Festung Schlusselburg
Ansicht der Festung
Die
Festung Schlusselburg
(historisch
Festung Noteborg
) liegt am linken Ufer der
Newa
am
Ladogasee
auf einer
Flussinsel
vor der gleichnamigen Stadt
Schlusselburg
35 Kilometer ostlich von
Sankt Petersburg
.
Die Festung Schlusselburg wurde 1990 von der
UNESCO
in die
Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit
aufgenommen.
Die Festung wurde laut der
russischen Geschichtsschreibung
im 14. Jahrhundert von
Juri I. Daniilowitsch
angelegt, der
Großfurst von Moskau
und gleichzeitig
Furst von Nowgorod
war. Nach dem
russischen
Wort fur die auf der Insel wachsenden
Haseln
(nach einer anderen Version nach der Form der Insel, einer weiteren nach im Sinne von
harte Nuss
) nannte er sie
Orechowez
(Ореховец), die Festung
Oreschek
(Орешек). Nach der schwedischen Version wurde die Insel erstmals 1299 vom Schweden
Torgils Knutsson
befestigt. Auch der schwedische Name hat etwas mit Nuss zu tun:
not
heißt auf
Schwedisch
Nuss
,
borg
bedeutet
Burg
.
1323 wurden in der Festung Verhandlungen um den russisch-schwedischen Grenzverlauf in
Karelien
gefuhrt, der Abschluss wird in der
deutschsprachigen
Geschichtsschreibung meist als
Vertrag von Noteborg
oder
Frieden von Schlusselburg
benannt. Die Festung selbst verblieb bei
Nowgorod
bzw. wurde spater Teil des
Zarentums Russland
. 1352 wurde sie mit steinernen Mauern sowie zudem in den folgenden Jahrhunderten mit mehreren Turmen verstarkt.
Im Inneren
Im Mai 1612 fiel die Festung nach neunmonatiger Belagerung im
Ingermanlandischen Krieg
an
Schweden
. 1656 wurde die Festung von den Russen unter
Pjotr Potjomkin
erobert, funf Jahre spater im
Frieden von Kardis
allerdings wieder an Schweden zuruckgegeben. Wahrend des
Großen Nordischen Krieges
konnten
russische Truppen
die Festung im Jahr 1702 nach einer
vorangegangenen Belagerung
und folgenden Sturmangriffen fur Russland endgultig zuruckerobern.
Peter I.
gab der Festung daraufhin den deutschen Namen ?Schlusselburg“, wohl weil er sie als ?Schlussel“ zur Eroberung eines
Ostseezugangs
ansah.
[1]
Mit dem Sieg
Russlands
im
Nordischen Krieg
und der Grundung
Sankt Petersburgs
verlor die Festung Schlusselburg an strategischer Bedeutung und wurde in der Folge vornehmlich als
politisches
Gefangnis
genutzt. Beruhmtester Gefangener war Zar
Iwan VI.
, der nach seiner Absetzung im Jahr 1741 von 1756 bis zu seiner Ermordung 1764 in der Festung gefangen gehalten wurde. Auch
Uschurma Sheikh Mansur
, ein maßgeblicher militarischer und religioser Fuhrer des Widerstandes der
nordkaukasischen
Bergvolker gegen die russische Eroberung, wurde nach seiner 1791 erfolgten Gefangennahme in
Schlusselburg
inhaftiert, wo er 1794 starb.
[2]
Ein
Verlies
in der Festung
Der
deutschbaltische
Dissident
Timotheus Eberhard von Bock
wurde nach seiner 1818 formulierten Kritik am Kaiser
Alexander I.
in der Schlusselburg bis 1827 inhaftiert.
1887 wurden in der Festung vier
Narodowolzen
, darunter der altere Bruder
W. I. Lenins
,
Alexander Uljanow
, wegen der Vorbereitung eines Attentats auf
Alexander III.
gehenkt
. Auch die Revolutionarin
Wera Nikolajewna Figner
war hier 20 Jahre lang inhaftiert.
Nach der
Oktoberrevolution
wurden die Gefangnisbauten niedergebrannt. Von 1928 bis 1940 befand sich in der Festung ein Revolutionsmuseum. Die Festung Schlusselburg auf der Insel Orechowy (?Nussinsel“) wurde von den
Deutschen
im
Zweiten Weltkrieg
durch Artilleriebeschuss stark zerstort, allerdings nie eingenommen.
- ↑
Die Festung Noteborg 1650 bis 1702
- ↑
Thomas M. Barrett:
The Remaking of the Lion of Dagestan: Shamil in Captivity.
In:
The Russian Review.
Jg. 53, Nr. 3, 1994, S. 353?366,
doi:10.2307/131191
.
59.953833
31.038528
Koordinaten:
59° 57′ 13,8″
N
,
31° 2′ 18,7″
O