Standardmodell: Fermionen in lila und grun
Fermionen
(benannt nach
Enrico Fermi
) sind im physikalischen Sinne alle
Teilchen
, die der
Fermi-Dirac-Statistik
genugen. Nach dem
Spin-Statistik-Theorem
besitzen sie einen
halbzahligen
Spin
, also
,
etc. Anschaulich gesprochen sind Fermionen diejenigen Teilchen, aus denen die
Materie
besteht.
Fermionen unterscheiden sich von den
Bosonen
, die der
Bose-Einstein-Statistik
genugen und nach dem Spin-Statistik-Theorem einen ganzzahligen Spin besitzen. Ein Elementarteilchen in drei Raumdimensionen ist immer entweder ein Fermion oder ein Boson. In sehr dunnen Schichten, also zweidimensionalen Systemen, gibt es außer Bosonen und Fermionen die sogenannten
Anyonen
, die einer eigenen
Quantenstatistik
mit beliebigem (englisch ‘any’) Spin genugen.
Von der mathematischen Theorie her sind drei Typen von Fermionen moglich:
Zu den Fermionen gehoren:
Fermionen gehorchen dem
Pauli’schen Ausschlussprinzip
, welches besagt, dass zwei Fermionen nicht gleichzeitig an demselben Ort einen identischen
Quantenzustand
annehmen konnen. Allgemein gilt, dass die
quantenmechanische
Wellenfunktion
zweier oder mehrerer gleichartiger Fermionen bei Vertauschung zweier Fermionen vollkommen
antisymmetrisch
sein muss, das heißt, das
Vorzeichen
andert sich (
Phasenfaktor
?1).
Auf die
Elektronen
in einem Atom angewendet erklart das Pauli-Prinzip, dass nicht alle Elektronen in denselben
Grundzustand
fallen konnen, sondern paarweise die verschiedenen
Atomorbitale
eines Atoms auffullen. Erst durch diese Eigenschaft erklart sich der systematische Aufbau des
Periodensystems
der
chemischen Elemente
.
Im
Standardmodell
der Teilchenphysik gibt es keine elementaren Fermionen mit einem Spin großer als ½. Eine Eigenschaft von Fermionen mit dem Spin ½ ist, dass ihre quantenmechanische Wellenfunktion nach einer Rotation um 360° das Vorzeichen andert; erst nach einer Rotation um 720° (also zweimal komplett gedreht) ist der Ausgangszustand wiederhergestellt. Das lasst sich anschaulich mit einer Uhr vergleichen: erst nach einer Drehung des Stundenzeigers um 720° hat man wieder die gleiche Tageszeit.
In einem um die
Supersymmetrie
erweiterten Modell der Elementarteilchen existieren weitere elementare Fermionen. Auf jedes Boson kommt rechnerisch ein Fermion als
supersymmetrisches Partnerteilchen
, ein so genanntes
Bosino
, so dass sich der Spin jeweils um ±½ unterscheidet. Die Superpartner der Bosonen werden durch die Endung
-ino
im Namen gekennzeichnet, so heißt z. B. das entsprechende Fermion zum (hypothetischen)
Graviton
dann
Gravitino
.
Genau genommen wird zunachst im Wechselwirkungsbild jedem bosonischen Feld ein fermionisches Feld als Superpartner zugeordnet. Im Massebild ergeben sich die beobachtbaren oder vorhergesagten Teilchen jeweils als
Linearkombinationen
dieser Felder. Dabei muss die Zahl und der relative Anteil der zu den Mischungen beitragenden Komponenten auf der Seite der fermionischen Superpartner nicht mit den Verhaltnissen auf der ursprunglichen bosonischen Seite ubereinstimmen. Im einfachsten Fall (ohne oder mit nur geringer Mischung) kann jedoch einem Boson (wie dem oben erwahnten Graviton) ein bestimmtes Fermion oder Bosino (wie das Gravitino) zugeordnet werden.
Bisher wurde keines der
postulierten
supersymmetrischen Partnerteilchen experimentell nachgewiesen. Sie mussen demnach eine so hohe Masse haben, dass sie unter normalen Bedingungen nicht entstehen. Man hofft, dass die neue Generation der
Teilchenbeschleuniger
zumindest einige dieser Fermionen direkt oder indirekt nachweisen kann. Mit dem
leichtesten supersymmetrischen Teilchen
(LSP) hofft man, einen Kandidaten fur die
Dunkle Materie
des Universums zu finden.
- ↑
Schwerkraft-Anomalie im Kristall
(
Weyl-Halbmetall
), auf:scinexx.de, vom 21. Juli 2017
- ↑
Johannes Gooth et al.:
Experimental signatures of the mixed axial?gravitational anomaly in the Weyl semimetal NbP
, in: Nature 547, S. 324?327 vom 20. Juli 2017,
DOI: 10.1038/nature23005