Erdbeben von Neulengbach 1590

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Zeitgenossische Flugschrift uber die Auswirkung des Erdbebens in Wien und Niederosterreich
Schiefer Turm von Frankenstein

Am 15. September 1590 bebte um 18 Uhr und kurz vor Mitternacht im Raum Tullnerfeld, westlich von Wien, die Erde. Es handelte sich um das schwerste bekannte Erdbeben , das Wien und Niederosterreich jemals erlitten haben. Vor 2000 wurde das Beben aufgrund des vermuteten Epizentrums als Erdbeben von Neulengbach bezeichnet. Die moderne Forschung nennt es zutreffender das Beben von Ried am Riederberg oder Erdbeben im Tullnerfeld . Es erreichte eine Epizentralintensitat von 9 Grad EMS-98 . [1] Die Magnitude des Bebens wird auf Starke 6,0 laut Richterskala geschatzt, die Katastrophe kundigte sich schon im Vorfeld mit leichten Vorbeben an. Berichten zufolge war es auch noch von Sachsen bis nach Siebenburgen spurbar, im knapp 300 km entfernten schlesischen Frankenstein (heute: Z?bkowice ?l?skie, Polen) neigte sich ein Glockenturm, heute bekannt als der Schiefe Turm von Frankenstein .

Dieses Erdbeben war relevant fur zahlreiche Diskussionen rund um den Bau des Kernkraftwerkes Zwentendorf , das in der Nahe liegt, und wurde daher naher untersucht.

Schwere Schaden und Todesopfer wurden aus etwa 50 km Umkreis gemeldet:

  • In Wien richtete das Erdbeben starke Schaden an und zog die meisten bekannten Bauwerke in Mitleidenschaft. Es sturzten die Turme der Michaelerkirche und der Schottenkirche zum Teil ein und beschadigten die Kirchendacher. Aus der Rotenthurmstraße , nahe dem Griechenbeisl , wird berichtet ?... Daß das Gasthauß bey der gulden Sonnen eingangen/ die Wirtin/ vnd jre Schwester/ sampt sieben Oberlendischen Kaufleuten verschutt/ die man also todt gefunden“.
  • Eine Quelle berichtet, dass das Beben in Zwentendorf ?… die khurchen dermassen zerschmettert und zerlittert, das man nit darein darf …“
  • Viele Burgen wie Rappoltenkirchen , Unterthurm und Tulbing wurden stark beschadigt oder zerstort.
  • Aus der Kartause Mauerbach wird uberliefert, dass die Gewolbe und der Dachreiter einsturzten, ebenso große Teile der Klosterbauten und die Umfassungsmauer.
  • Rolf Gutdeutsch, Christa Hammerl , Ingeborg Mayer, Karl Vocelka : Erdbeben als historisches Ereignis. Die Rekonstruktion des Bebens von 1590 in Niederosterreich . Springer, Wien / Heidelberg / New York 1987, ISBN 3-5401-8048-6 .
  • Christa Hammerl , Wolfgang Lenhardt: Das Erdbeben von 1590 im Tullner Feld. Poster zur Arbeitstagung der Geologischen Bundesanstalt 2013 ? Melk, Digitalisat (PDF; 541 kB) auf opac.geologie.ac.at.

Einzelnachweise

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  1. Ried am Riederberg 1590. In: zamg.ac.at . Abgerufen am 7. Mai 2021.