Das
Filmmuseum Dusseldorf
ist eines der wenigen
Filmmuseen
in
Deutschland
. Die
Ausstellungsraume
befinden sich im Erweiterungsbau des
Hetjens-Museums
(Schulstraße 4) in der
Dusseldorfer Altstadt
.
Das Filmmuseum prasentiert in seiner Dauerausstellung auf 2.200 Quadratmetern Einblicke in die Welt des Films von seinen fruhesten Anfangen bis in die Gegenwart: technische Gerate aus der Fruhgeschichte der
Kinematographie
,
Filmset
-Modelle, Dekorationen,
Requisiten
,
Kostume
und vieles andere mehr. Auf vier Etagen konnen die Besucher die Produktions-, Distributions- und Auffuhrungspraktiken des Mediums
Film
nachvollziehen. Neben Informationen zu zahlreichen Personlichkeiten der
Filmgeschichte
finden sich zudem ein nachgebautes
Filmstudio
sowie ein eigener Bereich fur
Tricktechnik
.
Die temporaren Sonderausstellungen widmen sich verschiedenen Themen und Aspekten deutscher und internationaler Filmgeschichte. Zum einen stehen einzelne Filmschaffende im Mittelpunkt, zum anderen interdisziplinare Sujets, die die Entwicklungen des Films in Relation zu gesellschaftlichen Vorgangen oder kunstlerischen Stromungen setzen.
Bisherige Sonderausstellungen (Auswahl, ab 2007):
- 2022?2023: ?Animal Actors - Tierische Stars in Film und TV“
- 2021: ?
Christoph Schlingensief
: Projektionen“
[1]
- 2018?2019: ?Fantastische Welten, perfekte Illusionen - Visuelle Effekte im Film“
- 2016?2017: ?Animation und Avantgarde ?
Lotte Reiniger
und der absolute Film“
- 2016: ?Dusseldorf im Film-Fieber ? Eine Spurensuche“
- 2014: ?Visionen und Alptraume ? Die Stadt der Zukunft im Film“ im Rahmen der Quadriennale Dusseldorf in den Raumlichkeiten des NRW-Forums
- 2013: ?Fursten der Finsternis ? Vampirkult im Film“
[2]
[3]
- 2012: ?Magie von Licht und Schatten. Zur Archaologie des Kinos“
- 2011: ?Der Schatz im Silbersee ? Der Mythos des
amerikanischen Westens
in Deutschland“
- 2010: ?Im Fadenkreuz ? 40 Jahre Tatort“
- 2009: ?Roman Polanski ? Regisseur und Schauspieler“
- 2009: ?Peter Ustinov ? Enfant Terrible und Gentleman“
- 2008: ?Die Kunst des Sterbens ? Todesbilder im Film“
- 2007: ?Film Kunst Grafik ? Die deutsche Filmgrafik der 60er Jahre“+
- 2007: ?Karl Valentin ? Filmpionier und Medienhandwerker“
1956 eroffnete die Stadt Dusseldorf eine Jugend- und Kulturbuhne fur schulische Filmveranstaltungen. Zudem lagerte man die
Nitrofilmsammlung
des lokalen Kinomoguls Fritz Genandt ein, die bis heute zu den Archivbestanden des Museums gehort.
Die zunehmende Etablierung kommunaler Kinos fuhrte 1971 auch in Dusseldorf zur Einrichtung eines
Filmforums Dusseldorf
, das zunachst als ein der Volkshochschule angegliedertes Filmseminar organisiert wurde. Unter der ambitionierten Leitung von
Klaus G. Jaeger
entstand ein lebendiger Ort des Austausches uber Filmkultur und -vermittlung.
[4]
Der stadtubergreifende Erfolg bei Filmliebhabern wie Filmschaffenden mundete 1979 schließlich in der Grundung des Filminstituts der Landeshauptstadt Dusseldorf. Das Institut verschrieb sich fortan vier Aufgabenfeldern:
- Sammeln und Bewahren von Film und filmverbundenen Materialien
- Zuganglichkeit schaffen und die Bestande durch Ausstellungen und Vorfuhrungen der Offentlichkeit prasentieren
- Organisation von Seminaren und Workshops zur Vermittlung medienspezifischen Wissens
- Unterstutzung von Filmschaffenden aus Dusseldorf durch die Bereitstellung von Geraten und Material
Unter der Leitung von Klaus G. Jaeger bezog das Filminstitut 1983 zunachst die Raumlichkeiten in der 1. Etage des Wilhelm-Marx-Hauses an der
Kasernenstraße
6. Es gelang ihm, fur seinen Traum von einem eigenen Filmmuseum genugend Mitstreiter zu finden, sodass im Zuge der Neubebauung des Bereichs um die Dammstraße in der Altstadt im Jahr 1989 vom damaligen Oberburgermeister Klaus Bungert der Grundstein fur das Filmmuseum Dusseldorf gelegt wurde. Am 21. August 1993 eroffnete das neue Museum an der Schulstraße 4, wo es bis heute angesiedelt ist.
Die Raume an der Kasernenstraße dienten bis 2005 als Depot. Heute verfugt das Filmmuseum uber ein Außenlager, in dem die Filmkopien bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufbewahrt werden. Das Museum ist Mitglied im
Deutschen Kinematheksverbund
und dem Weltverband der Kinematheken, der
Federation Internationale des Archives du Film
(FIAF).
Klaus Jaeger, ausgezeichnet mit den
Palmes Academiques
der Republik Frankreich und dem
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
, verstarb am 20. Januar 1997 im Alter von nur 57 Jahren und keine vier Jahre nach der Eroffnung des Filmmuseums. Wie kein anderer hatte er die Arbeit des Museums und seiner Mitarbeiter ? wie Kurator Hartmut W. Redottee und Heidi Draheim ? gepragt und wurde von den Kollegen und Kooperationspartnern wegen seines Fachwissens und Einsatzes fur die Filmkultur geschatzt.
[5]
In seiner Nachfolge leitete Dr. Sabine Lenk bis 2007 das Haus und setzte einen Schwerpunkt auf die fruhe Filmgeschichte und die Verwurzelung der Kinokultur in Dusseldorf. Seit 2009 ist
Bernd Desinger
Direktor des Museums. Unter dem Motto ?Lebendiges Filmmuseum“ wird seitdem verstarkt ein Augenmerk auch auf die jungere Kinogeschichte und die Vermittlung diverser Aspekte des Filmschaffens gelegt. Mit seinen Sonderausstellungen, dem Programm der Black Box und den Filmbildungsangeboten erreicht das Haus eine große Zielgruppenbreite.
Das museumseigene Kino ? die Black Box ? wird seit 2009 wieder in kompletter Eigenregie als kommunales Kino betrieben. Es beherbergt eine der letzten Welte-
Kinoorgeln
(Baujahr 1928); diese kommt bei Stummfilmvorfuhrungen zum Einsatz. Das Kinoprogramm enthalt
Filmklassiker
, thematische Retrospektiven und aktuelle Erstauffuhrungen. In der Tradition kommunaler Filmarbeit verortet, sind in der Black Box auch vier lander- und
kulturkreisspezifische
Filmclubs
zu Hause. Sie prasentieren regelmaßig eine Auswahl von Filmen in
Originalsprache
.
133 Sitzplatze
(1 Rollstuhlplatz)
Bildwandgroße:
6,20 m × 2,60 m
Variable
Bildfrequenz
(16 bis 25 Bilder pro Sekunde)
Bildformate:
35 mm 1:1,37, 1:1,66, 1:1,85, Cinemascope; 16 mm normal & Cinemascope (jeweils Seiten- und Hohenkaschierung), Digi Beta, Beta SP
Tonformate:
Mono, Dolby-A, Dolby SR, Dolby Digital
Digitaler 2K Projektor:
Christies CP 2220
Server:
Doremi DCP 2000
Die medienpadagogische Abteilung bietet ein umfassendes Programm fur alle Altersstufen. In uber 30 Workshops und Seminaren werden spezifische Schwerpunkte zielgruppengerecht vermittelt und konnen praktisch erprobt werden. Das Angebot reicht von Themenfuhrungen uber Kurzfilmdrehs bis hin zu Spezialkursen zur Komodie oder zum Horrorfilm.
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis, ein ?Preis zur Forderung der Filmkultur“, wurde von Klaus G. Jaeger zur Erinnerung an den in Dusseldorf geborenen Regisseur
Helmut Kautner
1982 ins Leben gerufen. Kautners Engagement und geistige Unabhangigkeit in einer Zeit der Unterdruckung konnen als beispielhaft gelten. Außerdem war der vielseitig talentierte Kunstler in hohem Maße am Wiederaufbau der deutschen Filmlandschaft der Nachkriegszeit beteiligt. Aufgrund der Entscheidung einer Preisjury, bestehend aus Filmwissenschaftlern, Kritikern, einem Regisseur, einem Produzenten, dem Direktor des Filmmuseums, dem Leiter der Filmstiftung und Vertretern der Kulturpolitik, wird der Helmut-Kautner-Preis vom Rat der Landeshauptstadt Dusseldorf ? zeitnah zu Kautners Geburtstag am 25. Marz ? alle zwei Jahre verliehen an ?Personlichkeiten, die durch ihr Schaffen die Entwicklung der deutschen Filmkultur nachdrucklich unterstutzen und beeinflussen, ihr Verstandnis gefordert und zu ihrer Anerkennung beigetragen haben“ (aus der Satzung).
[6]
Bisherige Preistrager:
- 2022:
Michael Verhoeven
, Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler
- 2019:
Caroline Link
, Regisseurin und Drehbuchautorin
- 2017:
Margarethe von Trotta
, Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin
- 2015:
Ulrich Tukur
, Schauspieler
- 2013:
Christian Petzold
, Regisseur
- 2010:
Christoph Schlingensief
, Film-, Theater-, Oper- und Fernsehregisseur
- 2007:
Dieter Kosslick
, Leiter der
Internationalen Filmfestspiele Berlin
- 2004:
Wim Wenders
, Regisseur
- 2001:
Hannelore Hoger
, Schauspielerin
- 1999:
Rudolf Arnheim
, Kultur- und Medienkritiker
- 1995:
Hanns Eckelkamp
, Filmproduzent und Verleiher;
Enno Patalas
, Filmkritiker und -kurator;
Wolf Donner
, Filmpublizist
- 1993:
Hildegard Knef
, Schauspielerin
- 1990:
Wolfgang Kohlhaase
, Drehbuchautor und Schriftsteller
- 1988:
Ulrich Gregor
, Co-Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin;
Hilmar Hoffmann
, Grunder der westdeutschen Kurzfilmtage in Oberhausen, Kulturdezernent der Stadt Frankfurt, Prasident der
Goethe-Institute
- 1986:
Bernhard Wicki
, Film- und Fernsehregisseur, Schauspieler
- 1984:
Wolfgang Staudte
, Film- und Fernsehregisseur
- 1982:
Lotte Eisner
, Filmhistorikerin und -publizistin
Die Sammlungen umfassen rund 500.000 Fotos, weit uber 25.000 Plakate, dazu Pressehefte, Zeitungsausschnitte, Kritiken, Filmprogramme sowie Drehbucher/Dialoglisten zu in- und auslandischen Filmen sowie Produktionsunterlagen.
Zum Bestand gehoren auch Nachlasse, etwa von
Lotte Reiniger
, Helmut Kautner, Wolfgang Staudte,
Harry Piel
, Rolf Burgmer oder
Liesl Karlstadt
. Eine Besonderheit ist auch die
Schattenspiel
sammlung. Sie enthalt rund 500 Schattenspielfiguren aus dem 13. bis 19. Jahrhundert zur Geschichte des Schattenspiels, dazu Requisiten, Zubehor und eine Schattenspielbuhne.
Im Filmarchiv lagern circa 6.500 Filmkopien. Als einziges Filmmuseum in Nordrhein-Westfalen beherbergt es auch die Filmsammlung des Landes.
- ↑
Filmmuseum Dusseldorf:
Christoph Schlingensief: Projektionen.
In:
Flyer.
duesseldorf.de, 24. April 2021,
abgerufen am 4. September 2021
.
- ↑
siehe Hauptartikel:
Vampirfilm
,
Liste von Vampirfilmen und -serien
und
Draculaverfilmungen
- ↑
Katalog zur Ausstellung:
Fursten der Finsternis - Vampirkult im Film
(Hrsg.:
Bernd Desinger
, Matthias Knop, 2013)
- ↑
www.duesseldorf.de:
filmmuseum/persoenlichkeiten
- ↑
Klaus G. Jaeger (1939 ? 1997) | Hans Helmut Prinzler.
Abgerufen am 5. September 2019
(deutsch).
- ↑
Landeshauptstadt Dusseldorf:
Helmut-Kautner-Preis.
Abgerufen am 26. Januar 2019
.
51.224061111111
6.7704319444444
Koordinaten:
51° 13′ 26,6″
N
,
6° 46′ 13,6″
O