Phantasie

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Ist man mit Phantasie versehn
so kann man bei mir sehr schones sehn
, 17/7/1930 ( John Elsas )

Phantasie oder Fantasie [1] ( altgriechisch φαντασ?α phantasia ? ?Erscheinung“, ?Vorstellung“, ?Traumgesicht“, ?Gespenst“) bezeichnet eine kreative Fahigkeit des Menschen. Oft ist der Begriff mit dem Bereich des Bildhaften verknupft (Erinnerungsbilder, Vorstellungsbilder ), kann aber auch auf sprachliche und logische Leistungen ( Ideen ) bezogen werden. Im engeren Sinn als Vorstellungskraft bzw. Imagination ist mit Phantasie vor allem die Fahigkeit gemeint, Vorstellungen und damit eine ?Innenwelt“ zu erzeugen, vor allem innere Bilder . Das Resultat dieser schopferischen Kraft, das einzelne Vorstellungsbild, heißt auch Phantasma . Im heutigen Sprachgebrauch umfasst der Begriff ?Phantasie“ in der Regel sowohl die Fahigkeit als auch das Resultat des ?Phantasierens“. Manchmal wird der Begriff auch abwertend gebraucht im Sinne einer Fiktion bzw. eines Hirngespinstes .

Wortgebrauch und Bedeutung

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Aristoteles verstand unter phantasia die Vorstellung als Nachwirkung der Wahrnehmung , die auch ohne Wahrnehmung auftritt. [2]

Die Stoiker und Epikureer unterschieden zwischen phantasia und phantasma . [2]

Nach Wilhelm Wundt ist die Phantasie ein ?Denken in sinnlichen Einzelvorstellungen“, ein ?Denken in Bildern“. Die ?Phantasievorstellung“ ist eine durch apperzeptive Synthese entstandene Gesamtvorstellung. [2]

Phantasie gilt als Voraussetzung fur Empathie , die Fahigkeit, sich in andere Menschen einzufuhlen und diese zu ?verstehen“. Phantasie gilt auch als forderlich fur Kreativitat und Kunst sowie fur zweckgerichtetes Handeln.

Auch in den Wissenschaften ist Erkenntnis ohne Phantasie oft unmoglich. Phantasie spielt etwa eine bedeutende Rolle bei der Synthese von empirischen Beobachtungen und Befunden, die ohne Ubersetzungsleistung und Interpretationsarbeit des Forschers keine Aussagekraft besitzen. In der Chemie sind August Kekule und in der Soziologie Georg Simmel als resultatreich phantasierend hervorgetreten. In der Futurologie ist Robert Jungk mit seiner Zukunftswerkstatt als Vertreter einer politisch engagierten ?Phantasiebewegung“ bekannt geworden.

In der adjektivischen Verwendung des Begriffes ?phantastisch“ werden manchmal außergewohnliche Dinge, Situationen oder Ereignisse beschrieben, z. B.: ?ein phantastisches Ergebnis“, ?ein phantastisches Konzert“. Andererseits sind auch abwertende Aussagen moglich: ?das ist zu phantastisch, das glaube ich nicht“ ist synonym mit ?du phantasierst“, ?du spinnst“.

Duden online definiert Phantast als ?Mensch mit uberspannten Ideen, der zwischen Wunschtraum und Wirklichkeit nicht unterscheiden kann; Schwarmer“ und empfiehlt die Schreibung Fantast . [3]

Psychologische Aspekte

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Psychologisch beruht Phantasie auf der menschlichen Vorstellungsfahigkeit , die Erinnern und sonstiges Denken in allen seinen Formen ermoglicht. [4]

Psychoanalytisch wird das Auftreten von Phantasie erwartet, wenn Triebe nicht in der Realitat ausgelebt werden konnen. Die Phantasie stellt nach psychodynamischen Vorstellungen dann sozusagen ein Ventil zur Triebbefriedigung dar.

Fruhe Experimente der Psychologie mit Studenten wiesen darauf hin, dass das Ausleben von durch Beleidigungen ausgelosten Aggressionen in der Phantasie zum Abbau von aggressiven Trieben fuhrt. [5] [6] Dies widerspricht allerdings neuerer Forschung der Lernpsychologie (sensu Bandura).

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Kreativitat

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Kreativitat und Phantasie im Sinne von Vorstellungskraft sind miteinander verwandt, weil beides Denken beinhaltet, das zu einem gewissen Grad der Realitat entzogen ist. Kreativitat ist aber noch eher mit der Realitat als die Phantasie verbunden. Phantasie kann als die Fahigkeit betrachtet werden, uber die objektive Welt hinauszugehen. Vorstellungskraft kann daher die Kreativitat fordern, obwohl Kreativitat mehr als nur die Fahigkeit erfordert, uber die Realitat hinauszugehen. Kreativitat erfordert auch das Kriterium der Angemessenheit oder Nutzlichkeit. [7]

Wiktionary: Phantasie  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: Fantasie  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Fantasie im DUDEN als empfohlene Schreibung
  2. a b c Rudolf Eisler: Worterbuch der philosophischen Begriffe . 2006.
  3. https://www.duden.de/rechtschreibung/Fantast
  4. Details werden von Dirk Hartmann in Die philosophischen Grundlagen der Psychologie ( Memento vom 26. November 2015 im Internet Archive ) in Teil II Kap. 2.3 S. 146ff. (PDF-Datei S. 153ff; 17,1 MB) sowie von Colin McGinn in seiner Studie Mindsight bzw. Das geistige Auge ? von der Macht der Vorstellungskraft dargestellt und erortert.
  5. H. Maus, F. Furstenberg (Hrsg.): Texte aus der experimentellen Sozialpsychologie. Luchterhand, Neuwied 1969
  6. Seymour Feshbach: The Drive-Reducing Function of Fantasy-Behavior. In: Journal of Abnormal and Social Psychology. Nr. 50/1955, S. 3?11.
  7. Mark A. Runco, Jeremy Pina: Imagination and Personal Creativity . Oxford University Press, 30. April 2013, doi : 10.1093/oxfordhb/9780195395761.013.0024 ( oxfordhandbooks.com [abgerufen am 11. November 2019]).