Dieser Artikel behandelt die Hafenstadt an der Ostkuste Zyperns, Nordzypern. Zu weiteren Bedeutungen siehe
Famagusta (Begriffsklarung)
.
Famagusta
,
griechisch
Αμμ?χωστο?
Ammochostos
(
turkisch
Ma?usa
, nach der turkischen Invasion 1974 umbenannt in Gazima?usa), ist eine
Hafenstadt
an der Ostkuste
Zyperns
in der international nicht anerkannten
Turkischen Republik Nordzypern
. Sie ist Hauptort des
Distriktes Gazima?usa
. Formal ist sie Hauptort des
Bezirks Famagusta
der
Republik Zypern
.
In der Antike hieß die Stadt nach der
agyptischen
Konigin
Arsinoe II.
zeitweilig auch
Arsinoe
. Die griechische Bezeichnung Ammochostos bedeutet
versteckt im Sand
; aus diesem Namen hat sich im Mittelalter Famagusta beziehungsweise Ma?usa entwickelt.
Die Fischersiedlung Ammochostos gewann in
byzantinischer
Zeit an Bedeutung, als die Bewohner der nordlich benachbarten Stadt
Constantia/Salamis
nach Uberfallen der
Araber
, mehreren Erdbeben und der Versandung ihres Hafens dorthin umsiedelten. Trotz seines gunstigen tiefen Hafens blieb der Ort jedoch auch unter den Byzantinern unbedeutend.
Der Aufschwung zur reichsten Stadt des ostlichen Mittelmeeres setzte im 13. Jahrhundert ein, nachdem der frankische Kreuzritter
Guido von Lusignan
, bis 1192
Konig von Jerusalem
, im
Dritten Kreuzzug
vom englischen Konig
Richard Lowenherz
1192 die Insel Zypern gekauft hatte. Nach Guidos Tod im Jahre 1194 ubernahm dessen alterer Bruder
Amalrich II.
die Herrschaft.
Famagusta wurde katholischer Bischofssitz. Die Stadt galt im Mittelmeer als ostlichster Außenposten der romischen Kirche. 1291, nach dem Fall von
Akkon
, siedelten sich Adlige, Ritter, Kaufleute und Kleriker aus Palastina auf der Insel an. Famagusta erlebte als Handelszentrum mit Verbindungen zu den Hafen des Nahen Ostens und Italiens eine bedeutende wirtschaftliche, kulturelle und bauliche Entwicklung. Im 14. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl auf 40.000 an. Die Wahrung des Wohlstandes der Kaufleute erforderte den Bau von Befestigungsanlagen. Unter
Heinrich II.
entstanden die Festungsbauten: die Zitadelle am Hafen als Wehr- und Wohnturm (
Othello
-Turm), in dem sich die Ereignisse abgespielt haben sollen, die dem Drama
Shakespeares
zu Grunde liegen, und die machtige Stadtbefestigung mit zahlreichen Turmen und Toren.
In Famagusta wurden Gotteshauser fur alle bedeutenden Glaubensrichtungen errichtet. Von 1291 bis 1373 wurde die Kathedrale St. Nikolaos im Stil der franzosischen
Gotik
erbaut. Dort fand im 14. Jahrhundert die Kronung der
Lusignans
zu Konigen des untergegangenen Konigreiches Jerusalem und von Zypern statt. Im Umkreis der Kathedrale errichteten im 14. und 15. Jahrhundert die Ritterorden und die Handlerkolonien der Syrer, Armenier, Italiener, Griechen und Juden eine Vielzahl von Kirchen, Konventen und Klostern, Synagogen und Moscheen. Um 1330 erreichte der Wohlstand der Stadt und ihrer Einwohner seinen Hohepunkt.
Genua
und
Venedig
gewannen jedoch zunehmend an Macht und Einfluss und konkurrierten um die Vormachtstellung. Anlasslich der Kronung
Peters II.
zum Konig von Jerusalem brach in der Stadt ein Aufruhr aus. Es kam zu Plunderungen, Zerstorungen und einem Massaker an genuesischen Kaufleuten. Daraufhin besetzte ein Geschwader unter
Pietro di Campofregoso
1374 die Stadt und verlangte hohe Reparationen sowie einen jahrlichen Tribut. Sie wurde von
Jakob I.
an Genua abgetreten. Mit Hilfe der Venezianer erlangten die Lusignans 1464 die Herrschaft uber Ammochostos zuruck. 1489 trat die aus Venedig stammende Konigin
Katharina Cornaro
die Herrschaft uber die gesamte Insel an ihre Heimatstadt ab.
Unter venezianischer Herrschaft gelangte Ammochostos noch einmal zu kurzer Blute. Angesichts der osmanischen Bedrohung wurden 1491 bis 1567 die Befestigungsanlagen im
Renaissance
-Stil umgestaltet und verstarkt: Die etwa 3,5 km lange Stadtmauer wurde auf 17 m erhoht und bis auf 9 m verbreitert, es wurde ein breiter Wallgraben angelegt, den Bastionen Rivettina/Limassol-Tor und Martinengo wurden 1544 bis 1567 eindrucksvolle
Ravelins
vorgesetzt, das Seetor wurde prunkvoll umgestaltet, die
Zitadelle
1552 bis 1554 vergroßert und 1552 ein Gouverneurs-Palast errichtet.
1570 stand das Heer der
Osmanen
unter
Lala Mustafa Pascha
vor der Stadt. Nach elfmonatiger Belagerung mussten sich die letzten 500 Verteidiger am 1. August 1571 der Ubermacht ergeben. Die Osmanen sicherten den Menschen Unversehrtheit zu. Am 4. August 1571 wurde die Stadt ubergeben. Am 5. August brachen die Osmanen ihr Versprechen und toteten alle Christen. Die im Kampf kaum beschadigte Stadt wurde von den Eroberern nachtraglich zerstort, Kirchen wurden in
Moscheen
umgewandelt, so unter anderem die St. Nikolaos-Kathedrale in die
Lala-Mustafa-Pascha-Moschee
. Andere Kirchen wurden als Lagerhallen genutzt. Famagusta hat gegenwartig noch 22 Kirchen, die meisten von ihnen mussen allerdings als Ruinen angesehen werden.
Neuen Aufschwung erlebte Famagusta Ende der 1960er Jahre, denn mit steigendem touristischen Interesse wurde nach der Entlassung der Insel in die Unabhangigkeit von 1960 an am sudlichen Stadtrand der Stadtteil
Varosia
mit zahlreichen Hotels zum wichtigsten Tourismuszentrum der Insel ausgebaut.
Bei der
turkischen Militaroffensive im Jahre 1974
spielte die Altstadt von Famagusta eine besondere Rolle. Viele
Zypernturken
waren in den Kriegswirren aus der Umgebung in die Altstadt geflohen und wurden dreieinhalb Wochen durch die
Zyprische Nationalgarde
belagert. Die
turkischen Streitkrafte
besetzten sowohl die Stadt Famagusta als auch den touristisch wichtigen Stadtteil Varosia; dieser wurde zur militarischen Sperrzone erklart und sollte als Pfand fur spatere Verhandlungen dienen.
Das heutige Gazima?usa mit seinen rund 40.000 Einwohnern hat als einziger Frachthafen der
Turkischen Republik Nordzypern
als Touristenziel und seit einigen Jahren auch als
Universitatsstadt
wieder an Bedeutung gewonnen.
Im Ort befindet sich das
Namık-Kemal-Gymnasium Gazima?usa
, das 1944 gegrundet wurde und damit eines der altesten zypernturkischen Gymnasien auf der Insel Zypern ist. Im Jahr 1979 erfolgte die Grundung der
Ostmediterranen Universitat
, die laut
Times Higher Education
als die beste Universitat der Insel gilt.
Die Altstadt umgibt eine noch weitgehend original erhaltene Festungsmauer aus dem 16. Jahrhundert mit einer Gesamtlange von uber 3500 Metern.
[2]
Das heutige Zentrum der Altstadt bildet die
Lala-Mustafa-Pascha-Moschee
, entstanden aus der St. Nikolaus-Kathedrale kurz nach der Eroberung durch deren Umwidmung. Diese war eine 1326 von franzosischen Baumeistern als dreischiffige Basilika errichtete Hauptkirche der Lusignan. Durch einen Portikus aus drei Rundbogen und vier ionischen Granitsaulen gelangt man zum Palazzo del Provveditore, dem einstigen Amtssitz des venezianischen Stadtkommandanten ? heute eine Ruine. Diesem benachbart befinden sich die Ruinen eines Franziskaner-Klosters sowie die St.-Peter-und-Paul-Kirche (Sinan Pasha Moschee), errichtet 1360. Palaste von Kreuzrittern und reichen Kaufleuten sind in der Altstadt uberwiegend als Ruinen erhalten. Ebenfalls aus der arabischen Periode stammt das Badehaus
Pa?a Hammam
, es wird heutzutage als Bar verwendet.
Das Stadtmuseum
Namık Kemal
bewahrt zahlreiche Funde aus der Stadtgeschichte auf. In einem gesonderten Raum befindet sich das mit militarischen Insignien und Fahnen geschmuckte Grab von
Canbulat
.
[3]
-
-
St. Peter-und-Paul-Kirche (1360)
-
Kirche St. Georg der Griechen (1360), von Westen
-
Kirche St. Georg der Griechen (1360), von Osten
-
-
Nestorianische Kirche (1350)
-
Armenische Kirche (1360)
-
Hagios Nikolaos (byzant.), von Westen
-
Hagios Nikolaos (byzant.), von Westen
-
Hagia Zoni (byzant.)
Die Stadt war Endbahnhof der von 1904 bis 1951 bestehenden
Bahnstrecke Famagusta?Morphou
.
Famagusta galt als wichtiger Handelshafen und war Hauptniederlassung einiger Reedereien. Die Stadt ist auch einer der wichtigsten Standorte der Tourismusbranche der Turkischen Republik Nordzypern. Im Stadtgebiet befinden sich zwolf Hotels.
Famagusta war die Heimat der Fußballvereine
Anorthosis Famagusta
und
Nea Salamis Famagusta
, diese wanderten jedoch nach der turkischen Invasion nach Larnaka ab. Anorthosis gewann wahrend seiner Zeit in Famagusta sechsmal die nationale Meisterschaft (
1950
bis
1963
); seit
1995
folgten weitere sieben Meistertitel im Exil. Anorthosis Famagusta schaffte 2008 den Einzug in die
Champions League
.
Aus der
Turkischen Republik Nordzypern
ist der Verein
Ma?usa Turk Gucu
aktiv. Der Verein wurde 1945 von der
zypernturkischen
Bevolkerung der Stadt gegrundet. Das Team tragt seine Spiele im
Dr. Fazıl Kucuk Stadion
mit einer Kapazitat von 5.000 Platzen aus.
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eingeschrankte Vorschau
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,
S.
520
.
- ↑
Man kann diese italienisch beeinflusste Renaissance-Festungsarchitektur auch als Kulisse von vielen Abenteuerfilmen der 1960er Jahre wiederkennen.
- ↑
Nach der Uberlieferung opferte der osmanische Offizier sein Leben, um eine von den Verteidigern errichtete, bis dahin unuberwindliche Sperranlage unbrauchbar zu machen. Dieser Moment der Verwirrung verschaffte den osmanischen Angreifern die Gelegenheit, in die Festung eindringen zu konnen. Canbulat wird seitdem als Kriegsheld verehrt.
- ↑
a
b
c
Archivlink
(
Memento
vom 2. April 2015 im
Internet Archive
)