Die
Falbkatze
oder
Afrikanische Wildkatze
(
Felis lybica lybica
,
Syn.
:
Felis silvestris lybica
) ist die Nominatform der
Wildkatzenart
Felis lybica
und kommt in Afrika nordlich des
Kongobeckens
und des
Rovumas
, in der
Levante
und auf der
Arabischen Halbinsel
vor. Die Falbkatze ist die wildlebende Stammform (
Wildform
) der
Hauskatze
(
Felis catus
).
Die Falbkatze gleicht in Aussehen und Form stark den (kurzhaarigen) Hauskatzen. Sie ist
sandfarben
(beige bis grau oder rotlich) und schlank. Exemplare, die in trockenen Regionen leben, sind in der Regel heller und weniger deutlich gestreift oder gepunktet als die in feuchteren Gegenden. Das Fell ist weich und die Haare haben oft schwarze Spitzen mit einem helleren Bereich darunter. Die Bauchseite ist weißlich oder hell orange, das Kinn ist weiß. Die Hinterseiten der Ohren sind auffallend rotbraun. Der Schwanz ist lang und dunn und zeigt vor der schwarzen Spitze zwei oder drei schwarze Ringe. Die Unterseiten der Pfoten sind schwarz. Die Lange von Kopf bis Schwanzansatz betragt 40 bis 66,5 cm, die Schwanzlange 24 bis 37 cm. Sie wiegt in der Regel 2,4 bis 6,4 kg. Die Tiere sind langbeiniger als Hauskatzen und sitzend nimmt der Korper deshalb eine fast senkrechte Position ein.
[1]
Von der
Europaischen Wildkatze
(
Felis silvestris
) unterscheidet sie sich deutlich in der
Morphometrie
des Schadels.
[2]
Durch jahrtausendelange starke (Ruck-)Vermischung mit Hauskatzen gibt es jedoch nahezu keine reinblutigen Falbkatzen mehr, die Tiere sind vielerorts kaum von verwilderten Hauskatzen zu unterscheiden.
Falbkatzen sind in Nord-, West- und Ostafrika etwa nordlich der Grenze zwischen
Mosambik
und
Tansania
mit Ausnahme der tropischen Regenwalder und der sehr trockenen Bereiche der Sahara
verbreitet
, außerdem findet man sie in der
Levante
, in einigen nicht zu trockenen Gebieten auf der Arabischen Halbinsel, im sudostlichen Irak sowie auf der
italienischen
Insel
Sardinien
. Sie leben in einer Vielzahl von
Habitaten
, von der Halbwuste bis zur Savanne und vom Meeresspiegelniveau bis in Hohen von 3000 Metern. In tropischen Regenwaldern und Regionen mit weniger als 100 mm Regen im Jahr kommen sie nicht vor. Falbkatzen leben auch in landwirtschaftlich genutzten Gebieten und an den Randern von Dorfern und Stadten, wo sie in Kontakt mit Hauskatzen kommen. Sie brauchen Deckungsmoglichkeiten fur die Jagd und um großeren Beutegreifern zu entgehen. Im
Ngorongoro
-Krater wurde beobachtet, dass sie in Gefahrensituationen in die Erdbauten anderer Arten fluchteten.
[1]
Ursprunglich wurden mehrere Unterarten der Wildkatze beschrieben, die dem Falbkatzentyp entsprechen. Heute werden die meisten zur Unterart
Felis l. lybica
zusammengefasst. Lediglich im sudlichen Afrika kommt mit
Felis l. cafra
eine von der Falbkatze unterscheidbare Unterart vor.
[3]
Falbkatzen werden meist einzeln gesehen und gelten als
revierbildende
Einzelganger. Je nach ortlichen Bedingungen kann das Territorium verschieden groß sein. So bewegte sich ein mit einem Sender versehener Falbkatzenkater in Kenia lediglich in einem 1,6 km² großen Gebiet, wahrend eine mannliche und eine weibliche Falbkatze im Wustenklima der
Vereinigten Arabischen Emirate
29,7 bis 52,7 km² große Reviere besaßen. Das Weibchen wurde in der Nahe von 42 Erdhohlen registriert, die alle von
Rotfuchsen
angelegt worden waren. Falbkatzen ernahren sich in erster Linie von kleineren Nagetieren. An zweiter Stelle kommen Vogel wie Tauben, Geflugel,
Webervogel
oder andere Kleintiere wie
Amphibien
, Echsen, kleine Schlangen sowie Spinnen, Insekten oder sogar Skorpione. Großere Tiere wie
Springhasen
,
Hasen
oder
Kaninchen
und junge Antilopen werden nur in Ausnahmefallen erbeutet. In einer Trockenregion in Botswana haben
Walzenspinnen
(Solifugae) einen betrachtlichen Anteil an der Ernahrung der Falbkatzen. In Namibia fand man die Uberreste von Kleinsaugern in 90 % und die Reste von Insekten in 70 % der Kotproben. Falbkatzen konnen wahrscheinlich fur langere Zeit ohne Wasser auskommen. In der Sahara sah man Tiere 15 km von der nachsten Wasserstelle entfernt. Falbkatzen vermehren sich das ganze Jahr uber, die meisten Jungtiere werden jedoch in der
Regenzeit
geboren, wenn das Weibchen wegen der saisonalen Haufigkeit an Nagetieren ausreichend zu fressen hat.
[1]
Von der Falbkatze stammt die
Hauskatze
ab. Belegt ist eine Domestizierung ab 7500 v. Chr. auf
Zypern
.
[4]
Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die Hauskatze den Menschen schon seit Beginn der Zivilisation begleitet, da sie leicht zu zahmen und von allen Katzenarten am wenigsten aggressiv ist.
Die Falbkatze ist im
Washingtoner Artenschutz-Ubereinkommen
im Anhang B gelistet, der Handel mit ihr ist damit stark eingeschrankt. In der
Roten Liste
der
IUCN
wird sie nicht gesondert gefuhrt. Die großte Gefahr droht der Arterhaltung der Falbkatze jedoch im Gegensatz zu anderen Katzenarten weder durch den Menschen noch durch den Ruckgang des Lebensraums, sondern durch die haufige Vermischung mit verwilderten Hauskatzen.
- ↑
a
b
c
Mel E. Sunquist, Fiona C. Sunquist:
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In:
Don E. Wilson
,
Russell A. Mittermeier
:
Handbook of the Mammals of the World.
Band 1:
Carnivores.
Lynx Editions, Barcelona 2009,
ISBN 978-84-96553-49-1
, S. 165, 167.
- ↑
Nobuyuki Yamaguchi, Carlos A. Driscoll, Andrew C. Kitchener, Jennifer M. Ward:
Craniological differentiation between European wildcats (Felis silvestris silvestris), African wildcats (F. s. lybica) and Asian wildcats (F. s. ornata): Implications for their evolution and conservation.
In:
Biological Journal of the Linnean Society.
Band 83, Nr. 1, 2004, S. 47?63,
doi: 10.1111/j.1095-8312.2004.00372.x
.
- ↑
A. C. Kitchener, Ch. Breitenmoser-Wursten, E. Eizirik, A. Gentry, L. Werdelin, A. Wilting, N. Yamaguchi, A. V. Abramov, P. Christiansen, C. Driscoll, J. W. Duckworth, W. Johnson, S.-J. Luo, E. Meijaard, P. O’Donoghue, J. Sanderson, K. Seymour, M. Bruford, C. Groves, M. Hoffmann, K. Nowell, Z. Timmons, S. Tobe:
A revised taxonomy of the Felidae. The final report of the Cat Classification Task Force of the IUCN/SSC Cat Specialist Group.
(=
Cat News Special Issues.
Nr. 11). 2017,
ISSN
1027-2992
, S. 17?20 (
PDF
).
- ↑
Katze und Mensch ? innig seit je Forscher: Schon vor 9500 Jahren
In: Der Tagesspiegel vom 11. April 2004.