen Seitenschlossflinten sind die bei Hahnflinten außen liegenden Hahne an die Innenseite der Schlossplatte verlegt worden. Dabei wurden sie von der Form her zu Schlagstucken abgeandert. Gespannt, also zuruckgedruckt, werden sie beim Offnen der Flinte. Hier wirkt ein Spannhebel mit Gegenlager im Vorderschaft auf sie ein.
Diese Schlosser gibt es als einfache Ausfuhrung ohne
Sicherheitsfangstange
. Zwar sind sie leicht zu entnehmen und zu warten, jedoch fehlen ihnen wesentliche Sicherheitsmerkmale hochwertiger Waffen von Holland & Holland oder Sauer & Sohn. Die Firma Krieghoff bietet eine Version mit von oben eingreifender Sicherheitsfangstange an, die also selbst bei Bruch der Stange noch greift.
Das Kastenschloss liegt innerhalb der
Baskule
, schwacht dadurch nicht den Schaft und ist leicht und gunstig in der Herstellung. Es gibt verschiedene Bauweisen, nach deren bekanntester, dem Anson & Deeley-Schloss, es auch haufig genannt wird. Das kompakteste Schloss ist das Blitzschloss.
Bei Flinten dieser Art handelt es sich fast immer um
Kipplaufwaffen
. Dabei bildet der Stoßboden der
Baskule
(Bodenstuck) den Verschluss. Der Lauf wird um einen Gelenkbolzen vor dem Stoßboden abgekippt. In der angekippten Lage wird er dann durch einen Verriegelungskeil in seiner Position fixiert.
[10]
Selten werden auch einlaufige Flinten mit Zylinderverschluss hergestellt.
[9]
Bei der doppelten Laufhakenverriegelung werden zwei Laufhaken durch einen seitlich eingreifenden Verschlusskeil fixiert.
Blockverschlusse nutzen diese Verschlussart ebenfalls. Hierbei ist jedoch einer der Laufhaken als massiver Stift ausgearbeitet. Senkt sich der Block ab, wird er frei und damit beweglich.
Der Greener-Querriegel-Verschluss ist ein mit doppelter Laufhakenverriegelung, welcher um einen zusatzlichen Querbolzen erganzt ist, der eine Verlangerung der Schiene durchstoßt.
[11]
Der Kersten-Verschluss, auch Straßburger oder Doppel-Greener genannt, hat zwei symmetrisch angebrachte Verlangerungen des oberen Laufs. Diese sind seitlich durchbohrt und auch hier wird durch Bolzen verriegelt. Bei diesem Verschluss fallt oft ein Laufhaken weg oder es wird in diesem nicht mehr verriegelt, sondern er stutzt sich nur noch ab.
Der Kersten-Verschluss geht auf den Straßburger Buchsenmacher Gustav Kersten zuruck. Dieser ließ sich um 1900 fur diesen Verschluss einen Gebrauchsmusterschutz des Deutschen Reiches (Nummer 123783) erteilen.
Zur Vereinfachung des Verschlusses gibt es heute oft hakenlose Verschlusse, die seitlich eingreifen. Man nennt sie Flanken-Verschlusse. Bei diesen ist der Drehpunkt auf Hohe der unteren Laufseelenachse. Dieses entlastet den Verschluss und, wie bei Sauer oder Beretta, reicht ein kraftiger Riegel bzw. Flankenverschluss aus.
Eine Sonderstellung nehmen die von der Firma
Darne
(gegrundet 1881) in St. Etienne, Frankreich gefertigten Jagdwaffen ein. Außerlich gleichen diese Doppelflinten und -buchsen den klassischen Kipplaufwaffen, haben jedoch einen Verschluss, der parallel zur Laufachse zuruckgezogen wird. Die Betatigung erfolgt uber einen oben angebrachten Hebel, der, nach hinten gezogen, den Verschluss entriegelt, dabei die Zundstifte spannt und den Verschlussblock in Ladeposition bringt. Nach vorne geschwenkt wird der Verschluss wieder nach vorne gebracht, verriegelt und die Waffe ist schussbereit.
Die Verriegelung erfolgt durch einen unten am Verschlussblock angebrachten Schwenkriegel, der sich in einem Gegenlager in der Laufverlangerung abstutzt und zusatzlich durch einen Bolzen, der in eine entsprechende Bohrung im oben zwischen den Laufen angebrachten Verriegelungsstuck eingreift.
Darne-Flinten und -Buchsen werden in allen gangigen Jagdkalibern hergestellt. Sie haben selektive Auswerfer, d. h. die nicht abgeschossene Patrone wird nicht ausgeworfen. Obschon sie eine hohe Verarbeitungsqualitat aufweisen, sind sie selten. Der Grund mag sein, dass sie nicht geknickt getragen werden konnen und dass konventionelle Kipplaufwaffen subjektiv gegenuber dem nach hinten zu offnenden Verriegelungssystem als sicherer betrachtet werden.
Auch die Firma von Louis Charlin in St. Etienne bot ab 1904 eine Doppelflinte mit ahnlicher Funktion an, einem Verschluss, der parallel zur Laufachse zuruckgezogen wird. Im Unterschied zur Darne-Flinte verriegelte die Waffe mit einem Kniegelenkverschluss.
Eine Ausnahme, die als
Paradoxon
zu der Grunddefinition von glatten Laufen bekannt ist, betrifft Ausfuhrungen von Flinten, die uber teilweise
gezogene Laufe
, uber vollstandig gezogene Laufe oder uber
Chokes
mit
Zugprofil
(auch
R-Choke
)
[12]
verfugen. Diese sind sowohl zum Verschießen von Schrot als auch von
Flintenlaufgeschossen
ausgelegt, welche durch eine Rotationsbewegung im Flug stabilisiert werden sollen.
[13]
Eine fruhe Variante dieser Waffe hatte die von dem Englander
George Vincent Fosbery
in 1885 patentierte Paradoxmundung
[14]
und wurde ab 1886 mit der von Holland & Holland hergestellten
Paradoxflinte
bekannt.
[15]
[16]
Um ein speziell dafur entwickeltes Flintenlaufgeschoss zur Rotation zu bringen, hatte der Lauf kurze Zuge am vorderen Laufende. Moderne Flintenlaufgeschosse sind meist passgenau mit einem
Treibkafig
(Sabot) versehen, so dass sie nicht mit gezogenen Laufabschnitten in Beruhrung kommen und damit auch nicht in eine Rotationsbewegung versetzt werden.
Genauso gibt es Gewehre mit glattem Lauf fur das Verschießen von speziellen Geschossen. Es handelt sich dabei um Reizstoff-, Narkose- und Signalgewehre. Auch
Flobertgewehre
im Kaliber 6 und 9 mm verschießen Kugeln und Schrot aus glatten Laufen.
[13]
Vorderschaftrepetierflinten
, im englischen Sprachgebrauch auch als
Slide Action Guns
oder
Pumpguns
bezeichnet, eignen sich besonders fur die Selbstverteidigung und den Einsatz im polizeilichen Bereich.
[17]
Die US-amerikanische Polizei setzt sie auch an Stelle von
Maschinenpistolen
ein.
[17]
Ihre Vorteile sind ein geringer Preis und durch den hohen Querschnitt der Geschosse eine sehr hohe zielballistische Wirkung, bei einer Magazinkapazitat zwischen vier und acht Patronen.
[17]
Anders als halbautomatische Flinten funktionieren sie unabhangig von der verwendeten Munition.
[17]
Bei Vorderschaftrepetierflinten befindet sich das rohrenformige Magazin unter dem Lauf. Der Vorderschaft ist in der Langsachse beweglich und gleitet auf dem Magazin. Wird er nach hinten gezogen, wird der Verschluss geoffnet und die leere Patronenhulse ausgeworfen. Bei der Vorwartsbewegung wird eine neue Patrone aus dem Magazin in den Lauf (Patronenlager) eingefuhrt. Wird also nach einer Schussabgabe nicht repetiert, ist die Waffe entspannt (die leere Hulse befindet sich jedoch noch im Patronenlager) und es kann sich nicht versehentlich ein Schuss losen. Das Gleiche gilt, wenn nach dem Laden von Patronen in das Rohrenmagazin nicht die erste Patrone in den Lauf (Patronenlager) repetiert wird.
[17]
Eine Besonderheit bilden in diesem Segment die
Truvelo-Neostead
-Flinte. Sie unterscheidet sich von anderen Vorderschaftrepetierern auf dem Markt dadurch, dass sie uber zwei Magazinrohren verfugt, welche zudem uber dem Lauf liegen. Wahrend des Repetiervorganges wird der Lauf nach vorne gezogen. Zudem kann man die Magazine getrennt anwahlen und so verschiedenartige Munition nach Bedarf abrufen.
Flinten in der Form von
Unterhebelrepetierern
wurden Ende des 19. Jahrhunderts von
John Moses Browning
erfunden und von der
Winchester Repeating Arms Company
als Modelle Winchester M1887 und Winchester M1901 auf den Markt gebracht.
[18]
Dabei handelte es sich bei dem Modell 1887 noch um eine Waffe fur Schwarzpulverpatronen, wahrend das Modell 1901 starker ausgelegt war, um raucharme Patronen aufzunehmen. Bis zur Produktionseinstellung um das Jahr 1920 wurden rund 144.000 Waffen beider Modelle gefertigt.
[18]
Mit dem von Browning gegenuber der Firmenleitung schon vor der Konstruktion des Modells 1887 favorisierten Vorderschaftrepetierer, eingefuhrt als Winchester M1893, schuf man sich ein Konkurrenzprodukt, welches sich schließlich am Markt durchsetzte.
[18]
Derzeit werden Unterhebelrepetierer im Design der Winchester-Flinten unter anderem von Australian Defence Industries und der chinesischen
Norinco
gebaut.
[18]
Es gibt auch Zylinderverschluss- oder Kammerstangel-Repetierflinten. Sie sind jedoch selten. Ein Beispiel dafur ist die
Marlin Model 55
.
Selbstlade- bzw. halbautomatische Flinten unterteilen sich in
Ruckstoßlader
und
Gasdrucklader
.
Der erste erfolgreiche Ruckstoßlader war die 1900 patentierte
Browning Auto 5
, die 1903 auf den Markt kam. Bei dieser Flinte laufen, im Gegensatz zu Pistolen mit
Browning-Verriegelung
, Lauf und Verschluss gemeinsam um mehr als eine Patronenlange zuruck, spannen dabei das Schloss und werden entriegelt. Der Lauf wird durch die Vorholfeder nach vorne gebracht, dabei wird die leere Hulse ausgeworfen. Im Vorlauf des Verschlusses wird mit Hilfe des Zubringers eine neue Patrone aus dem unter dem Lauf liegenden Rohrenmagazin zugefuhrt.
[17]
Gasdrucklader nutzen den entstehenden Gasdruck zum Auswerfen der Hulse und Zufuhren einer neuen Patrone aus dem Magazin. Dabei wird uber eine Offnung im Lauf Gas auf einen Kolben umgeleitet, der den Verschluss betatigt.
[19]
Da durch diese Funktionsweise der Ruckstoß vermindert wird, sind Gasdrucklader im jagdlichen Bereich als
Damenwaffen
beliebt.
[19]
Fur den militarischen Bereich wurden einige
vollautomatische
Flinten, wie die
Daewoo USAS-12
, die
Jackhammer
und die
Atchisson Assault Shotgun
entwickelt.
[20]
[21]
Diese verfugen meist uber Trommelmagazine mit einem Inhalt zwischen acht und 40 Patronen. Bei der Atchisson Assault Shotgun wird der Ruckstoß der Waffe auf ein beherrschbares Maß vermindert, indem der Rucklauf des Verschlusses auf ein Maximum verlangert wird.
Bei Flinten weicht die Kaliberbezeichnung von anderen Schusswaffen ab. Hier bezeichnet das
Kaliber
die Anzahl der Bleikugeln vom Laufinnendurchmesser, die zusammen ein englisches Pfund (453,6 g) wiegen.
[22]
[23]
Dieses ergibt folgende Werte:
Kaliber:
|
4
|
8
|
10
|
12
|
16
|
20
|
24
|
28
|
32
|
36
|
67,62 (.410)
|
Bohrung in mm:
|
26,73
|
21,22
|
19,69
|
18,53
|
16,84
|
15,63
|
14,71
|
13,97
|
13,36
|
12,85
|
10,41
|
Dazu wird die Hulsenlange im Zustand nach Schussabgabe genannt. Diese betragt je nach Munition 65, 67.5, 70, 76 oder 89 mm. Heute ubliche Patronen sind vorne durch eine Bordelung oder Faltung verschlossen und erreichen ihre Maximallange also erst, wenn die Patrone abgeschossen wird. Außerdem gibt es auch hier
Magnum-Kaliber
mit erhohtem Gasdruck, diese mit Hulsenlange 76 oder 89 mm, fur deren Verschuss bezuglich der Waffe bei der
Beschussprufung
erhohte Anforderungen bestehen.
Eine vollstandige Kaliberangabe ware also 12/70 oder 16/65.
[22]
Schrotkugeln mit einem Durchmesser von uber 4 mm bezeichnet man als Postenschrot oder umgangssprachlich als Sauposten.
Der Brite W. W. Greener erfand den Choke (Wurgebohrung). Dabei handelt es sich um eine Laufverengung, die das Streuverhalten der Schrotgarbe beeinflusst. Eine Flinte kann dabei einen fest eingebauten Choke haben oder aber uber auswechselbare Einsatze verfugen, um sich unterschiedlichen Gegebenheiten bei Jagd oder Sport anzupassen.
Bei nahen Zielen kann eine große Streuung wunschenswert sein, so dass trotz der Aufweitung der
Garbe
noch eine ausreichende Abdeckung des Ziels mit Schroten erreicht werden kann. Auf großere Distanzen muss die Garbe enger zusammengehalten werden, um auf einer vorgegebenen Flache noch eine wirksame Zahl von Treffern zu erzielen. Das wird durch eine Verengung des Querschnitts an der Laufmundung erreicht. Die Verengung liegt je nach Auslegung im Bereich von etwa einem zehntel Millimeter bis um einen Millimeter. Fur bestimmte Zwecke kann die Streuung durch eine Aufweitung oder eine Verengung mit folgender Aufweitung an der Laufmundung erhoht werden. Das ist beim Schießen auf nahe, schnelle Ziele wie etwa beim
Skeet
sinnvoll. Doppelflinten fur das jagdliche Schießen besitzen in der Regel Laufe mit unterschiedlichen Wurgebohrungen, wie etwa einen Lauf mit ¼-Choke mit großerer Streuung und einen mit Vollchoke und geringerer Streuung. Der erste Schuss wird meist aus dem Lauf mit der großeren Streuung abgefeuert, so dass auf kurze Entfernung bis etwa 25 m ausreichend viele Schrote das Ziel treffen. Ist bei fliehendem Wild ein weiterer Schuss notwendig, wird dann wegen der großeren Distanz eine bessere Flachenabdeckung bei geringerer Streuung benotigt.
[23]
Zu den meistverwendeten Wurgebohrungen gehoren die rechts abgebildeten. Dabei handelt es sich um:
- A: kein Choke, Zylinderbohrung
- B: verbesserte Zylinderbohrung
- C: Glocken-Choke
- D: Skeet-Choke
- E: Normal-Choke
- F: Spitzbogen-Choke
- G: Rezess-Choke, auch Nischen-Choke oder Jug-Choke genannt
- H: Paradox-Profil fur Flintenlaufgeschosse, auch als
R-Choke
bekannt
Die Maße fur den Choke weichen von Hersteller zu Hersteller ab. Dabei werden die unterschiedlichen Chokes meist durch Sternchen, Ringe, Kerben oder farbige Markierungen angezeigt. Einen Anhaltspunkt fur die Maße gibt die nachfolgende Tabelle:
[24]
Laufverengung
|
Bleischrot (deutsch)
|
Bleischrot (englisch)
|
Stahlschrot
|
0,000 mm
|
Zylinder
|
?
|
Skeet
|
0,125 mm
|
Skeet (sk)
|
Skeet (SK)
|
¼ Choke
|
0,250 mm
|
¼ Choke (Viertelchoke)
|
improved cylinder (IC)
|
½ Choke
|
0,380 mm
|
¼ ? ½ Choke
|
light modified (LM)
|
¾ Choke
|
0,500 mm
|
½ Choke (Halbchoke)
|
modified (M)
|
1/1 Choke
|
0,625 mm
|
¾ Choke
|
improved modified (IM)
|
?
|
0,750 mm
|
¾ ? 1/1 Choke (Dreiviertelchoke)
|
light full (LF)
|
?
|
0,850 mm
|
1/1 Choke (Vollchoke)
|
full (F)
|
?
|
1,050 mm
|
5/4 Choke (Vollchoke)
|
extra full (XF or EF)
|
?
|
Die Wirkung eines Chokes in Verbindung mit einzelnen Schrotgroßen wird in Deutschland auf einer
Sechzehnfelder-Prufscheibe
dargestellt. Diese Scheibe hat einen geviertelten Innenkreis von 35 cm Durchmesser und einen in zwolf Felder aufgeteilten Außenkreis mit 75 cm Durchmesser. Die außeren Felder sind 20 % großer als die inneren Felder. Diese Scheibe wird aus 35 m Entfernung beschossen.
Bei einer Schrotgroße von etwa 3 mm treffen bei Viertelchoke etwa 55, bei Halbchoke etwa 60 % der Ladung die Scheibe. Bei Dreiviertelchoke sind es 65 und bei Vollchoke bis uber 70 %.
Zu beachten ist aber, dass damit nicht zwangslaufig die
Kerngarbe
dargestellt wird. Diese enthalt 85 % der Schrotgeschosse und ist der Wirkungstrager. Dabei streckt sich die Kerngarbe auch in der Lange auf rund 10 % der Schussentfernung. Man kann sie sich raumlich also etwa wie eine dickbauchige Zigarre vorstellen.
Damit betragt der wirksame Durchmesser der Schrotladung bei 3 mm großen Schroten bei Vollchoke auf 20 m rund 35?40 cm, bei Viertelchoke sind es 70?80 cm. Auf 35 m sind es bei Vollchoke 90?95 cm und bei Viertelchoke 125?130 cm. Wie man sieht nimmt die Deckung der Schrote bei geringerem Choke und großerer Entfernung stark ab.
Im jagdlichen Bereich spricht man deshalb bei Viertelchoke von einem Waldlauf, bei Halbchoke von einem Universallauf und ab Dreiviertelchoke von einem Feldlauf.
Jagdlich wird die Flinte auf
Niederwild
(ausgenommen Rehwild) und
Flugwild
bis zu einer Schussentfernung von etwa 35 Metern eingesetzt. Durch einen neurogenen
Schock
, also den Zusammenbruch des Kreislaufsystems
[25]
, den die kleinen, nahezu gleichzeitig auftreffenden Korner auslosen, wird das Wild sofort paralysiert und verendet in der Regel, bevor es wieder zu Bewusstsein kommt, an weiteren Verletzungen. Zweck der Flinte ist somit ein gewollter
Streuschuss
mit vielen kleinen Projektilen auf ein gewohnlich in schneller Bewegung befindliches und relativ kleines Ziel.
[26]
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts, als noch
Schwarzpulver
verwendet wurde, waren die Schrotlaufe ublicherweise mehr als 75 cm lang, um wie bei den zeitgenossischen Buchsen eine ausreichend hohe
Mundungsgeschwindigkeit
zu erreichen. Die Einfuhrung von
NC-Pulver
mit offensiverem Abbrandverhalten ermoglichte eine deutlich kurzere
Lauflange
. Es wurden kurzere, handlichere, leichtere Flinten entwickelt, z. B. fur
Skeet
oder die
Waldjagd
, also dem Schuss auf Nahdistanzen, mit Lauflangen zwischen 25" = 63,5 cm und 28" = 71 cm, sowie deutlich langere, schwerere Flintenmodelle z. B. fur
Trap
,
Jagd
auf Flugwild und den
Parcourssport
, mit Lauflangen bis uber 90 cm.
Beim Jagdparcours (franzosisch
Strecke
) wird die Jagd auf Niederwild
simuliert
. Hierbei sind die Standorte der
Wurfmaschinen
und die
Flugbahnen
der
Wurftauben
, im Gegensatz zu den Sportarten Skeet und Trap, nicht in einem verbindlichen Regelwerk eines
Schießsportverbandes
vorgegeben. Die Wurfmaschinen sind meist in einem naturlichen oder nachgestellten Waldgelande mit naturlichem Bewuchs mit Strauchern, Buschen, Baumen und Erdwallen aufgebaut, meist sogar fur den Schutzen außerhalb der Sicht. Der Reiz dieser Sportart liegt darin, dass Einzeltauben und Kombinationen beschossen werden mussen. Parcoursstande sind in verschiedenen Schwierigkeitsstufen angelegt, um sowohl Anfangern als auch erfahrenen Schutzen eine leistungsgerechte Herausforderung zu bieten. Die Wurfmaschinen konnen rund um den Schutzen platziert sein, so dass auch Tauben von hinten geworfen werden. Es gibt verschiedene Wurfscheiben nach Große und Gewicht (genannt Midi und Mini), um unterschiedliche Ziele, Flugbahnen und Geschwindigkeiten zu simulieren. Varianten davon sind sog.
Looper
, hochkant geworfene Tauben in einer mehr oder weniger steilen Bogenflugbahn. Es gibt sog.
Rollhasen
, welche ebenfalls hochkant in hoher Geschwindigkeit uber den Stand rollen und je nach Gelandestruktur zufallig abgelenkt werden und hupfend hochgeschleudert werden. Bei Kombinationen werden ein oder zwei Wurfmaschinen einbezogen, die entweder nacheinander (?AS“) auf Schuss ausgelost werden oder gleichzeitig (?SIM“, simultan). Bei der Variante
rafalle
(?RAF“) werden zwei Tauben der gleichen Maschine technisch schnellstmoglich hintereinander geworfen, somit keine Auslosung AS auf den ersten Schuss des Schutzen. Beim Parcoursschießen beschießt ein Schutze einer Gruppe (Rotte) die Taubenabfolge eines Standes komplett, bevor der nachste an der Reihe ist.
Der Jagdparcours als Konigsdisziplin des Flintensportes wird auch als
Golf mit der Flinte
bezeichnet, weil in der Ausubung des Sportes oft zwischen den einzelnen Standen ein zusammenhangendes Naturareal durchwandert werden muss. Beispielhaft in Deutschland sind z. B. die Jagdparcoursanlagen in
Buke
im
Teutoburger Wald
und am
Dornsberg
(Bodensee), welche in naturliche, hugelige Walder gebaut wurden.
Eine vom Aufwand her vereinfachte Version des Jagdparcours fur raumlich begrenzte Schießstande ist das
Compac-Sporting
oder
Compakt
. Auf diesen Standen werden oft bereits vorhandene Skeet- oder Trapmaschinen einbezogen und durch weitere Maschinen erganzt. Hierbei nehmen alle Schutzen einer Gruppe, meist 3?5 Personen (Rotte), nebeneinander ihre Schusspositionen ein und beschießen wahrend eines gemeinsamen Durchganges jede einzelne Taube abwechselnd nacheinander, jeweils beginnend mit dem Schutzen Nr. 1, ganz links stehend.
Flush and Flurry
(auch:
simulated gameshooting
) bezeichnet eine Variante des Wurftaubenschießens, bei der gleichzeitig aus mehreren Wurfmaschinen Tontauben geschleudert werden. Dieses soll eine klassische, getriebene Jagd auf Flugwild simulieren.
[27]
Kipphase
ist eine Disziplin, bei der eine metallene, dreiteilige Klappscheibe im Umriss eines querfluchtigen Hasen auf einem schienengefuhrten Schlitten motorgetrieben gezogen und auf 30 m Distanz beschossen wird. Der Kipphase ist oft ein Ersatz zu Ausbildungszwecken, wenn ein geeignetes Wurftaubengelande nicht zur Verfugung steht oder das Training wetterunabhangig in einer Halle durchgefuhrt wird. Dadurch ist eine Ausbildung an der Flinte in Wohn- oder Industriegebieten ohne jegliche Emission bis spat in den Abend moglich.
Handisport
sind spezielle Disziplinen fur korperlich Behinderte.
Bei der
Federation International de Tir aux Armes Sportives de Chasse
(Internationale Vereinigung zum Schießen mit Jagdwaffen) gibt es den Großteil der oben beschriebenen Disziplinen, sowie ?laufender Keiler“ (mit Flintenlaufgeschossen) und Elektrotaube. Bei der Elektrotaube oder auch ZZ (von Zinc Zurrito, dem Propellermaterial und dem Namen einer Taubenart) handelt es sich um eine mit Flugeln und Propeller versehene Scheibe, die mehrfach Flugrichtung und Geschwindigkeit andert und so nur sehr schwer zu beschießen ist.
Das Schießen auf lebende Tauben im Rahmen des Schießsports ist fast uberall verboten. Lediglich in wenigen Clubs in Italien und den USA, sowie regelmaßig in Spanien und Mexiko ist es heute noch verbreitet, mit teils sehr hohen
Wetteinsatzen
des Publikums.
Die Flinte wird auch als Sportwaffe benutzt. So gibt es als
olympische Disziplinen
:
- Skeet (Manner, Frauen)
- Trap (Manner, Frauen)
- Doppel-Trap (Manner, bis 2004 auch Frauen)
Hierbei wird auf 110 mm große, 105 g schwere, zerbrechliche Wurfscheiben geschossen. Diese werden dazu aus einer Wurfmaschine in die Luft geschleudert. Eine Wurfscheibe gilt als getroffen, wenn wenigstens ein sichtbares Stuck von ihr abspringt.
[28]
Beim praktischen Flintenschießen kommt es nicht nur auf den prazisen Schuss, meist mit Flintenlaufgeschossen auf feste und bewegliche Ziele, an, sondern auch auf eine moglichst schnelle Losung der Aufgabe.
Im polizeilichen Gegenuber hat die Flinte eine hohe psychologische Drohwirkung. So hat eine Flinte im Kaliber 12 eine Mundungsoffnung von 18 mm. Dazu kommen Legenden um die zielballistische Wirkung von Schrotladungen beim Menschen, in denen es heißt, dass ein Tater ?uber die ganze Straßenbreite“ zuruckgeworfen wurde oder aber ?fast in Stucke riss“. Hierdurch wird schon oft die Aufgabe des Gegners hervorgerufen und ein Schusswaffeneinsatz kann entfallen.
[29]
Die Flinte ist daruber hinaus sehr flexibel einsetzbar. Auf kurze und mittlere Entfernungen hat sie eine hohe Mannstoppwirkung, mit Flintenlaufgeschossen auch noch auf Entfernungen bis zu 100 m. Mit der Flinte konnen Signalmunition, Tranengaspatronen, barrikadebrechende Geschosse, Nylonschrot oder Vollgummiprojektile verschossen werden.
[29]
Spezialeinsatzkrafte der deutschen Polizei setzen von
Heckler & Koch
importierte Selbstladeflinten der Firma
Franchi
ein. Als Argument fur die Selbstlader wurde bei Einfuhrung die einfachere Bedienung angefuhrt.
[29]
Amerikanische Polizeidienststellen bevorzugen hingegen Vorderschaftrepetierer mit Rohrenmagazinen. Insgesamt sind Repetierflinten einfacher konstruiert und sicherer in der Bedienung.
Beim
Hauserkampf
werden auch Repetierflinten wegen ihrer deckungsbrechenden und -penetrierenden Wirkung eingesetzt. Je nach verwendeter Munition und Beschaffenheit des Ziels werden Turen und Wande durchschlagen. Oftmals wird hierbei auf die Turangel gezielt, um eine Tur sicher aus der Verankerung zu bekommen, ohne eine Sprengladung einzusetzen.
Bei der
Bundeswehr
werden Flinten, unter anderem vom Typ
Remington 870
, beim
Kommando Spezialkrafte
, bei den
Kampfschwimmern
und den
Feldjagern
(Militarpolizei) eingesetzt. Diese dienen der Abwehr von Tieren oder werden als Werkzeug zum Offnen von Turen eingesetzt.
[30]
Ein Einsatz gegen Menschen ist laut Handbuch
Humanitares Volkerrecht in bewaffneten Konflikten
der Bundeswehr von August 1992 durch die verwendete Munition mit Bleigeschossen ausdrucklich verboten.
Die
Schweizer Armee
nutzt die Remington 870 Express-Flinte unter der Bezeichnung Mehrzweckgewehr 91.
[31]
Die
US-Armee
nutzte lange Zeit Flinten der Typen
Mossberg 500
,
Remington 870
und
Winchester 1200
.
[32]
Diese Waffen verfugten teilweise auch uber die Moglichkeit, ein Bajonett aufzupflanzen, so zuerst bei der
Winchester Model 1897
, aber auch bei spateren Flinten.
[33]
Die Neuausschreibung einer
Joint Services Combat Shotgun
(gemeinsame Kampfflinte) gewann 1999 die Firma
Benelli
mit dem Modell 4 Super 90. Die Waffe wurde dann ab 2001 als
M1014
eingefuhrt, wobei die ersten 3977 Flinten an das
Marine Corps
geliefert wurden. Insgesamt soll das Auftragsvolumen fur alle Waffengattungen etwa 25.000 Stuck betragen.
[32]
Bei der Flinte handelt es sich um einen Gasdrucklader mit einer Magazinkapazitat von sechs (Kaliber 12/76) oder sieben (Kaliber 12/70) Schuss. Die Waffe verfugt unter anderem uber einen Kunststoffschaft, eine einschiebbare Schulterstutze und eine
Picatinny-Schiene
fur die Anbindung optischer Visierhilfen.
[32]
Wie bereits erwahnt, werden mit der Flinte uberwiegend ?Schuttladungen“ (Schrote), in Einzelfallen Flintenlaufgeschosse (siehe
Flintenmunition
) auf sich bewegende Ziele abgegeben.
Die sich bewegenden Ziele konnen durchaus beachtliche Geschwindigkeiten zeigen und bewegen sich im Raum auf unterschiedlichen Bahnen und in unterschiedlichen Richtungen. Sie konnen unvermittelt (z. B. wahrend der Jagd) auftauchen.
Um unter diesen Bedingungen mit der Schrotgarbe (oder einem Flintenlaufgeschoss) treffen zu konnen, ist eine gegenuber dem Buchsenschuss abweichende ?Zieltechnik“ erforderlich.
Die Flinte verfugt i. d. R., anders als eine Buchse fur den Kugelschuss, nicht uber ein
Visier
mit
Kimme und Korn
, einem
Zielfernrohr
o. A. Auf Flinten ist meist nur ein Korn an der Laufmundung zu finden, welches aber nicht fur einen Zielvorgang genutzt wird und sogar entbehrlich sein kann. Auch wird beim Flintenschuss nicht ?uber den Lauf“ gezielt.
Der Anschlag der Flinte erfolgt dergestalt, dass die Waffe mit der Oberkante des Schaftes an die Unterkante des
Jochbeins
des Schutzen und gleichzeitig in die Schulter eingezogen wird. Die rechte Hand umfasst den Schaft hinter dem Abzugsbugel, die linke Hand umfasst den Vorderschaft mit dem Laufbundel auf etwa der Halfte der Waffenlange. So ist die Waffe am Korper fixiert. Der Blick beider geoffneter Augen ist auf das Ziel gerichtet (nicht auf das Korn oder den Lauf!). Verfolgt wird ein Ziel nicht mit der Waffe, sondern mit Korperdrehungen aus den Lendenwirbeln heraus, ohne den Anschlag zu verandern. Der Schuss erfolgt stets in der Bewegung (es wird ?mitgezogen“).
Wird der Anschlag stets auf die gleiche Art vorgenommen und ist der Schaft der Waffe fur den Schutzen ?passend“, wird die Schrotgarbe dorthin fliegen, wohin der Schutze schaut.
Bei anspruchsvollen Schutzen, bei Linkshandern, die links oder rechts anschlagen, bei orthopadischen Besonderheiten, bei unterschiedlich fuhrenden Augen, sogar bei der beim Schießen getragenen Bekleidung (Sommer/Winter) kann eine Maßanfertigung des Schaftes notwendig sein, um sicher zu treffen (Weisheit von Flintenschutzen: ?Der Lauf schießt, der Schaft trifft!“). In vielen Fallen reichen durchaus Standardschafte, mit denen der Schutze mit angepasstem Anschlag hohe Trefferzahlen erreichen kann.
Das Schießen mit der Flinte ist anspruchsvoll, erfordert sehr viel Ubung und einen stets gleichen Anschlag, wenn sicher getroffen werden soll.
?Die Flinte ins Korn werfen“ ist eine ursprunglich militarische Redensart und bezeichnet jemanden, der den Mut verliert und den Kampf aufgibt. Er entledigte sich dann sprichwortlich seiner Waffe im Kornfeld und floh vor dem Feind.
[34]
Dieses Thema griffen auch
Christian Morgenstern
1910 in seinem Gedicht
Die weggeworfene Flinte
[35]
und
Eugen Roth
in
Voreilig
[36]
auf.
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Die Flinte ? Waffe, Werkzeug, Sportgerat.
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ISBN 3-613-02381-4
(
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