An einer
Flachkuste
geht das Land allmahlich in das
Meer
uber. Flachkusten konnen entweder durch das Vordringen des Meeres auf flach ansteigendem Land oder durch
Abrasion
in Lockergesteinen entstehen. Sie lassen sich grundsatzlich in zwei kustenparallele Abschnitte gliedern: die
Schorre
und den
Strand
.
Flachkusten bestehen aus lockerem Material wie
Sand
und
Kies
, der
Wind
transportiert feine Sandkorner uber die
Dunen
ins Land. Das Meer spult
Geroll
und Sand von der
Kuste
ab und lagert es an anderen Stellen an.
Die typische raumliche Anordnung der vom Meer geschaffenen Formkomponenten bezeichnet man als
Litorale
Serie
.
Die Litorale Serie der Flachkuste beginnt bereits im dauerhaft uberfluteten Flachwasserbereich mit einem Sand- oder Kiesriff (auch
Barre
genannt). Die Barre ist ein in der Wellenauflaufzone unterhalb der Schorre an manchen Flachkusten anzutreffender, parallel zum Ufer verlaufender langlicher Rucken, der in der Regel hauptsachlich aus Kies oder Sand besteht, je nach dem verfugbaren Material an der Kuste. Die Flanken der Barre fallen zu beiden Seiten flach ab. Die Barre deutet darauf hin, dass bereits hier die Wellenbewegung das Material am Meeresboden transportiert und umlagert. Es konnen auch mehrere Barren existieren, deren Langsachsen allesamt strandparallel verlaufen und durch ebenfalls uferparallele Rinnen oder
Priele
voneinander getrennt sind. In
Wattengebieten
verlaufen die Entwasserungsrinnen auch quer zur Kuste.
Die
Schorre
(oder Unterwasserschorre) an Flachkusten umgreift im engeren Sinn nur den standig der Wirkung des bewegten Wassers unterworfenen Bereich. Dies bedeutet, dass die landseitige Grenze zwischen Schorre und Strand somit an der Linie des mittleren Niedrigwassers liegt. Allerdings ist diese Abgrenzung nicht allgemeingultig und variiert in der Literatur haufig von Autor zu Autor. Wahrend von den einen der Strand als landseitiger Ubergang zur Schorre definiert wird, der bis zur obersten Hochwassergrenze reicht, also der Zone, die nur periodisch oder episodisch (nach einer
Sturmflut
) von Wasser uberspult wird, verwenden andere Autoren den Begriff Strand als landseitigen Bereich der Flachkuste uberhaupt nicht. Sie bezeichnen den zwischen dem mittleren Niedrigwasser und dem mittleren Hochwasser liegenden Bereich der
Gezeiten
als Gezeitenschorre und den oberhalb der mittleren Hochwasserlinie liegenden Bereich als Hochschorre, der nur bei Sturmen direkt vom Wasser erreicht wird. Dadurch, dass die Hochschorre wesentlich flacher erscheint im Vergleich zur seewarts deutlich geneigten Gezeitenschorre, wird sie oft auch als Strandplattform bezeichnet, womit dieser Bereich des Strandes in der Regel als tatsachlicher Strand aufgefasst werden kann. Der am weitesten landeinwarts von Sturmfluten erreichte Teil wird vom Dunengurtel begrenzt, wobei die Fluten hier ein Sandkliff ausbilden konnen.
Am Strand (der Strandplattform) liegt haufig ein meistens nur einige Dezimeter hoher, uferparallel verlaufender langer Sand- oder Kiesrucken, der als
Strandwall
bezeichnet wird. An seiner landwartigen Seite befindet sich oft streckenweise eine flache Strandrinne. Der Strandwall entsteht durch das mittransportierte Material der auflaufenden Wellen, die uber den mittleren Wasserspiegel hinausgeworfen werden. Das vom Ruckstrom nicht mehr abfuhrbare grobkornige Material bleibt zuruck. Die Lage und Machtigkeit des Strandwalls ist standigen jahreszeitlichen Veranderungen unterworfen. So ist der von den Sturmfluten des Winters geschaffene Winterstrandwall meist deutlich ausgepragter und hoher am Strand gelegen, als die von den Sommerhochwassern geschaffenen Strandwalle.
Wenn sich in der Strandrinne dauerhaft Wasser befindet, wird sie als Strand
lagune
bezeichnet.
Allgemein werden Strande wahrend Sturmfluten zum Teil stark
erodiert
und das Strandprofil versteilt, wahrend bei normalem Wellengang an Flachkusten eher die Tendenz zur Aufhohung des Strandes besteht. Nicht selten entstehen ganze Serien parallel hintereinander liegender Strandwalle, wobei mit der damit einhergehenden allmahlichen Gelandeerhohung sich auch die Uferlinie mit der Zeit in Richtung Meer verschiebt. Ein augenfalliges Beispiel fur Land bildende aneinandergereihte Strandwallsysteme ist
Skagen Odde
an der Nordspitze von Vendsyssel im außersten Norden
Danemarks
. Diese Landspitze wachst auch heute noch durch hinzukommende Strandwalle weiter.
Als
Kustenschutz
vor Erosion dienen
Buhnen
, Steinmauern, oder
Tetrapoden
aus Beton, die als
Wellenbrecher
wirken sollen. Auf den Dunen siedeln sich erste Pflanzen wie z. B.
Sanddorn
oder
Strandhafer
an, die ein Abtragen durch Wind verhindern.
- Klaus Duphorn et al.:
Die deutsche Ostseekuste
. Sammlung geologischer Fuhrer, Band 88, 281 S., zahlr. Abb. und Karten, Borntrager, Berlin 1995.
- Heinz Klug, Horst Sterr, Dieter Boedecker:
Die deutsche Ostseekuste zwischen Kiel und Flensburg. Morphologischer Charakter und rezente Entwicklung
. Geographische Rundschau 5, S. 6?14. Braunschweig 1988.
- Harald Zepp
:
Grundriss Allgemeine Geographie ? Geomorphologie
. UTB 2008,
ISBN 3-8252-2164-4
.
- Frank Ahnert:
Einfuhrung in die Geomorphologie
. UTB 2003,
ISBN 3-8252-8103-5
.