Eilzug
, abgekurzt
E
, ist eine
Zuggattung
im
Eisenbahnverkehr
verschiedener Lander, die mittlerweile weitgehend durch andere Bezeichnungen ersetzt wurde. Mit
Triebwagen
gefuhrte Eilzuge wurden in Deutschland fruher als Zuggattung
Eiltriebwagen
bezeichnet, abgekurzt
Et
.
Eilzuge wurden 1902 in
Bayern
, 1907 in
Preußen
[1]
und 1908 in
Sachsen
als Bezeichnung fur
zuschlagpflichtige
, uber geringere Entfernungen verkehrende
Schnellzuge
eingefuhrt, die im Gegensatz zu den
D-Zugen
nicht aus
Durchgangswagen
mit Faltenbalgubergangen, sondern in der Regel aus Drehgestell-
Abteilwagen
gebildet wurden. Diese fuhrten zunachst die damalige erste, zweite und dritte
Wagenklasse
, seit etwa 1919 nur mehr die zweite bzw. dritte Wagenklasse.
Es handelte sich dabei um Zuge, die zwischen Schnellzugen und
Personenzugen
angesiedelt waren. Teilweise waren Eilzuge auf Teilstrecken des Zuglaufs auch als
Nahschnellverkehrszug
unterwegs.
[2]
Die Eilzuge sollten Zubringerfunktionen auf
Hauptbahnen
abseits der großen Verkehrsstrome erfullen, und
Klein-
sowie
Mittelstadte
untereinander und mit
Großstadten
verbinden. Bis zum
Fahrplanwechsel
am 7. Oktober 1928 erfullten diese Zwecke neben den Eilzugen zumeist zuschlagfreie
beschleunigte Personenzuge
, die meist aus alteren Personenwagen der Landerbauarten gebildet wurden. Ab diesem Datum begann die systematische Einfuhrung von Eilzugen mit einheitlichen, neu konstruierten
Eilzugwagen
. Zudem wurde ein Zuschlag in der Hohe des halben Schnellzugzuschlages zum Fahrpreis erhoben. Dieser wurde 1956 bei der
Deutschen Bundesbahn
und erst 1991 bei der
Deutschen Reichsbahn
abgeschafft. Langlaufende Eilzuge wurden zeitweise als
Ferneilzuge
bezeichnet, diese waren anhand niedriger
Zugnummern
erkennbar.
Einhergehend mit der Abschaffung der vierten Wagenklasse und Einfuhrung der Zuschlagpflicht wurden durch die
Deutsche Reichsbahn Gesellschaft
Uberlegungen zur Komfortsteigerung angestellt. Daraus entstanden die Eilzugwagen der Einheitsbauarten, die von der nachmaligen Deutschen Bundesbahn in die
Verwendungsgruppen
30, 36 und 44 eingeordnet wurden. Charakteristisch fur die Vorkriegseilzugwagen der Verwendungsgruppen 30 und 36 waren die offen ausgefuhrten und nur mit Scherengittern gesicherten Wagenubergange, die von den Reisenden nicht genutzt werden durften. Erst mit den wahrend des
Zweiten Weltkrieges
beschafften Wagen der spateren DB-Verwendungsgruppe 44 erhielten auch Eilzugwagen Wagenubergange mit Faltenbalgen. In der
Nachkriegszeit
wurde der Wagenpark fur Eilzuge durch die Fahrzeuge der Verwendungsgruppe 52 erganzt. Diese so genannten
Mitteleinstiegswagen
wurden vor allem in
Stadteschnellverkehrszugen
(S), die zuschlagfrei waren, eingesetzt. Ab 1959 kamen schließlich
n-Wagen
(Silberlinge) dazu, außerdem liefen altere Schnellzugwagen ihre letzten Jahre im Eilzugdienst.
Charakteristisch fur langlaufende Eilzuge war die homogene Bildung aus Wagen einer oder zwei Verwendungsgruppen sowie das Fuhren von
Kurswagen
aus und nach Schnellzugen. In den 1960er Jahren differenzierte sich bei der Deutschen Bundesbahn das Angebot. Es gab Eilzuge, die uber Nebenstrecken verkehrten und ausgesprochene
Fernverkehrsaufgaben
hatten ? umgangssprachlich ?
Heckeneilzug
“ genannt ? und so genannte Bezirkseilzuge, die dem dichten
Nahverkehr
in
Ballungsraumen
dienten. Auch Schnellzuge der DB, die bis 1982 zuschlagpflichtig waren, fuhren abschnittsweise, insbesondere nahe dem Start-/Zielbahnhof als Eilzug. Beispiele hierfur sind die D 564 und D 895
Saarbrucken
?
Munchen
, die uber die
Bahnstrecke Landau?Rohrbach
verkehrten und westlich von
Karlsruhe
als Eilzug eingestuft waren. Auch der internationale Schnellzug
Donaukurier
D 222 fuhr von
Wien
kommend zwischen
Koln
und
Dortmund
Anfang der 1980er Jahre als Eilzug. Daruber hinaus verkehrten ab 1982 viele Eilzuge, die aus
Schnellzugwagen
gebildet wurden, als zuschlagfreie Schnellzuge, so auf der
Eifelstrecke
. In den 1970er Jahren fuhren zudem einige Eilzuge auf Linien, die eigentlich der Zuggattung
Schnellzug des Intercity-Erganzungssystems
(DC) zugeordnet waren.
Bei der
Deutschen Reichsbahn
hing es von der befahrenen Strecke und ihrem Ausbauzustand ab, ob die schnellfahrenden Reisezuge als Schnell- oder Eilzug verkehrten. Beispielsweise wurde die Strecke
Leipzig?Dresden
mit Schnellzugen bedient, auf der etwas langeren Strecke
Leipzig?Cottbus
wurden dagegen fast ausschließlich Eilzuge gefahren. Verkehrten auf typischen Eilzugstrecken langlaufende, teilweise internationale Schnellzuge, behielten sie diese Zuggattung in der Regel durchgehend. Ein Beispiel war das Zugpaar 456/457 Frankfurt (Oder)?Frankfurt (Main) uber Leipzig und Cottbus.
Die Zugbildung unterschied sich kaum, ab dem Ende der 1960er Jahre bestanden Binnenverkehrseil- wie Schnellzuge in der Hauptsache aus vierachsigen
Rekowagen
, in Zugmitte durch einen oder zwei
Modernisierungswagen
fur die erste Klasse und Sonderabteile erganzt. Auf Strecken wie Pasewalk?Neubrandenburg?Gustrow verkehrten auch Eilzuge ohne erste Klasse, die nur aus vierachsigen Rekowagen gebildet waren. Die funfteiligen Doppelstockgliederzuge der Bauart 1957 liefen ebenfalls in Eilzugplanen. Mit der Lieferung der
Halberstadter Mitteleinstieg-
und
Seitengangwagen
wanderten auch die Modernisierungs- und zuletzt
B- und Y-Wagen
in den Eilzugdienst ab.
Nachdem schon ab 1987 bestimmte Eilzuge als
Regionalschnellbahn
(RSB) fuhren, schaffte die
Deutsche Bahn AG
Eilzuge zum 1. Januar 1995 vollstandig ab. Sie wurden weitgehend durch die Zuggattung
Regional-Express
(RE) ersetzt, bestimmte Zuglaufe in Ballungsraumen durch
Stadt-Expresse
(SE). Durch die Regionalisierung des offentlich bestellten Nahverkehrs wurden vielfach ehemals lange Eilzuglaufe an Landesgrenzen gebrochen. Jedoch setzte die Deutsche Bahn zum
Kirchentag 2017
und zum 500-jahrigen
Reformationsjubilaum
erneut Eilzuge als Shuttle-Zubringer nach
Lutherstadt Wittenberg
ein.
[3]
Ferner setzt auch die
Albtal-Verkehrs-Gesellschaft
(AVG) auf einigen ihrer Strecken Eilzuge ein. Diese verkehren zum Beispiel auf der
Albtalbahn
, der
Bahnstrecke Busenbach?Ittersbach
, der
Hardtbahn
, der
Kraichgaubahn
sowie der
Murgtalbahn
als S-Bahn-Eilzug des
Karlsruher Stadtbahnnetzes
und passieren dort zahlreiche Stationen ohne Halt.
Ebenso setzte auch die
Oberrheinische Eisenbahn-Gesellschaft
(OEG) auf ihren Schmalspurstrecken rund um Mannheim und Heidelberg fruher Eilzuge ein, sie waren im
Kursbuch
mit einer
Raute
gekennzeichnet.
[4]
Ab den spaten 1970er Jahren richtete die Deutsche Bundesbahn aus Rationalisierungsgrunden außerhalb von Ballungsgebieten vielerorts das sogenannte
eilzugmaßige Fahren
ein, auch
eilzugmaßiger Betrieb
oder
eilzugmaßige Bedienung
genannt. Parallel zur Stilllegung zahlreicher Nebenbahnen wurden dabei auf vielen Hauptbahnen weniger frequentierte Stationen dauerhaft aufgelassen und ersatzweise durch
Bahnbusse
bedient. Somit konnten dort die
Nahverkehrszuge
(N) entfallen, die Eilzuge waren auf diesen Abschnitten fortan einzige Zuggattung im Schienenpersonennahverkehr, oder ? falls kein Fernverkehr vorhanden ? einzige Zuggattung im Personenverkehr uberhaupt. Im Gegenzug ubernahmen sie die Bedienung einzelner Bahnhofe und Haltepunkte, an denen zuvor nur Nahverkehrszuge hielten.
In
Osterreich
gab es bis zum 9. Dezember 2006 die Zuggattung
Eilzug
. Osterreichische Eilzuge fuhrten meistens nur die zweite
Wagenklasse
. Eilzuge mit erster Klasse, die auch Fernverkehrsaufgaben wahrnahmen, wurden als
Sprinter
bezeichnet. Seit dem 10. Dezember 2006 wurden auch in Osterreich die Bezeichnungen
Eilzug
und
Sprinter
zu Gunsten von
Regional-Express
aufgegeben.
Auch in der
Schweiz
wurde der Begriff
Eilzug
(in der
Westschweiz
semi-direct
) fur die Zugkategorie zwischen Schnellzug und Personenzug (mit Halt auf allen Stationen) verwendet. Dabei konnte es sich sowohl um beschleunigte Personenzuge als auch um Schnellzuge mit mehr Halten und Fuhrung zum Teil uber Nebenstrecken handeln. Viele Eilzuge verschwanden mit der Systematisierung des Fahrplans, beispielsweise
St.?Gallen
?
Rapperswil
?
Zurich
, oder mit der Konzentration des Angebotes, zum Beispiel
Winterthur
?
Bulach
?
Bad?Zurzach
?
Basel
. Andere Eilzuglaufe wie der
Voralpen-Express
wurden zu touristischen Zugen; weitere fahren heute als beschleunigte
S-Bahn
, zum Beispiel die S44 der
S-Bahn Bern
. Die ubrigen Eilzuge wurden meist zu
RegioExpress
-Zugen umgewandelt. Die
Forchbahn
bezeichnete ihre beschleunigten Kurse in den Hauptverkehrszeiten noch bis in die 2010er Jahre hinein als Eilzuge, spricht heute aber von Schnellzugen.
In
Tschechien
sind Eilzuge (?Sp??ny vlak“, Kurzel:
Sp
) Personenzuge, die zugunsten einer hoheren Reisegeschwindigkeit nicht an allen Bahnhofen halten. Sie verkehren meist nur zu Zeiten hoheren Verkehrsaufkommens, etwa im
Berufs-
oder Ausflugsverkehr. Im Regionalverkehrssystem
Esko v Moravskoslezskem kraji
gibt es auch eine im Stundentakt verkehrende Linie. Zudem werden auch die grenzuberschreitenden deutschen Regional-Express-Zuge der Linie
Dresden
?
Liberec
(?
Tanvald
) sowie grenzuberschreitenden osterreichische
Regionalexpress
-Linie
Ceske Velenice?
Gmund NO
?
Wien FJB
in Tschechien als Eilzug gefuhrt.
- ↑
Eisenbahn-Directionsbezirk Mainz (Hg.):
Amtsblatt der Koniglich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz
vom 16. Marz 1907, Nr. 13. Bekanntmachung Nr. 145, S. 160.
- ↑
Zuggattungen im Personenverkehr
auf db58.de, abgerufen am 17. April 2021
- ↑
Hauptbahnhof Lutherstadt Wittenberg - 500 Jahre Reformation.
Abgerufen am 27. Mai 2017
.
- ↑
Kursbuch 1944/45, Tabelle 302 g