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Phantasie
oder
Fantasie
[1]
(
altgriechisch
φαντασ?α
phantasia
? ?Erscheinung“, ?Vorstellung“, ?Traumgesicht“, ?Gespenst“) bezeichnet eine
kreative
Fahigkeit
des Menschen. Oft ist der Begriff mit dem Bereich des
Bildhaften
verknupft (Erinnerungsbilder,
Vorstellungsbilder
), kann aber auch auf sprachliche und logische Leistungen (
Ideen
) bezogen werden. Im engeren Sinn als
Vorstellungskraft
bzw.
Imagination
ist mit Phantasie vor allem die Fahigkeit gemeint,
Vorstellungen
und damit eine ?Innenwelt“ zu erzeugen, vor allem innere
Bilder
. Das Resultat dieser schopferischen Kraft, das einzelne Vorstellungsbild, heißt auch
Phantasma
. Im heutigen Sprachgebrauch umfasst der Begriff ?Phantasie“ in der Regel sowohl die Fahigkeit als auch das Resultat des ?Phantasierens“. Manchmal wird der Begriff auch abwertend gebraucht im Sinne einer
Fiktion
bzw. eines
Hirngespinstes
.
Aristoteles
verstand unter
phantasia
die
Vorstellung
als Nachwirkung der
Wahrnehmung
, die auch ohne Wahrnehmung auftritt.
[2]
Die
Stoiker
und
Epikureer
unterschieden zwischen
phantasia
und
phantasma
.
[2]
Nach
Wilhelm Wundt
ist die Phantasie ein ?Denken in sinnlichen Einzelvorstellungen“, ein ?Denken in Bildern“. Die ?Phantasievorstellung“ ist eine durch
apperzeptive
Synthese
entstandene Gesamtvorstellung.
[2]
Phantasie gilt als Voraussetzung fur
Empathie
, die Fahigkeit, sich in andere Menschen einzufuhlen und diese zu ?verstehen“. Phantasie gilt auch als forderlich fur
Kreativitat
und
Kunst
sowie fur
zweckgerichtetes
Handeln.
Auch in den
Wissenschaften
ist
Erkenntnis
ohne Phantasie oft unmoglich. Phantasie spielt etwa eine bedeutende Rolle bei der Synthese von empirischen Beobachtungen und Befunden, die ohne Ubersetzungsleistung und
Interpretationsarbeit
des Forschers keine Aussagekraft besitzen. In der Chemie sind
August Kekule
und in der Soziologie
Georg Simmel
als resultatreich phantasierend hervorgetreten. In der
Futurologie
ist
Robert Jungk
mit seiner
Zukunftswerkstatt
als Vertreter einer politisch engagierten ?Phantasiebewegung“ bekannt geworden.
In der
adjektivischen
Verwendung des Begriffes ?phantastisch“ werden manchmal außergewohnliche Dinge, Situationen oder Ereignisse beschrieben, z. B.: ?ein phantastisches Ergebnis“, ?ein phantastisches Konzert“. Andererseits sind auch abwertende Aussagen moglich: ?das ist zu phantastisch, das glaube ich nicht“ ist synonym mit ?du phantasierst“, ?du spinnst“.
Duden online
definiert
Phantast
als ?Mensch mit uberspannten Ideen, der zwischen Wunschtraum und Wirklichkeit nicht unterscheiden kann; Schwarmer“ und empfiehlt die Schreibung
Fantast
.
[3]
Psychologisch beruht Phantasie auf der menschlichen
Vorstellungsfahigkeit
, die Erinnern und sonstiges Denken in allen seinen Formen ermoglicht.
[4]
Psychoanalytisch
wird das Auftreten von Phantasie erwartet, wenn
Triebe
nicht in der
Realitat
ausgelebt werden konnen. Die Phantasie stellt nach psychodynamischen Vorstellungen dann sozusagen ein
Ventil
zur Triebbefriedigung dar.
Fruhe Experimente der
Psychologie
mit Studenten wiesen darauf hin, dass das Ausleben von durch Beleidigungen ausgelosten
Aggressionen
in der Phantasie zum Abbau von aggressiven Trieben fuhrt.
[5]
[6]
Dies widerspricht allerdings neuerer Forschung der
Lernpsychologie
(sensu Bandura).
Kreativitat und Phantasie im Sinne von Vorstellungskraft sind miteinander verwandt, weil beides Denken beinhaltet, das zu einem gewissen Grad der Realitat entzogen ist. Kreativitat ist aber noch eher mit der Realitat als die Phantasie verbunden. Phantasie kann als die Fahigkeit betrachtet werden, uber die objektive Welt hinauszugehen. Vorstellungskraft kann daher die Kreativitat fordern, obwohl Kreativitat mehr als nur die Fahigkeit erfordert, uber die Realitat hinauszugehen. Kreativitat erfordert auch das Kriterium der Angemessenheit oder Nutzlichkeit.
[7]
- ↑
Fantasie im DUDEN als empfohlene Schreibung
- ↑
a
b
c
Rudolf Eisler:
Worterbuch der philosophischen Begriffe
. 2006.
- ↑
https://www.duden.de/rechtschreibung/Fantast
- ↑
Details werden von
Dirk Hartmann
in
Die philosophischen Grundlagen der Psychologie
(
Memento
vom 26. November 2015 im
Internet Archive
) in Teil II Kap. 2.3 S. 146ff. (PDF-Datei S. 153ff; 17,1 MB) sowie von
Colin McGinn
in seiner Studie
Mindsight
bzw.
Das geistige Auge ? von der Macht der Vorstellungskraft
dargestellt und erortert.
- ↑
H. Maus, F. Furstenberg (Hrsg.):
Texte aus der experimentellen Sozialpsychologie.
Luchterhand, Neuwied 1969
- ↑
Seymour Feshbach:
The Drive-Reducing Function of Fantasy-Behavior.
In:
Journal of Abnormal and Social Psychology.
Nr. 50/1955, S. 3?11.
- ↑
Mark A. Runco, Jeremy Pina:
Imagination and Personal Creativity
. Oxford University Press, 30. April 2013,
doi
:
10.1093/oxfordhb/9780195395761.013.0024
(
oxfordhandbooks.com
[abgerufen am 11. November 2019]).