Fichtelgebirge
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Das Fichtelgebirge im Nordosten Bayerns
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Fichtelgebirge (v. l. n. r.)
Ochsenkopf
1024 m,
Schneeberg
1051 m,
Kosseine
939 m
|
Hochster Gipfel
|
Schneeberg
(
1051
m u.
NHN
)
|
Lage
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Deutschland
und
Tschechien
|
Teil des
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Thuringisch-Frankischen Mittelgebirges
|
Einteilung nach
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Handbuch der naturraumlichen Gliederung Deutschlands
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Koordinaten
|
50° 3′
N
,
11° 51′
O
50.05
11.85
1051
Koordinaten:
50° 3′
N
,
11° 51′
O
|
Flache
|
ca. 1600 km²
|
Das
Fichtelgebirge
(
tschechisch
Smr?iny
) ist ein bis zu 1051 Meter hohes
Mittelgebirge
im Nordosten
Bayerns
in
Deutschland
und im Nordwesten
Tschechiens
.
Im Jahre 1971 wurde auf einer Flache von 1020 km² der
Naturpark Fichtelgebirge
geschaffen. Kleinere Teile davon befinden sich im
P?irodni park Smr?iny
(deutsch: Naturpark Fichtelgebirge) im Nordwesten
Tschechiens
.
[1]
Der sudliche Bereich des Naturraumes Fichtelgebirge, der Steinwald, liegt im
Naturpark Steinwald
.
Der Ursprung des Namens Fichtelgebirge ist wahrscheinlich im
Bergbaugeschehen
zu suchen und kommt nicht ? wie lange vermutet ? von der dichten
Fichtenbewaldung
. Zum Zeitpunkt der Namensentstehung war, wie
Pollenanalysen
zeigen, im nordbayerischen Raum ein
Buchen
-
Tannen
-Fichten-
Mischwald
vorhanden. Erst infolge des
Erzbergbaus
und der
Verhuttung
der Metalle wurden die
Laubholzarten
stark dezimiert, und die schneller wachsende Fichte wurde als Rohstofflieferant angepflanzt.
Zunachst war der in einer Urkunde von 1317 genannte ?Vythenberg“ nur der heutige
Ochsenkopf
, an dem sich das
Bergwerk
Sankt Veit befand ? ?Vyt“ entspricht dem heutigen
?Veit“
. Aus dessen Namen entwickelte sich das Wort ?Vichtel“ oder ?Fichtel“, das sich spater auf das gesamte Gebiet des heutigen Fichtelgebirges ubertrug.
[2]
[3]
Das Fichtelgebirge bedeckt eine Flache von rund 1600 Quadratkilometern. Der weit uberwiegende Teil erstreckt sich auf den Osten des
bayerischen
Regierungsbezirks
Oberfranken
(Landkreise
Wunsiedel
,
Hof
und
Bayreuth
) und im Sudosten hat es Anteil am bayerischen Regierungsbezirk
Oberpfalz
(
Landkreis Tirschenreuth
). Seine nord- sowie sudostlichen Teile sind
tschechisches
Territorium (zur Lage im Bezug auf umliegende Gebirge siehe
Naturraumliche Gliederung
).
Im nordwestlichen Schenkel des Fichtelgebirgshufeisens liegt dessen hochster Berg, der
Schneeberg
(1051 m), westlich vorgelagert ist der langgezogene Bergrucken der
Hohen Heide
mit dem gleichnamigen Gipfel
Hohe Heide
(848 m). Dort liegen auch der
Waldstein
mit dem
Großen Waldstein
(877 m) und dem markanten
Epprechtstein
(798 m) sowie das Massiv des
Kornbergs
mit dem
Großen Kornberg
(827 m). Der
Selber Forst
mit dem
Wartberg
(688 m) und der
Liebensteiner Forst
mit dem
Kuhbuhl
(661 m) bildeten bis 1945 noch einen abschließenden Nordostschenkel.
[4]
Heute besteht dieser Schenkel aus dem Selber Forst und der
Polenska vrchovina
(deutsch etwa: Hirschfelder Hochland) mit dem
Goeth?v vrch
(deutsch: Goethestein; 670 m). Im sudostlichen Schenkel liegen der
Steinwald
mit der
Platte
(946 m), der
Reichsforst
mit dem
Steinberg
(705 m) und der
Kohlwald
mit dem
Sieben-Linden-Berg
(643 m) auf deutscher und dem
Vyhledy
(deutsch: Oberkunreuthberg; 656 m) auf tschechischer Seite. Im sudwestlichen Teil zwischen den beiden Schenkeln befinden sich der
Ochsenkopf
(1024 m), die
Kosseine
(939 m), die plateauartige
Konigsheide
mit dem
Hohberg
(863 m) und die
Nasse Heide
(Kreuzsteingruppe) mit dem
Kreuzstein
(838 m) (fur weitere Berge siehe
Berge im Hohen Fichtelgebirge
und
Berge auf der Selb-Wunsiedler Hochflache
).
Zusammen mit
Thuringer Wald
,
Thuringer Schiefergebirge
und
Frankenwald
bildet das Fichtelgebirge die
naturraumliche
Haupteinheitengruppe
Thuringisch-Frankisches Mittelgebirge
(Haupteinheitengruppe Nr. 39). Das im Grundriss hufeisenformige Fichtelgebirge im engeren Sinne ist die Haupteinheit
Hohes Fichtelgebirge
(Haupteinheit Nr. 394), das die
Selb-Wunsiedler Hochflache
(Haupteinheit Nr. 395) mit dem
Selber Forst
von Nordwesten, Sudwesten und Sudosten umgibt.
[5]
[6]
Als naturraumliche Untereinheiten werden der Abschnitt von Kornberg mit Waldstein als Nordkamm (394-A), der Abschnitt von Schneeberg, Ochsenkopf, Konigsheide und Kosseine als Westkamm (394-A), der Abschnitt von der Kosseine zum Steinwald als
Pilgramsreuther Sattel
(394-B), der Steinwald mit Reichsforst (Nordlicher Steinwald) als Steinwald (394-C), der Kohlwald als
Lausnitzer Randberge
(394-D) bezeichnet und die Selb-Wunsiedler Hochflache in das
Selb-Wunsiedler Hugelland
(395-A) und den Selber Forst (395-B) unterteilt.
[7]
Seit September 2010 existiert ein Neuentwurf der Naturraume Nordostbayerns, in dem unter anderem das Hohe Fichtelgebirge in mehrere eigenstandige Naturraume aufgeteilt wird.
[8]
Am Nordostrand des Fichtelgebirges schließen sich der
Rehauer Forst
und das
Elstergebirge
mit Ubergang zum
Erzgebirge
an, am Sudostrand folgt der
Oberpfalzer Wald
. Nach Nordwesten und Norden lassen sich der
Frankenwald
und das
Vogtland
geologisch klar abgrenzen. Gleiches gilt fur das im Sudwesten angrenzende Frankische Bruchschollenland. Traditionell wird zumindest der sudostliche Teil der
Munchberger Hochflache
dem Fichtelgebirge zugeschlagen, jedoch ist diese geologisch anders aufgebaut als das Fichtelgebirge und wird daher als eigenstandige naturraumliche Einheit angesehen. Somit grenzt der Frankenwald nicht unmittelbar an das Fichtelgebirge.
In der
geomorphologischen Gliederung des Nachbarlandes Tschechien
, in der kein Elstergebirge definiert ist, werden stattdessen
A?ska vrchovina
(deutsch: Ascher Bergland),
Hazlovska pahorkatina
(deutsch: Haslauer Hugelland) sowie
Chebska pahorkatina
(deutsch: Egerer Hugelland) dem Fichtelgebirge als Haupteinheit
Smr?iny
(I3A-1) zugeordnet. Es wird zusammen mit dem Erzgebirge dem Gebiet
Kru?nohorska hornatina
(Erzgebirge im weiteren Sinne) und zusammen mit dem
Egergraben
der Subprovinz
Kru?nohorska subprovincie
(Erzgebirgs-Subprovinz) zugeordnet. Weitere ubergeordnete Einheiten (in aufsteigender Rangfolge) sind die Provinz
Bohmische Masse
(
?eska vyso?ina
), das Untersystem Herzynisches Gebirge (in etwa vergleichbar mit der
Mittelgebirgsschwelle
zuzuglich der
Sudwestdeutschen Tafel
) und das System
Herzynisches System
(umfasst zudem Regionen uber begrabenem Varistikum nordlich der Mittelgebirgsschwelle).
Zu den bedeutendsten Orten im Fichtelgebirge gehort
Wunsiedel
, die Kreisstadt des
gleichnamigen Landkreises
, das vollstandig im Fichtelgebirge liegt und auch den großten Flachenanteil daran hat. Die mit deutlich uber 10.000 Einwohnern großten Stadte sind
Marktredwitz
und
Selb
(fur weitere Orte siehe
Stadte und Gemeinden
). Großere Stadte in unmittelbarer Umgebung sind
Hof
im Norden,
Bayreuth
im Westen,
Cheb
(dt. Eger) im Osten und
Weiden
im Suden.
Mit den Autobahnen
A 72
im Norden,
A 9
(Abschnitt Hof?Bayreuth) im Westen und
A 93
(Abschnitt Hof?Weiden) im Osten tangieren bzw. kreuzen drei bedeutende Verkehrsadern das Fichtelgebirge. Die wichtigste Ost-West-Achse ist die
B 303
(
E 48
). Sie fuhrt uber Marktredwitz und verbindet die A 9 mit der A 93. Dieser Abschnitt der B 303 wird auch
Fichtelgebirgsstraße
genannt. Ab
Schirnding
verlauft sie als Staatsstraße 6 uber Cheb weiter nach Nordosten.
Ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt im Fichtelgebirge ist der
Bahnhof Marktredwitz
mit Anbindung an
Hof
,
Bayreuth
und
Cheb
sowie Direktverbindungen nach
Regensburg
,
Nurnberg
und
Munchen
. Uber
Selb-Ploßberg
im Nordosten des Fichtelgebirges fuhrt die
Bahnstrecke Cheb?Oberkotzau
. Daneben ist mit der
Bahnstrecke Bayreuth?Warmensteinach
noch eine von ehemals sieben
Stichstrecken
ins Fichtelgebirge noch bis
Weidenberg
in Betrieb, ehemals fuhrten auch Bahnstrecken nach
Bischofsgrun
,
Gefrees
,
Zell
,
Weißenstadt
,
Leupoldsdorf
und
Fichtelberg
.
Mit dem
Verkehrslandeplatz Hof-Plauen
befindet sich nahe dem Fichtelgebirge ein kleiner Regionalflughafen.
Die Stadtgebiete der als Oberzentren eingestuften kreisfreien Stadte
Hof
und
Bayreuth
liegen einige Kilometer außerhalb des Fichtelgebirges.
Folgende Gemeinden begrenzen das physische Fichtelgebirge von außen im Gegenuhrzeigersinn, beginnend im Norden:
[5]
[6]
Im Inneren des Fichtelgebirges liegen die folgenden Gemeinden
(bzw., bei mit Stern gekennzeichneten Orten nur Teile des Kernortes)
, darunter der gesamte
Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge
:
Ortschaften in Tschechien im und am Fichtelgebirge (alle im
Okres Cheb
):
?Nabel Deutschlands“ oder ?Herzbrunnen Europas“ nannte man in fruherer Zeit das Fichtelgebirge, denn dort entspringen vier bedeutende Flusse, die in vier Himmelsrichtungen abfließen:
Uber das Mittelgebirge verlauft die
Europaische Hauptwasserscheide
zwischen Nordsee (Saale, Eger und Main) und Schwarzem Meer (Naab).
Viele Teiche und Weiher, die fur die Fischzucht oder fur die Wasserversorgung der ehemaligen Hammerwerke und Muhlen angelegt wurden, sind noch vorhanden. Kunstliche Stauseen, teilweise fur Erholungszwecke geschaffen, sind
Großere Teich- bzw. Weiheranlagen sind der
Zahlreiche Moore und Sumpfe, die unter Naturschutz stehen, sind wertvolle Wassersammler.
Ausreichende Quellen versorgen die Einwohner mit gutem Trinkwasser. Weiter entfernte Stadte wie Hof/Saale, Bayreuth oder Eger (Cheb) beziehen Trinkwasser aus dem Fichtelgebirge.
An großeren Hochmooren sind noch vorhanden:
Die Moorgebiete wurden fruher wirtschaftlich fur die Gewinnung von Torf fur Brennzwecke genutzt, sie sind heute Naturschutzgebiete.
Geologisch
besteht der Gebirgsstock im Wesentlichen aus
Granit
. Die Geschichte seiner
Orogenese
beginnt im
Prakambrium
etwa vor 750?800 Millionen Jahren ? fast 20 % der
Erdgeschichte
, was nur auf wenige der noch bestehenden
Rumpfgebirge
zutrifft.
Damals war das Gebiet von Meer bedeckt und
Flusse
transportierten die
Sedimente
vom heute nicht mehr vorhandenen Gebirge vor die
Kusten
, wo es sich in
Ton
- und
Sandschichten
, teilweise auch als
Kalkstein
ablagerte.
Am Beginn des
Kambriums
(vor rund 570 Millionen Jahren) wurden die Schichten gefaltet und als neues Gebirge aus dem Meer herausgehoben. Hohe
Temperaturen
und
Druckkrafte
wahrend dieser bis ins
Oberkarbon
andauernden
Gebirgsbildung
machten aus den Gesteinen
Metamorphite
, das heißt, sie wurden in Zusammensetzung und Struktur verandert: aus
Ton
entstand
Phyllit
und
Glimmerschiefer
, aus Sanden
Quarzite
und aus den Kalken der Wunsiedler
Marmor
. Durch heftige
Erosion
(das ?junge“ Gebirge mag einige Kilometer hoch gewesen sein) sank es bald wieder unter den
Meeresspiegel
ab.
Im
Silur
,
Devon
und
Unterkarbon
lagerten sich in jenen Bereichen der Erdkruste, zu denen unter anderem das heutige Fichtelgebirge und der
Frankenwald
gehoren, machtige
Tiefsee
-Sedimente sowie Tiefseevulkanismus (mit
Erzbildung
) ab. Diese Ablagerungen und Vulkanite sind in ihrer annahernd ursprunglichen Auspragung, einschließlich gut zur Datierung heranziehbarer
Fossilien
, besonders gut im Frankenwald erhalten, da sie dort keiner oder einer nur sehr niedriggradigen
Metamorphose
(Anchimetamorphose) unterlagen. Im
Oberkarbon
vor 285 Millionen Jahren setzte die Endphase der
Variszischen Gebirgsbildung
ein und die Sedimente und Vulkanite wurden
gefaltet
. Diese
Orogenese
ist nach
Hofs
lateinischem Namen (und dem Volk der Varisker?)
Curia variscorum
benannt. Nachfolgend drangen in mehreren Schuben glutflussige
Schmelzen
in die gefalteten Gesteine ein, wo sie tief unter der damaligen
Erdoberflache
zu den heutigen
Graniten
erstarrten. Durch die Platznahme der Granite wurde das Nebengestein meist nur gering
kontaktmetamorph
uberpragt. Aus den Restschmelzen mit deren
erzhaltigen
Fluiden
entstanden die
Pegmatite
, die Sammlern und
Wissenschaftlern
reiche
Mineralvorkommen
bescherten, sowie Erz- und Mineral
gange
, die Basis fur den
Bergbau
im Mittelalter und in der Fruhphase der
Industrialisierung
.
Nach Ende der Orogenese, noch wahrend des
Oberkarbons
sowie im Unteren
Perm
(
Rotliegend
) lagerten sich große Mengen Gesteinsschutt in intramontanen Becken und im Vorland des Gebirges ab. Die Becken waren durch eine
Dehnungstektonik
entstanden, die von einem intermediaren bis sauren
Vulkanismus
begleitet wurde. Die
Sedimente
des Rotliegenden sind nur an wenigen Stellen aufgeschlossen, konnen jedoch durch Bohrungen unter dem
mesozoischen
Deckgebirge
sudwestlich der
Frankischen Linie
weitraumig nachgewiesen werden. Die postvariszischen Vulkanite bilden im Fichtelgebirge
Quarzporphyrgange
.
Im
Neogen
(
Jungtertiar
, Beginn vor 26 Millionen Jahren) nahm die
Tektonik
wieder zu, gerade als die
alpidische
Gebirgsbildung (
Alpen
,
Karpaten
usw.) langsam zu Ende ging. In dieser Zeit gerieten Teile dieses und anderer alter Gebirge (siehe
Bohmisch-Mahrische Hohe
oder die Bohmische Masse im
Alpenvorland
) teilweise unter jungere Gesteine. Im oberen
Miozan
, vor zehn Millionen Jahren, brachen im Zuge der Bildung des
Egergrabens
Basaltschmelzen
in der nordlichen
Oberpfalz
durch. Durch Erosion freipraparierte Uberreste ehemaliger
Forderschlote
sind z. B. am
Rauhen Kulm
oder am Parkstein bei
Weiden
vorhanden. Basaltische Decken, also flachenhafte Lavaergusse dunnflussiger
Lava
, sind beispielsweise am Teichelberg bei
Pechbrunn
zu beobachten. Diese basaltischen
Decken
sind jedoch nicht mit
tektonischen
Deckenbildungen zu verwechseln.
Das Bild der heutigen
Landschaft
entstand im jungeren
Pliozan
vor etwa 5 Millionen Jahren: Eine schon fruh entstandene
frankische Verwerfungslinie
kam wieder unter
Druck
und an ihr entlang hoben sich Fichtelgebirge,
Frankenwald
, die
Munchberger
Gneismasse und der nordliche
Oberpfalzer Wald
. Diese letzte
Hebung
unterlag erneut der Erosion und die Flusse schnitten sich tief in das schon fruher fast eingeebnete Gebirge ein. So wurde aus einer
Hochflache
die heutige Struktur: ein von allen Seiten angenagtes
Mittelgebirge
mit langer, wechselhafter Geschichte. Es stellt ein, allerdings oft schwierig deutbares, Eldorado fur
Geowissenschaftler
der verschiedenen Disziplinen dar.
Der
Granit
(lat. granum "Korn" fur
Kornung
) und seine Abkommlinge
machen etwa 40 % der Gebirgsflache aus. Dieses so feste, aber dennoch wasserhaltige Gestein baute die hochsten Erhebungen auf. Sein ernster Charakter und die fruh entwickelte
Industrie
pragen
Landschaft
und Leute.
Es gibt nachstehende Granitarten:
- Porphyrgranit
des Massivs
Weißenstadt
/Liebenstein mit
Marktleuthen
/
Roslau
und in
Tschechien
bis
Haslau
. Der
Porphyr
enthalt
Biotit
(dunklen Glimmer) und bis acht Zentimeter große Einsprenglinge von
Kalifeldspat
.
- Der Reutgranit bei
Gefrees
ist hingegen feiner, mit blaulich-grauer Farbung. Auch der
Selber
Granit (nordostlich des obigen Massivs bei Schwarzenhammer uber den
Selber Forst
und Tschechien nach
Sachsen
/
Elstergebirge
) ist feinkornig, aber grau.
- Holzmuhlgranit: Von ihm gibt es nur zwei kleine Vorkommen bei Holzmuhl, drei Kilometer sudostlich von Marktleuthen und bei
Langenau
am Wartberg ostnordostlich von
Selb
; er hat mittleres Korn, hohere Biotitgehalte und ungleichkorniges Gefuge.
- Redwitzit, auch Syenitgranit genannt, im Dreieck
Marktredwitz
/
Arzberg
/
Thiersheim
; mittel-, auch feinkornig, wegen wechselnder Mineralzusammensetzung ist die Farbe hellgrau, dunkelgrau, dunkelgrungrau bis fast schwarz.
- Randgranit (Dachgranit): Vorkommen in allen herausragenden Massiven des Fichtelgebirges (
Ochsenkopf
, Sudteil des
Schneebergs
mit
Haberstein (Schneeberg)
, Platte bis Hohe Matze,
Kosseine
,
Großer Kornberg
); die Grundmasse ist kleinkornig mit
Feldspat
,
Quarz
und
Biotit
, zum Teil ist auch
Muskovit
eingestreut
- Kosseine-Randgranit: Kosseine mit Burgstein,
Haberstein
, Schauerberg; Sudteil des Großen Kornberg-Massivs; klein- bis mittelkornig, der porphyrische Habitus ist schwacher bis fehlend; einsprenglingsarm
- Kerngranit im Zentralstock Fichtelberg/Ochsenkopf/
Nußhardt
und am Schneeberg-Ostrand; Aufschlusslage durch viele Felsbildungen; mittel- bis grobkornig
- Kosseine- und Wolfsgarten-Kerngranit. Der Kosseinegranit hat zahlreiche Einschlusse: Hornfelse, zentimetergroße biotitreiche Nebengesteinsfetzen und -knollen, abgerundete bis rundliche quarz- und feldspatreiche Einschlusse; Vorkommen im Kosseinestock: schmales Band am Nord-, Ost- und Sudrand, kleines Labyrinth, Steinbruch Kleinwendern, Felsengruppen Hirschensprung, Wolfstein, Hohenstein, Ochsenkopf, Hundslohe, Gregnitztal; Vorkommen am Kornberg: Waldabteilung Wolfsgarten Sudsudwestrand des Großen Kornbergs; relativ grob, durch die blauen Kalifeldspate, schwarzes Biotit und die reichlich eingestreuten dunklen Fremdeinschlusse von besonderem Charakter; der Wolfsgartengranit ist etwas lichter blau.
- Zinngranit ist auf den Zentralstock beschrankt und kommt vor am
Rudolfstein
, an den Drei Brudern bis fast zum Gipfel des Schneebergs, am Westhang des Seehugels, zwischen Seehugel und Platte, Fuchsbau, Zufurt westlich von
Leupoldsdorf
; sehr gleichmaßiges, mittleres Korn; wenig Biotit, viel Muskovit; lichter, heller Ton
- Randgranit des Steinwald-Massivs im Westteil des Steinwaldes, z. B. Dachsfelsen, Nordwestteil der Grandfelsen; kleinkornig
- Steinwaldgranit nimmt den Zentralteil ein mit Weißenstein, Platte, Katzentrogel, Reiseneggerfelsen, Hackelstein; grobkornig
- Friedenfelser Granit ist die Ubergangs
fazies
zwischen dem Steinwaldgranit und dem Falkenberger Porphyrgranit; er bildet den Sockel des Pechbrunner Basaltgebietes und taucht dort an verschiedenen Stellen zwischen den Basaltdecken auf; porphyrische Struktur, besonders reich an Feldspateinsprenglingen
Bereits seit dem fruhen Mittelalter betrieb man im Fichtelgebirge Erzbergbau. Abgebaut wurden vor allem
Gold
,
Zinn
,
Eisen
, Minerale, Erden und Steine (
Basalt
,
Braunkohle
,
Diabas
, Granit, Lehm,
Marmor
,
Speckstein
, Ton, Torf). In jungerer Zeit entdeckte man
Uranerzlagerstatten
. In Hammerwerken (siehe Ortsnamensendungen mit -hammer) an den Fichtelgebirgsflussen, in Schmelzofen und Schmiedebetrieben erfolgte die Weiterverarbeitung der Metalle. Die Walder des Fichtelgebirges lieferten das erforderliche Holz fur die Herstellung von Holzkohle. Im Dreißigjahrigen Krieg lag der Bergbau darnieder, die Erzlagerstatten waren weitgehend ausgebeutet.
Alexander von Humboldt
versuchte im 18. Jahrhundert, den Bergbau nochmals zu beleben. Viele Stadte und Orte (z. B.
Wunsiedel
,
Weißenstadt
,
Arzberg
, Fichtelberg-Neubau,
Goldkronach
) verdanken ihre Entstehung dem Bergbau.
Einen Einblick in die Bergbaugeschichte des Fichtelgebirges vermitteln
In
Großschloppen
im
Landkreis Wunsiedel
wurde von 1978 bis 1989 ? zunachst von der Esso Erz GmbH und spater von der Saarberg-Interplan Uran GmbH ? nach Uranerz gesucht. 1987 wurden Plane bekannt, dort ab Ende 1990 Uranerz abzubauen und eine
Uran-Anreicherungsanlage
mit 500 Tonnen Jahreskapazitat zu errichten. Zwischen 1984 und 1987 waren bereits 18.000 Tonnen
uranhaltiges
Erz abgebaut worden.
[9]
Von den
Hugenotten
wurde die Osterdekoration der Brunnen (
Osterbrunnen
) in Form einer Lilie (Emblem der
Bourbonen
-Konige) eingefuhrt (so ein Artikel im April 2007 in der
Frankischen Post
). Das
Wunsiedler Brunnenfest
, das großte Heimatfest in der Kreisstadt, hat mit den Osterbrunnen nichts gemeinsam, es hat eine andere Entstehungsgeschichte. Die traditionell auf der Freilichtbuhne der Luisenburg bei Wunsiedel stattfindenden
Luisenburg-Festspiele
gehen bis in das 17. Jahrhundert zuruck. In vielen Stadten des Fichtelgebirges finden jahrlich so genannte Wiesenfeste statt, die von den Schulen durchgefuhrt werden mit themenorientierten Umzugen, Volkstanzen und Spielen.
Quer durch das Fichtelgebirge verlauft von Nordosten nach Sudwesten die Dialektgrenze zwischen dem
(Ost-)Frankischen Dialekt
im Norden und Westen sowie dem (nord-)
bairischen
beziehungsweise Oberpfalzer Dialekt im Osten und Suden. Die Dialektgrenze stimmt nicht mit der Grenze der Regierungsbezirke Oberfranken und Oberpfalz uberein, sondern es wird auch z. B. im oberfrankischen Kreis Wunsiedel zum Teil bairisch gesprochen.
Nachkommen Vertriebener, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Bohmen, Mahren, Schlesien und Ostpreußen ins Fichtelgebirge kamen, haben einen bedeutenden Anteil an der Bevolkerung.
Wahrend der Bergbau nur noch von historischem Interesse ist, werden an zahlreichen Orten im Fichtelgebirge noch Glaswaren erzeugt, die man dort auch gunstig kaufen kann. International bekannt und deutschlandweit fuhrend ist die
Porzellanindustrie
, deren Zentrum die Stadt
Selb
ist. Firmen wie
Rosenthal
oder
Hutschenreuther
genießen Weltgeltung. Weitere Unternehmen widmen sich der Kunststoffherstellung, dem Maschinenbau und der Metallerzeugung, der Textilverarbeitung und gehoren zum Ernahrungsgewerbe. Steinbearbeitungsbetriebe verarbeiten einheimischen und auslandischen Granit. Hochinnovative Unternehmen sind in den Bereichen Green-Tech und Neue Materialien vorhanden.
Der Tourismus stellt heute fur viele Gemeinden im Fichtelgebirge die Haupteinnahmequelle dar. In einigen Orten wie beispielsweise
Bischofsgrun
hat der Tourismus eine lange Tradition seit den 1920er-Jahren; nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Zustrom der Urlaubsreisenden sowohl im Sommer zum Wandern als auch im Winter fur den Wintersport stark zu. Das Fichtelgebirge entwickelte sich zu einem der ?Hausgebirge“ der
West-Berliner
, die uber die seinerzeit als
Transitstrecke
fungierende
A 9
anreisen konnten. Dies hat sich mit der Wiedervereinigung und einem veranderten Angebot an Mittelgebirgs-Ferienlandschaften verandert.
Im Winter hat das Fichtelgebirge eine auch uberregionale Bedeutung als Wintersportgebiet. Mehrere Lifte, zwei Sessellifte am
Ochsenkopf
und gespurte Loipen bilden die Grundlage hierfur.
Kur- und Rehabilitationseinrichtungen befinden sich in
Bad Berneck
(Kneippheilbad),
Bischofsgrun
(Heilklimatischer Kurort),
Bad Alexandersbad
(Mineral- und Moorbad) und
Weißenstadt
(Kurhotel mit Radonbad). Mineralquellen gibt es in Bad Alexandersbad,
Kothigenbibersbach
(Gemeinde
Thiersheim
),
Blumenthal
bei
Selb
,
Hohenberg an der Eger
, Konig-Otto-Bad (Markt
Wiesau
) und
Kondrau
(Stadt
Waldsassen
).
Objekte von
geotouristischem
Interesse und Wanderziele sind unter anderem das
Luisenburg-Felsenlabyrinth
oder der Teufelstisch am
Roten Schloss
auf dem Großen Waldstein.
Der
Siebenstern
ist die Symbolpflanze des Fichtelgebirges.
[10]
Am 30. Dezember 2011 erbrachte eine
Kamerafalle
am
Schneeberg
den Beweis fur die Anwesenheit eines
Wolfs
im Fichtelgebirge.
[11]
1882 war im Fichtelgebirge letztmals in Bayern ein Wolf getotet worden.
[12]
Bis in das 19. Jahrhundert wurden Schneeberg, Ochsenkopf mit Konigsheide und Kosseine als ?Centralgruppe“ bezeichnet, wahrend die Nordwest- und Nordostflanke aus Waldstein, Kornberg, Selber Forst und Liebensteiner Forst als ?
Waldsteiner Kette
“ und die Sudostflanke aus Steinwald, Reichsforst und Kohlwald als ?
Weißensteiner Kette
“ bezeichnet wurden.
[4]
Johann Wolfgang von Goethe
schrieb in einem Brief an
Charlotte von Stein
?Der Granit lasst mich nicht los!“ Der Dichter und Naturwissenschaftler unternahm drei Reisen in das Fichtelgebirge, bei denen er sich ernsthaft mit naturwissenschaftlichen Problemen auseinandersetzte. Zwei seiner Reisen verband er mit Fahrten von Weimar nach
Karlsbad
, die letzte unternahm er eigens von
Eger
aus ins Fichtelgebirge.
Begleitet wurde er von
Karl Ludwig von Knebel
und
Friedrich Gottlieb Dietrich
. Am 30. Juni 1785 fuhrte die Reise von
Hof
uber
Marktleuthen
nach
Wunsiedel
, noch am gleichen Tag wurden der
Katharinenberg
und
Alexandersbad
besucht. Bei einer Fußtour ging es am 1. Juli von Wunsiedel uber
Leupoldsdorf
zum Seehaus (damals Zechenhaus genannt), nach Karches und zur
Weißmainquelle
(damals Furstenbrunnen genannt), dann zum Gipfel des Ochsenkopfes, wo unterwegs die seltene Pflanze
Sonnentau
bewundert wurde. Der Ruckweg ging uber den Seehugel hinuber zum
Nußhardt
und zum Weißen Fels, dann uber Vordorfermuhle und Vordorf (jetzt zur Gemeinde Trostau gehorend) nach Wunsiedel zuruck. Goethe fertigte dabei einige Zeichnungen von Felsformationen an und trieb geologische Studien. Der 2. Juli war ein Regentag, weshalb nur einige Besichtigungen in Wunsiedel stattfanden. Der 3. Juli war der
Luisenburg
(damals noch Luxburg genannt) und dem
Burgsteinfelsen
gewidmet, wobei wieder einige Zeichnungen von der Granitverwitterung entstanden. Die Weiterreise am 4. Juli fuhrte uber
Holenbrunn
, Gopfersgrun,
Thiersheim
,
Schirnding
und Muhlbach nach Eger. Goethe zeigte lebhaftes Interesse an den ?geologischen Merkwurdigkeiten“
Marmor
,
Speckstein
und
Basalt
, die am Reiseweg vorkamen.
Als 71-Jahriger befand er sich wieder auf einer Fahrt in die westbohmischen Bader, ein Abstecher brachte ihn am 25. April nach Alexandersbad, wo er im Alten Schloss logierte. Nach dem Mittagessen begab er sich auf die Luisenburg, die nun durch Wege weitgehend erschlossen war. Er erklarte die Entstehung des Felsenlabyrinths als einen ganz langsam ablaufenden Verwitterungsprozess. Am 26. April folgte die Weiterreise nach Karlsbad.
Am 13. August kam Goethe uber Eger,
Waldsassen
und
Mitterteich
nach
Marktredwitz
, um die beruhmte
Chemische Fabrik von Wolfgang Kaspar Fikentscher
zu besichtigen; begleitet wurde er von Joseph Sebastian Gruner, Magistrat- und Polizeirat in Eger. Bis zum 18. August wurde die Quecksilberherstellung begutachtet und die Glashutte bei Brand aufgesucht, wo 17 Arbeiter große Fenstertafeln herstellten; es folgten chemische und pyrotechnische Versuche. Es hat den Anschein, dass es dem 73-jahrigen Goethe wegen der Fikentscher-Tochter in Marktredwitz besonders gut gefallen hat.
Der Universalgelehrte
Alexander von Humboldt
wurde als 22-Jahriger im Jahr 1792 in die damals preußisch gewordenen
Furstentumer Ansbach
und
Bayreuth
entsandt, um den Bergbau zu modernisieren. Bis 1795 wirkte er in
Arzberg
,
Goldkronach
und
Bad Steben
, wo es ihm gelang, in kurzer Zeit den Bergbau wieder aufzunehmen, den Grubenbau zu erneuern und moderne Abbaumethoden einzufuhren. Bergbauschulen grundete er in Arzberg, Goldkronach und Bad Steben und er richtete eine Bergbau-Hilfskasse fur verungluckte Bergleute ein.
Seit 1791 gehorte das
Furstentum Bayreuth
zu Preußen, ehe es 1806
franzosischer
Herrschaft unterstellt und 1810 an das
Konigreich Bayern
verkauft wurde. Das preußische Konigspaar
Friedrich Wilhelm III.
und
Luise von Mecklenburg-Strelitz
besuchte das Fichtelgebirge, wo es in Alexandersbad wohnte, im Sommer 1805. Konigin Luise schwarmte von der Schonheit der Landschaft, der Natur und den Menschen. ?All die schonen Berge, die hier in der Nahe sind, haben wir alle bereist, außer Schneeberg und Ochsenkopf, weil der Schnee sie erst vor 14 Tagen verlassen hat und sie daher sehr sumpfig waren“ schrieb sie ihrem altesten Sohn
Friedrich Wilhelm
. Allein die Luxburg (ihr zu Ehren in Luisenburg umbenannt) mit dem ?unglaublichen“ Felsenlabyrinth habe sie dreimal bestiegen.
[13]
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Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
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Vorlage:Webachiv/IABot/www.regnitzflora.de
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