Engishiki

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Das Engishiki ( japanisch 延喜式 , Zeremonien aus der Engi-Zeit ) ist eines der fruhen japanischen Gesetzeswerke und zugleich einer der wichtigsten klassischen Texte des Shint? in Japan . Er hat jedoch weniger Bedeutung als das Kojiki und das Nihongi .

Das Engishiki kann als Weiterentwicklung des ritsury? -Systems gesehen werden, bei dem, beginnend mit der Taika-Reform man den Staat nach chinesischen Vorbildern der Tang-Dynastie organisierte.

Entstehung und Inhalt

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Die Zusammenstellung begann im achten Monat des Jahres 905 auf Anweisung des Daigo -Tenn? unter Fujiwara no Tokihira (871?909; 藤原 時平 ). Der Text wurde unter Fujiwara no Tadahira (880?949; 藤原 忠平 ) fertiggestellt. Er besteht aus 50 Schriftrollen und stammt mehrheitlich aus Kompilationen der Jahre 907 bis 915. Komplettiert wurde er im letzten Monat des Jahres 927 dem Herrscher prasentiert. Bis zur In-Kraft-Setzung 967 wurden noch mehrere Anderungen vorgenommen. Er ist ein detailliertes Gesetzbuch, in dem alle Hofzeremonien und das Hofprotokoll festgelegt sind. Am bedeutendsten waren die Anderungen zur Besteuerungsgrundlage. Das nicht mehr effiziente Kopfsteuersystem wurde auf ein Grundsteuersystem umgestellt, dass den Gouverneuren, ahnlich romischen Steuerpachtern, bei der Provinzverwaltung vergleichsweise freie Hand ließ. Die einzelnen Bucher sind so zusammengestellt, dass sie die Struktur der einzelnen Agenturen der Burokratie abbilden (zwei Staatsrate und acht Ministerien): Buch 1?10 sind mit dem Jingikan (Staatsrat fur Kami -Angelegenheiten) befasst. Buch 11?40 decken die Burokratie des Daij?kan (weltlicher Staatsrat) und die bekannten acht Ministerien ab. Die Bucher 41?49 beschreiben andere staatliche Behorden (Polizei, militarische Lagerhauser usw.). Das abschließende Buch 50 enthalt Verschiedenes. Das Engishiki liefert aber auch eine Vielzahl Informationen zum Leben der damaligen Zeit, so werden 10 verschiedene Sake -Sorten beschrieben.

Das alteste uberkommene Exemplar wurde, mit Ausnahme einer Rolle, in der spaten Heian-Zeit transkribiert. Diese 27 Schriftrollen, die alteste und besterhaltene Fassung, sind heute im Nationalmuseum Tokyo aufbewahrt. Sie stammen aus dem Besitz der Familie Kuj? , eines Zweiges des Fujiwara -Klans. Da viele der Rollen auf der Ruckseite alterer Dokumente geschrieben wurden, sind diese Rollen nicht nur in Hinblick auf das Engishiki selbst von großer historischer Bedeutung.

Das Steuersystem der Nara-Zeit [1] hatte sich ab dem fruhen 10. Jahrhundert als untauglich erwiesen, da sich immer mehr Bauern unter den Schutz steuerbefreiter Grundbesitzer (hohen Rangs ) stellten. Die auf regelmaßigen (nach etwa 900 kaum mehr durchgefuhrten) Volkszahlungen und Bevolkerungsregistern basierende Steuerbasis war weggebrochen. Bereits in der fruhen Heian-Zeit waren die Pfrunden fur niedrige Chargen der hofischen Verwaltung gestrichen worden bzw. deren Amtszeit auf vier Jahre begrenzt worden.

Mit der Einfuhrung des Engi-shiki 962 wurde die Steuerbasis vom kopfsteuer- auf ein rein landsteuerbasiertes System umgestellt.

Es gab nur noch zwei Steuerarten kammotsu: Naturalabgaben und Frondienste ( rinji z?yaku ). Die jahrlichen Frondienste wurden auf 30 Tage reduziert, jedoch waren u. a. pro Dorf ( sato ) zwei erwachsene Manner in die Hauptstadt abzuordnen. Beginnend im 11. Jahrhundert wurden auch Frondienste auf Basis des bearbeiteten Landes pro Haushalt und nicht mehr per capita festgesetzt. Den Gouverneuren wurde aufgrund der bebauten Landflache pro Provinz eine abzuliefernde Steuersumme vorgeschrieben. Die Steuerrate fur Reisfelder betrug offiziell weiterhin 1,5 to (12,75 l) pro tan (0,12 ha), jedoch wurden von Gouverneuren teilweise deutlich hohere Satze eingetrieben und zur personlichen Bereicherung benutzt. Dies geschah zum Beispiel auch durch Bezahlung geringerer als vorgeschriebener Preise [2] fur Textilien. In einzelnen Fallen fuhrten Beschwerden der Bewohner zur Abberufung von Gouverneuren. Die bei Missernten [3] und darauffolgenden Hungersnoten ublichen Steuernachlasse wurden ab dem 10. Jahrhundert immer seltener gewahrt. All dies ist ein Zeichen der immer schwacheren Stellung der Zentralverwaltung.

Das Engi-shiki, schrieb bedeutend detaillierter als der Taih?-Kodex Art und Menge andrer Produkte vor, die von den einzelnen Provinzen abzuliefern waren. Diese reichten von Trockenfisch, Salz, Kupfererz und Algen uber Pferde zu speziellen Textilien. Eine weitere Belastung war, dass die Steuern weiterhin auf Kosten der Abgabepflichtigen in der Hauptstadt beim Mimbu-sh? abzuliefern waren. Die Lasten fur Trager (ca. 38 kg) und Packtiere (ca. 105 kg) waren festgelegt. Ursprunglich hatten die Trager fur ihre Verpflegung selbst aufzukommen, spater erhielten sie aus offentlichen Speichern 2 sh? (= 1,7 l) Reis und 2 shaku Salz pro Tag fur den Hin-, die Halfte dessen fur den Ruckweg.

Etwa ein Drittel des Engishiki befasst sich mit Regeln zum Shint? und dem zugehorigen Verwaltungsbehorde Jingikan , der bereits vorher außerhalb der Ritsury?-Burokratie bestanden hatte. Es gehort zu den ersten schriftlichen Ausfuhrungen uber Regeln des Shint?.

Im Engishiki sind Verhaltensregeln, eine Liste aller Staatsgotter des Shint?, detaillierte Anweisungen zur Durchfuhrung nationaler Riten (z. B. den Ablauf einer Kaiserkronung und die Riten zu den Jahreszeiten) und alte Gebete ( norito ) aufgezeichnet. Das Buch gibt zu den einzelnen Anlassen teils sehr detaillierte Angaben zu vorherigen Fastenzeiten, beteiligten Personen, darzubringenden Opfergaben etc.

In dem Werk werden in den Buchern 9 und 10 umfassende Erhebungen und Unterteilungen in Bezug auf das Schrein-System gemacht. In ihm wurde die Gesamtzahl der Schreine auf etwa 30.000 geschatzt. 3.000 davon wurden als kampaisha (Regierungsschrein) oder kansha (Zentralregierungsschrein) klassifiziert, denen damit kaiserliche Opfergaben ( kampei ) durch das Shint?-Amt am Fruhlings-Gebetsfest ( toshigoi no matsuri ) zukamen. Ahnliche, von staatlicher Seite verpflichtende Opfergaben ( kokuhei ) existierten bereits seit 798 fur die großen Schreine der Provinzen (spater National-Schreine bzw. Volks-Schreine ( kokuheisha )) und die Gouverneure der Provinzen.

Es ist fraglich, ob die Vorschriften in dieser Detailtreue tatsachlich eingehalten wurden oder ob es sich eher um eine Idealvorstellung handelte, der man nur in den großen Schreinen nahekam, jedoch haben Ausgrabungen auch detaillierte Anweisungen auf lokaler Ebene zu Tage gebracht. [4]

Uber den in dieser Zeit auch bei Hofe schon verbreiteten Buddhismus finden sich in dem Werk keine Ausfuhrungen. Im Gegenteil: fur bei Hofe ubliche buddhistische Begriffe werden alternative Begriffe vorgeschlagen, so dass das Werk eher als traditionell-shint?istisch angesehen werden kann.

Ubersetzungen:

  • Bock, Felicia Gressitt; Engishiki procedures of the Engi Era; Tokyo 1970 - (Sophia Univ.), 3 Bde.; "A Monumenta Nipponica Monograph"
  • Bock, Felicia Gressitt; Classical learning and taoist practices in Early Japan: with a translation of books XVI and XX of the Engi-Shiki; Tempe, Arizona 1985 (Center for Asian Studies); ISBN 0-939252-13-9
  • Philippi, Donald L.; Norito: a translation of the ancient Japanese ritual prayers; Princeton, NJ 1990 (Princeton Univ. Press), ISBN 0-691-01489-2
  1. Siehe: Ritsury? , Steuerarten
  2. in Reis. Mit Einstellung der Pragung von Scheidemunzen im 9. Jahrhundert kehrte Japan bis etwa 1200 fast vollstandig zur Tauschwirtschaft zuruck.
  3. die zwischen 900 und 1100 haufiger auftraten. Ursache war das nachweislich warmere Weltklima (durchschnittlich + 1,6 °C uber dem Wert von 1970) wahrend der Heian-Zeit und die durch verstarkte Abholzung der Bergwalder verursachte Erosion nach 800 (Farris, Famine, Climate, and Farming ...; )
  4. Farris, W.; Famine, Climate, and Farming in Japan; in: Adolphson, M. et al.; Heian Japan ..., Honolulu 2007, ISBN 978-0-8248-3013-7 ; Jap. Orig. in: Hakkutsu sareta Nippon rett?, S. 51