Flanke
wird im
Militarwesen
als
taktischer
Begriff und als Begriff in der Festungsbaukunst verwendet.
Die Seiten einer nach der Tiefe gegliederten Truppe (auf dem Marsch oder im Gefecht) werden als Flanken bezeichnet. Da die Masse der Waffen nur nach vorn (in Feindrichtung) wirken kann, waren und sind die Flanken stets besonders gefahrdet. Gegen seitliche Angriffe (Flankenangriffe) schutzen sich Truppen durch
- Flankensicherung (Krafte, die zur
Aufklarung
oder
Uberwachung
seitlich neben den Haupttruppen eingesetzt sind),
- Anlehnung an naturliche (Berge, Sumpfe, Flusse) oder kunstliche (
Minensperren
,
Festungen
) Hindernisse, oder durch
- Anlehnung an Nachbartruppen in Nachbarabschnitten, mit denen sie in taktischer Verbindung stehen.
Die besondere Bedeutung von Operationen gegen die Flanke des Feindes ergibt sich aus der Moglichkeit, das Krafteverhaltnis extrem zu eigenen Gunsten zu verschieben.
Eine
Armee
von 10.000 Mann wird von 2.000 Mann in der Flanke angegriffen. Beide Armeen sind nach den Prinzipien der
Lineartaktik
aufgestellt. Dem ersten
Treffen
von drei
Gliedern
mit je einem Meter Abstand folgt in 100 Meter Entfernung ein zweites ebenso aufgestelltes Treffen. Der Zwischenraum wird an den Seiten durch eine ebenfalls dreigliedrige
Kolonne
als Flankenschutz gedeckt. Die 10.000-Mann-Armee hat also eine Tiefe von etwa 110 Metern und eine Breite von ca. 1.300 Metern (1 Mann 0,5 m tief, 0,8 m breit). Die angreifende 2.000 Mann Armee hat bei gleicher Tiefe (da sie genauso aufgestellt ist), eine Breite von etwa 210 Metern. Da das Gefecht nur in der Flanke der großeren Armee stattfindet, kann sie außer ihrer Flankensicherung (ca. 200 Mann) nur wenige Soldaten des angegriffenen
Flugels
zur Abwehr einsetzen, der Rest muss erst dorthin in Marsch gesetzt werden. Der Angreifer kann jedoch sein erstes Treffen (ca. 800 Mann) sofort vollstandig wirksam einsetzen. Das Gesamtkrafteverhaltnis von 5:1 gegen ihn hat sich also am Ort des Gefechts zu einem Verhaltnis von 4:1 zu seinen Gunsten geandert. Bei optimalem Verlauf kann die schwachere Armee die jeweils vor ihr stehenden Feindkrafte zerschlagen, bevor neue Krafte herangefuhrt werden und damit ihre ortliche Uberlegenheit bewahren. In diesem Fall wurde sie den Feind von der Flanke her
aufrollen
.
Aus diesem Grund findet sich beinahe in der gesamten Geschichte des
Krieges
das Bemuhen, dem Gegner die Flanke abzugewinnen und ihn dort zu schlagen. Um dies zu verhindern, wurden die Bewegungen des Gegners immer moglichst umfassend aufgeklart und notigenfalls die eigene
Front
mit den Bewegungen des Gegners gedreht.
Ersatzweise strebte man den Durchbruch durch die feindliche Front an, um danach entweder gegen den Rucken oder die beiden neu geschaffenen (in der Front liegenden) Flanken anzugreifen und den Feind dann nach beiden Seiten aufzurollen.
Schlacht von Leuthen: Die Osterreicher (rot) haben ihren linken Flugel zum Schutz der Flanke nach hinten umgebogen. Die preußische Armee (blau) geht gegen diese Flanke vor und hat zwischen ihren Treffen an den Seiten Truppen zum eigenen Flankenschutz aufgestellt
Im Altertum wurden wahrend der Schlacht die Flanken meist nicht gesondert gesichert. Die
Kavallerie
stand zwar zu Beginn auf den Flugeln und hatte damit auch die Flanken und ihren Schutz zu ubernehmen, fuhrte dann aber meistens ihren eigenen Kampf gegen die feindliche Kavallerie. Aufgabe der Feldherren war es die Truppen so aufzustellen, dass der Feind sie nicht uberflugeln und dadurch in die Flanke kommen konnte. Wahrend der Marsche hat die Kavallerie bis in die spate Neuzeit (teilweise auch noch im
Zweiten Weltkrieg
) die Sicherung der Flanken ubernommen.
Als wirksames Mittel, einen Flankenangriff zu ermoglichen, erwies sich die
schiefe Schlachtordnung
, bei der der eine Flugel des Heeres auf Kosten des anderen massiv verstarkt wird. Mit Hilfe dieser Taktik konnte die
Schlacht bei Leuktra
im Jahr 371 v. Chr. im Konflikt zwischen
Sparta
und
Theben
gewonnen werden, ebenso die
Schlacht bei Issos
durch Alexander den Großen und die
Schlacht von Pharsalos
durch Casar. Zu den wenigen
Schlachten
, bei denen tatsachlich direkt die Flanke angegriffen wurde (wenn man von Angriffen auf marschierende Armeen absieht), zahlt die
Schlacht bei Leuthen
.
Mit Aufkommen der Lineartaktik zwangen die dunnen Linien zur Bildung wenigstens einer weiteren Linie (Zweites Treffen), die der vorderen folgte und entstehende Lucken zu schließen hatte. Die seitliche Lucke zwischen den Linien (die Flanke) wurde seit dem durch besonders zu diesem Zweck an den Randern der Linie aufgestellte Truppen gedeckt. Die Lineartaktik war gegen Flankenangriffe jedoch nicht anfalliger als Truppen es heutzutage sind. In der
Kolonnentaktik
des fruhen 19. Jahrhunderts wurden die Flanken meist durch ruckwarts gestaffelte Verbande geschutzt, die im Falle einer Bedrohung schnell herangefuhrt werden konnten, ansonsten aber als Reserve verfugbar blieben. Bei der
Schlacht von Waterloo
hatte
Napoleon
seine Reserven weitestgehend eingesetzt, als die Preußen in seiner rechten Flanke erschienen. In der
Schlacht von Koniggratz
vereinigte
Moltke
seine Armeen erst auf dem Schlachtfeld. Als die preußische 2. Armee auf dem rechten Flugel und in der Flanke der Osterreicher erschien, war die Schlacht fur Preußen gewonnen.
Ein weiteres klassisches Beispiel fur Flankenangriffe ist die
Schlacht bei Chancellorsville
im amerikanischen
Sezessionskrieg
.
In der Zeit bis zum
Ersten Weltkrieg
dominierte der Flankenangriff das taktische Denken des deutschen Generalstabs. Die durchgehende Westfront des Ersten Weltkrieges bot nach dem
Wettlauf zum Meer
den Gegnern keine Flanken, da die Armeen an die Kanalkuste bzw. die Alpen (und die neutrale Schweiz) angelehnt kampften. An der Ostfront und an der Sudfront wurde jedoch moglichst gegen die Flanken operiert. Als großte derartige Operation kann die
12. Isonzoschlacht
gelten, bei der uber den schwachen linken Flugel der italienischen 2. Armee die Flanke gewonnen wurde. Als Beispiel fur strategische Flankenoperationen konnen die Besetzung Norwegens und Griechenlands im Zweiten Weltkrieg dienen, die die strategische Flanke des Deutschen Reichs bzw. seines
Russlandfeldzuges
decken sollten.
Im
Festungsbau
sind Flanken diejenigen Linien einer
Deckung
, die das unmittelbare Vorgelande einer anderen Verteidigungslinie in deren Langsrichtung bestreichen (flankieren).
Bei einzelnen selbstandigen
Festungswerken
, wie
Lunetten
und
Halbredouten
, heißen diejenigen beiden Linien Flanken, die zur Bestreichung des seitlichen Gelandes und zur Flankierung benachbarter Werke sowie der dazwischen liegenden Raume bestimmt sind. Bei Festungsumwallungen dienen die Flanken hauptsachlich zur Langenbestreichung der
Festungsgraben
, sie kommen hier als offene Wallflanken oder als
kasemattierte
Flanken vor.
Im
bastionierten
Grundriss
konnen die Bastionsflanken bei geeigneter Anordnung der Front den Hauptgraben von der Mitte der
Kurtine
bis zur Spitze der Nebenbastion flankieren. Die Bastionsflanken waren ursprunglich senkrecht zur Kurtine gestellt (italienische Bauschule), spater wurden sie (nach
Daniel Specklin
) in eine zu den Verteidigungslinien senkrechte Lage versetzt, wodurch eine bessere Flankierung erreicht werden konnte.
Siehe auch:
Fachbegriffe Festungsbau
- Ulrich Steindorff (Hrsg.):
Kriegstaschenbuch ? Ein Handlexikon uber den Weltkrieg
, Leipzig und Berlin 1916