Eidgenossische Forschungsanstalt fur Wald, Schnee und Landschaft

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Eidgenossische Technische Hochschulen und Forschungsanstalten
Ecoles polytechniques federales
Politecnici federali
Scolas politecnicas federalas

Ordentliches Budget 2024 (CHF Mio.) [1]


ETH-Bereich

2'748


Hochschulen


1'366
742


Forschungsanstalten


328
63
117
64

Die Eidgenossische Forschungsanstalt fur Wald, Schnee und Landschaft WSL (kurz WSL , franzosisch Institut federal de recherches sur la foret, la neige et le paysage WSL , italienisch Istituto federale di ricerca per la foresta, la neve e il paesaggio WSL , englisch Swiss Federal Institute for Forest, Snow and Landscape Research WSL ) forscht losungsorientiert zu Wald, Landschaft, Biodiversitat, Naturgefahren sowie Schnee und Eis in einer Welt im Wandel. Als Forschungsinstitut des Bundes und Teil des ETH-Bereichs verpflichtet sie sich der Exzellenz in Forschung und Umsetzung. [2]

Ende 2024 beschaftigte die WSL rund 650 Mitarbeitende. [3] Neben dem Hauptsitz in Birmensdorf und dem SLF in Davos betreibt sie seit 1991 Aussenstellen in Lausanne und Cadenazzo sowie seit 1996 in Sitten . [4]

Die WSL ist Teil der Forschungsanstalten des ETH-Bereichs. Diese haben folgenden Auftrag:

  • Sie forschen in ihrem Aufgabenbereich und erbringen wissenschaftliche und technische Dienstleistungen
  • Sie stehen nach ihren Moglichkeiten Hochschulen fur Lehre und Forschung zur Verfugung [5]

Die WSL ist in der nachhaltigen Raumentwicklung, insbesondere der Entwicklung im Berggebiet und im Ballungsraum, in folgenden Fachgebieten tatig:

  • Landschaftsforschung
  • Waldokologie und Waldmanagement
  • Naturgefahren und integrales Risikomanagement
  • Schnee, Eis und Lawinen sowie Permafrost [6]

Neben ihrem Forschungsauftrag hat die WSL vier vom Bund ubertragene Aufgaben:

  • Die WSL erhebt zusammen mit dem Bundesamt fur Umwelt die Grundlagendaten fur das Landesforstinventar LFI und im Forschungsprogramm Langfristige Waldokosystem?Forschung Langfristige Waldokosystem-Forschung-Daten uber die Belastungen der Waldokosysteme [7]
  • Das zur WSL gehorende SLF sichert den Lawinenwarndienst in der Schweiz und warnt die Offentlichkeit vor Lawinengefahren [8]
  • Sie betreibt die Fachstelle Waldgesundheit Schweiz [9]
  • Sie sichert die wissenschaftlich-technische Betreuung des forstlichen Pflanzenschutzes [9]

Zur Erfullung ihrer Aufgaben hat die WSL funf Kernthemen, die ihr langfristig gultige Tatigkeitsfeld umschreibt, sowie vier Entwicklungsschwerpunkte fur die Jahre bis 2035 definiert. [10]

Die WSL wurde 1885 als Schweizerische Centralanstalt fur das forstliche Versuchswesen auf Anregung des Eidgenossischen Forstinspektors Johann Wilhelm Coaz und des ETH-Professors Elias Landolt gegrundet [11] und 1933 in Eidgenossische Anstalt fur das forstliche Versuchswesen (EAFV) umbenannt. [12] Sie hat ≪den Zweck, durch wissenschaftliche Versuche, Untersuchungen und Beobachtungen der Forstwirtschaft in ihrem vollsten Umfang sichere Grundlagen zu verschaffen und zur Losung wichtiger forstmeteorologischer Fragen beizutragen≫. [13]

Ursprunglich lag der Fokus auf der Wiederherstellung und dem Schutz des stark ubernutzten Schweizer Waldes. Auf 1. Januar 1888 wurden im land- und forstwirtschaftlichen Gebaude [des Polytechnikums] unbenutzten drei Zimmer im Dachraume provisorisch zu Arbeitszimmer eingerichtet. 1889 zog die Centralanstalt in das Physikgebaude. Sie fuhrte vor allem Zuwachsuntersuchungen durch. Philipp Flury, damals technischer Adjunkt, begann, ein ertragskundliches Versuchsnetz aufzubauen. Zur Jahrhundertwende umfasste dieses 460 Flachen. In Adlisberg pachtete die Anstalt 1888 von der Forstverwaltung der Stadt Zurich ein Areal von 1 ha, um einen Versuchsgarten einzurichten, der bis 1952 im Einsatz blieb.

1892 grundete die Centralanstalt zusammen mit Partnern aus Deutschland und Osterreich den Internationalen Verband der forstlichen Versuchsanstalten ( IUFRO ), der heute das wichtigste globale Netzwerk forstlicher Wissenschaftler ist.

Unter der Leitung von Arnold Engler wurden 1903 hydrologische Abfluss-Messstationen eingerichtet, die den positiven Einfluss von Waldern auf Hochwasser belegten, aber auch deren begrenzte Wirkung aufzeigten.

1917, drei Jahre nach der Grundung des Schweizerischen Nationalparks, legte der Bundner Botaniker Josias Braun-Blanquet die ersten Dauerflachen zur Beobachtung der Vegetationsentwicklung an. Im Laufe der Zeit erweiterten und analysierten WSL-Botanikerinnen und -Botaniker dieses Netz.

In den 1930er-Jahren kam es zur Grundung der Lawinenforschungskommission, die den Bau eines Schneelabors auf dem [[Weissfluhjoch |Weissfluhjoch]] und die Untersuchung der Schneestruktur vorantrieb. 1942 erfolgte die Grundung des Eidgenossischen Institut fur Schnee- und Lawinenforschung (SLF) , das die Verantwortung fur die Lawinenwarnung ubernahm. Im Zuge der wachsenden Bedeutung des Wintersports und der Elektrifizierung wurden Lawinen und Schnee zu zentralen Forschungsthemen. [14]

Nach dem Zweiten Weltkrieg erweiterte die WSL ihr Forschungsspektrum um Themen wie Luftverschmutzung, Landschaftsforschung und Biodiversitat. Die intensive Waldsterben -Debatte der 1980er Jahre fuhrte zu wichtigen umweltpolitischen Massnahmen und verstarkter Forschung. 1989 wurde das SLF der WSL angegliedert, wodurch die heutige Eidgenossische Forschungsanstalt fur Wald, Schnee und Landschaft entstand. Die WSL gehort dem ETH-Bereich an, der die beiden Eidgenossischen Technischen Hochschulen in Zurich ( ETH Zurich ) und Lausanne (EPFL), die vier Forschungsanstalten Paul Scherrer Institut (PSI), die Eidgenossische Materialprufungs- und Forschungsanstalt (Empa) sowie die Eidgenossische Anstalt fur Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewasserschutz ( Eawag ) umfasst. Mit seinen zahlreichen Standorten ist der ETH-Bereich in den Regionen verankert. [15]

Die WSL baute ihre regionale Prasenz kontinuierlich aus, um lokale Synergien zu fordern und den Dialog mit der Praxis zu intensivieren. Das Institut eroffnete neue Standorte in Lausanne, Bellinzona und Sion. Die enge Verknupfung von Forschung und Praxis sowie die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern sind noch heute zentrale Elemente.

1996 wurde das neu errichtete Institutsgebaude an der Fluelastrasse in Davos Dorf zum Hauptsitz des SLF. Das fruhere Institutsgebaude auf dem Weissfluhjoch steht weiterhin fur Forschungszwecke zur Verfugung. Das SLF startete den Aufbau des Interkantonalen Mess- und Informationssystems IMIS, einem Netz von Schnee- und Windmessstationen.

2002 nahmen Forschende das Interkantonale Fruhwarn- und Kriseninformationssystem IFKIS fur die Lawinenwarndienste am SLF in Betrieb.

Im Jahr 2010 konnte die von der WSL in Zusammenarbeit mit MeteoSchweiz und dem Bundesamt fur Umwelt entwickelte gemeinsame Informationsplattform Naturgefahren GIN in Betrieb nehmen. Im gleichen Jahr feierte die WSL und das SLF das 125-jahrige bzw. 75-jahrige Jubilaum mit rund 40 Veranstaltungen.

2024 gab sich die WSL eine neue Strategie 2035, damit sie ≪einen substanziellen Beitrag zur Bewaltigung globaler Herausforderungen leisten kann≫ [10] .

WSL-Institutsleitungen seit 1887

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1887?1896 Anton Buhler
1897?1901 Conrad Bourgeois
1902?1923 Arnold Engler
1924?1925 Philipp Flury
1925?1933 Henri Badoux
1934?1954 Hans Burger (erster hauptamtlicher Direktor)
1955?1968 Albert Kurt
1969?1986 Walter Bosshard
1986?1996 Rodolphe Schlapfer
1996?1998 Fritz H. Schwarzenbach
1998?2004 Mario Broggi
2004?2004 Jakob Roost
2007?2012 James Kirchner
2012?2020 Konrad Steffen [16]
2020?2021 Christoph Hegg(ai)
2021?2023 Beate Jessel [17]
2023?2024 Christoph Hegg (ai) [18]
Seit 2024 Rolf Holderegger

Beispiele fur Tatigkeiten

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Die WSL betreibt das international grosste Labor fur Dendrochronologie . [19] Zu den Aufsehen erregenden Funden der WSL zahlt im April 2013 die Sicherstellung von 14'000 Jahre alten Baumstrunken eines subfossilen Walds in Zurich-Wiedikon auf Initiative von Daniel Nievergelt, einem Dendrochronologen der WSL. Rund 200 Stamme konnten die Forscher mittlerweile sicherstellen. Nicht nur fur die Dendrochronologie sind die Funde aufsehenerregend, eine vermutlich um 2000 Jahre weiter zuruckreichende Datierung anhand der Jahresringtabellen wurde damit ermoglicht. [19] [20]

?Das sind die ersten nachgewiesenen Baume, die nach der letzten Eiszeit aus dem Mittelmeerraum wieder bei uns eingewandert sind … solche Funde sind weltweit einzigartig.“

? Daniel Nievergelt : Kommentar

Mit dem internationalen EU-Forschungsprojekt CARBO-Extreme zur Auswirkung von Wetterextremereignissen auf die Landokosysteme konnte der Nachweis erbracht werden, dass die Speicherfahigkeit von Kohlenstoffdioxid infolge der globalen Erwarmung drastisch abnimmt. Besonders die Walder werden durch Waldbrande und andere Schaden nach Trockenperioden langfristig geschwacht, was erneut zu einer Erhohung der Treibhausgase beitragt. [21] [22]

Einzelnachweise

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  1. Budgetbericht des ETH-Rats fur den ETH-Bereich 2024 , auf https://ethrat.ch/de/news-berichte/budgetbericht
  2. wsl.ch: Uber die WSL. Abgerufen am 22. Juni 2024 .
  3. Eidg. Forschungsanstalt WSL (Hrsg.): Geschaftsbericht der Eidg. Forschungsanstalt WSL 2023 . ( lib4ri.ch [PDF; abgerufen am 28. Marz 2021]).
  4. a b wsl.ch: WSL Geschichte. Abgerufen am 22. Juni 2024 .
  5. Bundesgesetz uber die Eidgenossischen Technischen Hochschulen (ETH-Gesetz). Abgerufen am 22. Juni 2024 .
  6. Verordnung des ETH-Rates uber die Forschungsanstalten des ETH-Bereichs. Abgerufen am 22. Juni 2024 .
  7. Verordnung uber den Wald (Waldverordnung, WaV). Abgerufen am 22. Juni 2024 .
  8. Verordnung uber die Warnung und Alarmierung (Alarmierungsverordnung, AV) . ( admin.ch [PDF; abgerufen am 22. Juni 2024]).
  9. a b Verordnung uber den Wald (Waldverordnung, WaV). Abgerufen am 22. Juni 2024 .
  10. a b Eidg. Forschungsanstalt WSL (Hrsg.): WSL-Strategie 2035. Forschen fur Mensch und Umwelt in einer Welt im Wandel . ( lib4ri.ch [PDF; abgerufen am 22. Juni 2024]).
  11. Paul Eugen Grimm: Coaz und Landolt. In: Zum 200. Geburtstag von Elias Landolt. Oberforstmeister und Professor 1821?1896. Sonderbeilage zur Zeitschrift Zurcher Wald 5, 2021, S. 44?47 ( online ).
  12. Erwin Wullschleger (Editor): 100 Jahre Eidgenossische Anstalt fur das forstliche Versuchswesen 1885-1985. Teil 2: Die EAFV heute und morgen. Meinungsaußerungen zur Gestaltung forstlicher Forschung. In: Mitteilungen. Eidgenossische Anstalt fur das Forstliche Versuchswesen, 1985, S. 631?940 , abgerufen am 24. Juni 2024 .
  13. Bundesbeschluß betreffend die Errichtung einer Centralanstalt fur das forstliche Versuchswesen. 27. Marz 1885, abgerufen am 24. Juni 2024 .
  14. slf.ch: SLF Geschichte. Abgerufen am 24. Juni 2024 .
  15. ethrat.ch: Portrat ETH-Bereich. Abgerufen am 24. Juni 2024 .
  16. wsl.ch: Direktor Konrad Steffen todlich verungluckt. 10. August 2020, abgerufen am 24. Juni 2024 .
  17. Bundesrat wahlt Beate Jessel zur neuen WSL-Direktorin. In: admin.ch . Der Bundesrat , Eidgenossisches Departement fur Wirtschaft, Bildung und Forschung , 4. Juni 2021, abgerufen am 5. Juni 2021 .
  18. Direktorin der Eidgenossischen Forschungsanstalt fur Wald, Schnee und Landschaft (WSL) tritt zuruck. In: admin.ch. Der Bundesrat, Eidgenossisches Departement fur Wirtschaft, Bildung und Forschung, 28. Juni 2023, abgerufen am 2. Juli 2023 .
  19. a b Archaologie online: Subfossiler Wald in Zurich entdeckt ( Memento des Originals vom 18. Juni 2013 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.archaeologie-online.de , abgerufen am 25. Mai 2013.
  20. Tages-Anzeiger (21. Mai 2013): Helene Arnet: Der alteste Wald der Welt , abgerufen am 22. Mai 2013.
  21. Wetterextreme heizen Klimawandel an ? CARBO-Extreme-Projekt ( Memento vom 4. Marz 2016 im Internet Archive ), auf der Website des Bundesministeriums fur Bildung und Forschung planeterde . Abgerufen am 18. August 2013.
  22. Markus Reichstein , David Frank u. a.: Wetterextreme heizen Klimawandel an ? "Climate extremes and the carbon cycle" , Max-Planck-Institut fur Biogeochemie Jena, 14. August 2013. Abgerufen 18. August 2013.

Koordinaten: 47° 21′ 37,2″  N , 8° 27′ 17,9″  O ; CH1903:  676778  /  245996