Ernst Augustin
(*
31. Oktober
1927
in
Hirschberg im Riesengebirge
; †
3. November
2019
in
Munchen
[1]
) war ein
deutscher
Schriftsteller
.
Ernst Augustin verbrachte seine Jugend in
Schweidnitz
und
Schwerin
, wo er die Oberschule besuchte und nach eigener Aussage Mitglied der
Hitlerjugend
wurde.
[2]
Nach Ende des
Zweiten Weltkriegs
legte Augustin 1947 die Reifeprufung ab. Sein ursprunglicher Berufswunsch Architekt scheiterte am Widerspruch der Eltern.
[3]
Stattdessen studierte Augustin von 1947 bis 1950
Medizin
an der
Universitat Rostock
; danach wechselte er an die
Humboldt-Universitat zu Berlin
. Hier wurde Augustin im Jahr 1952 mit der Dissertation zum Thema
Das elementare Zeichnen bei den Schizophrenen
promoviert. Er arbeitete von 1953 bis 1955 als Unfallchirurg in
Wismar
und von 1955 bis 1958 als Assistenzarzt fur
Neurologie
und
Psychiatrie
an der
Charite
im damaligen
Ost-Berlin
.
1958 floh er aus der
DDR
in die
Bundesrepublik
. Von 1958 bis 1961 leitete Augustin ein von einer amerikanischen Baufirma finanziertes Krankenhaus in
Afghanistan
. Es lag 80 km von
Kandahar
entfernt.
[3]
Augustin bereiste
Pakistan
,
Indien
, die
Turkei
und die
Sowjetunion
. Nach seiner Ruckkehr nach Deutschland war er
Stationsarzt
an der Munchner Universitats-Nervenklinik. Diesen Posten gab er 1962 auf; er arbeitete aber noch bis 1985 als psychiatrischer Gutachter. 1966 war Augustin von
Hans Werner Richter
fur eine Lesung zum Treffen der
Gruppe 47
nach
Princeton
eingeladen, wo zugleich
Peter Handke
seine Kritik an der Gruppe 47 formulierte.
[3]
Ernst Augustin lebte in
Munchen
? bis zu ihrem Tode zusammen mit seiner Ehefrau, der Malerin und Buchillustratorin Inge Augustin,
[4]
mit der er seit 1953 verheiratet war. Im Jahr 2009 passierte bei einer Hirnoperation wegen eines gutartigen Tumors ein
Kunstfehler
: Der Operateur durchtrennte den
Sehnerv
? seitdem war Ernst Augustin nahezu erblindet.
[3]
Augustins schriftstellerische Impulse entstammen der Lekture von
Franz Kafka
um 1950. Ferner nannte er in diesem Zusammenhang den Roman
Joseph und seine Bruder
von
Thomas Mann
. Auch sieht er sein Werk durch
Jean Paul
beeinflusst.
[5]
Augustin gilt als ein Vertreter der
phantastischen
Literatur in der Nachfolge der
Surrealisten
. Vorherrschendes Thema seiner Romane sind
Erscheinungsformen
einer
Personlichkeitsspaltung
.
- Der Kopf.
Roman. Piper, Munchen 1962.
- Neuausgabe:
Der Kopf.
Roman. Mit einem Nachwort von
Lutz Hagestedt
. Beck, Munchen 2016.
- Das Badehaus.
Roman. Piper, Munchen 1963.
- Mamma.
Roman in drei Teilen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1970.
- Geanderte Neuausgabe:
Schones Abendland.
Beck, Munchen 2007.
- Raumlicht: Der Fall Evelyne B.
Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976.
- Eastend.
Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982.
- Der amerikanische Traum.
Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989.
- Mahmud der Schlachter oder Der feine Weg.
Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992.
- Neuausgabe:
Mahmud der Bastard.
Beck, Munchen 2003.
- Gutes Geld.
Roman in drei Anleitungen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996.
- Die sieben Sachen des Sikh.
Ein Lesebuch ? hrsg. v. Lutz Hagestedt. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997.
- Die Schule der Nackten.
Roman. Beck, Munchen 2003.
- Der Kunzler am Werk. Eine Menagerie.
Beck, Munchen 2004.
- Badehaus Zwei
. Roman. Beck, Munchen 2006.
- Ernst Augustin liest ?Goldene Zeiten‘.
Audio-CD. Beck, Munchen 2007.
- Robinsons blaues Haus.
Autobiographischer Abenteuerroman. Beck, Munchen 2012.
- Das Monster von Neuhausen.
Ein Protokoll. Beck, Munchen 2015.
- Sabine Brocher:
Abenteuerliche Elemente im modernen Roman.
Untersuchungen zu Romanen von
Italo Calvino
, Ernst Augustin,
Luigi Malerba
,
Kurt Vonnegut
und
Ror Wolf
. Dissertation Berlin 1980. Hanser, Munchen 1981.
- Hartmut Kasper
:
Robinsons blaues Haus.
In:
Das Science Fiction Jahr
2013.
Herausgegeben von
Sascha Mamczak
, Sebastian Pirling und
Wolfgang Jeschke
. Wilhelm Heyne Verlag, Munchen 2013, S. 345?348,
ISBN 978-3-453-53444-5
.
- Steffen Martus
(Red.):
Ernst Augustin
(=
Text + Kritik
.
, Bd. 206). Edition Text + Kritik im Richard-Boorberg-Verlag, Munchen 2015,
ISBN 978-3-86916-398-7
.
- Lutz Hagestedt
(Hrsg.):
Ich habe keinen einzigen Traum aufgegeben. Ernst Augustin zum Gedachtnis.
Beck, Munchen 2022,
ISBN 978-3-406-78407-1
.
- ↑
Schriftsteller Ernst Augustin mit 92 gestorben.
In:
ORF.at
.
4. November 2019,
abgerufen am 4. November 2019
.
- ↑
Johannes Willms
:
Raum
. Interview. In:
Suddeutsche Zeitung
.
6. Oktober 2012, S. V2/10.
- ↑
a
b
c
d
Malte Herwig, Sven Michaelsen:
Ich schreibe mit der Hand, ohne zu sehen, was ich schreibe.
In:
Suddeutsche Zeitung Magazin.
Nr. 9/2013, S. 16?23.
- ↑
Harald Eggebrecht
:
Ein beweglicher Geist. Der Schriftsteller Ernst Augustin wird neunzig.
In:
Suddeutsche Zeitung.
30. Oktober 2017, S. 14.
- ↑
Matthias Kußmann:
Protest gegen den Tod ? Ernst Augustin zum 80. Geburtstag.
In:
Deutschlandfunk.
31. Oktober 2007,
abgerufen am 6. November 2019
.