Als
Fuhrungserfolg
einer
Fuhrungskraft
wird in der
Managementlehre
der
Erfolg
durch die mehr oder weniger vollstandige Realisierung der
Fuhrungs-
und
Unternehmensziele
bezeichnet.
?Fuhrungserfolg ist das positive Ergebnis der Bemuhungen von Vorgesetzten um Zielerreichung,
Gruppenzusammenhalt
und
Arbeitszufriedenheit
mit dem Ziel der Steigerung des Unternehmenserfolges“.
[1]
Deshalb tragt der Fuhrungserfolg aller Fuhrungskrafte auch zum
Unternehmenserfolg
bei. Von einem Fuhrungserfolg wird gesprochen, wenn eine Fuhrungskraft ihre
Fuhrungsaufgaben
mit einem
Zielerreichungsgrad
von 100 % erfullt hat. Allerdings kann der ?Fuhrungserfolg“ auch negativ sein.
[2]
Der positive kann mit Hilfe von
harten Daten
und
weichen Daten
uber eine Fuhrungskraft gemessen werden. Zur Bestimmung des Fuhrungserfolgs dienen okonomische (wie etwa die erreichten
Umsatzerlose
und
Marktanteile
oder der Beitrag zur
Kostensenkung
) oder personale (Arbeitszufriedenheit,
Betriebsklima
oder
Beforderungen
)
Erfolgsfaktoren
. Harte Daten zur Messung sind
Arbeitsentgelt
,
Karrieregeschwindigkeit
oder
Leitungsspanne
der Fuhrungskraft sowie in der gefuhrten
Organisationseinheit
Arbeitsproduktivitat
,
Fehlerquote
,
Fehlzeiten
oder
Fluktuation
. Als weiche Daten stehen Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter oder Betriebsklima zur Verfugung.
[3]
Der Fuhrungserfolg einer Fuhrungskraft ist die Grundlage fur die Bemessung von
Bonuszahlungen
oder
Gratifikationen
.
Jede
Aufgabe
oder
Tatigkeit
ist darauf ausgerichtet, das mit ihr verbundene
Ziel
(Unternehmensziel bei
Unternehmen
,
personliches Ziel
bei
Privatpersonen
oder
Staatsziel
bei
Regierungen
und
Behorden
) zu erfullen. Auch der
Fuhrungsprozess
verfolgt den Zweck, vorgegebene (
Zielvorgaben
) oder selbst gesetzte Ziele zu erreichen. Den Erfolg in der
Menschenfuhrung
oder Fuhrung von
Organisationen
zu erklaren oder zu ermoglichen ist das Anliegen jeder
Fuhrungstheorie
und
Fuhrungslehre
, der Forschung uber
Fuhrungsstile
und der verschiedenen
Fuhrungsmodelle
.
[4]
Der Erfolg der Fuhrung ist dabei nicht nur eine Funktion des Einsatzes der
Fuhrungsinstrumente
, sondern auch der
Personlichkeiten
des Vorgesetzten und des Mitarbeiters bzw. der jeweils gegebenen Fuhrungssituation.
[5]
Nachhaltiger Fuhrungserfolg wirkt sich positiv auf die
Fuhrungslaufbahn
aus.
Der Fuhrungsprozess unterliegt den Fuhrungsgrundsatzen der
Effektivitat
,
Effizienz
und
Wirtschaftlichkeit
:
[6]
- ,
- und
- .
Der
Zielerreichungsgrad
spiegelt das Maß der Erfullung des gesetzten Fuhrungsziels wider und schwankt zwischen den Extremwerten ?vollstandige Zielerfullung“ bis ?vollstandige Zielverfehlung“. Sollen beispielsweise 100 Stuck pro Stunde produziert werden, tatsachlich verlassen aber nur 80 Stuck die
Produktionsanlage
, liegt der Zielerreichungsgrad bei 80 %. Effizienz liegt nur dann vor, wenn das Ergebnis (
Ertrag
) hoher ist als der Input (
Aufwand
). Bei der Wirtschaftlichkeit von Fuhrungszielen mussen die entstandenen
Kosten
moglichst deutlich unter den
Plankosten
liegen.
Die Operationalisierung des Fuhrungserfolgs und die Vernachlassigung von situativen Variablen bei der Erklarung des Zusammenhangs zwischen Fuhrungsstil und Fuhrungserfolg werden vielfach kritisiert.
[7]
Situative Theorien (siehe
situatives Fuhren
) sehen in einer Harmonie von Fuhrungskraft, ihrem Fuhrungsverhalten und der Situation den entscheidenden Faktor fur den Fuhrungserfolg.
[8]
Fred Edward Fiedler
versuchte 1967 in seiner
Kontingenztheorie
eine Verbindung herzustellen
[9]
und misst den situativen Einflussen (?Kontingenzfaktoren“) auf den Fuhrungserfolg eine zentrale Bedeutung bei. Die Effektivitat eines
Teams
hange vom gemeinsamen Auftreten zweier Faktoren ab (
englisch
contingency
, Abhangigkeit von bestimmten Umstanden), und zwar dem Fuhrungsstil (
englisch
leadership style
) und seinen ?situativen Einflusschancen“ (
englisch
situational control
). Fiedler zufolge bezieht sich das Fuhrungsverhalten auf die
Koordination
und
Organisation
der Aufgaben der Mitarbeiter.
[10]
Bei unzureichendem Fuhrungserfolg sei es zweckmaßig, entweder situative Bedingungen zu verandern oder Fuhrungspersonen auszutauschen.
Der Erfolg der Fuhrung ist nicht einfach zu messen, weil der Anteil des Einsatzes der Fuhrungsinstrumente von den anderen Einflussgroßen schwierig zu trennen ist.
[11]
Von Fuhrungserfolg ist im Rahmen der Personalfuhrung jedenfalls dann auszugehen, wenn es Vorgesetzten gelungen ist, das leistungsrelevante Verhalten der
Mitarbeiter
wirksam in die gewunschte Richtung zu lenken.
[12]
Werden die angestrebten Fuhrungsziele dagegen nicht erreicht, liegt
ineffektive Fuhrung
vor.
[13]
Von
schlechter Fuhrung
spricht man, wenn die Fuhrungskraft die Vermittlung zwischen ihren Fuhrungszielen und den ubergeordneten Unternehmenszielen systematisch verfehlt.
[14]
Kommt der Vorgesetzte bei seinen Fuhrungsaktivitaten nicht zum angestrebten Erfolg, kann von einem
Fuhrungsmisserfolg
gesprochen werden, der in der Fuhrungspraxis durchaus nicht selten eintritt, weil Fuhrung nicht etwa einfach durchschaubar und nicht leicht zu beherrschen ist.
[15]
Sowohl die Theorie als auch die Praxis ist an Informationen daruber interessiert, wie sich erfolgreiche
Menschenfuhrung
von erfolgloser Fuhrung unterscheidet. Von den Folgen der Mitarbeiterfuhrung sind sowohl die Fuhrungskraft als auch der Gefuhrte betroffen. Die Frage nach dem Fuhrungserfolg weist aber weit uber die Perspektive einer Fuhrungsbeziehung zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter hinaus.
[16]
In vielen Definitionen uber Fuhrung wird implizit und explizit davon ausgegangen, dass Fuhrung ein zielgerichtetes Bewirken von Ergebnissen sei. Das Endprodukt von Fuhrung ? namlich der ?Erfolg“ ? hat vergleichsweise wenig theoretische und empirische Beachtung gefunden.
Der Fuhrungserfolg setzt sich aus folgenden Arten zusammen:
[17]
- Zielerfolg
: Er bezieht sich auf die Erreichung der gesetzten
Sachziele
, die mit Hilfe des Fuhrungsverhaltens durch den Zielerreichungsgrad bei Fuhrungszielen gemessen werden konnen.
- Der
Erhaltungserfolg
bezieht sich auf die Erreichung bestehender
Verhaltensnormen
, die durch
Gruppenkohasion
und
Arbeitsmotivation
erfullt werden konnten. Gemessen werden kann er durch Fehlzeiten oder Fluktuationsrate.
- Der
Individualerfolg
betrifft die Arbeitszufriedenheit oder das
Arbeitsleid
der Mitarbeiter. Sie kann durch die
Mitarbeiterbewertung
oder
Mitarbeiterbefragung
gemessen werden.
Von Fuhrungserfolg kann nur gesprochen werden, wenn alle drei Arten ganz uberwiegend erfullt werden.
Die allgemeine Betrachtung des Erfolgs ist sowohl mit dem Blick auf die Fuhrungskraft, auf den Mitarbeiter, auf das Team und auf das gesamte Unternehmen zu sehen. Wird der Beitrag der Fuhrung am Unternehmenserfolg analysiert, dann geht es beispielsweise um die Erfullung der gesamten Umsatz-, Kosten- und Gewinnziele einer Organisation. Außerdem kann hier zwischen
Sachzielen
, wie zum Beispiel
Produktivitat
und
Rentabilitat
sowie Verhaltenszielen, wie zum Beispiel
Kunden-
oder
Mitarbeiterorientierung
unterschieden werden. Die Zielerreichung wird in der Regel durch
betriebswirtschaftliche Kennzahlen
(
Key Performance Indicators
) zum Beispiel in einer
Balanced Scorecard
operationalisiert und gemessen.
Im Rahmen der Mitarbeiterfuhrung darf der Fuhrungserfolg keineswegs mit dem personlichen Erfolg des Gefuhrten gleichgesetzt werden, der sich in Position, Gehalt, Status oder Entscheidungsbefugnissen niederschlagt.
[18]
Eine Betrachtung des Fuhrungserfolges hat immer auch die Seite des Gefuhrten einzubeziehen, denn die Wirkungen von Fuhrung zeigen sich in den Leistungen (Leistungserfolg), Verhaltensweisen (Verhaltenserfolg) und in den Einstellungen (Zufriedenheitserfolg) des Gefuhrten.
[19]
Der Gefuhrte strebt mehr oder weniger nach einem personlichen Erfolg als dem positiven Resultat der Aktivitaten des Mitarbeiters hinsichtlich der Erfullung seiner Mitarbeiterziele, die keineswegs mit den Fuhrungszielen des Vorgesetzten ubereinstimmen mussen, denn Mitarbeiter verfolgen mitunter Eigeninteressen, die mit eigensinnigem bzw. eigenmachtigem Verhalten verbunden sein konnen.
[20]
Bei der
Beurteilung
der Fuhrungskrafte durch deren Vorgesetzte oder bei der
Personalauswahl
von Fuhrungskraften mittels
Leistungsbeurteilung
,
Mitarbeiterbewertung
oder
dienstliche Beurteilung
mussen Kriterien herangezogen werden, die den Fuhrungserfolg reprasentieren. Diese mussen objektiv und zuverlassig messbar sein, relevant, reprasentativ und verzerrungsfrei erhoben werden konnen sowie offen und transparent sein.
[21]
Als Kriterien des Fuhrungserfolges kommen unter anderem in Frage Anzahl und
Fluktuation
der unterstellten Mitarbeiter,
Betriebsklima
,
Fehlzeiten
,
Karrieregeschwindigkeit
,
Produkt-
oder
Dienstleistungsqualitat
oder
Zielerreichungsgrad
.
[22]
- J.-U. Martens, J. Kuhl:
Die Kunst der Selbstmotivierung.
6. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2020,
ISBN 978-3-17-036543-8
, S. 29.
- R. S. Kaplan, D. P. Norton:
The Balanced Scorecard.
Harvard Business School Press, Boston 1996,
ISBN 0-87584-651-3
, S. 43 ff.
- W. Pelz:
Kompetent fuhren.
2. Auflage. Gabler, Wiesbaden 2004,
ISBN 3-409-12556-6
, S. 23 f.
- H. J. Rahn:
Personalfuhrung kompakt.
Oldenbourg, Munchen 2008,
ISBN 978-3-486-58506-3
, S. 141.
- L. v. Rosenstiel:
Grundlagen der Fuhrung.
In: L. v. Rosenstiel, E. Regnet, M. E. Domsch:
Fuhrung von Mitarbeitern.
4., uberarb. und erw. Auflage. Schaffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1999,
ISBN 3-7910-1340-8
, S. 4.
- G. Yukl, R. Lepsinger:
Flexible Leadership.
Jossey-Bass, San Francisco 2004,
ISBN 0-7879-6531-6
, S. 14 f.
- ↑
Horst-Joachim Rahn,
Unternehmensfuhrung
, 2005, S. 151;
ISBN 978-3-470-43010-2
- ↑
Klaus Olfert
,
Personalwirtschaft
, 2006, S. 275 ff.;
ISBN 978-3-470-54385-7
- ↑
Lutz von Rosenstiel
,
Fuhrungserfolg: Kriterien
, in: Fritz Neske/Markus Wiener (Hrsg.),
Management-Lexikon
, Band II, 1985, S. 462 f.;
ISBN 3-88640-009-3
- ↑
Wolfgang Weber/Wolfgang Mayrhofer/Werner Nienhuser/Rudiger Kabst,
Lexikon Personalwirtschaft
, 2010, S. 121
- ↑
Hans Jurgen Drumm,
Personalwirtschaft
, 6. Auflage, Berlin/Heidelberg, 2008, S. 419;
ISBN 978-3-540-77696-3
- ↑
Hans Fischer,
Nachhaltig fuhren lernen
, 2004, S. 278
- ↑
Wolfgang Weber/Wolfgang Mayrhofer/Werner Nienhuser/Rudiger Kabst,
Lexikon Personalwirtschaft
, 2010, S. 125
- ↑
Wolfgang Weber/Wolfgang Mayrhofer/Werner Nienhuser/Rudiger Kabst,
Lexikon Personalwirtschaft
, 2010, S. 125
- ↑
Fred Edward Fiedler,
Das Kontingenzmodell: Eine Theorie der Fuhrungseffektivitat
, in: Michael Kunczik (Hrsg.),
Fuhrung: Theorien und Ergebnisse
, 1972, S. 179?198
- ↑
Fred Edward Fiedler,
A theory of leadership effectiveness
, 1967, S. 36
- ↑
Joachim Hentze/Andrea Graf/Andreas Kammel/Klaus Lindert,
Personalfuhrungslehre
, 4. Auflage, Bern u. a., 2005, S. 42
- ↑
Jurgen Weibler,
Personalfuhrung
, 2012, S. 620
- ↑
Barbara Kellerman,
Bad Leadership
, 2004, S. 32 ff.
- ↑
Jurgen Weibler,
Personalfuhrung
, 2012, S. 639
- ↑
Oswald Neuberger,
Fuhren und fuhren lassen
, 6. Auflage, Stuttgart, 2002, S. 670
- ↑
Jurgen Weibler,
Personalfuhrung
, 2001, S. 83
- ↑
Hermann Troger,
Die Fuhrungskraft als Personalmanager
, 2018, S. 121
- ↑
Jurgen Weibler,
Personalfuhrung
, 2001, S. 87
- ↑
Oswald Neuberger,
Fuhrungsverhalten und Fuhrungserfolg
, Berlin, 1976, S. 15 f.
- ↑
Oswald Neuberger,
Mikropolitische Ansatze des Personalmanagements
, in: Eduard Gaugler/Walter A. Oechsler/Wolfgang Weber (Hrsg.),
Handworterbuch des Personalwesens
, 3. Auflage, Stuttgart, 2004, Sp. 1197
- ↑
Lutz von Rosenstiel,
Fuhrungserfolg: Kriterien
, in: Fritz Neske/Markus Wiener (Hrsg.),
Management-Lexikon
, Band II, 1985, S. 462
- ↑
Lutz von Rosenstiel,
Fuhrungserfolg: Kriterien
, in: Fritz Neske/Markus Wiener (Hrsg.),
Management-Lexikon
, Band II, 1985, S. 463