Fiesta (Roman)

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Fiesta ist der erste großere Roman von Ernest Hemingway , der 1926 unter dem englischen Titel The Sun Also Rises erschien und ihn beruhmt machte. Der Roman geht auf Erlebnisse Hemingways im Schriftstellermilieu im Paris der 1920er Jahre und im spanischen Pamplona des Jahres 1925 zuruck. Hemingway nahm damals an den Stierlaufen der Fiestas de San Fermin in Pamplona teil. Die Arbeit an dem Roman begann Hemingway Ende Juli 1925 in Valencia, setzte sie im August in Madrid, San Sebastian und Hendaye fort und schloss den ersten Entwurf des Manuskripts am 6. September in Paris ab. Im folgenden Winter nahm er im osterreichischen Montafon-Tal umfassende Uberarbeitungen und Kurzungen vor, ehe er das Manuskript im April 1926 an Maxwell Perkins vom Scribner-Verlag in New York sandte.

Auch heute noch zahlt Fiesta zu den bedeutenderen Werken Hemingways. 1998 wurde der Roman von der Modern Library in der Liste der 100 besten englischsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts auf Platz 45 gelistet. [1]

Die Handlung beruht auf personlichen Erlebnissen des Autors. Sie fuhrt nach Paris, San Sebastian und hauptsachlich nach Pamplona sowie in eine fischreiche Region auf dem Land zwischen Pamplona und den Pyrenaen. Die jahrliche Fiesta San Fermin in Pamplona, die Hemingway seinem Roman zugrunde legt, beginnt 1924 am 6. Juli. Das kirchliche Fest dauert sieben Tage und sieben Nachte. Auf der Prozession tanzt die Bevolkerung, behangt mit Knoblauchkranzen, von Trommlern unterstutzt, lautstark durch die Stadt im Norden Spaniens. Durch die Gassen und Straßen werden Kampfstiere von einem Startplatz im Norden der Stadt zur Stierkampfarena getrieben, vor denen Manner ? Spanier und Touristen ? davonrennen im Bemuhen, nicht verletzt zu werden. Dass dabei einer dieser Manner von einem Stier getotet wird, scheint in dem allgemeinen Trubel eher unterzugehen.

Die Erzahlung setzt mit Teil 1 des Romans in Paris ein und schildert das Leben dortiger amerikanischer Emigranten, das sich hauptsachlich in den Cafes abspielt. Der Ich-Erzahler Jacob Barnes, von seinen Schriftstellerfreunden Jake genannt, ist in dem Pariser Buro eines amerikanischen Magazins als Korrespondent beschaftigt. Immerhin betragt sein Guthaben zu Romanbeginn 1.832,60 Dollar. Er kommt aus Kansas City. An der Italienfront des Ersten Weltkriegs erlitt er schwere Verletzungen, die zu einer Impotenz fuhrten. Im Lazarett lernte er die Krankenschwester Brett kennen. Jake war seinerzeit in die junge Frau, die inzwischen zweimal verheiratet war und nun Lady Ashley heißt, verliebt. (Dieses ?Krankenschwester-Erlebnis“ wird auch in anderen Romanen des Autors, hauptsachlich in In einem anderen Land ausgearbeitet).

Der Jude Robert Cohn aus New York schreibt in Paris an seinem zweiten Buch. Es geht mit dem Schreiben nicht so recht voran. Er hat die junge Frances Clyne am Hals. Frances klagt Jake ihr Leid: Robert habe ihr die Ehe versprochen und nun einen Ruckzieher gemacht. Jake weicht aus. Er weiß mehr, sagt es aber Frances nicht: Robert hatte mit Brett in San Sebastian eine Affare.

Ernest Hemingway (ganz links) am Tisch eines Straßencafes in Pamplona (Juli 1925)

Teil 2 des Romans: Jake reist mit Bill Gorton uber Bayonne nach Pamplona zur Fiesta. Der Schriftsteller Bill ist extra mit dem Dampfer aus New York gekommen, um sich die Stierkampfe in Spanien anzusehen. Jake ist in Pamplona als Aficionado bekannt und bekommt deshalb im Hotel Montoya einige der gefragten Zimmer fur sich und seine Freunde. Es gibt nicht viele Amerikaner unter den Aficionados. Deshalb achten die Spanier Jake so sehr, dass sie ihm sogar seine trinkfreudigen Freunde verzeihen. Zwischen den Mitgliedern der Gruppe bauen sich immer starkere Spannungen auf: Cohn weiß, dass seine Affare mit Brett bekannt ist und verhalt sich in einer Art und Weise, die Jake und Bill, und dann auch Brett und Mike, nicht gefallen (Brett reist spater als die anderen Mitglieder der Gruppe an, mit Michael Campbell, Mike genannt). Sie will den Schotten, der vielleicht einmal reich werden wird, heiraten. Schließlich stellt sich heraus, dass Mike ein dem Alkohol besonders zugeneigter Bankrotteur ist. Aber Brett selbst ist in Wahrheit die zentrale Figur, um die sich alles dreht.

Obwohl Brett auf der Anreise wegen Alkohols einen Kollaps erlitten hat, genießt sie die Fiesta in vollen Zugen. In der Arena sitzt sie bald vorn an der Barriere und schaut ungeruhrt zu, wie ein Stier mit dem Horn einem Pferd den Leib aufschlitzt. Robert findet diese Vorkommnisse in der Arena eher ekelerregend, obwohl er den Stierkampf, und speziell die Toreros, sehr bewundert. Aber die Hauptbeschaftigung der Freunde besteht ohnehin im taglich mehrfach wiederkehrenden Trinkgelage. Bei einem beschwert sich der betrunkene Mike uber Robert Cohn, der unentwegt um Brett scharwenzelt und ihr (und ihm selbst) dadurch stark auf die Nerven geht: Er fordert Robert unmissverstandlich auf, Pamplona zu verlassen. Aber Robert, der immer nuchtern ist, lasst sich nicht abweisen. Er halt sich auch nach Mikes verbaler Attacke bestandig in Bretts Nahe auf und liefert mehr denn je Anlass zu Streitereien.

Die 34-jahrige Brett vergottert den 15 Jahre jungeren Torero Pedro Romero und bringt Jake dazu, ihr diesen vorzustellen. Sie beginnt sofort ein Verhaltnis mit dem 19-Jahrigen. Der Hotelbesitzer, Senor Montoya, missbilligt es, wenn ein Torero Cognac trinkt und sich mit einer durftig bekleideten Auslanderin offentlich zeigt, von ?Verhaltnissen“ gar nicht zu reden. Jake weiß das, und obwohl ihn mit Montoya eine auf der gemeinsamen Leidenschaft zu Stierkampfen fußende Freundschaft verbindet, ignoriert er Montoyas offensichtliche Missbilligung. Brett klagt Jake, ihrem ?Liebling“, andauernd ihr Leid, das sie selbst verursacht; sie konne nicht anders und will das von Jake bestatigt haben. Jake zeigt sich ihr gegenuber verstandnisvoll, obwohl offensichtlich ist, dass die Probleme, die zwischen dem Trinker Mike und Robert Cohn auftreten, durch die Tatsache verursacht wurden, dass sie trotz der Verlobung zu Mike eine Affare mit Robert hatte.

Robert Cohn, in Universitatszeiten ein talentierter Amateurboxer, kann nicht verwinden, dass Brett im Hotelzimmer des Toreros Romero weilt. Er dringt ein und verprugelt den korperlich hoffnungslos unterlegenen Romero, so dass dieser noch beim spateren Stierkampf behindert ist. Dann schlagt er auch noch auf den betrunkenen Jake ein. Zuletzt fluchtet Robert ? wahrscheinlich zuruck nach Paris zu Frances Clyne. Nach Romeros Corrida , auf der er trotz der erwahnten Prugel wie immer glanzt, sucht Brett mit dem jungen Stierkampfer das Weite. Die Fiesta geht damit zu Ende.

Teil 3: Nach der Fiesta verlassen auch Jake, Mike und Bill gemeinsam Spanien. Ihre Wege trennen sich in Sudfrankreich an der Atlantikkuste. Jake kehrt nach Spanien zuruck, nach San Sebastian. Dort will er noch einige ruhige Tage alleine verbringen, bevor er zuruck nach Paris fahrt. Das funktioniert soweit auch ganz gut, bis ihm Brett telegrafiert, dass er sie in Madrid aufsuchen solle. Wie schon zuvor denkt Jake nicht nach, sondern reagiert sofort auf die flehentliche Bitte, nimmt den Nachtzug und trifft Brett im Hotel an. Sie hat sich von dem besitzergreifenden, aber unreifen Torero Romero getrennt. Brett und Jake unternehmen eine nachdenkliche Taxifahrt durch die heiße spanische Metropole, kommen einander dabei wieder naher und Brett bedauert wie schon zuvor das Schicksal, das nach ihrer Meinung zu dieser ungluckseligen Situation gefuhrt hat: ??Ach, Jake‘, sagte Brett. ?Wir hatten so glucklich zusammen sein konnen.‘ […] ?Ja‘ […] ?Ganz schon, sich das auszumalen, nicht wahr.‘“

In dieser Passage zeigt sich, wie Jake zu begreifen scheint, dass ein normales Verhaltnis zu Brett niemals moglich ware und sie sich jedes Mal nur zu ihm wendet, wenn es ihr gerade schlecht geht, dabei in Kauf nehmend, dass sie ihn immer wieder verletzt. Zugleich kommt der Autor hier, ohne es explizit anzusprechen, auf Jakes personliche Tragik zuruck.

Der Autor uber sein Werk

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Hemingway selbst beschrieb in einem Brief an Francis Scott Fitzgerald, seinen Roman als ?eine verdammt traurige Geschichte, in der aufgezeigt wird, wie Menschen zugrunde gehen“. Wie bereits die dem Buch vorangestellten Zitate zeigen, geht es aber auch um eine zeitkritische Betrachtung der nach dem Ersten Weltkrieg desillusionierten ? verlorenen Generation “ ( Gertrude Stein ) und der Illustrierung des Predigerwortes ?die Erde bleibt aber ewiglich“ (Salomo). Gezeigt werden die Gegensatze zwischen einer schadlichen (schwule, stickige Atmosphare der Pariser Nachtwelt) und einer gesunden, erd- und naturverbundenen Lebensweise (Angeln in den pyrenaischen Bergflussen), dazwischen der Sport und sein Publikum. Die Hauptfiguren drucken dies verstarkend aus: die Circe Lady Brett Ashley, die so tief im Sumpf des Alkoholismus und der Dekadenz versunken ist, dass es ihr nicht gelingt, ein neues Leben zu beginnen; der Ich-Erzahler Jake Barnes ist der typische Hemingway-Held, beherrscht, auch gegenuber seelischen und korperlichen Schmerzen gleichmutig, der hier trotz seines Anteils an der Handlung ein unbeteiligter Beobachter bleibt; der aus einer wohlhabenden Familie stammende Amateurboxer Robert Cohn, der als einziger von seinen Gefuhlen spricht, aber zwischen Unsicherheit und Aggression schwankt; Pedro Romero, der mannliche Stierkampfer, stolz, ausdauernd, mutig, tapfer, naturlich, willensstark und voller Wurde.

1957 wurde Fiesta unter dem Titel Zwischen Madrid und Paris (The Sun Also Rises) von Regisseur Henry King verfilmt, der bereits funf Jahre zuvor mit Schnee am Kilimandscharo (The Snows of Kilimanjaro) einen Roman von Hemingway auf die Leinwand brachte. In den Hauptrollen waren Tyrone Power , Ava Gardner , Mel Ferrer , Errol Flynn , Robert Evans und Juliette Greco zu sehen.

Einzelnachweise

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  1. 100 Best Novels. In: Modernlibrary.com.