Erzbischof Felix von Hartmann (1913)
Wappen des Kardinals von Hartmann
Felix Kardinal von Hartmann
(*
15. Dezember
1851
in
Munster
; †
11. November
1919
in
Koln
, vollstandiger Name:
Bruno Felix Bernard Albert von Hartmann
) war von 1911 bis 1912
Bischof
von
Munster
und von 1912 bis 1919
Erzbischof
von
Koln
. Von 1914 bis 1919 amtierte er zusatzlich als
Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz
.
[1]
Felix von Hartmann wurde in der zweiten Ehe des
Oberregierungsrates
Albert von Hartmann
aus dem
Adelsgeschlecht Hartmann
geboren. Die Familie war eng mit dem
westfalischen
Adel
verbunden und zugleich eine traditionsreiche
preußische
Beamtenfamilie.
Nach Absolvierung der Unterstufe des
Gymnasiums Paulinum
in Munster besuchte er bis zum Abitur das bischofliche Gymnasium
Collegium Augustinianum Gaesdonck
bei
Goch
/
Niederrhein
. Dort waren
Hermann Jakob Dingelstad
, dem er spater als Bischof von
Munster
nachfolgte, und
Adolf Fritzen
, der spater Bischof von Straßburg wurde, seine Lehrer.
[2]
1870 begann er das
Theologiestudium
in Munster, wo er auch das
Priesterseminar
besuchte. Er wurde am 19. Dezember 1874 zum
Priester
geweiht
. Da aufgrund von
Bismarcks
sogenanntem
Kulturkampf
keine Anstellung in Deutschland moglich war, ging er nach
Rom
, wo er ab 1875 Kaplan am Kolleg
Santa Maria dell’ Anima
wurde und als
Kaplan
an der Kirche
Santa Maria dell’Anima
wirkte.
[3]
Zugleich begann er mit dem Studium des
Kirchenrechtes
. Am
Papstliche Athenaeum Sant’Apollinare
erwarb er 1877 den Titel des
Dr. iur. can.
und kehrte 1879 ins Bistum Munster zuruck, wo er ab 1880 als Kaplan in
Havixbeck
und
Emmerich
tatig wurde.
1890 wurde er Geheimsekretar und Kaplan des Munsterschen Bischofs Hermann Jakob Dingelstad, 1894 Generalvikariatsrat, und am 30. Oktober 1905 wurde er zum
Generalvikar
ernannt. Bereits 1903 wurde er aufgrund koniglicher Nomination in das
Domkapitel
von Munster berufen, wo er 1911 zum
Domdechanten
aufstieg. Mit großem kirchenpolitischen Einfluss, da ihm sein Bischof volles Vertrauen schenkte, hatte er einen engen und angstlichen Standpunkt gegenuber dem
Reformkatholizismus
, welchen er auch spater nicht aufgab. Da sein Einfluss bekannt war, verwunderte seine Wahl zum Bischof von Munster bereits am 6. Juni 1911 niemanden. Obwohl die konigliche Regierung Bedenken gegen seine ultramontane Einstellung hatte, imponierte ihr die kluge und verbindliche Art wie auch die gewandten Umgangsformen und die Herkunft Hartmanns. Seine papstliche Bestatigung folgte am 27. Juli und die
Bischofsweihe
durch den Erzbischof von Koln, Kardinal
Anton Fischer
, am 26. Oktober in Munster. Mitkonsekratoren waren
Michael Felix Korum
, Bischof von Trier, und
Karl Joseph Schulte
, Bischof von Paderborn.
Am 29. Oktober 1912 wurde er zum Erzbischof von Koln gewahlt und am 19. April 1913 inthronisiert. Hartmann ging nur widerwillig nach Koln und versuchte bis zuletzt, den Papst zur Rucknahme der Ernennung zu bewegen, worauf dieser sich aber nicht einließ. Papst
Pius X.
nahm von Hartmann am 2. Mai 1914 als
Kardinalpriester
mit der
Titelkirche
San Giovanni a Porta Latina
in das
Kardinalskollegium
auf. Von 1914 bis zu seinem Tod leitete er die
Deutsche Bischofskonferenz
in
Fulda
.
Auf dem Hohepunkt des
Gewerkschaftsstreites
in Koln eingetroffen, galt seine Sorge zunachst den
katholischen Arbeiterorganisationen
, wobei es ihm gelang, eine elastische Position einzunehmen. Seit 1913 befurwortete er auch offen interkonfessionelle
christliche Gewerkschaften
. Brachte ihm dies in Koln und andernorts Zuspruch ein, so wurde es von innerkatholischen Gegnern der Gewerkschaftsbewegung vielfach geradezu als Verrat empfunden, weil Hartmann als vermeintlicher Vertreter ihrer Position gehandelt worden war und seinen Vorganger Kardinal Fischer (als einflussreichen Befurworter der uberkonfessionellen Arbeitervereine) unter diesem Vorzeichen abgelost hatte. Kardinal
Kopp
suchte deswegen sogar, Hartmanns Erhebung zum Kardinal zu verhindern.
Aufgrund seiner Haltung im Ersten Weltkrieg oft als
patriotisch
und
konigstreu
bezeichnet, was als untypisch fur den
Ultramontanismus
und Erbe seiner westfalisch-
borussischen
Pragung gilt, erlebte ihn seine Umgebung eher als grundsatzlich politisch
Konservativen
, woraus sich auch seine Zuruckhaltung gegenuber dem politischen Katholizismus und der
Zentrumspartei
erklart. In diesem Sinne und als ?Aristokrat vom Scheitel bis zur Sohle“ charakterisierte ihn der seit 1909 in Munster stationierte Kommandierende General des VII. Armeekorps Karl von Einem.
[4]
Auch die Abschaffung des
Dreiklassenwahlrechtes
fand nicht seinen Beifall, da er dadurch die Erstarkung der
Sozialdemokratie
befurchtete.
-
Prozession mit Felix von Hartmann, Koln 1913
-
Prozession mit Felix von Hartmann, Koln 1913
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Prozession mit Felix von Hartmann, Koln 1913
-
Kardinal Felix von Hartmann im Deutschen Hauptquartier, 1915
Er war von der
Legitimitat
des
Ersten Weltkrieges
uberzeugt, so dass er 1915 im Namen der Deutschen Regierung die Frage der
volkerrechtswidrigen deutschen Besetzung Belgiens
in Rom personlich erlautern sollte. Der risiko- und konfliktscheue Hartmann versuchte hierbei um jeden Preis dem belgischen Kardinal
Mercier
aus dem Weg zu gehen. Als 1916 Mercier den deutschen
Episkopat
dazu aufforderte, die
belgische
Bevolkerung vom Vorwurf eines
Partisanenkrieges
freizusprechen, war Hartmann nur mit Muhe davon abzubringen, eine offentliche Replik abzugeben, die den Episkopat in die
nationalistische
Polemik
hineingezogen hatte. Generell erfolgreich in der
Militarseelsorge
, kummerte er sich auch um die Betreuung von
Kriegsgefangenen
sowie um die
Begnadigung
vieler von deutschen
Kriegsgerichten
verurteilter Auslander. Im Sommer 1916 bereiste er die Westfront und unterhielt auch nach dem Untergang des
deutschen Kaiserreiches
gute Kontakte zu Kaiser
Wilhelm II.
Im Juli 1919 wurde auf Initiative von Hartmanns der
Bund Neudeutschland
gegrundet. Mitte September 1919 erkrankte er an
Gurtelrose
im Bereich der linken Kopfhalfte, die bereits kurze Zeit spater zu einer Lahmung der linken Gesichtshalfte fuhrte. Anfang November trat noch eine
Lungenentzundung
ein, die in den fruhen Morgenstunden des 11. November 1919 seinen Tod herbeifuhrte. Fur von Hartmann war mit dem Zusammenbruch der
Monarchie
eine Zeit angebrochen, die nicht mehr die seine war.
Noch im Monat seiner Wahl zum Bischof von Munster, im Juni 1911, wurde Hartmann die
Ehrendoktorwurde
der Katholisch-Theologischen Fakultat der
Westfalischen Wilhelms-Universitat
, Munster, verliehen.
[5]
Hartmann war Ehrenmitglied der
katholischen Studentenverbindungen
Germania Munster
und
Arminia Bonn
im
KV
.
- Dies eucharisticus des Dekanates M. Gladbach: kurze Beschreibung desselben; nebst 49 Dispositionen d. dabei gehaltenen Vortrage u. Predigten
/ Festpredigt Seiner Eminenz, des hochwurdigsten Herrn Kardinals und Erzbischofes Felix von Hartmann bei Gelegenheit der 25. Tagung. Kuhlen, Monchengladbach 1917.
Digitalisierte Ausgabe
der
Universitats- und Landesbibliothek Dusseldorf
- Friedrich Wilhelm Bautz
:
Felix von Hartmann.
In:
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
(BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990,
ISBN 3-88309-032-8
, Sp. 577
(
Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
)
.
- Eduard Hegel
:
Das Erzbistum Koln zwischen der Restauration des 19. Jahrhunderts und der Restauration des 20. Jahrhunderts (=Geschichte des Erzbistums Koln, Bd. 5)
, Koln 1987,
ISBN 3-7616-0873-X
; S. 95f.
- Gunter Plum:
Hartmann, Bruno Felix Bernard Albert von.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966,
ISBN 3-428-00188-5
, S. 741 f. (
Digitalisat
).
- Hermann-Josef Scheidgen
:
Zwischen Patriotismus und Romtreue. Erzbischof Felix Kardinal von Hartmann und das Ende des Ersten Weltkriegs.
In: Guido von Buren u. a. (Hrsg.):
Kriegserinnerungen in europaischen Heimaten. Nachlese zu einer Erinnerung an den Ersten Weltkrieg
. PH. C.W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2021 (Julicher Forschungen; 13) (Montanus; 19),
ISBN 978-3-87707-209-7
, S. 73?82.
- ↑
G. Schulze (Bearb.):
Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817?1934/38.
Bd. 11/II. In:
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Hrsg.):
Acta Borussica
. Neue Folge.
Olms-Weidmann
, Hildesheim 2003, S. 594. (
Online
;
PDF
2,2 MB).
- ↑
Totenzettel fur Felix Kardinal von Hartmann
auf www.rhein-erft-geschichte.de, gesehen am 27. Juli 2016
- ↑
Lenzenweger Joseph:
Sancta Maria de Anima
. Herder, Wien-Rom 1959,
S.
159
.
- ↑
Generaloberst von Einem,
Erinnerungen eines Soldaten
, Verlag K.F. Koehler, Leipzig, 1933, S. 167
- ↑
Liste der Ehrendoktoren der Katholisch-Theologischen Fakultat der Westfalischen Wilhelms-Universitat
(PDF; 461 kB).