Ernst von Hattenbach
, geboren als
Ernst Reinhard
(*
17. Dezember
1617
in
Hachborn
; †
1. April
1694
in
Rodenberg
) war ein illegitimer Spross des landgraflichen
Hauses Hessen
und
Hessen-Kasseler
Amtmann.
Sein Vater war
Otto von Hessen-Kassel
(24. Dezember 1594 ? 7. August 1617), der alteste und fruh verstorbene Sohn des Landgrafen
Moritz von Hessen-Kassel
. Otto, der am 24. August 1613 Katharina Ursula von
Baden-Durlach
geheiratet hatte, wurde im Januar 1614 von Landgraf Moritz mit der
Statthalterschaft
des
Oberfurstentums
, des ?Lands an der Lahn“, in
Marburg
betraut. Seine Ehefrau verstarb bereits am 15. Februar 1615, und ehe Otto sich am 14. Juni 1617 in zweiter Ehe mit Agnes Magdalena von
Anhalt-Dessau
vermahlte, fuhrte er wohl ein etwas ausschweifendes Leben.
[1]
Sichtbares Zeugnis desselben war der sechs Monate nach Ottos zweiter Hochzeit und vier Monate nach seinem Tod in
Hachborn
bei Marburg geborene Ernst Reinhard. Seine Mutter kam vermutlich ? sei es als Familienmitglied oder als Bedienstete ? aus dem sogenannten Caulischen Hof in Hachborn, damals von Conrad Reinhard aus
Gießen
bewohnt, und der Junge trug diesen Nachnamen.
Seine landgraflichen Verwandten ließen den Knaben nach
Kassel
bringen, wo er zu Pfingsten 1629
konfirmiert
und am 2. April 1636 an der von 1633 bis 1653 im spateren
Renthof
untergebrachten
Universitat Kassel
immatrikuliert
wurde. Ob er danach in den landgraflichen Verwaltungsdienst eintrat oder Soldat wurde, ist nicht klar.
[2]
1654 wurde er von seinem Vetter, Landgraf
Wilhelm VI.
, zum
Kammerjunker
bestellt, bei gleichzeitiger Verleihung des seit Erloschen der Herren von Hattenbach im Mannesstamm im Jahre 1626 vakanten Adelstitels; er hieß seitdem Ernst von Hattenbach (oder auch Ernst Reinhard von Hattenbach). Im Jahre 1664 ernannte ihn Landgraf Wilhelms Witwe, die fur ihren minderjahrigen Sohn
Karl
vormundschaftlich
regierende
Hedwig Sophie
, zum Hessen-Kasseler
Drost
bzw.
Amtmann
zu
Rodenberg
in der
Grafschaft Schaumburg
, und dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod im Jahre 1694 inne.
[3]
Gleichzeitig erhielt er das
Lehen
von Burg und Dorf
Hattenbach
nebst erheblichem Zubehor an Gutern in und um
Frielingen
. Dieses Lehen war nach dem Aussterben des ersten Adelsgeschlechts derer von Hattenbach
heimgefallen
, danach ab 1626 im Besitz des
Siegmund von Peterswald
, landgraflich-hessischer Rat und Amtmann in
Hersfeld
,
Friedewald
und
Vacha
, und Landgraf Wilhelm VI. hatte es zuruckgekauft.
[4]
Ab 1676 besaß Ernst von Hattenbach zudem auch Lehnsguter der in diesem Jahre ausgestorbenen Herren von
Schetzel
, d. h. zwei Drittel von Schloss und Dorf
Merzhausen
bei
Ziegenhain
und die Flur der benachbarten
Wustung
Fischbach
.
[4]
In Hattenbach ließ er bis 1672 (laut Datum uber dem Portal) unter Einbeziehung der aus dem 13. Jahrhundert stammenden
spatromanischen
Reste der Burg ein dreigeschossiges, 1713?1715 von seinem Sohn Carl erweitertes
Herrenhaus
errichten, das
Schloss Hattenbach
.
[5]
Ernst von Hattenbach heiratete am 27. Juli 1669 in Kassel eine
Hofdame
der Landgrafen-Mutter Hedwig Sophie, Anna Katharina von Hake (* 1650; † nach dem 14. April 1707
[6]
), Tochter des Daniel von
Hake
zu
Klein-Machnow
und der Brigitte
von der Groeben
.
Aus dieser Ehe stammten die Kinder:
[7]
- Charlotte Sophie (* 26. Juni 1670; † 1737), heiratete den danischen Geheimrat
Friedrich Christian von Gram
(1664?1741),
- Carl
(1671?1739), wurde Hessen-Kasseler
Generalleutnant
und Gouverneur von Kassel und 1729 von
Ziegenhain
, heiratete Katharina Wilhelmina von Hoff,
[8]
- Henrietta (* 1673 ? mindestens 1730),
- Christian Wilhelm (* 1675), hessischer Major, gefallen 1708,
- Philipp Friedrich (* 1676), hessischer Kapitan, gefallen 1705,
- Martin Georg (* 1679), hessischer Offizier, gefallen 1705,
- Amalia Elisabeth (* 1680, † 1740),
- Ulrich Ernst (* 1681), hessischer Offizier, gefallen 1705,
- Moritz Christian (* 1686), hessischer Offizier, lebte noch 1710.
Charlotte Sophie, Carl, Henrietta, Amalia Elisabeth und Moritz Christian erhielten 1708 von Kaiser
Joseph I.
ihre Adelsbestatigung als ?von Hattenbach“.
[9]
- Carl Knetsch:
Das Haus Brabant: Genealogie der Herzoge von Brabant und der Landgrafen von Hessen.
Historischer Verein fur das Großherzogthum Hessen, Darmstadt, 1917/1931, S. 120 f.
- ↑
Christoph von Rommel:
Neuere Geschichte von Hessen,
Zweiter Band, Kassel, 1837, S. 332 Fn. 60.
- ↑
Ein deutscher Offizier namens Hattenbach ist in den 1650er Jahren als Kompaniefuhrer in
schwedischem
Dienst bekundet (
Institut Deutsche Adelsforschung: Schwedische Rangliste deutscher Offiziere 1650?1660.
)
- ↑
Peter Unglaube:
Das Haus Hachborn. Ein verschwundenes Schloss im Marburger Land
; in:
Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte
(ZHG), Band 106, 2001, S. 59?85 (hier: 82).
- ↑
a
b
Dietrich Christoph von Rommel:
Neuere Geschichte von Hessen,
Erster Band, Kassel, 1835, S. 405?406.
- ↑
Georg Landau:
Beschreibung des Kurfurstentums Hessen.
Fischer, Kassel, 1842, S. 520.
- ↑
Bestattet in der Kirche zu Hattenbach.
- ↑
Carl Knetsch:
Wilde Triebe am Stammbaume der hessischen Landgrafen: I. Die neuere Familie von Hattenbach (Schluß)
. In:
Hessenland - Zeitschrift fur hessische Geschichte und Literatur
, 25. Jahrgang, Nr. 20, Zweites Oktober-Heft, Kassel, 1911, S. 293?296
- ↑
C. P. E. von Hanstein (Hrsg.):
Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von Hanstein in dem Eichsfeld,
Zweiter Theil, Bohne, Kassel, 1857, S. 639.
- ↑
Carl Knetsch:
Wilde Triebe am Stammbaume der hessischen Landgrafen: I. Die neuere Familie von Hattenbach (Schluß)
. In:
Hessenland - Zeitschrift fur hessische Geschichte und Literatur
, 25. Jahrgang, Nr. 20, Zweites Oktober-Heft, Kassel, 1911, S. 295?296