In
Finnland
werden funf Reaktoren an zwei Standorten betrieben (Stand 2024). Finnland nahm den ersten Reaktor 1977 in Betrieb. 1993 stoppte das damalige
Kabinett Aho
nach erheblichen offentlichen Protesten die Planung fur den Neubau von Kernkraftwerken vorubergehend. 2003 startete das
Kabinett Vanhanen I
unter Ministerprasident
Matti Vanhanen
die Ausschreibung fur einen weiteren Reaktor, der 2023 in Betrieb ging.
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Kernkraftwerke in Finnland:
In Betrieb
Bau gestoppt
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2005 wurde in
Olkiluoto
mit dem Bau eines dritten Blocks begonnen, dem ersten
EPR
von
Areva NP
. Der Bau sollte ursprunglich 2009 abgeschlossen sein, verzogerte sich aber zunachst bis mindestens 2015. Der finnische Energiekonzern
TVO
hatte mit dem Baukonsortium einen Festpreis von 3,2 Milliarden Euro vereinbart. Im Oktober 2011 wurden die Baukosten mit 6,6 Milliarden Euro beziffert.
[1]
Der Termin wurde erneut verschoben. Der Reaktor ging 2023 in Betrieb und sein Bau hat ca. 11 Milliarden Euro gekostet.
[2]
[3]
[4]
Eine Ursache der Verzogerung war die Auftragsvergabe an 1500 Zulieferer aus 28 Landern, um Kosten zu senken. Dabei wurden haufig Unternehmen beauftragt, die keine Erfahrung mit so einem Großprojekt wie Olkiluoto hatten. In bislang uber 1500 Fallen kam es zu Abweichungen von den geltenden Sicherheitsbestimmungen, deren Abnahme die finnische Strahlenschutzbehorde STUK mehrfach verweigerte.
Die Verspatung bei der Fertigstellung brachte erhebliche Zusatzkosten. Schatzungen gehen davon aus, dass alleine eine dreijahrige Verzogerung Stromimporte von 3 Milliarden Euro zur Folge hat. Finnland hat unter allen Landern den funfthochsten Pro-Kopf-Stromverbrauch.
[5]
Der dritte Block ging am 16. April 2023 in den Regelbetrieb.
[6]
Am Standort Olkiluoto sollte noch ein vierter Block entstehen. Die Leistung des Reaktors sollte zwischen 1000 Megawatt und 1800 Megawatt liegen. In die engere Auswahl kamen unter anderem ein EPR oder SWR1000 von
Areva
, ein
Advanced Boiling Water Reactor
von Toshiba, ein
Economic Simplified Boiling Water Reactor
(ESBWR) von Mitsubishi, ein koreanischer APR-1400 und ein russischer WWER-1200/491 (AES-2006). Es war geplant, den Reaktor zwischen 2016 und 2018 in Betrieb zu nehmen.
[7]
Da der zukunftige Betreiber TVO nicht garantieren konnte, dass der vierte Reaktor jemals fertiggestellt wurde, lehnte die finnische Regierung (
Kabinett Stubb
) im September 2014 eine Verlangerung der Frist zur Beantragung einer Baugenehmigung ab.
[8]
Im Kernkraftwerk Loviisa, nahe der Stadt
Loviisa
an der sudostlichen Kuste
Finnlands
, sind zwei
WWER
sowjetischer
Bauart in Betrieb. Es gab zeitweise Planungen,
Atomstroiexport
solle am Standort
Loviisa
einen weiteren Reaktor vom Typ WWER-1000 als
AES-91
errichten.
[9]
Im Dezember 2013 unterzeichneten das finnische Unternehmen Fennovoima und die Rosatom-Tochter
Rusatom Overseas
einen Vertrag fur ein neues
Kernkraftwerk Hanhikivi
auf der Halbinsel Hanhikivi auf dem Gebiet der Gemeinde
Pyhajoki
. Der Reaktor vom Typ WWER-1150 sollte als
AES-2006
bis 2024 gebaut werden.
[10]
Im September 2014 genehmigte die Regierung einen AKW-Neubau in Pyhajoki. Hierauf verließen die Grunen die Regierung, was zu einer Regierungskrise fuhrte. Nach der
Parlamentswahl am 19. April 2015
kam das
Kabinett Sipila
unter
Juha Sipila
(
Zentrum
) an die Regierung. Die Koalition zerstritt sich; nach der
Parlamentswahl 2019
regierte das
Kabinett Marin
unter
Sanna Marin
(
SDP
). Seit dem 20. Juni 2023 regiert das
Kabinett Orpo
.
Der Bauauftrag sollte an eine Tochterfirma des staatlichen russischen Atomkonzerns Rosatom gehen, der auch Betreiber und großter Anteilseigner werden sollte. Ursprunglich war die deutsche
E.ON
als Betreiber vorgesehen; diese zog sich aber aus dem Projekt zuruck und verkaufte ihre Anteile an Rosatom. Laut einer Umfrage im Sommer 2014 ? Russland hatte im Marz 2014 die
Krim besetzt und annektiert
? waren zwei Drittel der Bevolkerung gegen eine russische Beteiligung an dem Projekt.
[11]
Im Januar 2017 entschied ein Gericht, dass ein Anteilseigner von Fennovoima seine Anteile verkaufen darf. Der Anteil von Investoren aus der EU muss aufgrund eines Regierungsbeschlusses uber 60 Prozent liegen, daher kann der Ausstieg von Kesko fur das Projekt zu einem Problem werden. Der Metallkonzern
Boliden
gab im Januar 2017 bekannt, sich aus dem Projekt zuruckzuziehen.
[12]
Im Januar 2016 wurde mit Ausschachtungsarbeiten fur das
Fundament
des Kernkraftwerks Hanhikivi begonnen. Die Errichtungskosten wurden damals auf 6,7 Milliarden Euro geschatzt.
[13]
Nach weiteren Verzogerungen wurde mit Stand April 2021 die Baugenehmigung fur die Gebaude fur 2022 erwartet; die Montage des Reaktors sollte 2023 beginnen und der kommerzielle Betrieb 2029. Die Gesamtbaukosten wurden zu diesem Zeitpunkt mit 7,0 bis 7,5 Milliarden Euro angegeben.
[14]
[15]
Einige Tage nach dem Beginn des
russischen Uberfalls auf die Ukraine
am 24. Februar 2022 erklarte die finnische Ministerprasidentin
Sanna Marin
, dass das Projekt, an dem
Rosatom
auch eine russische Minderheitsbeteiligung halt, nicht fortgesetzt wird.
[16]
Am 2. Mai 2022 gab Fennovoima bekannt, dass der Vertrag mit Rosatom wegen signifikanter Pflichtverletzungen und
erheblicher Verzogerungen
gekundigt wurden sei.
[17]
[18]
Die Vorlauf- und Planungskosten des Projekts werden auf rund 800 Millionen Euro geschatzt.
[19]
Im
Endlager
Loviisa werden
schwach- und mittelradioaktive Abfalle
aus dem Betrieb des Kernkraftwerks Loviisa eingelagert.
Das Endlager Olkiluoto soll so erweitert werden, dass es auch fur
hochradioaktive Abfalle
genutzt werden kann. Bis 1996 hat Finnland Atommull nach Russland exportiert; dies ist mittlerweile verboten.
[7]
Laut einer Umfrage von
Kantar Public
im Auftrag von
Finnish Energy
erreichte die offentliche Unterstutzung fur Kernenergie in Finnland, die seit 1983 erfasst wird, im Jahr 2023 einen Rekordwert. Die Daten wurden im Marz und April 2023 erhoben und standen unter dem Eindruck des
russischen Uberfalls auf die Ukraine
und den Abschlusstests von Olkiluoto 3. Demnach sehen 68 % der Befragten Kernenergie hauptsachlich positiv. 6 % der Befragten hatten eine eher negative Einstellung zur Kernenergie. Die Mehrheit der Unterstutzer aller politischen Parteien in Finnland steht der Kernenergie positiv gegenuber, einschließlich der
Grunen
, mit 52 % Unterstutzung.
[20]
- Kernenergie in Finnland.
Abgerufen am 10. Februar 2024
(Landerdossier der Gesellschaft fur Anlagen- und Reaktorsicherheit).
- Nuclear Power in Finland.
Abgerufen am 10. Februar 2024
(englisch, Informationen uber die Kernenergie in Finnland auf der Website der World Nuclear Association).
- ↑
Start fur finnischen Atomreaktor erneut verschoben
.
In:
Handelsblatt.
12. Oktober 2011, abgerufen am 14. Oktober 2011.
- ↑
Reinhard Wolff:
Finnischer Reaktor geht ans Netz: Gruner Segen fur neue Atomkraft
. In:
Die Tageszeitung: taz
. 4. Februar 2022,
ISSN
0931-9085
(
taz.de
[abgerufen am 16. April 2023]).
- ↑
Allererster Atomreaktor Finnlands schließt fur immer.
In:
Industriemagazin.
29. Juni 2015, abgerufen am 30. Juni 2015.
- ↑
Kommerzielle Inbetriebnahme von Olkiluoto-3.
Nuklearforum Schweiz,
abgerufen am 16. September 2019
.
- ↑
Atomkraft in Finnland.
(
Memento
des
Originals
vom 7. Dezember 2010 im
Internet Archive
)
Info:
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und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.global2000.at
Auf: global2000.at.
- ↑
TVO - OL3 Production.
Abgerufen am 16. April 2023
.
- ↑
a
b
Nuclear Power in Finland.
Auf:
world-nuclear.org
, Stand Oktober 2010.
- ↑
yle.fi:
Government rejects TVO request to re-apply for nuclear licence.
YLE News, 25. September 2014.
- ↑
Atomenergoprojekt ? Тендер ФИН5 АЭС Ловииза
(
Memento
vom 9. Marz 2008 im
Internet Archive
) (russisch)
- ↑
Finland's Fennovoima signs reactor deal with Rosatom
.
reuters.com
vom 21. Dezember 2015, abgerufen am 24. August 2016.
- ↑
Russland baut ein neues AKW.
taz vom 18. September 2014.
- ↑
Finnland verliert weitere Investoren fur Atomkraftwerk.
iwr.de vom 23. Januar 2017.
- ↑
Impact of Hanhikivi 1 licensing delay remains unclear.
www.world-nuclear-news.org (WNN), 17. Oktober 2017,
abgerufen am 23. Dezember 2017
(englisch).
- ↑
Fennovoima nuclear power plant construction hit by further delays, increased costs
YLE News vom 28. April 2021 (englisch).
- ↑
siehe auch
Hanhikivi-1: Baubeginn auf 2023 verschoben
- ↑
Marin: Finland to break energy reliance on Russia “as soon as possible”
. In:
Helsinki Times
, 2. Marz 2022.
- ↑
Fennovoima has terminated the contract for the delivery of the Hanhikivi 1 nuclear power plant with Rosatom.
Archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
2. Mai 2022
;
abgerufen am 3. Mai 2022
(englisch).
Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.fennovoima.fi
- ↑
Ntv.de, Afp:
Bau von Atomreaktor: Finnisches Konsortium kundigt Vertrag mit Rosatom auf.
In:
n-tv.de.
2. Mai 2022,
abgerufen am 10. Februar 2024
.
- ↑
Sebastian Balzter (FAZ):
Von einem der auszog, einen Reaktor zu bauen
(faz.net 2. August 2023;
FASZ
)
- ↑
Popularity of nuclear power reaches a new record in Finland.
Finnish Energy, 20. April 2023,
abgerufen am 14. Februar 2024
.