Felix von Hartmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Erzbischof Felix von Hartmann (1913)
Wappen des Kardinals von Hartmann

Felix Kardinal von Hartmann (* 15. Dezember 1851 in Munster ; † 11. November 1919 in Koln , vollstandiger Name: Bruno Felix Bernard Albert von Hartmann ) war von 1911 bis 1912 Bischof von Munster und von 1912 bis 1919 Erzbischof von Koln . Von 1914 bis 1919 amtierte er zusatzlich als Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz . [1]

Felix von Hartmann wurde in der zweiten Ehe des Oberregierungsrates Albert von Hartmann aus dem Adelsgeschlecht Hartmann geboren. Die Familie war eng mit dem westfalischen Adel verbunden und zugleich eine traditionsreiche preußische Beamtenfamilie.

Nach Absolvierung der Unterstufe des Gymnasiums Paulinum in Munster besuchte er bis zum Abitur das bischofliche Gymnasium Collegium Augustinianum Gaesdonck bei Goch / Niederrhein . Dort waren Hermann Jakob Dingelstad , dem er spater als Bischof von Munster nachfolgte, und Adolf Fritzen , der spater Bischof von Straßburg wurde, seine Lehrer. [2]

1870 begann er das Theologiestudium in Munster, wo er auch das Priesterseminar besuchte. Er wurde am 19. Dezember 1874 zum Priester geweiht . Da aufgrund von Bismarcks sogenanntem Kulturkampf keine Anstellung in Deutschland moglich war, ging er nach Rom , wo er ab 1875 Kaplan am Kolleg Santa Maria dell’ Anima wurde und als Kaplan an der Kirche Santa Maria dell’Anima wirkte. [3] Zugleich begann er mit dem Studium des Kirchenrechtes . Am Papstliche Athenaeum Sant’Apollinare erwarb er 1877 den Titel des Dr. iur. can. und kehrte 1879 ins Bistum Munster zuruck, wo er ab 1880 als Kaplan in Havixbeck und Emmerich tatig wurde.

1890 wurde er Geheimsekretar und Kaplan des Munsterschen Bischofs Hermann Jakob Dingelstad, 1894 Generalvikariatsrat, und am 30. Oktober 1905 wurde er zum Generalvikar ernannt. Bereits 1903 wurde er aufgrund koniglicher Nomination in das Domkapitel von Munster berufen, wo er 1911 zum Domdechanten aufstieg. Mit großem kirchenpolitischen Einfluss, da ihm sein Bischof volles Vertrauen schenkte, hatte er einen engen und angstlichen Standpunkt gegenuber dem Reformkatholizismus , welchen er auch spater nicht aufgab. Da sein Einfluss bekannt war, verwunderte seine Wahl zum Bischof von Munster bereits am 6. Juni 1911 niemanden. Obwohl die konigliche Regierung Bedenken gegen seine ultramontane Einstellung hatte, imponierte ihr die kluge und verbindliche Art wie auch die gewandten Umgangsformen und die Herkunft Hartmanns. Seine papstliche Bestatigung folgte am 27. Juli und die Bischofsweihe durch den Erzbischof von Koln, Kardinal Anton Fischer , am 26. Oktober in Munster. Mitkonsekratoren waren Michael Felix Korum , Bischof von Trier, und Karl Joseph Schulte , Bischof von Paderborn.

Am 29. Oktober 1912 wurde er zum Erzbischof von Koln gewahlt und am 19. April 1913 inthronisiert. Hartmann ging nur widerwillig nach Koln und versuchte bis zuletzt, den Papst zur Rucknahme der Ernennung zu bewegen, worauf dieser sich aber nicht einließ. Papst Pius X. nahm von Hartmann am 2. Mai 1914 als Kardinalpriester mit der Titelkirche San Giovanni a Porta Latina in das Kardinalskollegium auf. Von 1914 bis zu seinem Tod leitete er die Deutsche Bischofskonferenz in Fulda .

Auf dem Hohepunkt des Gewerkschaftsstreites in Koln eingetroffen, galt seine Sorge zunachst den katholischen Arbeiterorganisationen , wobei es ihm gelang, eine elastische Position einzunehmen. Seit 1913 befurwortete er auch offen interkonfessionelle christliche Gewerkschaften . Brachte ihm dies in Koln und andernorts Zuspruch ein, so wurde es von innerkatholischen Gegnern der Gewerkschaftsbewegung vielfach geradezu als Verrat empfunden, weil Hartmann als vermeintlicher Vertreter ihrer Position gehandelt worden war und seinen Vorganger Kardinal Fischer (als einflussreichen Befurworter der uberkonfessionellen Arbeitervereine) unter diesem Vorzeichen abgelost hatte. Kardinal Kopp suchte deswegen sogar, Hartmanns Erhebung zum Kardinal zu verhindern.

Aufgrund seiner Haltung im Ersten Weltkrieg oft als patriotisch und konigstreu bezeichnet, was als untypisch fur den Ultramontanismus und Erbe seiner westfalisch- borussischen Pragung gilt, erlebte ihn seine Umgebung eher als grundsatzlich politisch Konservativen , woraus sich auch seine Zuruckhaltung gegenuber dem politischen Katholizismus und der Zentrumspartei erklart. In diesem Sinne und als ?Aristokrat vom Scheitel bis zur Sohle“ charakterisierte ihn der seit 1909 in Munster stationierte Kommandierende General des VII. Armeekorps Karl von Einem. [4] Auch die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechtes fand nicht seinen Beifall, da er dadurch die Erstarkung der Sozialdemokratie befurchtete.

Er war von der Legitimitat des Ersten Weltkrieges uberzeugt, so dass er 1915 im Namen der Deutschen Regierung die Frage der volkerrechtswidrigen deutschen Besetzung Belgiens in Rom personlich erlautern sollte. Der risiko- und konfliktscheue Hartmann versuchte hierbei um jeden Preis dem belgischen Kardinal Mercier aus dem Weg zu gehen. Als 1916 Mercier den deutschen Episkopat dazu aufforderte, die belgische Bevolkerung vom Vorwurf eines Partisanenkrieges freizusprechen, war Hartmann nur mit Muhe davon abzubringen, eine offentliche Replik abzugeben, die den Episkopat in die nationalistische Polemik hineingezogen hatte. Generell erfolgreich in der Militarseelsorge , kummerte er sich auch um die Betreuung von Kriegsgefangenen sowie um die Begnadigung vieler von deutschen Kriegsgerichten verurteilter Auslander. Im Sommer 1916 bereiste er die Westfront und unterhielt auch nach dem Untergang des deutschen Kaiserreiches gute Kontakte zu Kaiser Wilhelm II.

Im Juli 1919 wurde auf Initiative von Hartmanns der Bund Neudeutschland gegrundet. Mitte September 1919 erkrankte er an Gurtelrose im Bereich der linken Kopfhalfte, die bereits kurze Zeit spater zu einer Lahmung der linken Gesichtshalfte fuhrte. Anfang November trat noch eine Lungenentzundung ein, die in den fruhen Morgenstunden des 11. November 1919 seinen Tod herbeifuhrte. Fur von Hartmann war mit dem Zusammenbruch der Monarchie eine Zeit angebrochen, die nicht mehr die seine war.

Noch im Monat seiner Wahl zum Bischof von Munster, im Juni 1911, wurde Hartmann die Ehrendoktorwurde der Katholisch-Theologischen Fakultat der Westfalischen Wilhelms-Universitat , Munster, verliehen. [5] Hartmann war Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen Germania Munster und Arminia Bonn im KV .

  • Dies eucharisticus des Dekanates M. Gladbach: kurze Beschreibung desselben; nebst 49 Dispositionen d. dabei gehaltenen Vortrage u. Predigten / Festpredigt Seiner Eminenz, des hochwurdigsten Herrn Kardinals und Erzbischofes Felix von Hartmann bei Gelegenheit der 25. Tagung. Kuhlen, Monchengladbach 1917. Digitalisierte Ausgabe der Universitats- und Landesbibliothek Dusseldorf
Commons : Felix von Hartmann  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. G. Schulze (Bearb.): Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817?1934/38. Bd. 11/II. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica . Neue Folge. Olms-Weidmann , Hildesheim 2003, S. 594. ( Online ; PDF 2,2 MB).
  2. Totenzettel fur Felix Kardinal von Hartmann auf www.rhein-erft-geschichte.de, gesehen am 27. Juli 2016
  3. Lenzenweger Joseph: Sancta Maria de Anima . Herder, Wien-Rom 1959, S.   159 .
  4. Generaloberst von Einem, Erinnerungen eines Soldaten , Verlag K.F. Koehler, Leipzig, 1933, S. 167
  5. Liste der Ehrendoktoren der Katholisch-Theologischen Fakultat der Westfalischen Wilhelms-Universitat (PDF; 461 kB).
Vorganger Amt Nachfolger
Ludwig von Noel Generalvikar des Bistums Munster
1905?1911
Johannes Poggenburg
Hermann Jakob Dingelstad Bischof von Munster
1911?1912
Johannes Poggenburg
Antonius Kardinal Fischer Erzbischof von Koln
1912?1919
Karl Joseph Kardinal Schulte
Georg Kardinal von Kopp Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz
1914?1919
Adolf Kardinal Bertram