Ernst II. Wilhelm Friedrich Karl Maximilian, Furst zu Hohenlohe-Langenburg
(*
13. September
1863
in
Langenburg
; †
11. Dezember
1950
ebenda) war bis zur Volljahrigkeit des Herzogs
Carl Eduard
von
Sachsen-Coburg und Gotha
von 1900 bis 1905
Regent von Sachsen-Coburg und Gotha
.
Ernst entstammt dem
Hochadelsgeschlecht Hohenlohe
und wurde als erstes Kind von Furst
Hermann zu Hohenlohe-Langenburg
(1832?1913) und dessen Frau Prinzessin
Leopoldine von Baden
(1837?1903) geboren.
Nach dem Abitur in
Karlsruhe
studierte der junge Prinz in Paris, Bonn, Tubingen und Leipzig Rechtswissenschaft. Am
Oberlandesgericht Naumburg
bestand er 1885 das erste juristische Staatsexamen. Nach seiner Offiziersausbildung in
Berlin-Lichterfelde
(1886?1891) folgten das diplomatische Examen (1890/91) und der Dienst als Botschaftssekretar in
Sankt Petersburg
und
London
(1891?94). In den folgenden Jahren arbeitete er bei seinem Vater Furst Hermann, dem zivilen Statthalter im
Reichsland Elsaß-Lothringen
in Straßburg, und bereitete sich auf seine Zukunft als wurttembergischer Standesherr vor.
Aufgrund der Verwandtschaftsbeziehungen seiner Frau, einer Tochter Herzog
Alfreds von Sachsen-Coburg und Gotha
, ubernahm der Erbprinz nach dem Tod seines Schwiegervaters am 30. Juli 1900 bis zum 18. Juli 1905 die Regentschaft in den Herzogtumern
Sachsen-Coburg und Gotha
fur den noch unmundigen
Carl Eduard
. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, auf reichspolitischer Buhne ? als Leiter der Kolonialabteilung im
Auswartigen Amt
(1905/06) sowie als Abgeordneter fur den
Reichstagswahlkreis Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha 2
(1907?1911) und Vizeprasident (1909/10) des
Reichstages
? Fuß zu fassen, trat er 1913 sein standesherrliches Erbe an. Damit verbunden war bis zur
Novemberrevolution
1918 der erbliche Sitz in der wurttembergischen
Kammer der Standesherren
, der er bereits seit 1895 als Stellvertreter seines Vaters angehorte. Der Furst betatigte sich wahrend des
Ersten Weltkriegs
freiwillig in der Krankenpflege, unter anderem als Generaldelegierter an der
Ostfront
sowie (seit 1918) als Kaiserlicher Kommissar und Militarinspekteur. 1915 wurde er als Sonderbotschafter nach
Konstantinopel
und auf den
Balkan
geschickt.
Nach dem Krieg zog sich das Ehepaar ins Privatleben zuruck. Wahrend seine Frau unter standigen Krankheiten litt, widmete sich Ernst Kirchen- und Vereinsaktivitaten (u. a. als Abgeordneter auf
Deutschen Evangelischen Kirchentagen
, Kommendator der Wurttemberg-Badenschen Genossenschaft, Statthalter der Balley Brandenburg im
Johanniterorden
, Ehrenprasident des Wurttembergischen Landesverbandes vom Roten Kreuz, sowie im Evangelischen Volksbund fur Wurttemberg).
In der
Zeit des Nationalsozialismus
trat er zum 1. April 1936 in die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
ein (Mitgliedsnummer 3.726.902).
[1]
[2]
Auch seine Familienmitglieder wurden Parteimitglieder und waren aktive Forderer des Nationalsozialismus. Seine Tochter Alexandra war Kreisfrauenschaftsfuhrerin im Oberamt Gerabronn, sie wurde 1947 bei der
Entnazifizierung
als ?Belastete“ eingestuft und zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt.
[3]
Ernst starb mit 87 Jahren in Langenburg.
Ernst II. war
Corpsschleifentrager
der
Suevia Tubingen
(1884) und der
Borussia Bonn
(1887).
[4]
Am 20. April 1896 heiratete er auf
Schloss Ehrenburg
in
Coburg
Prinzessin
Alexandra von Sachsen-Coburg und Gotha
(* 1. September 1878; † 16. April 1942) Enkelin der
Konigin Victoria
. Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor:
- Gottfried
(1897?1960), Nachfolger als Chef des Hauses Hohenlohe-Langenburg
- ? 1931
Margarita von Griechenland
(1905?1981),
- ? 1916
Wilhelm Friedrich Herzog von Schleswig-Holstein-Glucksburg
(1891?1965),
- Alexandra (1901?1963), blieb unverheiratet
- Irma (1902?1986), blieb unverheiratet
- Alfred († 1911)
- Deutscher Hausschatz, XXVI. Jahrgang, 1899/1900, Nr. 49, S. 920. Bildnis (Foto).
- Frank Raberg
:
Biographisches Handbuch der wurttembergischen Landtagsabgeordneten 1815?1933
. Im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden-Wurttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001,
ISBN 3-17-016604-2
,
S.
381
.
- Thomas Nicklas:
Ernst II. Furst zu Hohenlohe-Langenburg. Standesherr, Regent, Diplomat im Kaiserreich (1863?1950).
In: Gerhard Taddey (Hrsg.):
Lebensbilder aus Baden-Wurttemberg
, Bd. 21, 2005, 362?383.
- Ralf Garmatter:
Furst Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg: Hitler als ?Geschenk Gottes fur das deutsche Volk“
. In:
Wolfgang Proske
(Hg.):
Tater, Helfer, Trittbrettfahrer
. Band 8:
NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Wurttemberg
. Kugelberg-Verlag,
ISBN 978-3-945893-09-8
, S. 227?235.
- Simon Karzel:
Zwischen Lazarett und Verhandlungstisch. Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg im Ersten Weltkrieg
. In: Landesarchiv Baden-Wurttemberg. Archivnachrichten, Nr. 48, Marz 2014, S. 22?23 (online).
- Friedrich Karl Devens
:
Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827?1902
. Dusseldorf, 1902,
S. 206?207.
- ↑
Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/16531276
- ↑
Ernst Klee
:
Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.
S. Fischer, Frankfurt am Main 2007,
ISBN 978-3-10-039326-5
, S. 261.
- ↑
Ralf Garmatter:
Prinzessin Alexandra zu Hohenlohe-Langenburg: ?Rassepolitik ist etwas anderes als Judenverfolgung“
. In:
Wolfgang Proske
(Hg.):
Tater, Helfer, Trittbrettfahrer
. Band 8:
NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Wurttemberg
. Kugelberg-Verlag,
ISBN 978-3-945893-09-8
, S. 236?244
- ↑
Kosener Corpslisten 1960, 129/381; 9/713.
- ↑
Hof- und Staatshandbuch des Konigreichs Wurttemberg 1901, S. 76.
- ↑
Hof- und Staatshandbuch des Konigreichs Wurttemberg 1907, S. 31.