Emiliano Fittipaldi
(geboren am
13. November
1974
in
Neapel
) ist ein
italienischer
investigativer
Journalist
und
Buchautor
. Er ist einer der Protagonisten im Skandal
Vatileaks 2.0
und stand dafur im
Vatikanstaat
vor Gericht.
Fittipaldi studierte
Moderne Literatur
an der
Universitat Neapel Federico II
und absolvierte seinen Master an der Business School der
Libera Universita Internazionale degli Studi Sociali
in Rom. Danach war er fur die Mailander Tageszeitung
Il Corriere della Sera
tatig, wechselte spater zu
Il Mattino
, der sechstgroßten Tageszeitung Italiens. Seit 2007 ist er Redakteur des Nachrichtenmagazins
L’Espresso
. Seine Arbeit gilt insbesondere korrupten Politikern, Finanzskandalen und Kriminalitat jeder Art. Sein Blog tragt den Namen
Senza zucchero
(deutsch:
Ohne Zucker
).
[1]
Er stellte fallweise auch Texte dem Online-Portal
Informazione Sostenibile
zur Verfugung.
[2]
In seinen Buchern, erschienen bei Feltrinelli und Rizzoli, kritisiert Fittipaldi die bedenkenlose Umweltvergiftung zahlreicher Regionen Italiens, die finanziellen Machenschaften des Vatikanstaates, aber auch ? gemeinsam mit
Tommaso Cerno
? die Praktiken der eigenen Profession, mit Hilfe journalistischer Attacken unliebsame Reprasentanten zu diskreditieren.
Anfang November 2015 erschien das Buch
Avarizia
(deutsch:
Geiz
), in dem Fittipaldi finanzielle Missstande im
Vatikanstaat
aufdeckte ? unter Nutzung vertraulicher Quellen insbesondere der von
Papst Franziskus
eingesetzten Wirtschaftsprufungskommission
COSEA
. Die
Kathpress
bezeichnete Fittipaldis Buch und das zeitgleich erschienene Buch
Via Crucis
von
Gianluigi Nuzzi
als ?Skandalbucher“.
Federico Lombardi
, der Sprecher des Vatikans, kritisierte ?die Frucht eines schwerwiegenden Verrats jenes Vertrauens“, das Papst Franziskus gewahrt habe. Laut kath.net listet Fittipaldi ?angeblich ?uberflussige Ausgaben‘ des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariats auf.“ Die Kurienbehorde habe ?Hunderttausende Euro fur Business-Class-Fluge, maßgeschneiderte Kleidung, wertvolles Mobiliar und 4.600 Euro fur den Unterschrank eines Waschbeckens“ ausgegeben. Daruber hinaus sollen fur wohltatige Zwecke bestimmte Gelder von der
Romischen Kurie
zweckentfremdet worden sein.
[3]
Seit 24. November 2015 musste sich Fittipaldi vor dem Gerichtshof des
Vatikanstaats
wegen der Veroffentlichung von Geheimdokumenten verantworten.
[4]
Mit waren angeklagt: der Journalist
Gianluigi Nuzzi
, der spanische Pralat
Lucio Angel Vallejo Balda
, der seit Anfang November 2015 im Vatikan in Untersuchungshaft saß, und die PR-Agentin
Francesca Immacolata Chaouqui
(beide waren Mitglieder der von
Papst Franziskus
eingesetzten Wirtschaftsprufungskommission COSEA) sowie Nicola Maio, ein Mitarbeiter der COSEA.
[5]
Wahrend Nuzzi den Prozess als ?kafkaesk und absurd“ bezeichnete, betonte Fittipaldi, dass er nicht der Verleumdung oder der Luge, sondern der Veroffentlichung von Informationen beschuldigt werde, was seiner Auffassung nach ein universales Menschenrecht darstelle. Am 7. Juli 2016 sprach ihn die zustandige Strafkammer
frei
. Die Staatsanwaltschaft hatte bei Fittipaldi ebenfalls auf Freispruch aus Mangel an Beweisen pladiert, fur die ubrigen vier aber Haftstrafen beantragt.
[6]
- mit
Dario Di Vico
:
Profondo Italia
. Rizzoli, Mailand 2004.
- Cosi ci uccidono: storie, affari e segreti dell'Italia dei veleni
. Rizzoli, Mailand 2009,
ISBN 978-88-58-61911-7
. [Wie sie uns umbringen]
- mit
Tommaso Cerno
:
La macchina del fango. Come funziona il sistema della disinformazione italiana
. Feltrinelli, Mailand 2011,
ISBN 978-88-07172-17-5
. [Die Schlammmaschine]
- Avarizia: i documenti segreti sull'impero economico del Vaticano
. Feltrinelli, Mailand 2015,
ISBN 978-88-07-17298-4
. [Habsucht]
- Avarizia: le carte che svelano ricchezza, scandali e segreti della Chiesa di Francesco
. Feltrinelli, Mailand 2015.
- ↑
L’Espresso
:
Senza zucchero
, Blog von Emiliano Fittipaldi, abgerufen am 26. November 2015
- ↑
Informazione sostenibile
, abgerufen am 26. November 2015
- ↑
kath.net:
Skandalbucher von Nuzzi und Fittipaldi vorgestellt: Vatikankritik
, 4. November 2015
- ↑
Comunicato della Sala Stampa della Santa Sede, 21.11.2015
- ↑
Der Standard
,
Vatileaks-Skandal: Prozess gegen funf Angeklagte vertagt
, 24. November 2015
- ↑
Vatileaks-Prozess: Priester zu 18 Monaten Haft verurteilt.
Spiegel Online, 7. Juli 2016, abgerufen am gleichen Tage.