Firuz Schah Tughluq
(*
1309
; †
1388
in
Delhi
) stammte aus der
Tughluq-Dynastie
und war von 1351 bis 1388
Sultan von Delhi
. Sein Vater
Sipah Salar Rajab
war ein Bruder von Sultan
Ghiyas-ud-din
, dem Begrunder der Dynastie; seine Mutter
Bibi Naila
, war eine
Hindu
-Prinzessin und die Tochter des
Rajas
von
Dipalpur
.
Firuz Schah Tughluq war der einzige Sohn seiner Mutter, er hatte zwei Stiefbruder:
Malik Nabib Barbak
und
Qutbuddin
. Mit sieben Jahren verlor Firuz seinen Vater. Sein Onkel, Ghiyas-us-din, ubernahm seine Erziehung. Dadurch entwickelte sich zwischen den beiden eine Vater-Sohn-Beziehung. Als Firuz 12 Jahre alt war, wurde Ghiyas-us-din vom Thron gesturzt. Innerhalb dieser viereinhalb Jahre wurde Firuz durch seinen Onkel in die Regierungsangelegenheiten eingefuhrt.
Im Alter von 17 Jahren kam Firuz an den Hof seines Vetters, des Sultans
Muhammad bin Tughluq
in Delhi. Der Sultan fuhrte die Regierungsausbildung seines Vetters fort. Firuz wurde zum Liebling von Muhammad bin Tughluq. Gemaß dem Wunsch des Sultans sollte Firuz nach dessen Tod den Thron ubernehmen.
Als der Sultan von Delhi sein Konigreich in vier Verwaltungsregionen teilte, gab er seinem Vetter einen davon, damit Firuz eigene Erfahrung sammeln konne. Der junge Herrscher scheint in seiner Region gute Beziehung zum Volk entwickelt zu haben, was ihm half einen guten Uberblick uber die Regierungsgeschafte zu erlangen. Allerdings sind keine Primarquellen erhalten, die die Beliebtheit Firuz’ beweisen.
Nach dem Tod von Muhammad bin Tughluq und dessen Sohn
Mahmud Ibn Muhammad
(1351) ubernahm Firuz im Alter von 43 Jahren die Herrschaft uber das Sultanat von Delhi. Das Recht Firuz' auf den Thron wurde allerdings von der Schwester des Sultans Muhammad,
Khud?vandz?dah Malik
bestritten. Sie und ihr Ehemann
Khusrau Malik
versuchten, den neugekronten Sultan zu ermorden. Der Anschlag misslang jedoch dank des Sohns der beiden Verschworer,
Davar Malik
, der aufgrund seiner Loyalitat zu Firuz die Plane seiner Eltern verriet und damit das Leben des Herrschers rettete.
Die Amtszeit von Firuz Shah brachte mehrere Reformen mit sich. Damit bezweckte er eine Verbesserung der Wirtschaft in seinem Land. Er war der erste Herrscher, der sich an das Volk wandte und sich bemuhte, das Leben der Landbewohner zu erleichtern und deren Vertrauen zu gewinnen. Er schaffte die Landeinnahme ab und stellte die Konfiszierung von Land ein. Der Sultan nutzte seine Beliebtheit unter den fuhrenden Wurdentragern und Juristen am Hof um seine Ideen durchzufuhren. Er fuhrte Steuern im Land ein, wie z. B. die
Zakat
-Religionssteuer, deren Betrag 2½ % von dem Besitz eines jeden Muslims im Land war und in Gold gemessen wurde.
Vielleicht weil seine Mutter eine Hindu-Prinzessin war, blieb er in religiosen Dingen eher tolerant.
Bereits im Jahr 1354 traf Firuz Shah den Entschluss, die Stadt
Firozabad
(heute
Firuz Shah Kotla
) als seine Hauptstadt zu grunden. Die Stadt wurde bekannt fur ihre Architektur und befand sich ca. 2 km sudlich von
Alt-Delhi
.
Wahrend seiner Regierungszeit ließ Firuz Shah in verschiedenen Teilen seines Landes
Moscheen
erbauen. Diese waren immer nach demselben Schema konstruiert und sahen, bis auf kleine Unterschiede, gleich aus: Alle hatten große Eingange und hohe Dacher; sie waren Symbole fur Kraft und Macht. In einer seiner großten Moscheen in Delhi ließ Firuz Shah eine Saule des Konigs
Ashoka
(reg. 268?232 v. Chr.) stellen, die er bei einer seiner Kriegsexpeditionen im Jahr 1366 im Dorf
Topra
(heute
Topra Kalan
, Ambala-Distrikt,
Haryana
) gefunden hatte. Eine andere ließ er aus
Meerut
herbeischaffen. Der Sultan wusste allerdings wenig uber Ashoka und sowohl der Inhalt als auch die Bedeutung der Inschriften blieben ihm verborgen.
Daruber hinaus wird ihm der Bau von 50 Dammen, 20 Palasten, 100
Karawansereien
, 100 Hospitalern, 100 Badern etc. nachgesagt ? der
Western Yamuna Canal
geht auf seine Herrschaftszeit zuruck. Das Mausoleum Firuz Shah Tughluqs steht im Suden von Delhi. Ob er sich ? wie ublich ? noch selbst um den Bau gekummert hat, ist unklar.
Obwohl Sultan Firuz Shah ein Freund der Kunste war (er dichtete selbst, beschaftigte sich mit
Sanskrit
, Literatur und Kunst und ließ mehrere Werke der indischen Literatur ins
Persische
ubersetzen), lebte er anscheinend nach dem Motto: ?Wenn Du Frieden willst, ruste zum Krieg!“. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass er mehrere Kriege wahrend seiner Regierungszeit gefuhrt hat: zwei in
Bengalen
, einen in
Jajnagar
(heute
Odisha
), einen in Nagarkot bei
Kangra
, zwei in
Thatta
(
Sindh
). Der zweite Krieg in Thatta dauerte mehr als 13 Jahre. Firuz Shah war der letzte machtige Sultan von Delhi aus der
Tughluq-Dynastie
; seine drei Sohne starben oder wandten sich gegen ihn. Zehn Jahre nach seinem Tod im Alter von fast 80 Jahren endete die Herrschaft der Dynastie.
- Peter Jackson:
The Delhi Sultanate. A Political and Military History.
Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1999,
ISBN 0-521-40477-0
.
- Hermann Kulke:
Indische Geschichte bis 1750.
Oldenbourg, Munchen 2005,
ISBN 3-486-55741-6
.