Eilzug

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Historischer Eilzug-Zuschlag der Deutschen Bundesbahn, ausgegeben vor der Klassenreform des Jahres 1956

Eilzug , abgekurzt E , ist eine Zuggattung im Eisenbahnverkehr verschiedener Lander, die mittlerweile weitgehend durch andere Bezeichnungen ersetzt wurde. Mit Triebwagen gefuhrte Eilzuge wurden in Deutschland fruher als Zuggattung Eiltriebwagen bezeichnet, abgekurzt Et .

Ellok der Reihe 110.2 mit einem aus verschiedenen m-Wagen gebildeten Eilzug auf der Frankenbahn in Nordheim (Juni 1993)

Eilzuge wurden 1902 in Bayern , 1907 in Preußen [1] und 1908 in Sachsen als Bezeichnung fur zuschlagpflichtige , uber geringere Entfernungen verkehrende Schnellzuge eingefuhrt, die im Gegensatz zu den D-Zugen nicht aus Durchgangswagen mit Faltenbalgubergangen, sondern in der Regel aus Drehgestell- Abteilwagen gebildet wurden. Diese fuhrten zunachst die damalige erste, zweite und dritte Wagenklasse , seit etwa 1919 nur mehr die zweite bzw. dritte Wagenklasse.

Es handelte sich dabei um Zuge, die zwischen Schnellzugen und Personenzugen angesiedelt waren. Teilweise waren Eilzuge auf Teilstrecken des Zuglaufs auch als Nahschnellverkehrszug unterwegs. [2] Die Eilzuge sollten Zubringerfunktionen auf Hauptbahnen abseits der großen Verkehrsstrome erfullen, und Klein- sowie Mittelstadte untereinander und mit Großstadten verbinden. Bis zum Fahrplanwechsel am 7. Oktober 1928 erfullten diese Zwecke neben den Eilzugen zumeist zuschlagfreie beschleunigte Personenzuge , die meist aus alteren Personenwagen der Landerbauarten gebildet wurden. Ab diesem Datum begann die systematische Einfuhrung von Eilzugen mit einheitlichen, neu konstruierten Eilzugwagen . Zudem wurde ein Zuschlag in der Hohe des halben Schnellzugzuschlages zum Fahrpreis erhoben. Dieser wurde 1956 bei der Deutschen Bundesbahn und erst 1991 bei der Deutschen Reichsbahn abgeschafft. Langlaufende Eilzuge wurden zeitweise als Ferneilzuge bezeichnet, diese waren anhand niedriger Zugnummern erkennbar.

DR-Eilzugwagen Bye655, gebaut 1930?1932, mit je zwei Einstiegsturen an jedem Wagenende

Einhergehend mit der Abschaffung der vierten Wagenklasse und Einfuhrung der Zuschlagpflicht wurden durch die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft Uberlegungen zur Komfortsteigerung angestellt. Daraus entstanden die Eilzugwagen der Einheitsbauarten, die von der nachmaligen Deutschen Bundesbahn in die Verwendungsgruppen 30, 36 und 44 eingeordnet wurden. Charakteristisch fur die Vorkriegseilzugwagen der Verwendungsgruppen 30 und 36 waren die offen ausgefuhrten und nur mit Scherengittern gesicherten Wagenubergange, die von den Reisenden nicht genutzt werden durften. Erst mit den wahrend des Zweiten Weltkrieges beschafften Wagen der spateren DB-Verwendungsgruppe 44 erhielten auch Eilzugwagen Wagenubergange mit Faltenbalgen. In der Nachkriegszeit wurde der Wagenpark fur Eilzuge durch die Fahrzeuge der Verwendungsgruppe 52 erganzt. Diese so genannten Mitteleinstiegswagen wurden vor allem in Stadteschnellverkehrszugen (S), die zuschlagfrei waren, eingesetzt. Ab 1959 kamen schließlich n-Wagen (Silberlinge) dazu, außerdem liefen altere Schnellzugwagen ihre letzten Jahre im Eilzugdienst.

Stadtbahn -Eilzug der AVG auf der Kraichgaubahn
Ein Eilzug der Straßenbahn Freiburg im Breisgau anlasslich eines Fußballspiels des SC Freiburg

Charakteristisch fur langlaufende Eilzuge war die homogene Bildung aus Wagen einer oder zwei Verwendungsgruppen sowie das Fuhren von Kurswagen aus und nach Schnellzugen. In den 1960er Jahren differenzierte sich bei der Deutschen Bundesbahn das Angebot. Es gab Eilzuge, die uber Nebenstrecken verkehrten und ausgesprochene Fernverkehrsaufgaben hatten ? umgangssprachlich ? Heckeneilzug “ genannt ? und so genannte Bezirkseilzuge, die dem dichten Nahverkehr in Ballungsraumen dienten. Auch Schnellzuge der DB, die bis 1982 zuschlagpflichtig waren, fuhren abschnittsweise, insbesondere nahe dem Start-/Zielbahnhof als Eilzug. Beispiele hierfur sind die D 564 und D 895 Saarbrucken ? Munchen , die uber die Bahnstrecke Landau?Rohrbach verkehrten und westlich von Karlsruhe als Eilzug eingestuft waren. Auch der internationale Schnellzug Donaukurier D 222 fuhr von Wien kommend zwischen Koln und Dortmund Anfang der 1980er Jahre als Eilzug. Daruber hinaus verkehrten ab 1982 viele Eilzuge, die aus Schnellzugwagen gebildet wurden, als zuschlagfreie Schnellzuge, so auf der Eifelstrecke . In den 1970er Jahren fuhren zudem einige Eilzuge auf Linien, die eigentlich der Zuggattung Schnellzug des Intercity-Erganzungssystems (DC) zugeordnet waren.

Bei der Deutschen Reichsbahn hing es von der befahrenen Strecke und ihrem Ausbauzustand ab, ob die schnellfahrenden Reisezuge als Schnell- oder Eilzug verkehrten. Beispielsweise wurde die Strecke Leipzig?Dresden mit Schnellzugen bedient, auf der etwas langeren Strecke Leipzig?Cottbus wurden dagegen fast ausschließlich Eilzuge gefahren. Verkehrten auf typischen Eilzugstrecken langlaufende, teilweise internationale Schnellzuge, behielten sie diese Zuggattung in der Regel durchgehend. Ein Beispiel war das Zugpaar 456/457 Frankfurt (Oder)?Frankfurt (Main) uber Leipzig und Cottbus.

Die Zugbildung unterschied sich kaum, ab dem Ende der 1960er Jahre bestanden Binnenverkehrseil- wie Schnellzuge in der Hauptsache aus vierachsigen Rekowagen , in Zugmitte durch einen oder zwei Modernisierungswagen fur die erste Klasse und Sonderabteile erganzt. Auf Strecken wie Pasewalk?Neubrandenburg?Gustrow verkehrten auch Eilzuge ohne erste Klasse, die nur aus vierachsigen Rekowagen gebildet waren. Die funfteiligen Doppelstockgliederzuge der Bauart 1957 liefen ebenfalls in Eilzugplanen. Mit der Lieferung der Halberstadter Mitteleinstieg- und Seitengangwagen wanderten auch die Modernisierungs- und zuletzt B- und Y-Wagen in den Eilzugdienst ab.

Nachdem schon ab 1987 bestimmte Eilzuge als Regionalschnellbahn (RSB) fuhren, schaffte die Deutsche Bahn AG Eilzuge zum 1. Januar 1995 vollstandig ab. Sie wurden weitgehend durch die Zuggattung Regional-Express (RE) ersetzt, bestimmte Zuglaufe in Ballungsraumen durch Stadt-Expresse (SE). Durch die Regionalisierung des offentlich bestellten Nahverkehrs wurden vielfach ehemals lange Eilzuglaufe an Landesgrenzen gebrochen. Jedoch setzte die Deutsche Bahn zum Kirchentag 2017 und zum 500-jahrigen Reformationsjubilaum erneut Eilzuge als Shuttle-Zubringer nach Lutherstadt Wittenberg ein. [3]

Ferner setzt auch die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) auf einigen ihrer Strecken Eilzuge ein. Diese verkehren zum Beispiel auf der Albtalbahn , der Bahnstrecke Busenbach?Ittersbach , der Hardtbahn , der Kraichgaubahn sowie der Murgtalbahn als S-Bahn-Eilzug des Karlsruher Stadtbahnnetzes und passieren dort zahlreiche Stationen ohne Halt.

Ebenso setzte auch die Oberrheinische Eisenbahn-Gesellschaft (OEG) auf ihren Schmalspurstrecken rund um Mannheim und Heidelberg fruher Eilzuge ein, sie waren im Kursbuch mit einer Raute gekennzeichnet. [4]

Eilzugmaßiges Fahren

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Ab den spaten 1970er Jahren richtete die Deutsche Bundesbahn aus Rationalisierungsgrunden außerhalb von Ballungsgebieten vielerorts das sogenannte eilzugmaßige Fahren ein, auch eilzugmaßiger Betrieb oder eilzugmaßige Bedienung genannt. Parallel zur Stilllegung zahlreicher Nebenbahnen wurden dabei auf vielen Hauptbahnen weniger frequentierte Stationen dauerhaft aufgelassen und ersatzweise durch Bahnbusse bedient. Somit konnten dort die Nahverkehrszuge (N) entfallen, die Eilzuge waren auf diesen Abschnitten fortan einzige Zuggattung im Schienenpersonennahverkehr, oder ? falls kein Fernverkehr vorhanden ? einzige Zuggattung im Personenverkehr uberhaupt. Im Gegenzug ubernahmen sie die Bedienung einzelner Bahnhofe und Haltepunkte, an denen zuvor nur Nahverkehrszuge hielten.

In Osterreich gab es bis zum 9. Dezember 2006 die Zuggattung Eilzug . Osterreichische Eilzuge fuhrten meistens nur die zweite Wagenklasse . Eilzuge mit erster Klasse, die auch Fernverkehrsaufgaben wahrnahmen, wurden als Sprinter bezeichnet. Seit dem 10. Dezember 2006 wurden auch in Osterreich die Bezeichnungen Eilzug und Sprinter zu Gunsten von Regional-Express aufgegeben.

Auch in der Schweiz wurde der Begriff Eilzug (in der Westschweiz semi-direct ) fur die Zugkategorie zwischen Schnellzug und Personenzug (mit Halt auf allen Stationen) verwendet. Dabei konnte es sich sowohl um beschleunigte Personenzuge als auch um Schnellzuge mit mehr Halten und Fuhrung zum Teil uber Nebenstrecken handeln. Viele Eilzuge verschwanden mit der Systematisierung des Fahrplans, beispielsweise St.?Gallen ? Rapperswil ? Zurich , oder mit der Konzentration des Angebotes, zum Beispiel Winterthur ? Bulach ? Bad?Zurzach ? Basel . Andere Eilzuglaufe wie der Voralpen-Express wurden zu touristischen Zugen; weitere fahren heute als beschleunigte S-Bahn , zum Beispiel die S44 der S-Bahn Bern . Die ubrigen Eilzuge wurden meist zu RegioExpress -Zugen umgewandelt. Die Forchbahn bezeichnete ihre beschleunigten Kurse in den Hauptverkehrszeiten noch bis in die 2010er Jahre hinein als Eilzuge, spricht heute aber von Schnellzugen.

In Tschechien sind Eilzuge (?Sp??ny vlak“, Kurzel: Sp ) Personenzuge, die zugunsten einer hoheren Reisegeschwindigkeit nicht an allen Bahnhofen halten. Sie verkehren meist nur zu Zeiten hoheren Verkehrsaufkommens, etwa im Berufs- oder Ausflugsverkehr. Im Regionalverkehrssystem Esko v Moravskoslezskem kraji gibt es auch eine im Stundentakt verkehrende Linie. Zudem werden auch die grenzuberschreitenden deutschen Regional-Express-Zuge der Linie Dresden ? Liberec (? Tanvald ) sowie grenzuberschreitenden osterreichische Regionalexpress -Linie Ceske Velenice? Gmund NO ? Wien FJB in Tschechien als Eilzug gefuhrt.

Wiktionary: Eilzug  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Eisenbahn-Directionsbezirk Mainz (Hg.): Amtsblatt der Koniglich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 16. Marz 1907, Nr. 13. Bekanntmachung Nr. 145, S. 160.
  2. Zuggattungen im Personenverkehr auf db58.de, abgerufen am 17. April 2021
  3. Hauptbahnhof Lutherstadt Wittenberg - 500 Jahre Reformation. Abgerufen am 27. Mai 2017 .
  4. Kursbuch 1944/45, Tabelle 302 g