Falken

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Falken

Wurgfalke

Systematik
Klasse : Vogel (Aves)
Ordnung : Falkenartige (Falconiformes)
Familie : Falkenartige (Falconidae)
Unterfamilie : Eigentliche Falken (Falconinae)
Gattung : Falken
Wissenschaftlicher Name
Falco
Linnaeus , 1758

Die Falken ( Falco ), auch Echte Falken , sind eine Gattung aus der Familie der Falkenartigen (Falconidae) mit meist langem Schwanz und spitzen Flugeln.

Merkmale und Anatomie

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Die Falken bilden eine verhaltnismaßig einheitliche Gruppe. Zu ihren Merkmalen zahlt der hakenformig nach unten gebogene Oberschnabel, an dessen vorderem Teil sie eine Zacke tragen, den sogenannten Falkenzahn . Diese Ausformung unterstutzt den Biss in den Nacken beziehungsweise in den Hinterschadel des Beutetiers, durch den dieses getotet wird.

Die Augen sind relativ groß, die Iris ist meist dunkel. Wie bei den Habichtartigen ist die Befiederung der Unterschenkel meist zu sogenannten ?Hosen“ verlangert. Eine schwache Befiederung zieht sich uber das Fersengelenk hinweg.

Buntfalke

Falken haben 15 Halswirbel . Ein Turmfalke beispielsweise, der von einer Warte aus nach Beute ausspaht, kann seine Halswirbelsaule um 180° drehen. Schon aufgrund seiner Augenstellung betragt sein Blickfeld 220°, ohne dass er den Hals auch nur drehen muss.

Die Gattung ist fast weltweit verbreitet und umfasst 39 Arten . In Mitteleuropa kommen mit Turmfalke , Rotfußfalke , Baumfalke , Wanderfalke und Wurgfalke funf Falkenarten als Brutvogel vor. Der Rotelfalke brutete bis vor wenigen Jahren noch in der Steiermark , kann aber mittlerweile nicht mehr als mitteleuropaischer Brutvogel angesehen werden. Als Wintergast aus dem Norden kann in Mitteleuropa nicht selten der Merlin beobachtet werden.

Unter den Falken befinden sich obligatorische Zugvogel , aber auch Standvogel . Zu den Langstreckenziehern zahlt der Baumfalke, der von seinem Brutareal bis in die Kapprovinz Sudafrikas zieht. Der Turmfalke dagegen ist ein Kurzstreckenzieher . Falken sind Breitfrontzieher , die in breiter Front von Gibraltar bis Arabien nach Afrika ziehen. Im aktiven Ruderflug uberwinden sie auch großere Wasserflachen.

Falken bauen keine Nester. Die Brut findet in Nestern anderer Vogelarten oder in einfachen Mulden an Felswanden, Gebauden oder auf Baumen statt. Dies unterscheidet sie von den Greifvogeln .

Falken sind tagaktive Jager. Im Gegensatz zu Adlern oder Bussarden ist ihre Anatomie auf den aktiven Flug hin ausgerichtet und nicht optimal zum Nutzen von Aufwinden geeignet. Dies fuhrt dazu, dass die meisten Falkenarten ihre Beute im aktiven Flug suchen oder von einem Ansitz aus nach Nahrung Ausschau halten. Wird diese entdeckt, wird sie auch uber weite Strecken hin angeflogen und verfolgt. Obwohl die Jagdtechnik des ? Ruttelns “ als typisch fur Falken angesehen wird, jagen nur wenige Arten auf diese energieaufwendige Weise. In Mitteleuropa ist besonders der Turmfalke fur haufiges Rutteln bekannt (daher sein volkstumlicher Name Ruttelfalk ). Gelegentlich konnen auch Rotfußfalken beim Ruttelflug beobachtet werden. Besonders haufig ist das Rutteln in Gelande mit wenigen oder fehlenden erhohten Sitzgelegenheiten.

Zur naturlichen Beute von Falken gehoren je nach Große und besonderer Anpassung der Art kleine Saugetiere , Vogel , Reptilien , Amphibien und großere Insekten . Die Fuße dienen, anders als bei Habichten , Adlern und Weihen , nur zum Fang und Halten der Beute. Bei Wanderfalken konnen nach einem Sturzflug Vogel jedoch so hart mit Fußen und Krallen getroffen werden, dass sie bereits durch die Wucht des Aufpralls getotet werden.

Neueste molekulargenetische Untersuchungen zeigen, dass Falken naher mit Papageien und Sperlingsvogeln verwandt sind als mit Greifvogeln . [1] [2]

Falken und Menschen

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Falke bei einer Falknereivorfuhrung

Bei vielen Volkern spielen Falken eine Rolle in der Mythologie . In der agyptischen Mythologie existieren mehrere falkengestaltige Gottheiten wie etwa Horus (Himmel), Re (Sonne) und Chons (Mond). In diesem Zusammenhang kommt dem Falken auch als Symbol des Pharaos eine besondere Bedeutung zu.

In der nordischen Mythologie tragt die Gottin Freya ein Falkengewand, mit dem sie je nach Lesart wie ein Falke durch die Lufte gleiten kann oder sich gar in einen solchen verwandelt.

Bei den Kelten zahlte der Falke als Ubermittler zwischen Diesseits und Jenseits.

In der slawischen Mythologie ist der Falke ( Sokol ) eine Gestalt der Sonne und des Lichtes. Er ist bekannt fur seinen großen Mut, seine scharfen Augen, und er kann in kurzester Zeit große Distanzen durchmessen. Deshalb ist er besonders der Vogel der Krieger. Die Helden der russischen Marchen verwandeln sich gerne in Falken, um schwierige Aufgaben zu bewaltigen.

Falken werden seit alters her fur die Beizjagd eingesetzt, denn sie sind sehr gute Jager. Nach wie vor geschatzt wird fur diese Jagdform der Gerfalke , die großte Falkenart. In Nordamerika kommt vor allem der Prariefalke zum Einsatz, da er als besonders aggressiver Jager gilt.

Die ritterlich-hofische Gesellschaft des fruhen europaischen Mittelalters pflegte die Beizjagd mit dem Falken als Teil ihres gesellschaftlichen Lebens. Die mittelhochdeutsche hofische Lyrik nahm das Bild vom aufsteigenden Falken, der sich in die Lufte schwingt, als Sinnbild fur den sogenannten ?hohen muot“, das tragende Lebensgefuhl des hofischen Rittertums. [3]

Die Beizjagd hat jedoch in fruherer Zeit auch wesentlich zur Bestandsgefahrdung der Falken beigetragen, da viele der dafur genutzten Vogel aus der Natur entnommen wurden. Besonders in arabischen Landern ist der Besitz ausgefallener Falken nach wie vor ein Statussymbol. Die Beizjagd unterliegt in Deutschland strengen Vorschriften und man benotigt zur Ausubung einen Jagdschein ( Jagerprufung ) und einen Falknerschein (Falknerprufung). Viele deutsche Falkner widmen sich heute ehrenamtlich dem Greifvogelschutz, leisten Offentlichkeitsarbeit, betreiben Auffangstationen oder pflegen verletzte oder verwaiste Tiere. Ohne ihr Engagement bei der Nachzucht und Auswilderung ware u. a. der Wanderfalke in Deutschland wahrscheinlich bereits ausgestorben.

Rotfußfalke ( F. vespertinus )

Der Gerfalke ist die großte bekannte Falken-Art.

Wiktionary: Falke  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Commons : Falken  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Suh et al.: "Mesozoic retroposons reveal parrots as the closest living relatives of passerine birds" Nature Communications 2 2011, Article number: 443 doi:10.1038/ncomms1448
  2. Zhang et al.: "Comparative genomics reveals insights into avian genome evolution and adaptation" Science 12 Dec 2014: Vol. 346, Issue 6215, pp. 1311?1320 doi:10.1126/science.1251385
  3. Helmut de Boor: Geschichte der deutschen Literatur , Bd. 2: Die hofische Literatur , Verlag Beck, 3. Auflage, Munchen 1957, S. 8