Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast
Ernst Ludwig und seine Gemahlin Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbuttel, aus dem Bilderstammbaum der Greifen von
Cornelius Krommeny
(1598).
Ernst Ludwig
(*
2. November
1545
in
Wolgast
; †
17. Juni
1592
ebenda) war Herzog von
Pommern-Wolgast
.
Er war der dritte uberlebende Sohn von Herzog
Philipp I.
von
Pommern-Wolgast
und dessen Gemahlin
Maria von Sachsen
, der Tochter des Kurfursten
Johann von Sachsen
.
Ernst Ludwig wurde unter anderem von
Jacob Runge
ausgebildet und studierte an der
Universitat Greifswald
und an der
Universitat Wittenberg
. An der Universitat Greifswald wurde er 1560 mit der Ernennung zum
Rektor
auf ein Jahr geehrt, die eigentlichen Amtsgeschafte ubernahm ein hierfur gewahlter Vizerektor, der Rechtsprofessor
Christoph Gruel
;
[1]
im Wintersemester 1563 war er Rektor der Universitat Wittenberg, die Amtsgeschafte ubernahm der Rechtsprofessor
Veit Winsheim der Jungere
als Prorektor. 1565 besuchte er Frankreich und England. Als drittgeborener Sohn hatte Ernst Ludwig, der auch den zeitgenossischen Beinamen ?der Schonste“ trug, kaum Aussicht auf die Ubernahme der Regierungsgeschafte. Deshalb wahlte er zunachst eine militarische Laufbahn, die ihn wieder nach Frankreich fuhrte. Hier wollte er am
Zweiten Hugenottenkrieg
teilnehmen, kam jedoch nicht zum Einsatz, da vorher Frieden geschlossen wurde. In diesen Jahren lernte er außerdem seinen spateren Schwiegervater
Julius
von Braunschweig-Wolfenbuttel kennen.
Medaillon mit Herzog Ernst Ludwig und seiner Gemahlin Sophia Hedwig von Braunschweig, 1589
Da sein Großonkel, der in Stettin regierende
Barnim IX.
, ohne mannliche Erben blieb und auch sein alterer Bruder
Bogislaw XIII.
auf die Ubernahme der Herrschaft in Wolgast verzichtete, kam Ernst Ludwig bei der Erbteilung des Jahres 1569 doch noch zum Zuge. Er ubernahm die Herrschaft in dem 1532/41 geschaffenen Teilfurstentum Pommern-Wolgast, dessen Territorialbestand nur an der unteren Oder geringfugig verandert wurde. Sein altester Bruder
Johann Friedrich
hatte die Herrschaft in
Pommern-Stettin
erhalten und war zudem bis zur Mundigkeit des jungsten Bruders
Kasimir VI.
weiterhin
Titularbischof
von
Cammin
. Bogislaw XIII. erhielt die in Pommern-Wolgast gelegenen Amter
Barth
und
Franzburg
als Apanage, der funfte Bruder
Barnim X.
die Amter
Rugenwalde
und
Butow
.
Ernst Ludwig wird allgemein als ein schwacher Herrscher charakterisiert. Nach dem Abgang der lange die Politik am Wolgaster Hof bestimmenden Rate
Ulrich von Schwerin
und
Valentin von Eickstedt
ubernahmen zunachst
Henning von Ramin
und in der zweiten Halfte seiner Regierungszeit mehr und mehr der Kammerrat
Melchior Normann
die fuhrende Rolle. Gesundheitlich war der Herzog offensichtlich sehr labil, was zu Schwermut und Melancholie fuhrte. Eine bei seiner jungsten Tochter Elisabeth Magdalena konstatierte Geisteskrankheit verstarkte dies noch weiter und beforderte zugleich den bei den Fursten des Reformationszeitalters schon nicht geringen Alkoholkonsum noch mehr. Seine Ehe mit der braunschweigischen Prinzessin
Sophia Hedwig
wird als untadelig beschrieben, gleichwohl will die spatere Uberlieferung wissen, dass eine letztlich abgebrochene Beziehung zu der Adeligen
Sidonia von Borcke
Anlass zu deren Verurteilung und Hinrichtung als
Hexe
gewesen sein soll. Angeblich habe sie wegen der Zuruckweisung durch Ernst Ludwig das pommersche Herzogshaus verwunscht. Das rasche Hinsterben der noch kinderlosen Herzoge und Prinzen um 1620 schien dieses Gerucht zu bestatigen, weshalb man die damals schon fast achtzigjahrige Klosterdame anklagte, verurteilte und hinrichtete.
[2]
Wahrend Ernst Ludwig politisch nicht allzu sehr in Erscheinung trat, entfaltete er eine zeitgemaß prachtige Hofhaltung in
Wolgast
. Das
Residenzschloss Wolgast
auf einer zwischen dem Festland und der Insel
Usedom
liegenden kleinen Insel auf dem
Peenestrom
ließ er weiter ausbauen. Fur seine Mutter, die Herzoginwitwe
Maria
, ließ er 1574 die ehemalige Abtei des sakularisierten
Klosters Pudagla
als Witwensitz ausbauen; dadurch entstand das
Schloss Pudagla
. Ebenso baute er das seiner Gemahlin zum Witwensitz bestimmte
Schloss Loitz
zu einer Renaissanceanlage um, die schon seit langem nicht mehr besteht. Von 1577 bis 1592 ließ er
Schloss Ludwigsburg
fur seine Gemahlin
Sophia
errichten.
Das Verhaltnis zu seinem in Stettin residierenden Bruder
Johann Friedrich
war nicht immer das allerbeste. Als jener 1588 die
Akzise
zur Erhohung der landesherrlichen Einnahmen einfuhren wollte, verweigerte Ernst Ludwig seine Zustimmung. In seinem Testament bestimmte er seinen zweitaltesten Bruder
Bogislaw XIII.
zum Vormund fur seine Witwe und Kinder und brach damit eine Familientradition, nach der uberwiegend der Senior der Familie, dies ware in diesem Fall Johann Friedrich gewesen, die Vormundschaft ubernahm.
Reliefplatte des Herzogs aus dem Wolgaster Schloss in der Aula der Universitat Greifswald
Bleibendes Andenken hat er sich bei der Universitat Greifswald bewahrt, indem er kurz vor seinem Tod noch mit dem Bau eines nach ihm benannten Kollegiengebaudes begann, auf dessen Grundmauern das im
18. Jahrhundert
errichtete heutige
Universitatshauptgebaude
steht. Deshalb befindet sich in der heutigen Aula des Hauptgebaudes auch ein aus den Trummern des Wolgaster Schlosses geborgenes Steinrelief des Herzogs. Bereits 1571 hatte er der Universitat eine neue Ordnung gegeben und 1581 einen Visitationsrezeß befohlen. Auf seine Veranlassung stellte
Valentin von Eickstedt
eine hochdeutsche Kompilation der ?Annales Pomeranie“ des pommerschen Chronisten
Thomas Kantzow
zusammen.
Weiterhin erinnern an diesen Herzog heute noch mehrere Ortsnamen in
Vorpommern
, neben dem bereits erwahnten Ludwigsburg die Dorfer
Klein Ernsthof
und
Groß Ernsthof
, die beide auf in seiner Zeit erworbene und zu herzoglichen Vorwerken umgestaltete adelige Guter zuruckgehen.
Ernst Ludwig starb im Jahr 1592
[3]
und wurde in der von seinem Vater eingerichteten Familiengruft in der
St.-Petri-Kirche
in Wolgast beigesetzt. Die Anordnung seines Begrabnisses ist in der sogenannten
Pommernchronik
enthalten. Sein Sarkophag wurde ebenso wie der seiner Gemahlin und seines Sohnes kurzlich aufwandig restauriert und ist heute in der
Greifenkapelle
zu besichtigen.
Ernst Ludwig heiratete 1577
Sophia Hedwig
, Tochter des Herzogs
Julius
von
Braunschweig-Wolfenbuttel
. Sophia Hedwig uberlebte ihren Gemahl um fast vier Jahrzehnte. Sie starb 1631 in
Loitz
und wurde wie ihr Gemahl in der St.-Petri-Kirche in Wolgast beigesetzt.
Aus der Ehe gingen zwei Tochter und ein Sohn hervor:
- Hermann Muller:
Ernst Ludwig, Herzog v. Pommern-Wolgast
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 298?300.
- Martin Wehrmann
:
Genealogie des pommerschen Herzogshauses.
Veroffentlichungen der landesgeschichtlichen Forschungsstelle fur Pommern, Reihe 1, Bd. 5. Leon Saunier, Stettin 1937, S. 121?122.
- Roderich Schmidt
:
Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959,
ISBN 3-428-00185-0
, S. 619 f. (
Digitalisat
).
- Hans Branig
:
Geschichte Pommerns ? Teil I
. Bohlau Verlag, Koln Weimar Wien 1997,
ISBN 3-412-07189-7
.
- Dirk Schleinert
:
Die Hochzeit des Herzogs Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast mit Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbuttel im Jahre 1577
. In:
Pommern. Zeitschrift fur Kultur und Geschichte.
Heft 4/1999,
ISSN
0032-4167
, S. 7?15.
- Dirk Schleinert
:
Ernst Ludwig (1545?1592). Herzog von Pommern-Wolgast
. In:
Dirk Alvermann
,
Nils Jorn
(Hrsg.):
Biographisches Lexikon fur Pommern
. Band 2 (=
Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Pommern.
Reihe V, Band 48,2). Bohlau Verlag, Koln Weimar Wien 2015,
ISBN 978-3-412-22541-4
, S. 95?100.
- ↑
Rektorenchronik
der Universitat Greifswald.
- ↑
Wulf-Dietrich von Borcke:
Sidonia von Borcke: Die Hexe aus dem Kloster Marienfließ 1548?1620
. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2002,
ISBN 978-3-931185-45-9
.
- ↑
Ulrich Graf von Behr-Negendank-Semlow, Julius Freiherr von Bohlen-Bohlendorf:
Die Personalien und Leichen-Processionen der Herzoge von Pommern und ihrer Angehorigen aus den Jahren 1560 bis 1663
. In:
Ubersicht Vitas bis Leichenpredigten
. VIII. Ernst Ludwig (geb. zu Wolgast den 2. November 1545, gest. daselbst den 17. Juny 1592.). Druck der Buchdruckerei des Waisenhauses, Halle 1869,
S.
83?104
(
google.de
[abgerufen am 1. Oktober 2021]).