Falte (Geologie)

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Faltung bei Agios Pavlos auf Kreta

Eine Falte ist die Ver biegung oder Krummung einer oder mehrerer geologischer Grenzflachen wie etwa der Schichtung von Sedimentgesteinen oder der Kontaktflachen eines magmatischen Ganges zu seinem Nebengestein. Faltung ist der Prozess der Faltenbildung, bezeichnet in der regionalen und historischen Geologie jedoch zusatzlich voneinander abgrenzbare gebirgsbildende Ereignisse. Eine Falte kann dabei regional bis makroskopisch sein. Durch ihre Entstehung, zeitliche Abfolge oder Form zusammengehorige Falten eines Gebietes werden als Faltensystem bezeichnet. Der Begriff Faltensystem findet daruber hinaus Verwendung als Synonym fur Faltengebirge oder Faltengurtel .

Beschreibung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gefaltete Kalkschichten in der Glasenbachklamm bei Salzburg

Bei einer Faltung werden Gesteins - Schichten durch Druck von außen zumeist wellenformig verformt. Nach dem mechanischen Verhalten der Gesteinsschichten bei der Verfaltung unterscheidet man:

Wird ein Sedimentgestein mit abwechslungsweise kompetenten und inkompetenten Schichten verformt, so ?fließt“ ein Teil der inkompetenten Matrix in die Faltenscharniere.

Es bilden sich:

  • Biegefalten bei relativ homogenem Untergrund
  • Scher falten bei stark in der Festigkeit variierenden Schichten
  • Fließfalten bei kleinskaligen Bewegungen in sehr mobilem Gestein wie etwa Magmaschmelzen.

Allerdings muss das Gestein ein gewisses Mass an Heterogenitat haben, damit die Falte uberhaupt sichtbar wird.

Terminologie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Falten terminologie , hier am Beispiel einer symmetrischen Falte
Antiforme Antiklinale mit Faltenachse und Achsenflache. Die Vergenz lauft nach rechts.
  • Scharnier: kleinster Radius, oft am Scheitelpunkt zu finden, muss aber nicht zwingend dort sein,
  • Scheitel(-punkt): hochster Punkt einer Falte,
  • Trog: tiefster Punkt einer Falte,
  • Wendepunkt oder 'Umbiegepunkt: Ubergang von der einen in die andere Falte,
  • Schenkel oder Flanke': Bereich zwischen Scheitelpunkt und Wendepunkt.
Bei gekippten Falten kann man die beiden Schenkel unterteilen in:
  • Vorderschenkel (der kurzere),
  • Ruckschenkel (der langere),
  • Scharnierline, Faltenachse: Verbindung zwischen mind. 2 Falten, erlaubt die raumliche Einordnung
  • Faltenachsenebene oder Faltenachsenflache: eine Flache, welche die Scharnierlinien verschiedener Schichten verbindet,
  • Vergenz : gibt die Richtung an, in die eine asymmetrische (d. h. in eine Richtung gekippte) Falte geneigt ist. Symmetrische Falten haben keine Vergenz,
  • Offnungswinkel: beschreibt den Winkel zwischen den beiden Umbiegepunkten.

Antiform und Synform bzw. Synklinale und Antiklinale [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die ursprunglich alteren Schichten treten am Kern der Antiklinale an die Oberflache

Die Form einer Falte wird beschrieben durch die Begriffe:

  • Synform: nach oben offen
  • Antiform: nach unten offen.

Das Alter des Gesteins, das an der Innenseite der Falte liegt, wird beschrieben durch die Begriffe:

Die Ablagerung findet normalerweise nach dem Stratigraphischen Prinzip statt, das besagt, dass jungere Schichten weiter oben abgelagert werden (grune Felder in Tabelle). In diesem Fall kommt bei einer Antiform die altere Schicht innen zu liegen (Antiklinale Antiform), bei einer Synform dagegen die jungere Schicht (synklinale Synform).

Wenn die Altersabfolge umgekehrt ist, d. h. jungere Schichten weiter unten (z. B. aufgrund von Uberschiebungen ; rote Felder in Tabelle), andern sich die Beziehungen in der Falte: In diesem Fall hat die Antiform im Kern junges Material (antiforme Synklinale), und die Synform hat alteres Material im Faltenkern (synforme Antiklinale).

Gefaltetes Gestein ( Haselgebirge ) im Salzbergwerk Berchtesgaden
Synklinale
(jungere Gesteine im Faltenkern)
Antiklinale
(altere Gesteine im Faltenkern)
Synform
(nach unten gerichtet)
synklinale Synform /
synforme Synklinale
antiklinale Synform /
synforme Antiklinale
Antiform
(nach oben gerichtet)
synklinale Antiform /
antiforme Synklinale
antiklinale Antiform /
antiforme Antiklinale

Parasitare Falten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Parasitare Falten oder auch Falten 2. Ordnung sind kleinere Verfaltungen innerhalb einer großeren Falte. Dadurch ist ein Ruckschluss auf die Falte der 1. Ordnung aufgrund der parasitaren Falte moglich.

Da sie ahnlich wie Buchstaben aussehen, lassen sich Parasitare Falten unterteilen in:

  • Z-Falten: Vergenz im Uhrzeigersinn ,
  • S-Falten: Vergenz gegen den Uhrzeigersinn,
  • M-Falten: symmetrisch (keine Vergenz), [1]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Gerhard H. Eisbacher: Einfuhrung in die Tektonik . 1. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1991, ISBN 3-432-99251-3 , S.   104   ff .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Faltung (Geologie)  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Jean-Pierre Burg: Strukturgeologie. Falten. (PDF; 2,9 MB) ETH Zurich , Januar 2020, abgerufen am 28. Oktober 2022 .