Erich Przywara
(*
12. Oktober
1889
in
Kattowitz
; †
28. September
1972
in
Hagen
bei
Murnau
) war
Jesuit
,
katholischer
Philosoph
und
Theologe
.
Von 1908 bis 1910 durchlief er das Noviziat der
Gesellschaft Jesu
in
Exaten
bei
Roermond
(
Holland
). Anschließend erfuhr er bis 1921 die ordensubliche Ausbildung in
Philosophie
und
Theologie
in
Valkenburg
. 1920 wurde er zum Priester geweiht. Ab 1922 arbeitete Przywara in der Redaktion der Jesuiten-Zeitschrift
Stimmen der Zeit
mit, von 1933 bis zum Verbot durch das
NS-Regime
1941 war er deren
Schriftleiter
. Wahrend des
Krieges
konnte er sich wegen schwerer Krankheit nur noch der Altakademiker-
Seelsorge
widmen. In Hagen bei Murnau fand er schließlich ein abgelegenes Domizil, in dem er trotz seiner Krankheit ein umfangreiches Alterswerk schuf. Przywara starb dort am 28. September 1972. Sein Grab befindet sich in
Pullach
.
Przywara stellt vor allem in der Auseinandersetzung mit
Karl Barth
und
Max Scheler
heraus, dass das Erkennen des menschlichen Geistes sich zwar im Horizont des Seins uberhaupt vollzieht, als endliches Erkennen jedoch nie die unendliche Fulle des Seins selbst erfassen kann, sondern das Sein nur am Seienden, das Unendliche nur im Spiegel des Endlichen erreichen kann. Das Erkennen des Seins geschieht nur
analog
: die Aussagekraft der Erkenntnisse wird relativiert durch ihre Nichtaussagekraft, wie es in der Formel des
IV. Laterankonzils
von 1215 heißt: ?inter creatorem et creaturam non potest tanta similitudo notari, quin inter eos maior sit dissimilitudo notanda“ [von Schopfer und Geschopf kann keine Ahnlichkeit ausgesagt werden, ohne dass sie eine großere Unahnlichkeit zwischen beiden einschlosse].
Przywara verdeutlicht, dass alle Philosophie und Theologie unter der Vorgabe dieser
Analogia entis
stehe, und postuliert dadurch gerade, dass trotz aller (eigentlichen) Undenkbarkeit das Unendliche gedacht werden konne.
Beeinflusst hat ihn seine Bekanntschaft mit
Edith Stein
. Er selbst wirkte vor allem auf
Hans Urs von Balthasar
,
Karl Rahner
und
Josef Pieper
.
Sophie Scholl
las im Fruhjahr 1941, als sie ihren
Reichsarbeitsdienst
ableisten musste, in den Werken des Kirchenlehrers
Augustinus
; diese Lekture von Erich Przywara,
Augustinus. Die Gestalt als Gefuge
(Leipzig 1934) brachte ihr manch ?spottische Bemerkung“ ihrer Kameradinnen im Reichsarbeitsdienst ein. In seiner Einleitung stellt Herausgeber Przywara die gesamte abendlandische Geistesgeschichte unter das Vorzeichen von Augustinus, nach der befruchtenden wie auch der gefahrlichen Seite hin. Abschließend geht Przywara auf die innerkatholische Grundspannung Augustinus-
Thomas
ein.
- Eucharistie und Arbeit
; Freiburg, 1917.
- Gottgeheimnis der Welt. Drei Vortrage uber die geistige Krisis der Gegenwart
, Munchen, 1923
- Liebe
; Freiburg, 1924.
- Religionsphilosophie katholischer Theologie
. In:
Handbuch der Philosophie
. Hg. v. A. Baeumler u. M. Schroter, Abteilung II, S. 1?104. 1927
- Ringen der Gegenwart
, 2 Bde. 1929.
- Das Geheimnis Kierkegaards
; Munchen, 1929.
- Gloria. 240 neue religiose Lieder fur Kirche, Schule und Haus. In Verbindung mit Erich Przywara S.J. herausgegeben von
Josef Kreitmaier
S.J.
Die große Mehrzahl der Texte verfasste Przywara.
- In der Auflage von 1931 Erstveroffentlichung des Liedtextes
O großer Konig, Jesu Christ
(mit einer Melodie von Kreitmaier); in einigen Diozesen bekanntes Kirchenlied (z. B. Osnabruck GL 805 mit einer Osnabrucker Melodie)
- Analogia entis
1932
- Christliche Existenz
; Leipzig, 1934.
- Heroisch
; Paderborn/Wien/Zurich, 1936
- Thomas von Aquin, Ignatius von Loyola, Friedrich Nietzsche
.
In:
Zeitschrift fur Aszese und Mystik
11 (1936), 257?295.
- Deus semper maior: Theologie der Exerzitien 1. Anima Christi, Annotationen, Fundament, erste Woche
, Freiburg im Breisgau [u. a.], 1938.
- Deus semper maior: Theologie der Exerzitien 3. Dritte Woche, Vierte Woche, Liebe. Nachwort: Gott in allen Dingen;
Freiburg im Breisgau [u. a.], 1938.
- Deus semper maior: Theologie der Exerzitien 2. Zweite Woche;
Freiburg im Breisgau [u. a.], 1939.
- Crucis Mysterium. Das christliche Heute
, Paderborn 1939.
- Holderlin
, Nurnberg, 1949.
- Alter und Neuer Bund. Theologie der Stunde
; Wien und Munchen, 1956.
- Idee Europa
; Nurnberg, 1956.
- Mensch. Typologische Anthropologie. Erster Band
; Nurnberg, 1959.
- Augustinisch. Ur-Haltung des Geistes
(= Kriterien 17). Johannes Verlag, Einsiedeln 1970.
- Eva-Maria Faber
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