Farbfotografie

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James Clerk Maxwell fuhrte 1861 die erste Farbfotografie vor

Als Farbfotografie bezeichnet man verschiedene fototechnische Verfahren zur Produktion von mehrfarbigen, realistischen Abbildern der optischen Wirklichkeit. Die Bestandigkeit und Reproduzierbarkeit dieser Ablichtungen und Aufnahmen muss uber Jahrzehnte gewahrleistet sein.

Die Farbfotografie wird etwa seit den 1930er Jahren kommerziell in der angewandten Fotografie genutzt ( Werbe- , Industrie- und Modefotografie ), etwa ab 1945 auch im Fotojournalismus . In der kunstlerischen Fotografie ist die Farbfotografie etwa seit den 1970er Jahren etabliert. Als Wendepunkt gilt hier William Eggleston ’s Guide im Museum of Modern Art (MoMA) im Jahr 1976. Von einigen Pionieren ist die Farbfotografie jedoch schon aus der Zeit um 1900 bekannt.

Funktionsprinzip

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Grundsatzlich gibt es zwei Moglichkeiten der metameren Nachbildung von Farben:

  1. additive Farbmischung , also durch Addition von Spektralbereichen in Form farbigen Lichtes,
  2. subtraktive Farbmischung , also durch Subtraktion von Spektralbereichen des weißen Lichtes mittels absorbierender Pigmente.
?Stillleben“. Eine Joly-Rasterplatte im Format 95 mm×142 mm (1898)

In der Fotografie dominieren die Subtraktionsverfahren; der jeweilige Farbstoff absorbiert aus dem weißen Licht einen bestimmten Spektralanteil:

  • Cyan: enthalt Blau und Grun, absorbiert Rot
  • Magenta: enthalt Blau und Rot, absorbiert Grun
  • Gelb: enthalt Grun und Rot, absorbiert Blau

Die Grundfarben bilden sich dabei nach dem Schema:

  • Gelb + Cyan = Grun (? Blau und ? Rot)
  • Cyan + Magenta = Blau (? Rot und ? Grun)
  • Gelb + Magenta = Rot (? Blau und ? Grun)

Da bei der subtraktiven Farbmischung Gegenfarben der primaren Farben entstehen, spricht man bei den subtraktiven Farben auch von Minus-Farben:

  • Cyan = Minus Rot
  • Magenta = Minus Grun
  • Gelb = Minus Blau

Im Gegensatz zur Schwarzweißfotografie , bei der das Silber Licht relativ gleichmaßig absorbiert, besitzen die einzelnen Farbstoffe spezifische Absorptionskurven. In der Farbsensiometrie ergibt sich daher insbesondere fur die Verwendung von Densitometern ein hoher Grad an Komplexitat; Farbtonverschiebungen und Kontrastverfalschungen mussen beim Anfertigen von Abzugen oder Duplikaten mit einem Farbmischkopf oder mit Einlege-Farbfiltern ausgeglichen werden. Speziell bei fruheren Fotoemulsionen kam noch das Problem des Farbkippens hinzu.

Farbfilme sind heute in mehreren Schichten aufgebaut; seit den 1930er Jahren werden uberwiegend Dreischichtenfilme verwendet.

Farbempfindlichkeit fotografischer Materialien in Bezug auf die sichtbaren Bereiche des elektromagnetischen Wellenspektrums: Orthochromatische, panchromatische und infrarotempfindliche Sensibilisierung von fotografischen Filmen

Die Einzelschichten des Films konnen spektral unterschiedlich sensibilisiert werden; dabei wird unterschieden zwischen:

Geschichte und Entwicklung

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Hillotypie um 1850

Fruhe Experimente und Farbsensibilisierung

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Levi Hill und die Hillotypie

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Die Farbfotografie basiert auf Experimenten aus der Fruhzeit der Fotografie . Der amerikanische Baptistenprediger und Daguerrotypist Levi Hill beanspruchte um 1850/1851 als erster die Erfindung der Farbfotografie fur sich. Die zum Beweis prasentierten, Hillotypie genannten, modifizierten Daguerreotypien waren jedoch von einer unausgereiften Qualitat und Hill weigerte sich, die Funktionsweise seines Verfahrens offenzulegen, so dass sein Anspruch bereits von seinen Zeitgenossen mit Skepsis betrachtet wurde. Die Association of Daguerreotypists ließ das von ihm 1856 veroffentlichte Treatise on Heliochromy , selbstbewusste Autobiografie und Rezeptbuch in einem, per Gerichtsbeschluss einstampfen, da sie sich darin verunglimpft sah. [1] Joseph Boudreau konnte 1981 sein im Buch beschriebenes, hochkompliziertes Verfahren der Hillotypie erfolgreich rekonstruieren und ihn als Erfinder rehabilitieren. [2] Eine chemische Analyse einiger der 62 erhaltenen Hillotypien im National Museum of American History durch das Getty Conservation Institute 2007 ergab, dass Rot- und Blautone allein durch Licht generiert waren, andere Farbtone jedoch, vermutlich durch den entstandenen Erfolgsdruck, durch zugesetzte Pigmente handisch hinzugefugt worden waren. [3]

Niepce de Saint-Victor und die Heliochromie

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Zwischen 1851 und 1866 arbeitete Niepce de Saint-Victor an einem Verfahren auf Basis der Daguerreotypie, alle Farben auf einer einzigen lichtempfindlichen Schicht aufzuzeichnen, und zeigte seine sogenannten Heliochromien auf der Pariser Weltausstellung 1867 . Die Farbtreue und Sattigung waren gut, doch stellte die fehlende Bestandigkeit, das im Licht nur auf wenige Tage begrenzt war, ein fortwahrendes Problem dar. [4]

Diese Abbildung eines Tartan -Bands, die James Clerk Maxwell 1861 vorfuhrte, gilt als die erste Farbfotografie

James Clerk Maxwell und das erste Diapositiv

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Am 17. Mai 1861 zeigte der schottische Physiker James Clerk Maxwell in einem Vortrag zur Theorie der drei Grundfarben an der Royal Institution in London die erste Farbfotografie. [5] Zu sehen war darauf ein Ordensband mit Schottenmuster . Die Vorfuhrung der additiven Farbmischung basierte auf drei Farbauszugen auf nassen Kollodiumplatten, das heißt Schwarzweiß- Diapositiven , die durch mit Eisen- und Kupferlosungen eingefarbten Wasser gefullte Glaskruge als Filter (Rot, Grun und Blau) fotografiert worden waren und im Vortrag durch ebensolche Filter deckungsgleich mit einem Chromoskop projiziert wurden. Die Belichtung der Auszugspositive, die sein Assistent Thomas Sutton besorgt hatte, dauerte insgesamt 22 Minuten: 6 Sekunden fur Blau (Ammoniak-Kupfersulfat), 12 Minuten fur Grun (Kupferchlorid), 2 Minuten durch ein zusatzliches gelbes Glas und endlich 8 Minuten fur Rot (Eisen-Sulfocyanid), was deutlich die fast ausschließliche Sensibilitat der Fotoeemulsion fur Blau aufzeigt. Dass uberhaupt ein farbiges Bild entstand, verdankt sich auch dem Zufall, da das Rot des Tartanmusters auch ultraviolettes Licht reflektierte und der Grunfilter auch Blau durchließ, so dass diese Partien auch belichtet wurden. [6]

Eine "vervollkommnete Nachfolge" zeigte Frederick Eugene Ives 1888 am Franklin Institute in Philadelphia mittels seiner Triple Projections Lantern, die das Licht einer elektrischen Bogenlampe in drei Strahlenbundel teilte, die die nebeneinander platzierten Farbauszugsdias durch Rot-, Grun- und Blaufilter hindurch ubereinander zu projizieren imstande war. Einen weiteren Dreifachprojektor mit drei Lichtquellen prasentierte Leon Vidal 1892 dem Conservatoire des Arts et Metiers in Paris und spater, weiter verbessert, der Societe Francaise de Photographie und dem Pariser Photoclub. Adolf Miethes Diavorfuhrungen schließlich wurden beruhmt durch ihre lichtstarken Apparate, die große Projektionen erlaubten. [7]

Diese Farbaufnahme wurde erstmals 1892 mit einem Ives Photochromiscope -Projektor gezeigt [8]

Louis Ducos du Hauron

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Farbfotografische Verfahren entwickelten in den 1860er Jahren voneinander unabhangig Louis Ducos du Hauron , Charles Cros und Henry Collen . Nur du Hauron ließ seine additiven wie subtraktiven Verfahren auch im November 1968 patentieren, die zur Grundlage fur die weitere Entwicklung der Farbfotografie dienten. Du Haurons additives Verfahren bestand in der Belichtung einer einzigen Silberbromid - Kollodiumplatte durch ein mit roten, blauen und gelben Punkten versehenes Glas. Primarfarben sind jedoch nur fur subtraktive Farbmischung mit Pigmenten geeignet und es dauerte uber 20 Jahre, bis andere mit der richtigen Farbkombination das Farbrasterverfahren erfolgreich anwendeten und schließlich durch Autochrom große Verbreitung fand. Bei seinem subtraktiven Verfahren wurden Farbauszugsnegative durch Grune-, Orangerot- und Blauviolettfilter belichtet, drei Positivkopien auf Gelatinebichromatfilm kopiert, der Kohlepigmente in den Komplementarfarben enthielt. Unbelichtete Partien wurden danach heiß aus der Gelatineschicht ausgewaschen und man erhielt drei monochrome Kohledrucke (rot, blau, gelb), die man passgenau ubereinander kopieren konnte, entweder als Diapositiv auf Glas oder als Abzug auf Papier. [9]

Hermann Wilhelm Vogel und die orthochromatische Sensibilisierung

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Die orthochromatische Sensibilisierung (= isochromatische Sensibilisierung ) des Negativmaterials gelang erstmals Hermann Wilhelm Vogel 1873; hierbei wurde das Aufnahmematerial neben Blau auch fur die Grun- und Gelbanteile des Lichts sensibilisiert.

Zunachst hatte Vogel bei einer Prufung von Kolludiumplatten A. H. P. Stuart-Wortleys (Wortley-Platten) festgestellt, dass das hier ruckseitig eingesetzte gelbrote Korallin zur Vermeidung von Lichthofen die Grunempfindlichkeit steigerte. [10] Vogel experimentierte daraufhin mit, im Licht leicht verschiedenen, organischen Farbstoffen wie Fuchsin , Cyanine , Eosin etc. als optische Sensibilisatoren, d. h. als Stoffe, die das Silberbromid gelb-, resp. rotempfindlich machen. Dadurch gelang es ihm, die Silberhalogenide auch fur langwelligeres grunes und rotes Licht zu sensibilisieren.

Zuerst versuchte Ducos de Hauron dieses Prinzip praktisch anzuwenden. Die nachteilige Wirkung der Sensibilisatoren auf die fotografischen Chemikalien stellte aber der Praxis Hindernisse in den Weg, die hauptsachlich durch Einfuhrung der Gelatinetrockenplatten durch Richard Leach Maddox um 1871 beseitigt wurden.

Pierre Alphonse Attout-Tailfer brachte 1882/83 mit Eosin gefarbte isochromatische Gelatineplatten in den Handel; 1884 entdeckte Vogel dann die optisch sensibilisierende Kraft des Jacobsenschen Chinolinrots und praparierte mit diesem unter Zusatz von Chinolinblau die farbenempfindlichen Azalinplatten .

Alle diese isochromen Platten bedurften aber zur Abschwachung des zu stark wirkenden blauen Lichts noch der Einschaltung einer Gelbscheibe bei der Aufnahme. Diese Mangel uberwand Hermann Wilhelm Vogel durch Einfuhrung des Eosinsilbers als optischen Sensibilisator . Durch seine und Johann Baptist Obernetters Bemuhungen entstanden die Eosinsilberplatten, die sich von den herkommlichen farbenempfindlichen Trockenplatten durch bedeutend großere Empfindlichkeit auszeichnen und in der Otto Perutz Trockenplattenfabrik zur Produktreife gefuhrt wurden. Nur fur Aufnahmen von Gemalden bedurften dieselben noch zuweilen (bei leuchtend blauen Tonen) einer Gelbscheibe, bei Landschaften, Portrats etc. nicht.

(Vermutliches) Selbstportrat Gabriel Lippmanns, Interferenzfotografie
Auguste Ponsot, Interferenzfotografie, um 1905

Gabriel Lippmann und die Interferenzfotografie

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Eine andere auf Interferenz beruhende Methode entwickelte Gabriel Lippmann , die er 1891 unter der Bezeichnung Methode der Photographie in Farbe mittels Interferenzmethode veroffentlichte. Fur diese Entdeckung erhielt Lippmann 1908 den Nobelpreis .

Adolf Miethe, Dreifarbenaufnahme nach der Natur , 1903

Adolf Miethe und die panchromatische Sensibilisierung

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Vogels orthochromatische Sensibilisierung wurde 1902 von Adolf Miethe , dem damaligen Direktor des Photochemischen Instituts der Koniglich Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg, und Adolf Traube weiter verbessert; mit der sogenannten panchromatischen Sensibilisierung wurde erstmals eine vollstandige Tonwertrichtigkeit bei der Umsetzung von Farben in Graustufen erzielt. Die panchromatische Sensibilisierung bildet die Grundlage fur jede Farbfotografie.

Seit 1903 ließ Miethe von ihm weiter entwickelte Dreifarbenprojektoren durch die Berliner Firmen W. Bermpohl, C. P. Goerz und Meißner herstellen, die durch ihre drei Lichtquellen sehr lichtstark waren und beeindruckend große Projektionen erlaubten, die beruhmt wurden. [11]

Die Bruder Lumiere und das Autochromverfahren

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Die Bruder Auguste und Louis Lumiere stellten 1904 das Autochromverfahren vor, das mit (je ein Drittel) orangerot, grun und violett eingefarbten Kartoffelstarkekornchen als rasterartigem Farbfilter und einer Silberbromid-Gelatine-Emulsion arbeitete. Beim durch Louis Ducos du Hauron bekannten Kornrasterverfahren , von dem es noch viele Varianten gab, wird durch das gleichmaßig hauchdunn mit Farbtragern bestrichene Glas hindurch belichtet.

Dieses Verfahren erbrachte mit seinen weichen Farben und lichtechten Pigmenten bei großformatig aufgenommenen Standbildern erstaunliche Resultate. Fur Kinofilm war es ungeeignet, da das grobe Raster ein sehr storendes Rauschen erzeugt.

Kodachrome und Agfacolor

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Die ersten Dreischichtenfilm e wurden im April 1935 von der amerikanischen Kodak vorgestellt und 1936 von Agfa in Wolfen auf den Markt gebracht. Nach diesem technisch ahnlichen Verfahren funktionieren Farbfilme prinzipiell bis heute. Wahrend beim Verfahren nach Kodak fruher die eigentliche Farbung aufwandig wahrend der Entwicklung erfolgt, beinhaltete das einfachere Agfa-Verfahren diese bereits im Film. Das nach dem Weltkrieg vereinheitlichte und bis heute ubliche Verfahren beinhaltet als Optimierung Bestandteile beider Verfahren, vereinfacht formuliert die Methode nach Agfa, die Chemie nach Kodak.

Fruhe und sonstige Verfahren

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Als Kompromisslosung zwischen schwarzweißer und vollfarbiger Fotografie gab es insbesondere beim Kinofilm auch dichromatische Verfahren, das heißt solche mit zwei Grundfarben.

Ein Vollfarben-Verfahren (nach Robert Berthon) fur Amateurfilmer benutzte einen Schwarzweißfilm mit eingraviertem Linsenraster. Aufgenommen und abgespielt wurde der Film mit einem Objektiv, hinter dem ein dreiteiliges Farbfilter angebracht war (blau, grun, rot). Nachteilig dabei war vor allem die verringerte Auflosung.

Bei den Prismenverfahren werden drei Bilder gleichzeitig hinter einem farbteilenden Prisma belichtet. Das Verfahren mit schwerer und aufwandiger Kameratechnik wurde fur amerikanische Zeitschriftentitelseiten benutzt, auch sind fruhe bewegte Filmaufnahmen aus dem Europa vor dem Ersten Weltkrieg erhalten. Ref?

Beim einfachen Filterverfahren werden drei Platten nacheinander vom selben Motiv belichtet. Drei verschiedene Farbfilter ermoglichten nach entsprechender Entwicklung eine Ubereinanderprojektion der Farbauszugspositive auf Glas bzw. die passgenaue Ausbelichtung der Auszugsnegative auf Papier. Die zeitaufwandige Methode kam nur fur Stillleben und Landschaftsaufnahmen bei fest montierter Kamera in Frage.

Farbfotos standen zunachst praktisch nur als Diapositive zur Verfugung. Das wichtigste Verfahren zur Herstellung von farbigen Papierbildern, Duxochrom , wurde von Johannes Herzog 1929 auf den deutschen Markt gebracht.

Exkursionen mit Farbfotografie

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Fur diese 1911 durch Prokudin-Gorski aufgenommene Farbfotografie von Alim Khan wurden drei Schwarzweißfotos jeweils durch einen roten, grunen und blauen Filter gemacht (rechts). Fur die Farbdarstellung (links) wurden die drei Einzelbilder durch Filter der gleichen Farbe projiziert. (Digitale Rekonstruktion)

Prokudin-Gorski in Russland

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Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski unternahm mit Unterstutzung des Zaren ab 1905 ein aufwendiges Projekt, das ihn von 1909 bis 1915 durch das gesamte Russische Reich fuhrte, um dieses in rund 10 000 Farbaufnahmen festzuhalten. Sein Verfahren (nach Miethe) sah nicht nur drei hintereinander durch Farbfilter aufgenommene Schwarzweiß-Glasnegative vor, es benotigte auch zur Wiedergabe eine gleichzeitige passgenaue Projektion der drei Einzelbilder mittels einer Laterna magica. Prokudin-Gorski gab Vortrage mit Diaprojektionen, die einzigen Momente, in denen sie offentlich existierten. Ein Druck seiner Bilder war seinerzeit nicht moglich. Erst in den 1980er Jahren gab es erstmals eine Ausstellung seiner Bilder in den USA, bis durch digitale Verfahren das Gesamtwerk erstmals erschlossen werden konnte. [12]

Albert Kahns Les Archives de la Planete

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Im Jahre 1909 begann der franzosische Spekulant und Philanthrop Albert Kahn mit einer enzyklopadischen Bildkollektion, zunachst mit Stereoskopien , die 1912 Les Archives de la Planete (?Die Archive des Planeten“) getauft wurde und von da an u. a. die Fotografen Stephane Passet und Auguste Leon um die Welt schickte, vor allem Farbfotos im Autochrom-Verfahren herzustellen. 20 % der heutigen Sammlung machen Bilder des Ersten Weltkrieges aus, wofur nach einem Ubereinkommen mit dem franzosischen Militar Projektressourcen abgezweigt wurden. Beim Borsenkrach von 1929 verlor Khan sein Vermogen und das Unternehmen wurde 1931 eingestellt. Insgesamt 72 000 Autochrome bilden neben weiteren Foto- und Filmdokumenten den Kernbestand der Archives de la Planete . [13]


Das Farbfoto im Druck

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Adolf Miethe gab 1904 den vermutlich weltweit ersten Band mit gedruckten Farbfotografien heraus. Zwar wird diese Errungenschaft gelegentlich zwei fruheren Buchern zugesprochen, namlich den ?natural color photos“ im 1899 vom Verleger F. Tennyson Neely herausgegebenen Album uber den amerikanisch-spanischen Krieg und den ?farbigen Naturaufnahmen“ in einem sogar schon 1895 erschienenen Berlin-Buch von Adolph Otto Troitzsch , aber bei beiden handelt es sich nicht um gedruckte Farbfotografien, sondern um Schwarz-Weiß-Fotos, die durch ein spezielles Druckverfahren nachtraglich koloriert wurden. Dagegen wird in Miethes Album von 1904 fur die Kolner Schokoladenfabrikation Stollwerck das technische Verfahren zur Erstellung der Farbfotos ausfuhrlich beschrieben. Um den Effekt anschaulich machen, liegen dem Album drei farbige Folien bei. Die 216 Fotos dieses Albums wurden, wie aus den Lebenserinnerungen Adolf Miethes zu entnehmen ist, ab dem Sommer 1902 aufgenommen, und bereits im April 1902 war in der ?Zeitschrift fur Reproduktionstechnik“ eine erste Probeaufnahme erschienen. [14]

In Deutschland erschienen fruhe Farbfotografien des Kunstmalers Rudolf Hacke und des Fotochemikers Julius Hollos in der Verlagsanstalt fur Farbenphotographie von Carl Weller, Berlin.

?Die Menschen empfinden im Allgemeinen eine große Freude an der Farbe. Das Auge bedarf ihrer, wie es des Lichtes bedarf.“

? Goethe : Zur Farbenlehre

Die Geschichte der Asthetik der Farbfotografie ?ist bis heute nur bruchstuckhaft erfasst“; die bisherigen Untersuchungen beschranken sich uberwiegend auf die Auflistung von Verfahren oder Fotografen. Stattdessen musste die Farbfotografie wie ein technisches Objekt behandelt werden, das innerhalb eines sozialen Kontextes verwendet wird. Die Kultur der fotografischen Farbe werde i. d. R. in Anlehnung an die Malerei oder in Bezug auf die fotografische Wahrheit untersucht. ?Sie musste [dagegen] wie ein Industrieprodukt nach Kriterien des Gebrauchs, der Aneignung, des Konsums, der Manipulierbarkeit und der Subjektivitat untersucht werden“ (Michel Frizot, 1998).

  • Dr. med. R. Neuhauss: Die Farbenphotographie nach Lippmann’s Verfahren, neue Untersuchungen und Ergebnisse . Halle a.S., Wilhelm Knapp, 1898.
  • Dr. B. Donath: Die Grundlagen der Farbenphotographie, von Dr. B. Donath, mit 35 eingedruckten Abbildungen und einer farbigen Ausschlagtafel . Braunschweig, Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn, 1906.
  • Ernst Konig : Die Farben-Photographie, Eine gemeinverstandliche Darstellung der verschiedenen Verfahren nebst Anleitung zu ihrer Ausfuhrung (Zweite vermehrte und verbesserte Auflage). Berlin, Gustav Schmidt, 1906.
  • Ernst Konig: Die Autochrom-Photographie und die verwandten Dreifarbenraster-Verfahren . Berlin, Gustav Schmidt, 1908.
  • Dr. A. Traube und Dr. H. Auerbach: Photographie und Farbenphotographie, Ihre Geschichte und Entwicklung . Handel, Industrie und Verkehr in Einzeldarstellungen, Band XIV. Berlin W. 30, Verlag fur Sprach- u. Handels-Wissenschaft S. Simon, ca. 1908.
  • Arthur Hubl und Mario Zippermayr: Die Theorie und Praxis der Farbenphotographie mittels der gebrauchlichen Rasterfarbenverfahren (6. Aufl.). Halle, Knapp ca. 1932.
  • Walter Puschel: Die Farbphotographie . In: Chemie in unserer Zeit . Band   4 , Nr.   1 , 1970, S.   9?15 , doi : 10.1002/ciuz.19700040103 .
  • Matthias Schellenberg, Hans-Peter Schlunke: Die Silberfarbbleich-Farbphotographie . In: Chemie in unserer Zeit . Band   10 , Nr.   5 , 1976, S.   131?138 , doi : 10.1002/ciuz.19760100502 .
  • Brian Coe: Farbphotographie und ihre Verfahren. Die ersten hundert Jahre in naturlichen Farben 1840?1940 . Gondrom Verlag (Lizenz Laterna magica, Munchen) 1979/1986.
  • Gert Koshofer : Farbfotografie . 3 Bande. Munchen, Laterna magica 1981.
    • Band 1: Alte Verfahren. Die Zeit der fruhen Pioniere. Farbrasterfotografie. Die alten Kopierverfahren und Gerate fur Papierbilder und Diapositive. Vom Ausbleichverfahren zum Silberfarbstoff-Bleichverfahren.
    • Band 2: Moderne Verfahren. Zeitalter der chromogenen Entwicklung. Bilder vom Dia und Negativ. Maskenverfahren. Das farbige Sofortbild.
    • Band 3: Lexikon der Verfahren, Gerate und Materialien. Das System der Verfahren. Chronik der Farbfotografie.
  • Siegfried Gohr , Klaus op ten Hofel, Gerd Koshofer, Rolf Sachsse : Farbe im Photo. Die Geschichte der Farbenphotographie von 1861 bis 1981 . Katalog zur Ausstellung in der Josef-Haubrich Kunsthalle Koln in Zusammenarbeit mit dem Agfa-Gevaert Foto-Historama , Leverkusen. Koln 1981.
  • Helmut Gernsheim : Geschichte der Photographie. Die ersten hundert Jahre. Propylaen Kunstgeschichte , Sonderband 3, Ullstein/Propylaen, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1983, S. 692?697.
  • Hugo Schottle, Edmund Budgoll: Olympiade der Farbfotografie . 3 Bande. Frankfurt, Umschau 1976, 1980, 1984.
  • Jost J. Marchesi: Farbphotographie . Gilch: Vlg. Photographie 1996. ISBN 3-933131-13-8 .
  • Michael Nischke und Jens Sovak: Bessere Belichtungen und Farbwerte . Lindemanns 2000. ISBN 3-89506-196-4 .
  • Fotografie. Der lange Weg zur Farbe . Du , Doppelheft Nr. 708, Juli/August 2000.
  • Christoph Antweiler [Hrsg.]: 1914 ? Welt in Farbe. Farbfotografie vor dem Krieg . Katalog zur Ausstellung im LandesMuseum Bonn und im Martin-Gropius-Bau, Berlin. Ostfildern, Hatje Cantz 2013.
Commons : Farbfotografie  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Farbfotografie  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. William B. Backer: "Are These the World’s First Color Photographs?" American Heritage, 31:4, Juni?Juli 1980. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  2. Joseph Boudreau: Color Daguerreotypes: Hillotypes Recreated. Pioneers of Photography: Their Achievements in Science and Technology. Society for Imaging Science and Technology (IS&T), Springfield, VA, 1987.
  3. Smithsonian's National Museum of American History Receives Grant to Study One of Photography's Biggest Historical Mysteries. Pressemitteilung des National Museum of American History in Washington DC vom 27. September 2006; "Levi L. Hill" auf Alan Griffiths photohistorischer Webseite Luminous-Lint. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  4. Helmut Gernsheim : Geschichte der Photographie. Die ersten hundert Jahre. Propylaen Kunstgeschichte, Sonderband 3, Ullstein/Propylaen, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1983, S. 696.
  5. James Clerk Maxwell: On the Theory of Three Primary Colours . In: W. D. Niven (Hrsg.): The Scientific Papers of James Clerk Maxwell . Dover Publications, Mineola 2003, ISBN 0-486-49560-4 , S. 445?450.
  6. Diese Erklarung erschien erstmals 1900 in: Thomas Bolas, Alexander A. K. Tallent, Edgar Senior: A Handbook of Photography in Colours , London 1900, S. 107. Die im Cavendish Laboratory aufbewahrte Fotografie wurde zum ersten Mal 1940 in Penrose's Pictorial Annual veroffentlicht. Ralph M. Evans konnte das Verfahren 100 Jahre nach seiner Prasentation 1961 reproduzieren. Farbe im Photo 1981, S. 72f.
  7. Farbe im Photo 1981, S. 73f.
  8. Brian Coe: Farbphotographie und ihre Verfahren. Die ersten hundert Jahre in naturlichen Farben 1840-1940 . Gondrom Verlag (Lizenz Laterna magica, Munchen) 1979/1986 S. 30?31.
  9. Gernsheim 1983, S. 292f.
  10. Gernsheim 1983, S. 403.
  11. Farbe im Photo 1981, S. 73f.
  12. Beschreibung der Technik und zur digitalen Reproduktion (digichromatography) auf der Seite der Library of Congress , die seinen 1948 von den Erben erstand, die Wanderausstellung und schließlich die Digitalisierung durchfuhrte.
  13. xy
  14. Peter Walther (Hrsg.): Deutschland in fruhen Farbfotografien. Zeno.org, Bd. 019, Einleitung, S. 12?23, S. 17/18, Directmedia Publishing, Berlin 2007, ISBN 978-3-89853-619-6 .