Finkenbude

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Die Finkenbude war eine Gaststatte in der Stadt Altona , die fur ihr zwielichtiges Publikum beruchtigt war. Das Lokal befand sich in der Finkenstraße 13 nahe dem Nobistor und war eine sogenannte ?Penne“, was bedeutete, dass hier zu geringen Preisen Ubernachtungsmoglichkeiten minderer Qualitat geboten wurden.

Name, Lage und Lokalitat

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Dass der Besitzer, ein gewisser A. Stuhlmann, die Finkenbude nach der Straße, in der sie lag, benannt hatte, scheint naheliegend, ist aber nicht gesichert. Mit dem Begriff ?Finken“ bezeichnete man im Rotwelsch Gauner, auf dem sogenannten ?Finkenstrich“ arbeiteten mannliche Prostituierte und das Entgelt fur kaufliche Liebe hieß in Hamburg bereits im Mittelalter ?Finkengeld“. Die zwielichtige Bedeutung des Wortes bezeugte auch der Vers:
Die Finken schlagen
Der Krach ist da
Und keiner kann sagen
Wie es geschah

Die Finkenbude wurde regelmaßig von der Polizei durchsucht. Von außen machte die Gaststatte den Eindruck eines Lagerraums, innen befanden sich zwar wenige Tische und Banke, aber keine Stuhle. Logiergaste konnten in einem Hinterraum ubernachten. [1] Die Finkenbude wurde wahrscheinlich Mitte der 1930er Jahre geschlossen und am 15. Dezember 1936 abgebrochen.

Kulturelle Rezeption

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Kurt Tucholsky beschrieb unter seinem Pseudonym ?Peter Panter“ in der Vossischen Zeitung einen Besuch in der Finkenbude im Jahr 1927:

?In der ?Finkenbude‘ (Finkenstraße) war, als wir eintraten, jener schnelle kuhle Luftzug durch das Lokal geflitzt, der immer hindurchzuziehen pflegt, wenn Leute eintreten, die da nichts zu suchen haben ? telepathisch geht ein unhorbares Klingelzeichen durch den Raum ?Achtung! Polente!‘ Und dann sehen die Leute so unbefangen drein, und die Kartenspieler spielen so eifrig und so harmlos und alle sind so beschaftigt ...“ [2] [3] [4]

Hans Leip verglich in seinem 1958 veroffentlichten Bordbuch des Satans , einer Geschichte der Piraterie, die Zustande im von versprengten Piraten gepragten Nassau zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit der Finkenbude, in der die implizit geringe behordliche Kontrolle sogar noch erheblicher gewesen sei als in der Stadt auf New Providence . [5]

  • Jochen Wiegandt (Hrsg.): Hamburger Liederbuch Lieder und Lexikon . Dolling und Galitz Verlag, Munchen 2001, ISBN 3-935549-13-X .

Einzelnachweise

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  1. Dr. Barbara Muller-Wesemann in J. Wiegandt (Hrsg.): Hamburger Liederbuch Lieder und Lexikon. Munchen 2001, S. 53.
  2. Peter Panter: Auf der Reeperbahn nachts um halb eins . In: Vossische Zeitung . Ullstein, Berlin 19. August 1927 ( staatsbibliothek-berlin.de [PDF; 3,9   MB ]).
  3. Mary Gerold , Fritz J. Raddatz (Hrsg.): Kurt Tucholsky Gesammelte Werke Band 5 1927 . Rowohlt, Reinbek 1989, S. 282.
  4. Tucholsky ? Hamburg: Auf der Reeperbahn nachts um halb eins. In: textlog.de. Abgerufen am 9. Februar 2017.
  5. Hans Leip: Bordbuch des Satans . Arthur Moewig Verlag, Rastatt 1986, ISBN 3-8118-2349-3 , S. 66.